Hier handelt es sich nun nicht mehr
allein darum die Fehler der alten Organisation aufzudecken, die Fehler
deren üblen Eindruck man täglich empfunden und noch
empfindet; sondern
es handelt sich vielmehr darum, sich und die Gesellschaft im Geiste in
eine neue, bessere Ordnung der Dinge hinein zu denken; alle
Wünsche und
Interessen, alle Fähigkeiten und Begierden abzuwägen, und ein
System zu finden, welches wo möglich geeignet ist allen
Forderungen genug zu
thun.
Diese Aufgabe habe ich in diesem
Abschnitte zu lösen versucht; du Leser magst nun das Ganze deinem
Urtheile unterwerfen.
Wirf aber nicht gleich den
Knüppel
der Vorurtheile drüber hinaus mit der Frage: kann von Nazareth
auch
etwas Gutes kommen? Du weißt, irren ist menschlich, selbst der
von
Nazareth irrte sich (Matth. 24, 29.; Mark. 11, 13.), und vollkommen ist
nichts unter der Sonne; auch der von Nazareth war nicht vollkommen.
(Matth. 19, 17.; Joh. 12, 5-8)
Wer für den Fortschritt ist
darf
keine Lehre für vollkommen halten; wenn er keine vollkommnere
kennt, so
ist das kein Grund die Möglichkeit einer vollkommneren zu
bezweifeln.
Die Mängel aber, die man rügt, muß man zu beweisen und
zu beseitigen
verstehen, wo nicht so ist man nur ein Tadler und kein Verbessere!.
Nie, so lange die Welt steht, wird
eine Organisation der Gesellschaft von allen Generationen und
Individuell als unabänderlich gut und vollkommen angesehen werden,
so
wenig als jede der verschiedenen Erfindungen in Gewerben, Künsten
und
Wissenschaften.
Das höchste Ideal der
Vollkommenheit wird die Menschheit nie erreichen, sonst
müßte man einen
Stillstand des geistigen Fortschrittes derselben annehmen.
Wen darum weil Künste
Wissenschaften und Gewerbe einer Verständigen Vervollkommnung
unterworfen sind, so ist es auch die Organisation. der Gesellschaft,
welche eine Folge der Vervollkommnung des Wissens ist.
Die fortschreitende Entwicklung und
Vervollkommnung der gesellschaftlichen Ordnung, muß mit der
Entwicklung
und Vervollkommnung der Ideen Hand in Hand gehen. Mit jener inne halten
wollen wenn diese fortschreiten, und die Vortheile ihrer Verwirklichung
in den gesellschaftlichen Verhältnissen geltend machen, war, und
ist
immer ein Unglück für die Menschheit, weil dadurch der
natürliche Gang
der Entwicklungen gestört, und ein schreiendes
Mißverhältniß zwischen
den Forderungen der natürlichen Begierden einerseits, und den
Fähigkeiten sie zu befriedigen andererseits. Herbeigeführt
wird.
Diese Störung des Strebens
nach
Vervollkommnung, ist die Ursache aller Leiden, welche die Menschheit
seit undenklichen Zeiten heimgesucht hat. Man hielt immer zu strenge an
die alten Institutionen; die Mächtigsten und Listigsten
verknüpften
damit ihre persönlichen Interessen, und wandten darum alle ihnen
zu
Gebote gehenden Mittel an, um jede Neuerung zurückzuhalten, die
diese
Interessen zu gefährden drohten.
Alle unsere Institutionen waren
Verwirklichungen der Ideen des Fortschrittes, und bezweckten in ihrer
Entstehung daher auch immer irgend etwas Gutes; je mehr aber diese
Institutionen veraltern, ohne den fortschreitenden Ideen angepaßt
zu
werden, desto nachtheiliger werden sie der Gesellschaft.
Dieses Alles wohl überlegend
kam
ich auf den Schluß, daß es in einer gut geordneten
Gesellschaft nur ein
bleibendes Gesetz haben könne, das des Fortschritts,
welcher das Naturgesetz der Gesellschaft ist, daß alle
übrigen Gesetze, so wie alle Strafen mit der Freiheit des
Individiums und
dem Wohle der Gesellschaft unverträglich sind; und daß um
solche
Ordnung möglich zu machen, alle persönlichen Interessen in ein
allgemeines Interesse verschmolzen, und den größten
Genie's, in den
nützlichsten Wissenschaften die Leitung desselben anvertraut
werden
müsse. Das ist es, was ich in diesem Abschnitte ausführlich
erklären
werde.
Erstes Kapitel.
Das Element der gesellschaftlichen Ordnung.
Alle Organisationen der
Gesellschaft, die guten wie die schlechten, haben ein und dasselbe
ursprüngliche Element, auf welches man bei einer Veränderung
derselben
jedesmal zurückgehen muß; dieses Element sind die
menschlichen
Begierden.
Unter Begierden versteht man nicht
bloß die Lüsternheit nach irgend einem Gegenstande, sondern
überhaupt
alles Begehren, Verlangen, Trachten, Sehnen, Hoffen und Bedürfen
des
Menschen. Wenn wir heute eines dieser Worte statt Begierde anwenden, so
ist es, um den stärkern oder mindern Grad des Ausdrucks derselben
zu
bezeichnen, z. B. esse ich, um meinen Hunger zu stillen, eine Portien
Fleisch und Gemüse, so habe ich ein Bedürfniß
befriedigt, esse ich noch
Obst darauf, so habe ich ein Verlangen gestillt, gelüstet mir es
aber
außerdem noch nach Zuckerwerk, so nennt man das eine Begierde.
Wenn wir
nun aber glauben, bei einer ähnlichen Mahlzeit unsere Begierde
gesättigt zu haben, so würde ein reicher Mann, der bessere
Kost gewohnt
ist, mit derselben Mahlzeit kaum sein Bedürfniß befriedigen,
mithin ist
selbst die Bezeichnung des stärkern oder geringern Grades des
Ausdrucks
einer Begierde nichts Positives, sondern etwas Angenommenes, und darum
wollen wir, um recht verständlich zu seyn, alles Bedürfen,
Verlangen,
Begehren u. s. w. Begierden nennen.
Die Mittel, welche dazu dienen, die
Begierden zu befriedigen, nennt man Fähigkeiten, und die Anwendung
dieser Fähigkeiten sind die mechanischen und geistigen Arbeiten
des
Menschen.
Die Fähigkeiten sind denn doch
also
die natürlichen Grenzen der Begierden, weil sie die Mittel zur
Befriedigung derselben liefern.
Um nun den ganzen Organismus in
Bewegung zu setzen, so legte die Natur in die Befriedigung der
Genüsse
alle ihre Reize, und ließ diese letztere auf die Sinne wirken.
Die
Sinne regten nun die Begierden auf, die Begierden die Fähigkeiten
und
diese die Thätigkeit des Menschen. Die Früchte dieser
Thätigkeit wurden
so wieder zu Genüssen, in die rasch wieder die Reize der Sinne
eingriffen, um die Begierden zu erregen.
Auf diese Weise sind die Begierden
die Triebfedern des ganzen Organismus, und damit diese nicht
erschlaffen, hat es die Natur so eingerichtet, daß sie immer
stärker
werden, je mehr sich die Fähigkeiten des Menschen entwickeln und
vervollkommnen; z.B. ging man erst nur zu Fuß, so fing man
später an zu
reiten, dann an zu fahren, darauf baute man Landstraßen und
Kanäle;
einmal daran gewöhnt, trieben die Begierden zur Erfindung der
Eisenbahnen und Anwendung der Dampfkraft an. Diese wird jetzt auch
immer mehr und mehr vervollkommnet, und wer weiß, ob nicht die
Luftschifffahrt auch noch so verbessert und vervollkommnet werden wird,
daß sie Landstraßen und Eisenbahnen unnöthig macht. So
erweitern sich
die Begierden der Menschen mit den Grenzen der Fähigkeiten immer
mehr
und mehr, und bilden durch die letztern auf diese Weise das, was wir
den Fortschritt nennen.
Die Gesammtheit aller menschlichen
Begierden ist immer der Gesammtzahl aller vorhandenen Genüsse
gleich,
durch welche die erstern erregt werden; und die Gesammtheit der
Fähigkeiten Aller reicht immer hin, die Summe von Genüssen
herbeizuschaffen, welche die Begierden Aller zu ihrer Befriedigung
verlangen.
Ob wohl nun in der Gesellschaft
das schönste Gleichgewicht menschlicher Begierden und
Fähigkeiten
besteht, so ist dies doch bei dem Individuumnicht der
Fall, so daß besonders in unsern civilisirten Ländern
Niemand mehr mit
seinen eigenen Fähigkeiten allein im Stande ist,
seine
Begierden zu befriedigen; denn der Mensch kann sich nicht allein ein
Haus oder Schiff oder eine Landstraße bauen, noch sonst irgend,
eine
wichtige Arbeit allein machen, sondern er ist genöthigt,
seine
Fähigkeiten mit denen Anderer auszutauschen, um die Begierden
befriedigen zu können, die er im Laufe des Fortschrittes kennen
gelernt
hat.
Um die Ausbildung seiner
Fähigkeiten war es dem Menschen immer am meisten zu thun, weil er
nur
durch sie seine Genüsse vermehren und so den Forderungen seiner
Begierden reichlich nachkommen konnte; eines der kräftigsten
Mittel
aber, seine Fähigkeiten zu vermehren und auszubilden, war das Leben
in Gesellschaft, oder die Organisation derselben.
Vereinzelt ist der Mensch eine
schwache Kreatur im großen Weltenraum, aber vereinigt was ist er
da
nicht Alles im Stande. Vereinzelt kann ihn ein Gewitter
einschüchtern,
eine Ratte ihm Furcht einjagen; vereinigt läßt sich der
riesige
Elephant von ihm zum Lastthier abrichten und die Blitze des Himmels
sich ihre Bahn bezeichnen. Vereinzelt ruft ihm der reißende
Waldstrom
zu: bis hierher und nicht weiter! Vereinigt ringt er den
Brandüngen des
Meeres Königreiche ab. Vereinzelt knausert die Natur mit ihm
über ihre
Gaben; vereinigt zwingt er ihr Reichthum und Ueberfluß ab.
Vereinzelt
muß er im Schweiße seines Angesichts sein Brod essen;
vereinigt wendet
er seine geistigen Kräfte vortheilhaft an und ersetzt seine
physischen
durch die Kraft der Elemente. Auch in den Begierden der verschiedenen
Individuen schuf die Natur eine Verschiedenheit, so zwar, daß die
Fähigkeiten und Begierden eines jeden Individuums besondere
Eigenschaften haben, seyen sie auch noch so unbemerkbar; demungeachtet
aber verhält sich die Gesammtsumme aller Fähigkeiten der
Gesellschaft
immer gleich zu der Gesammtsumme aller Begierden.
Durch die Verschiedenheit der
Fähigkeiten bei den verschiedenen Individuen wurde es den Letztern
unmöglich, ihre Begierden vollkommen zu befriedigen, ohne sich an
die
Gesellschaft anzuschließen. Diese Verschiedenheit der
Fähigkeiten und
der große Vortheil einer Vereinigung der Fähigkeiten
mehrerer
Individuen zur Vermehrung der zur Befriedigung der Bedürfnisse
erforderlichen Mittel, dann der Reiz der Genüsse, welchen die
Natur in
die Bande der Ehe und Familie legte; alles dieses waren eben so viele
natürliche Einladungen zum gesellschaftlichen Leben und zum
Studium
desselben.
Das gesellschaftliche Leben und
seine Wohlthaten haben die Menschen bereits seit Jahrtausenden
gekostet, allein das Studium desselben ist ihnen erst seit Kurzem
eingefallen und ist noch lange nicht im Zuge; denn es ist sogar noch
unterdrückt und verboten.
Im Anfang, wo der Mensch noch
wenige Begierden kannte, hatte er auch nur geringe Fähigkeiten und
eben
so war seine Begierde der Geselligkeit geringer. Die Natur wirkte daher
nur durch die Ehe und Familie auf diese. Doch je mehr sich seine
Begierden entwickelten, desto stärker entwickelte sich auch seine
Liebe
zur Geselligkeit, weil er in ihr die Mittel fand, seine Thätigkeit
zu
vervielfachen und seine Genüsse zu vermehren.
Da nun also kein einziges
Individuum mit seinen eigenen Fähigkeiten seine Begierden
vollkommen
befriedigen kann und er sich unglücklich und krank fühlt,
wenn er das
nicht kann. Da ferner sich die Summe der Fähigkeiten Aller zu der
Summe
der Begierden Aller immer im gleichen Verhältniß
verhält, so folgt
daraus, daß alle Individuen, um zu genießen, austauschen
müssen, und
daß die, das natürliche Gesetz des Fortschrittes am
wenigsten
störende Methode des Austausches der Fähigkeiten der
verschiedenen
Individuen die beste Organisation der Gesellschaft ist.
Nun wollen wir untersuchen, was am
störendsten auf die natürliche Richtung der Begierden und auf
den Gang
des Fortschrittes, der davon eine Folge ist, einwirkt.
Wenn die Methode des Austausches
der Fähigkeiten widernatürlich und schlecht ist, so kann es
vorkommen,
daß
a) die
Befriedigung der Begierden, welche dazu dienen soll, die eigenen
Fähigkeiten der Thätigkeit und des Genusses zu erhalten
und zu
vermehren, nur statt dessen dazu dient, die Fähigkeiten zu
zerstören und zu vermindern, z. B. durch das
Uebermaaß
körperlicher und geistiger Genüsse zum Nachtheil der eigenen
körperlichen und geistigen Fähigkeiten;
b) daß die Begierden der
Einen zum Vortheil der ändern unterdrückt
werden, z.B. durch Genüsse welche durch schlechte Löhnung und
Beköstigung der Arbeiter erkauft werden, u. s. w.;
c) daß die
Fähigkeiten der
Einen zum Vortheil der Andern unterdrückt werden, durch
die
ungleiche Erziehung der Kinder der Armen und der der Reichen u s. w.;
d) daß die
Begierden der Einen
zu ihrem Nachtheil und zum Vortheil der Andern geweckt und
genährt werden, z.B. der Ehrgeiz und die Ruhmsucht des Kriegers
zum
Vortheil des Fürsten, die Liebe zum Luxus zum Vortheil der
Krämer und
Fabrikanten, die Liebe zum Geld zum Vortheil der Geldmänner, und
hundert andere Fälle.
e) daß die
Fähigkeiten der
Einen zum Nachtheil der Andern unterdrückt werden durch
die
Bevorzugung der Söhne privilegirter Familien, wenn es sich um die
Verwaltung eines wichtigen Amtes handelt; dann durch das Geldsystem,
welches den Ideen und Talenten von drei Viertheilen der Menschheit, den
Weg zur Verwirklichung und Anwendung ihrer Ideen und Fähigkeiten
versperrt.
Mithin entsteht doch aus der Freiheit
und der Harmonie der Begierden und FähigkeitenAlleralles
Gute und aus der Unterdrückung und Bekämpfung derselben
zum Vortheil
Einiger alles Böse.
In diesen wenigen Worten ist Alles
in Allem enthalten; versuchen wir nun eine Organisation der Begierden
und Fähigkeiten Aller nach diesem Grundsatze zu geben.
Alle Begierden theilen wir in drei
Hauptklassen:
1) Die Begierden des Erwerbes.
Die Befriedigung dieser Begierde
nennt man: Erwerb, Besitz, Lohn, Eigenthum, Verdienst u. s. w.; den,
der diese Begierde befriedigt, Besitzer, Eigenthümer, Käufer,
Herr,
Meister u. s. w.
Wird die Befriedigung dieser
Begierden durch die gewaltsame oder listige Unterdrückung der
Begierden
Anderer, und durch Benutzung und Entziehung ihrer Fähigkeiten
erlangt,
so heißt sie: Raub, Diebstahl, Banquerott, Wucher, Betrug,
Steuer; auch
zuweilen Lohn, Verdienst, Gewinn u. s. w.
2) Die Begierden des Genusses.
Die Befriedigung dieser Begierden
nennt man: Gesundheit, Wohlstand, Glück, Ehre, Ruhm,
Vergnügen, u. s.
w. Den der dieseBegierden befriedigt nennt man:
wohlhabend, glücklich, zufrieden, vergnügt, einen Lebemann,
u. s. w.
Wird die Befriedigung dieser
Begierden durch die gewaltsame oder listige Unterdrückung Anderer
und
durch Benutzung oder Entziehung ihrer Fähigkeiten erlangt, so
heißt
das: Luxus, Verschwendung, Ueberfluß, Reichthum, Prasserei u. s.
w.
3) Die Begierden des Wissens.
Die Befriedigung dieser Begierde
nennt man: Verstand, Weisheit, Talent, Gelehrsamkeit u. s. w.; den, der
diese Begierden befriedigt, nennt man: verständig, weise,
talentvoll,
gelehrt u. s. w. Wird die Befriedigung dieser Begierden durch die
gewaltsame oder listige Unterdrückung der Begierden Anderer, und
durch
Benutzung und Entziehung ihrer Fähigkeiten erlangt, so heißt
das:
Tyrannei, Betrug, Lüge u. s. w.
Alle übrigen Begierden bilden
entweder einen Theil dieser oder entstehen aus der Anwendung der
Fähigkeiten dieselben zu befriedigen.
Die Begierden zu erwerben, zu
genießen und zu wissen sind allen Menschen gemein,
und
entspringen eine aus der andern; denn der Mensch kann nichts genießen
was er nicht schon hat, und nichts haben, ohne zu wissen
wo und wie er es bekommt; sonach ist doch die Begierde des Wissens
die Haupttriebfeder des gesellschaftlichen Organismus durch welche alle
übrigen geleitet werden.
Die Begierde des Wissens machte die
Entdeckung, daß die vereinten Fähigkeiten, mehrerer
Individuen im
Stande sind den Begierden derselben mehr Genuß zu verschaffen als
die
vereinzelten.
Diese Entdeckung benutzten um die
Menschen auf eine sehr verschiedene Weise, Jeder nach seinen
Lieblingsbegierden.
Da Einige sahen, daß man
durch die
vereinten Fähigkeiten Mehrerer, im Stande war, die Begierden
derselben
entsprechender zu befriedigen, so schlossen sie daraus, daß man
ja auch
eben so gut die Begierden Anderer zügeln könne, um die
Einiger zu
vermehren.
Man machte sich also ans Werk, die
Begierden Einiger zum Vortheil Anderer zu zähmen, und nannte diese
Zähmung wenn siefreiwillig war,
Tugend,
und Laster, wenn das Individuum sich dagegen empörte.
Die auf diese Weise den Begierden
Vielertheils freiwillig gegebene, theils gewaltsam aufgedrungene
Richtung, nannte man Sitten.
Die Zähmung der Begierden der
Einen, zum Vortheil der Begierden der Andern, erzeugte die
scheußliche
Ungleichheit in den gesellschaftlichen Verhältnissen, gebar und
vermehrte Gesetze, Verbrechen und Strafen.
Zuerst übernahm die Begierde
des Erwerbens
die Leitung der gesellschaftlichen Organisation. Nach ihr setzte sich
die Begierde des Genusses mit ans Ruder. Beide regieren noch bis auf
den heutigen Tag, während das Wissen sich unter die Wänste
seiner
sinnlichen Genossen beugt.
Die auf diese Weise
unterdrückte
Wißbegierde artete aus in Unsinn, Irrthum Aberglauben,
Vorurtheil,
Täuschung und Lüge, welche zum Vortheil der Genuß- und
Habsucht
verbreitet wurden.
Allein die Gewalt des Wissens
konnte doch nicht dauernd unterdrückt werden, und wenn ihm
scheinbar
die Leitung der Organisation der Gesellschaft entzogen war, so war dies
auch eben nur scheinbar; denn langsam unterminirte dasselbe
während dem
Druck der auf ihm lastete die Grundpfeiler der alten Organisation, dem
Fortschritt eine unerwartete Bahn brechend, und von Zeit zu Zeit den
Begierden der Habsucht und der Genüsse seine Lockspeisen der
Erfindungen und Entdeckungen vorwerfend, welche jene schützten und
Pflegten, ohne zu ahnden, daß sie dadurch ihren eigenen Werken,
Wunsch
und Willen entgegen arbeiteten.
So wurde die Buchdruckerkunst, und
die Anwendung der Dampfkraft auf Maschinen erfunden. Mittelst der
ersten wird es möglich, die Lichtfunken der Wissenschaften zu
sammeln
und zu erhalten, bis zu einer nicht fernen Periode, wo sie stark genug
sein werden, den Damm zu überfluthen welchen ihnen die Begierden
des
persönlichen Interesses in den Weg setzten.
Nun stehen wir am Vorabend einer
gewaltigen Krisis! Ein mächtiges, fest eingewurzeltes, bis jetzt
von
den Philosophen noch verschontes Vorurtheil ist niederzureißen;
dies
kann jetzt aber nur in den großen Städten Frankreichs und
Englands am
wirksamsten geschehen. Also nieder damit! und aus Allem einen kurzen,
praktischen Schluß gezogen! -
Alle Begierden sind
natürlichen
Ursprungs; von der Richtung welche man denselben giebt, von der
Erleichterung oder Erschwerung ihrer Befriedigung, also mit einem
Worte: von der Organisation der Befriedigung der Begierden, und des
Austausches der FähigkeitenAller, hängt die gute
oder
schlechte Organisation der Gesellschaft, hängt das Glück oder
Unglück
der Individuen ab.
Sonach darf doch in einer guten
Organisation der Gesellschaft keine Begierde des Einen zum Vortheil des
Andern unterdrückt, sondern einer jeden muß in der
natürlichen Ordnung
der Dinge ihre freie Befriedigung gelassen werden, wenn
dieselbe nicht der Freiheit Anderer, und somit der Harmonie des Ganzen
schadet.
Nach den Gesetzen der Natur, ist
nun die Begierde des Wissens diejenige welche die Andern leitet, denn
man kann nichts genießen ohne es zu haben, und nichts haben ohne
zu
wissen wo, und wie es zu bekommen sey.
Die gesammten Fähigkeiten,
welche Alle
anwenden um die Begierden des Erwerbens zu befriedigen, nennt man Produktion,
und die gesammten Fähigkeiten Aller um die Begierden der
Genüsse zu
befriedigen, die Consummation.
Die Begierde der Kenntniß der
Veredlung und Vervollkommnung der Begierden und Fähigkeiten Aller,
ist
die des Wissens und die durch dieselbe geführte Leitung
der
Befriedigung der Begierden, und des Austausches der Fähigkeiten
Aller,
die Verwaltung.
Sonach muß die Organisation
der
Gesellschafte nach den verschiedenen Begierden der Menschen, und den
Fähigkeiten welche zur Befriedigung dieser Begierden dienen, in
folgender Ordnung bestehen:
1) Die Verwaltung, oder die
Fähigkeiten des Wissens.
2) Die Produktion, oder die
Fähigkeiten des Erwerbens.
3) Die Consummation, oder
die Fähigkeiten des Genusses.
Die Ausbildung dieser
verschiedenen Fähigkeiten, muß nach denNaturgesetzen
vor sich gehen, folglich muß die des Wissens zuerst ausgebildet
werden,
dann die des Erwerbens, und dann erst die des Genusses.
Diese Reihenfolge der Ausbildung
muß freiwillig und allgemein sein; wir nennen sie
Erziehung.
Unter freiwilliger
Erziehung verstehe ich, daß man jeder Begierde und Fähigkeit
den
natürlichen Lauf lasse, so lange dieser der Gesellschaft nicht
schädlich zu werden droht, d. h. so lange derselbe nicht die
Rechte und
Freiheiten der Begierden und Fähigkeiten Anderer stört.
Die Befriedigung der Begierden
Einzelner, kann entweder dazu beitragen die Fähigkeiten und
Begierden
Einzelner zu erhalten, zu vermehren und zu vervollkommnen, oder sie zu
zerstören, zu vermindern und schädlich zu machen.
Aus der Praxis dieses Schlusses
entstehen die meisten individuellen, und alle Krankheiten des socialen
Körpers.
Gesundheit ist die Harmonie der
Begierden und Fähigkeiten der Individuen mit der
gesellschaftlichen
Ordnung. Krankheit ist das Mißverhältniß der Begierden
und Fähigkeiten
der Individuen mit der gesellschaftlichen Ordnung.
Sonach giebt es in einer guten
Organisation der Gesellschaft weder Laster noch Verbrechen, weder
Gesetze noch Strafen, sondern Regeln und Heilmittel. Das was wir heute
Verbrechen nennen, sind Krankheiten, meist hervorgerufen durch
die schlechte Organisation der Gesellschaft, durch die
widernatürliche
Richtung der Begierden und Fähigkeiten.
Um diesen nun ihre natürliche
Richtung wieder zu geben, muß damit angefangen werden, der
Wissenschaft
wieder den Platz einzuräumen, den ihr die Natur bezeichnete,
nämlich
den der Leitung aller übrigen Begierden und
Fähigkeiten.
Um dieses nun richtig zu
können,
muß man das persönliche Interesse von der Wissenschaft
und die
Produkte dieser von den Individuen trennen, so daß im
wahren
Sinne des Wortes die Wissenschaft die Verwaltung der
Gesellschaft leitet und nicht das Individuum.
Zu diesem Ende kann die Verwaltung
der Gesellschaft weder auf einen Fürsten, noch auf eine Dictatur,
noch
auf eine republikanische Wahlmehrheit übergehen; alle diese
Regierungsformen verwalten das persönliche Interesse und
sind
durch dasselbe an die Regierung gelangt. Für die Uebergangsperiode
jedoch ist die Dictatur nothwendig, um die neue Organisation
einzurichten.
Wir werden im folgenden Kapitel
sehen, auf welche Weise es möglich ist, die Wissenschaft von dem
Individuum zu trennen, und ihr die Leitung der Organisation der
Gesellschaft zu übertragen.
Zweites Kapitel.
Von der Verwaltung.
Der Zweck der Verwaltung ist, den
Austausch der Fähigkeiten und Begierden der verschiedenen
Individuen
nach den Naturgesetzen zu leiten, und denselben die zum Wohle und zur
Harmonie Aller nöthige, natürliche Richtung zu geben, oder
mit andern
Worten: die gleiche Vertheilung der Arbeiten und der Genüsse nach
denselben Gesetzen, und die Vertilgung und Heilung der menschlichen
Schwächen und Krankheiten, welche diese natürliche Richtung
stören.
Die Individuen, welche vermöge
ihrer Eigenschaften das Verwaltungspersonal bilden, dürfen
deswegen
nicht den mindesten Vorzug vor Andern haben; eben so haben sie dieselbe
Verpflichtung der Anwendung ihrer Fähigkeiten wie alle Uebrigen.
Dieses ist eine Hauptsache, auf
welche die Gesellschaft nicht streng genug achten kann.
Nur Denen, die regieren wie jetzt,
oder verwalten wie später, keine besonderen Vorrechte
eingeräumt, ihnen
die nützliche Anwendung ihrer Fähigkeiten zum Wohle Aller
nicht
geschenkt. Wo dieses geschieht, ziehen der demüthige Arbeiter und
Bauer
den Hut tiefer, blickt der eingebildete Pinsel stolzer über die
Achsel,
und die ganze Gesellschaft - besonders die Jugend - richtet
sich nach
den Beispielen von Oben. Die Ersten müssen im wahrhaften Sinne des
Worts die Letzten seyn, und die Letzten die Ersten; so lange das nicht
ist, sind wir verloren, getäuscht, unglücklich und betrogen
zum
Vortheil der Selbstsüchtigen.
Also das wichtigste Amt in der
Gesellschaft darf nicht mehreintragen als das
letzte, und das letzte nicht weniger als das erste.
Da nun das Verwaltungspersonal die
Leitung der Fähigkeiten und Begierden Aller, so wie den
gegenseitigen
Austausch derselben zum Wohle Aller übernehmen soll, so ist es
nothwendig, daß dasselbe aus Individuen bestehe, welche theils
1) sich in verschiedenen
Fähigkeiten ausgebildet haben, und zwar vollkommener als alle
Uebrigen;
2) aus solchen, welche die
vollkommenste Kenntniß der Wirkung der verschiedenen
Fähigkeiten und
Kräfte besitzen;
3) aus solchen, welche die
natürliche Richtung der Begierden und Fähigkeiten Aller mit
Erfolg
studirt, und sich in diesem Studium die größten Kenntnisse
erworben
haben.
Alle anderen Personen sind zur
Verwaltung untauglich und können daher wohl regieren, aber nicht
verwalten.
Der Unterschied zwischen den
heutigen Regierungen und den künftigen Verwaltungen ist folgender:
Die heutigen Regierungen
bekümmern
sich weder um den Austausch der verschiedenen Fähigkeiten, noch um
die
Richtung, welche die Begierden der verschiedenen Individuen nehmen. So
lange diese Richtung ihren persönlichen Interessen nicht zu
schaden
droht, lassen sie Alles Kopf unter Kopf über gehen, lassen
nützliche
Fähigkeiten ersticken oder zum Vortheil schädlicher Begierden
Einzelner
unterdrücken. Statt dem Unfug durch weise
Vorkehrungsmaßregeln Einhalt
zu thun, suchen sie ihn vielmehr auf alle mögliche Weise zu
unterstützen und zu rechtfertigen, um desto leichter ihr eigenes
Interesse befriedigen zu können. So suchen sie der Wissenschaft
die
Leitung der Begierden und Fähigkeiten oder überhaupt mit
andern Worten,
die Verwaltung der gesellschaftlichen Ordnung zu entziehen, und
bedienen sich, um diesen Zweck zu erreichen, der rohen Mittel der
Belohnungen und der Strafen, indem sie die Uebel der Menschheit
vermehren, und den Theil derselben, welchen sie künstlich
hervorgerufen
haben, Verbrechen nennen.
Die Regierungen sehen mehr auf ihr
eigenes Wohl als auf das Wohl der Uebrigen. Sie verhindern den
Fortschritt durch das Festhalten an allen Grundsätzen und
Institutionen, auf welchen sie ihr persönliches Interesse gebaut
haben,
welche den fortschreitenden Ideen schroff entgegenstehen und durch den
Druck der Herrschaft der sinnlichen Begierden nach und nach zu
Vorurtheil, Irrthum und Lage wurden.
Nichts
ist vollkommen unter der Sonne, darum darf an alten Sagen, Lehren,
Grundsätzen und Institutionen zum Nachtheil des Fortschrittes
nicht
festgehalten werden. Was vor 1000 oder 100 Jahren gut war, ist es nicht
mehr heute oder für immer. Da die Ideen mit den Generationen
fortschreiten, so müssen auch die Institutionen einer
beständigen
Vervollkommnung unterworfen seyn, weil sie nichts anders sind als eine
Verwirklichung früherer Ideen. Das ist aber niemals im Interesse
der
Regierenden, weil man ihnen erlaubt, ihre persönlichen
alleinigen
Vortheile mit den alten Grundsätzen und Institutionen zu
verbinden. So
lange man aber Einigen die Macht zu regieren, d. h. zu befehlen,
überträgt, wird es immer so seyn.
Eine
Verwaltung dagegen muß den Auftrag haben, die Begierden und
Fähigkeiten
Aller - die des Verwaltungspersonals mitinbegriffen - zum
Vortheil der
Gesellschaft zu regeln und in Harmonie zu bringen. Hier giebt es mithin
weder Ehrenbezeigungen noch Unterwürfigkeitsformeln, weder
äußere
Auszeichnungen des Ruhmes noch der Verachtung; hier ist nichts zu
befehlen und nichts zu gehorchen, sondern zu regeln, anzuordnen und zu
vollenden. Da giebt's weder Verbrechen noch Strafen, sondern nur
noch
einen Rest menschlicher Schwächen und Krankheiten, welche die
Natur uns
in den Weg legte, um durch die Beseitigung derselben unsere physische
und geistige Thätigkeit anzufeuern, damit sie auf diese Weise ein
Triebrad des Fortschrittes werde.
Alles
in der Natur ist gut und nützlich, auch ihre Unvollkommenheiten,
denn
sie erzeugen unsere Thätigkeit; und was wäre das Leben ohne
diese?
Drittes Kapitel.
Von den Wissenschaften.
Unter
den vielen Wissenschaften die betrieben werden, giebt es Manche welche
der Gesellschaft oft mehr schädlich als nützlich sind; wieder
andere
ganz unnütze Wissenschaften können wir gleichwohl vor der
Einrichtung
einer bessern Ordnung der Gesellschaft nicht entbehren. Manche
derselben hat während der Herrschaft der sinnlichen Begierden in
der
Gesellschaft Wurzel gefaßt, und in der schlechten Organisation
derselben Nahrung gefunden.
Schon
sind das Sterndeuten, Traumauslegen, Wahrsagen und Goldmachen, von dem
Throne der Wissenschaften gestürzt werden, auf welchen sie sich
mittelst Hülfe der sinnlichen Begierden, einen Platz erschlichen
hatten. Noch giebts der trügerischen Usurpatoren die Menge, welche
die
geistige Thätigkeit der Wißbegierigen vom nützlichen
Wissen abzulenken
und auf sich zu ziehn suchen.
Seht
dort das Bild der kalten, gefühllosen Göttin mit Schwert und
Wage! Seht
wie die wißbegierige Jugend schaarenweise unter ihren falschem
Kultus
gedrängt wird! - So lange sie sich solchem Dienste weihen,
so lange sie
sich über verstaubten Gesetzbüchern den Kopf zerbrechen, und
nach den
Bedürfnissen und Fähigkeiten der Gesellschaft vor 100 und vor
1000
Jahren die unsrigen abwägen wollen: so lange wird die
Gelehrsamkeit der
Menschheit mehr schaden als nützen; so lange ist sie nichts als
eine
auf den Thron der Gewaltigen erhobene Buhle der sinnlichen Begierden.
Ziehen
wir mancher modernen Gelehrsamkeit das schöne Kleid aus, so haben
wir
oft den nackten Unverstand vor Augen. Das ist kein Wunder! Wenn man
lehren, schwatzen und schreiben mußum
seine Existenz zu sichern, kann unmöglich Alles gut sein.
Desgleichen:
solange eine schöne Stimme, ein gefälliges Aeußere,
schöne Reden und Phrasen, noch im Stande sind einem Menschen die
kalte
Beurtheilung weg zu zaubern, so lange hat er noch keine Ueberzeugung in
irgend einem Prinzipe erlangt.
Schönsprecherei
und Schöngeisterei sind Künste wie das Kartenschlagen und
Seiltanzen.
Notwendige
Wissenschaften sind solche, ohne welche ein Stillstand im Fortschritt
eintreten, und mithin die Auflösung der Gesellschaft erfolgen
würde.
Nützliche
Wissenschaften sind alle solche deren Ideen sich zum Wohle der
Gesellschaft verwirklichen lassen.
Angenehme
Wissenschaften sind alle solche, welche sowohl durch ihre Ideen, als
durch die Verwirklichung derselben, der Gesellschaft Bequemlichkeit,
Vergnügen und Unterhaltung gewähren.
Alle
übrigen Geistesprodukte sind unnütze Wissenschaften oder
Künste.
Jeder
Zweig der Arbeit wird auf dem Höhepunkt seiner Vervollkommnung, wo
er
den Ideen einen Wirkungskreis gewährt, zur Wissenschaft.
Die
Philosophie ist das Wissen aller Wissenschaften. Sie ist der
Gesellschaft dann am nützlichsten, wenn sie die durch die
gesammten
Wissenschaften gegebenen Ideen in eine die Harmonie des Ganzen
bezweckende Ordnung zu bringen sich bemüht.
Weil
nun die Philosophie aus der Concentrirung der Ideen aller übrigen
Wissenschaften besteht, so ist sie auch keine besondere, auf die
Praktik gegründete, specielle Wissenschaft, sondern eine allgemeine,
deren Ausbildung mit jeder der übrigen Wissenschaften verbunden
ist.
Es
kann mithin in jedem Zweige des Wissens Philosophen geben, und jeder
Philosoph kann in irgend einem Zweige des Wissens vollkommener
ausgebildet sein als in den übrigen.
Die Philosophie
ist es also, welche das Ruder der Verwaltung
der gesellschaftlichen Ordnung leitet.
Diejenigen
Wissenschaften, durch welche sie sie vorzüglich leitet sind:
1) Die
philosophische Heilkunde.
Dieses
ist die nöthigste und wichtigste Wissenschaft der
künftigen Generationen; ihr Studium begreift die ganze physische
und
geistige Natur des Menschen, seine körperlichen und geistigen
Schwächen
und Krankheiten, und die Kenntniß der Vertilgung und Ausrottung
derselben.
Die
größten Philosophen werden doch also auch zugleich Aerzte
und
Sittenlehrer, und ihre Aufgabe die Heilung aller Köper- und
Seelenkrankheiten seyn; denn man wird aufhören, diese letzteren
Verbrechen zu nennen.
So
wie heute der Arzt sich bestrebt, die Heilung der körperlichen
Leiden
so schnell wie möglich zu Stande zu bringen, und die Lage des
Kranken
so erträglich und angenehm wie möglich zu machen, so wird der
künftige
Arzt auch mit der Heilung der Seelenkrankheiten verfahren. Eine der
Hauptaufgaben dieses Zweiges der Wissenschaft ist daher auch die
Organisation der Fähigkeiten und Begierden des Individuums in der
Gesellschaft, und die Erleichterung der natürlichen Begierden und
Fähigkeiten mit Denen Aller.
Also
alles nützliche Wissen der heutigen Philosophen, Rechtsgelehrten,
Theologen und Mediziner concentrirt sich nach Ausscheidung alles
Schädlichen in den Brennpunkt der philosophischen Heilkunde.
2) Die
Physik.
Darunter
verstehen wir die Kenntniß der Kräfte der Natur, sowie das
Studium
ihrer Anwendung zum Wohle der Menschheit. Unter der Leitung dieser
Wissenschaft stehen die Arbeiten des Ackerbaues, der Bergwerke,
Glashütten, Thongruben, der Wasch- und Färbeanstalten, der
Heitzungen
und Beleuchtungen der Gebäude, der Kochanstalten, der Bereitung
der
Getränke, sowie die Aufsicht über die Aufbewahrung der in den
Magazinen
und Kellern aufgespeicherten rohen Produkte u. s. w.
3) Die
Mechanik.
Diese
Wissenschaft begreift die vollkommene Kenntniß der Theorie und
Praxis
jeder der verschiedenen Hand- und Maschinen-Arbeiten. Die in dieser
Wissenschaft gemachten neuen Erfindungen bilden den Centralpunkt dieser
Wissenschaft, von welchem aus die neuen Theorien in die Praxis geleitet
werden
Viertes Kapitel.
Von den Wahlen.
Wenn
wir einen prüfende Blick auf alle bestandenen und noch bestehenden
Organisationen der Gesellschaft, und auf die verschiedene Art und
Weise, in der sie regiert wurden und noch regiert werden richten, so
finden wir, daß noch niemals und nirgends die Wissenschaft darin
den
Platz behauptete, der ihr gebührt. Und doch hat noch keines der
Mitglieder der verschiedenen Regierungen die Macht und Nothwendigkeit
der Herrschaft des Wissens leugnen können, sondern sie waren
vielmehr
genöthigt, sich beständig Mit dem Schein der Weisheit zu
umgeben, und
jeden aufblitzenden mächtigen Strahl derselben entweder durch
Bestechungen zu gewinnen, oder ihn durch rohe viehische Mittel zu
unterdrücken und zu verdunkeln.
Aufrichtig
gestanden, ihr Großen dieser Erde! müßt ihr nicht
zugeben, daßdie
Leitung und Verwaltung der gesellschaftlichen Organisation durch das Vorrecht
der Geburt eine Verkennung des Fortschrittes, und der
natürlichen
Entwickelung der menschlichen Fähigkeiten ist?
Fragt
eure eigene innere Stimme, fragt euer Durchlauchtigstes,
Großmächtigstes Ich, ob es zu Gunsten der Aufklärung
und des
Fortschrittes der Gesellschaft im 19ten Jahrhundert spricht, wenn sie
die für die Leitung ihrer Verwaltung nöthigen Kenntnisse und
Talente in
dem Hirn eurer Nachkommen suchen muß; als wenn die Weisheit ein
Zuchthengst wäre, der seine Eigenschaften auf eine und dieselbe
Race
verpflanzt.
Unter
der Herrschast der Legitimität gleicht der Fortschritt einem
Uhrwerke,
an welchem Waffen, Orden und Geldsäcke die Stelle der
Gewichte vertreten. Alle Tage die alte Leier, immer das ewige
eintönige
Ticktack der Angestellten und Höflinge; alle Tage dieselben
Stunden der
Mühen und Plagen, und von Zeit zu Zeit dieselben Schläge des
Schicksals.
In der Demokratie wird das Leben
schon lebendiger; der Fortschritt findet hier doch manchmal
Gelegenheit, das Talent auf dem Drängen und Wirren der Massen an
die
Spitze der Geschäfte zu schieben; indeß treibt der Zufall
dabei so sein
Wesen, daß auch hier nach den bestehenden Organisationen das
Reich des
Wissens nicht garantirt ist.
Was muß nun geschehen, frug
ich
mich oft, um der Weisheit und dem Fortschritt die Leitung der
Verwaltung zu sichern? Vor Allem dachte ich mir, ist es nothwendig, den
Einfluß der sinnlichen Begierden aus dieselbe zu beseitigen.
Dieses
geschieht durch den Zustand der Gemeinschaft.
Ein reiferes Nachdenken belehrte
mich jedoch bald, daß das nicht genüge, denn obgleich man
von der einen
Seite durch die gleiche Vertheilung der Genüsse versichert ist,
daß das
Verwaltungspersonal seine Talente und Fähigkeiten nicht zum
Nachtheile
der Uebrigen verwenden kann, so bietet doch wieder von der andern Seite
das entscheidende Stimmenmehr der Massen wenig Garantie, daß die
vorhandenen wichtigsten und nützlichsten Fähigkeiten und
Talente auch
immer aus den Wahlen hervorgehen. Wohl werden im Zustande der
Gemeinschaft die Wahlen weniger partheiisch und leidenschaftlich seyn,
als dies im jetzigen Zustande der Ungleichheit der Fall ist, aber nun
kommt der eigentliche Fehler der vielköpfigen Verwaltungen, dieser
ist
die Abstimmung nach vorheriger Diskussion über die Annahme oder
Verwerfung dieses oder jenen Gegenstandes der Verwaltung. Dabei giebt
es denn gewöhnlich die langweiligsten Diskussionen für und
wider, und
am Ende, wenn in Folge dieser entmuthigenden, zeitraubenden
Streitereien der Neid, die Eifersucht, Eitelkeit, Ruhm und Ehrgeiz
aufgeregt wurden, und diese Leidenschaften die Stimme kaltblütiger
Beurtheilung in fieberhaft aufwallende Parteilichkeit verwandelt haben,
dann wirft ein jedes Individuum sein Veto in die Urne, um den Werth des
Talentes zu bestimmen, das sie öftersnicht
zu
schätzen verstehen und über das es ihnen nach einer
aufregenden
Diskussion kaum möglich ist, ein richtiges Urtheil zu fällen,
selbst
wenn sie die richtige Kenntnisse der Sache hätten. Die
zufälligen
Eigenschaften eines einzigen Wählers, der gute oder böse
Wille
desselben entscheiden hier oft über das werthvolle Talent, so
daß, wenn
es in einer Repräsentanten-Kammer unter 100 Einen giebt, welcher
durch
Verwirklichung seiner Idee dem Volke außerordentlich nützen
könnte, und
es giebt darin nur 48, welche den Werth derselben verstehen und
anerkennen, so sind die übrigen 52 im Stande, sie zur
Minorität zu
machen, d. h. ihnen und der ganzen übrigen Gesellschaft ihren
Willen
zum Gesetz aufzustempeln; ja diese Abstimmungen sind solche
Hasardspiele, daß es oft nur auf die zufällige Abwesenheit,
auf die
gute oder böse Laune eines Individuums ankommt, um die Annahme
oder
Verwerfung eines wichtigen Vorschlages zu entscheiden. Selbst eine
parlamentarische Mehrheit ist öfter, bei Lichte besehen, nichts
als
eine schwache, unwissende oder übelwollende Minderheit, wenn man
sich
die Mühe nehmen wollte und könnte, die Meinung jedes
einzelnen Wählers
über die von den Deputirten erfolgte Annahme oder Verwerfung
irgend
eines Vorschlages zu erfragen, besonders im jetzigen Zustande der
Ungleichheit. Von diesen und andern Mängeln liefern uns die
Parlaments
Verhandlungen der Beispiele die Menge. Nirgends haben die Kunstgriffe
und Intrigen der Männer sinnlicher Begierden mehr Spielraum als
hier.
Das kennen, das wissen wir beinahe Alle und haben es selbst teilweise
erfahren, nur wagten wir daraus nicht immer den Schluß zu ziehen,
daß
das, was man in Bezug auf die Wahlen Volksherrschaft nennt, nichts ist
als eine angenehme Täuschung, ein Begriff, der, genau kritisirt,
viel
verspricht und wenig hält.
Diese Erkenntniß des falschen
Begriffs, den man sich unter der Benennung "Volksherrschaft" machte,
hatten in neuerer Zeit die meisten demokratischen Parteien und
besonders die Socialisten. Diese Letztern fühlten die
Nothwendigkeit,
die Wahlsysteme entweder bedeutend zu vervollkommnen oder dieselben
ganz zu verwerfen, und die Organisation der Gesellschaft auf festerem
Grunde zu bauen. Hatte man doch lange die bittere Erfahrung gemacht,daß die Abstimmung der Massen mit den dabei
gespielten Intrigen und Wahlumtrieben nicht im Stande sey, irgend einer
freien Institution eine dauernde Garantie der Erhaltung und
Entwickelung zu geben. Man sah ja oft genug, welcher Mittel man sich
bediente, um das wohlmeinende nützliche Genie von der Leitung der
Verwaltung zu entfernen, oder demselben, wenn das nicht gelang, in
einer vielköpfigen, neidischen und eifersüchtigen
Repräsentanten-Kammer
mit Erfolg entgegenzuwirken.
So wurden den Leuten - Gott
sey
Dank! - seit 1830 endlich die langweiligen, ekelhaften,
streitsüchtigen
Debatten der vielköpfigen constitutionellen und republikanischen
Hyder
zum Ekel.
Verzweifelnd an den
Unvollkommenheiten der bekannten Wahlsysteme, verwarfen einige
französische Kommunisten dieselbe für die Ubergangsperiode
ganz, und
schlugen für dieselbe die Diktatur vor, die Verbesserung der
Wahlsysteme der Zukunft überlassend. Owen übertrug in seinem
System die
Leitung der Verwaltung den Individuen in einem gewissen Alter von
Jahren, so daß der Mensch je älter er wird, zu immer
wichtigern Aemtern
der Verwaltung berufen ist. Fourier erkannte die Wichtigkeit der
Fähigkeiten, verband sie aber mit dem persönlichen Interesse,
paralellisirte sie durch den Einfluß des Kapitals, und ließ
sie
gleichwohl unter das rohe Joch des Stimmenmehrs.
Die Mängel aller bekannten
Wahlsysteme erkennend, und die Notwendigkeit einer Reform derselben
fühlend, machte ich mich an die Lösung dieser Frage.
Zuerst stellte ich mir den von der
ganzen gebildeten Welt unbestrittenen Grundsatz auf: die
Philosophie muß regieren.
Darauf erläuterte ich mir den
Begriff der Philosophie, und fand, daß man darunter den Inbegriff
alles
Wissens versteht. Nun strich ich aus der Reihe der Wissenschaften jede
unnütze und schädliche Lehre, und nahm dafür jede
Arbeit mit
darin auf, welche auf dem Höhepunkt ihrer Vervollkommnung den
Ideen
einen Wirkungskreis gewahrt.
Die theoretische Kenntniß
irgend
eines Zweiges der Hand- und Maschinenarbeiten ist also eine Wissenschaft.
Nun concentrirte ich im Geiste alle
erhabenen, guten, nützlichen, und schonen Ideen. Diese da, sagte
ich
mir, sind es die Welt regieren; und aus den Hindernissen welche ihnen
die persönlichen Interessen Einiger in den Weg legen, entstehen
alle
unsere Uebel.
Was muß nun geschehen um
diese
Hindernisse künftig zu beseitigen, und dem Wissen die Leitung, der
Verwaltung der gesellschaftlichen Ordnung zu sichern?
Man muß vor Allem das
persönliche Interesse davon trennen. Die Wissenschaft
muß aufhören
ein Priviligium zu sein; dem beschränktesten Kopf wie dem
größten Genie
muß die Befriedigung der Begierden nach den gleichen,
natürlichen
Verhältnissen möglich werden.
Ist dies festgesetzt, dann
muß
Denen, welche das größte Genie, die größten
Talente und die besten
Ideen haben, die Leitung der Verwaltung übertragen werden. Diese
aber
wird man an ihren Fähigkeiten erkennen.
Der Eindruck den eine neue Idee auf
die Sinne macht, ist um so starker, und die Idee selbst um so
faßlicher, wenn sich dieselbe auf dem Papier, durch Schriften,
Zeichnungen, Planen, u. d. g. verkörpert, oder sich überhaupt
an irgend
einem Gegenstande ganz oder theilweise verwirklicht.
So bald nun eine Idee sich auf eine
solche Weise verkörpert hat, wird es möglich dieselbe zu
prüfen, ohne
daß die Gegenwart derPerson, von der sie ausging,
dabei nothig ist.
Dadurch wird es möglich bei
den
Wahlen die Fähigkeiten von den Individuen zu trennen.
Betrachte man die seit einigen
Jahren veranstalteten Kongresse der Gelehrten als
Repräsentantenkörper
des Wissens Aller; ziehe man alle unnützen und
schädlichen
Wissenschaften davon ab, rechne man alle verdrängten
nützlichen dazu,
so hat man einen Umriß von einem, das Wissen
repräsentirenden
Verwaltungspersonale.
Diese Kongresse oder Akademien des
Wissens, werfen nun wichtige, das Wohl der Gesellschaft bezweckende
Fragen auf. Diejenigen welche sich um die Lösung dieser Fragen,
und das
dadurch ihnen zur Verwaltung übertragende Amt bewerten wollen,
reichen
ihn Ideen darüber schriftlich, oder in Proben ein.
Die auf diese Weise eingegangenen
Werke werden von den Mitgliedern der Akademie geprüft, und dem
Einsender des besten, der Zweig der Verwaltung angewiesen, in welchem
er mit seinem Genie der Gesellschaft am nützlichsten sein kann.
Da nun in der künftigen
Organisation die Arbeiten der Verwaltung der Gesellschaft nützlich
seyn
müssen, und nicht unnütz und schädlich, wie die unserer
heutigen
Regierenden; da sie die Leitung aller Arbeiten, den Austausch der
Produkte so wie die Beförderung der Harmonie des Ganzen zum Zweck
haben: so müssen auch die Mitglieder der Verwaltung sich in diesen
Arbeiten die größten Kenntnisse erworben haben, damit sie
nicht, wie
heute unsere Regierenden, genöthigt sind Andere damit zu
beauftragen,
weil sin wohl befehlen aber nicht ausführen können. Dazu nun
ist die
Prüfung der Fähigkeiten der Wahlkandidaten unumgänglich
nothwendig. Die
Prüfung derselben kann auf die oben angeführte, oder einer
dieser
ähnlichen Weise geschehen.
Der Fall, daß die
Prüfung durch
Fähigkeitsproben die Gegenwart des Individuums nicht nöthig
macht,
dient gerade nun wieder dazu, die Wahlen zu vereinfachen, alle
persönlichen Streitigkeiten und Debatten so wie alle Bestimmungen
über
Zeit und Dauer der Wahlen, so wie über das Alter der Wähler
wegfallen
zu machen.
Auf diese Weise räumte ich
alle
Mängel weg, deren sich die Leidenschaften und der Individualismus
bedienen konnten, die Anerkennung des Talentes zu verhindern. Noch
blieb mir aber eine letzte Aufgabe, nämlich die: Auf welche Weise
nun
die Wahlen vorzunehmen seyen; denn durch das Abstimmen des großen
Haufens konnte das nicht gehen. Nehmen wir an, Jemand hätte eine
sehr
wichtige Entdeckung in der Physik gemacht, um darüber eine
Abhandlung
bei den Wahlen abzugeben, so könnten erstens unmöglich Alle
herzu, um
dieselbe zu prüfen, und dann verständen die Wenigsten etwas
davon, und
wenn nun gar 5 - 6 oder noch mehrere ähnliche Abhandlungen zu
prüfen
wären, so wäre die Verwirrung fürchterlich, und man
könnte dann wohl
sagen, daß die Wissenschaft noch einem ärgern Tyrannen in
die Klauen
gefallen wäre, als dem monarchischen Ungeheuer und der Hyder der
Volksherrschaft.
Niemand kann eine Sache
prüfen, von
welcher er keine Kenntnisse hat, daher muß die Prüfung der
Fähigkeitsproben oder mit andern Worten das künftige Wahlen,
nur von
solchen Personen vorgenommen werden, welche schon selber eine solche
Prüfung siegreich bestanden haben, und in Folge derselben
Mitglieder
des Verwaltungspersonals geworden sind. Nur auf solche Weise stehen die
Wahlen mit den Naturgesetzen in Einklang und sind geeignet, den
Fortschritt und die Harmonie des Ganzen zu befördern.
Die Eigenschaften müssen also
durch
die Eigenschaften, das Talent muß durch das Talent, die Weisheit
durch
die Weisheit gewählt, und die Personen während der Wahlen wo
möglich
von den Fähigkeiten getrennt werden.
Das Vorurtheil der
Persönlichkeit
ist noch zu groß unter uns, darum ist es nöthig ihm
besonders bei den
Wahlen entgegen zu wirken.
Sieht man eine schöne Arbeit,
ein
neues Kunstprodukt, liest man ein schönes Buch, so fragt man
gewöhnlich
fast unwillkürlich: wer hat das gemacht? - Auf die Person,
auf die
gesellschaftliche Stellung derselben und auf die Verhältnisse, die
uns
an dieselbe knüpfen, kommt dann gewöhnlich bei der
Beurtheilung
desselben sehr viel an. Auf letztere üben, ohne daß wir es
merken, die
verschiedenartigsten Umstände und Rücksichten der
ersterwähnten
Gegenstände einen entschiedenen Einfluß aus.
Die Persönlichkeiten
verhindern und
verpfuschen überall die gründliche Prüfung der
Fähigkeiten.
Wir sehen das im Leben so oft; es
wimmelt darin an solchen Beispielen, so daß gewiß Jedermann
die
Nothwendigkeit einer gründlichen Reform der bestehenden
Wahlsysteme
einsehen wird.
Wem die durch die bestehenden
Wahlsysteme repräsentirte, sogenannte Volksherrschaft noch nicht
zum
Ekel ist, der lese nur einige Jahrgänge konstitutioneller und
republikanischer Repräsentanten-Verhandlungen, wenn ihm dies
möglich
ist, und frage sich hernach, ob solches meist unfruchtbare,
unnütze,
streitige und langweilige Gewäsch wohl
geeignet
ist den Fortschritt und die Freiheit Aller zu fördern? All dieser
Wortschwall ist Spreu, die man den Völkern in die Augen wirft,
damit
sie nicht sehen, wer ihn am die Körner frißt.
Nun will ich es versuchen, eine
Idee der Wahlreform zu geben. Für die Verwaltung der Gesellschaft
denke
ich mir folgende Ordnung:
An der Spitze derselben steht das Trio
oder der Dreimänner-Rath, aus den größten Philosophen
bestehend, welche
zugleich die vorzüglichsten Genie's in der Heilkunde,
der Physik
und Mechanik sind.
Danach kommt die Centralmeisterkompagnie,
durch welche das Trio gewählt und die wichtigsten Aemter des
großen
Familienbundes verwaltet sind.
Nach dieser kommen die
Meisterkompagnien, welche die Verwaltungen der Distrikte, Länder,
Bezirke und kleinern Familien-bunde im Bereich des großen
Familienbundes sind.
Um die Verwaltung zu erleichtern
und zu vereinfachen, wählt jede Meisterkompagnie aus ihrer Mitte
einen Werksvorstand,
welcher aus den obersten Führern jedes Geschäfts besteht. Den
aus der
Mitte der Centralmeisterkompagnie gewählten, nenne ich den großen
Werksvorstand. Dieser steht dem Trio als ausübendes
Verwaltungspersonal zur Seite.
Was die allgemeinen Angelegenheiten
des großen Familienbundes anbetrifft, so steht jeder
Werksvorstand
unter der unmittelbaren Leitung des Trio.
Die Werksvorstände bilden also
einen ausübenden Ausschuß der Meisterkompanien, und sind
zugleich
Mitglieder derselben.
Den Meisterkompanien zur Seite
stehen die Akademien, oder die Verwaltungspersonale aller
schönen und angenehmen Arbeiten, so lange diese nicht allgemein
geworden sind. Diese bilden wie die Meisterkompanien einen
Ausschuß aus
ihrer Mitte, welchen man den akademischen Rath nennt
Allen diesen, die Verwaltung
leitenden Körpern, stehen Gesundheitskommissionen zur
Seite,
welche wieder alle unter der besondern Leitung des Gesundheitsrathes
stehen.
Dieser letztere steht mit dem
großen Werksvorstand dem Trio in der Leitung der wichtigsten
Angelegenheiten der Verwaltung und der Harmonie des Ganzen zur Seite.
Nun zu der nöthigen
Wahlordnung.
Art. l. Alle Ausnahmen in das Trio,
in die Centralmeisterkompagnie, die Meisterkompagnien und Akademien,
geschieht wenn dies irgend möglich ist durch Bewerbungen um die
Lösung
von Konkursfragen mittelst der Einsendung von Wahlproben, als:
schriftliche Abhandlungen, über nützliche, wissenschaftliche
Gegenstände, Erfindungen und Entdeckungen, Proben von
Kunstprodukten;
Zeichnungen und Plänen von Bauten, Maschinen, Werkzeugen und
ähnlichen
Gegenständen; Beifügung von Modells im Kleinen u. s. w.
Art. 2. Die verschiedenen Bewerber
reichen ihre Produkte entweder bei der Centralmeisterkompagnie, den
Meisterkompagnien oder den Akademien ein, je nachdem sie sich davon die
Ausnahme in die eine oder die andere Versammlung versprechen.
Art. 3 Der Name des Einsenders
bleibt den Wählern bis nach geschehener Prüfung unbekannt,
und wird nur
im Falle der Ausnahme und zwar nach dem Ausspruche derselben, bekannt
gemacht.
Art. 4. Wenn eine Erfindung oder
Entdeckung von besonderer Wichtigkeit die Gegenwart des Erfinders oder
Entdeckers bei der Prüfung nöthig macht, so fällt obige
Bestimmung weg.
Art. 5. Die Prüfung der
eingesandten Wahlproben übernehmen diejenigen Mitglieder, welche
darin
die meisten Kenntnisse besitzen, als: die Mechaniker die Maschinen, die
Weber die Stoffe, die Physiker die Abhandlungen neuer Ideen über
die
Benutzung der rohen Naturkräfte, die Aerzte die über die
Heilung der
physischen und geistigen Krankheiten, die Maler die Gemälde u. s.
w.
Art. 6. Wenn die eingesandte
Wahlprobe den davon erwarteten Resultaten entspricht, so daß man
daran
einen hohen Grad der Geschicklichkeit, des Talentes und der Weisheit
des Bewerbers erkennen kann, so wird derselbe als Mitglied der
Versammlung aufgenommen, bei welcher er seine Wahlprobe zur
Prüfung
eingereicht hat.
Art. 7. Findet die
Prüfungskommission an den eingesandten Wahlproben Mängel, so
werden
erstere mit den Bemerkungen der letzteren und der Aufforderung, sie zu
verbessern, an die Einsender zurückgeschickt. Je nachdem denselben
nun
entweder die Verbesserung oder Widerlegung dieser Mängel gelingt,
wird
ihre Aufnahme in die Versammlung bei der zweiten Einsendung angenommen
oder abgewiesen.
Art. 8. Die
Prüfungskommissionen
können nur mit Stimmen-Einheit einen Beschluß fassen;
wenn diese
nicht stattfindet, so wird das Protokoll der Berathungen derselben,
nebst der in Frage gestellten Wahlprobe dem Gutachten des
Werksvorstandes überlassen, welcher dann nach dem Stimmenmehr
entscheidet.
Art. 9. Bei Konkursfragen, wo das
zu versehende Amt Demjenigen schon im Voraus bestimmt wird welcher die
Frage am besten löst, bestimmt auch die Annahme der Wahlprobe
schon den
vom Kandidaten zu besetzenden Platz.
Art. 10. Die Wahlen in das Trio und
in die Werkevorstände geschehen durch die Lösung von
Konkursfragen:
alle hierin vorzunehmenden Wahlen durch das Stimmenmehr, welche durch
das Abgehen oder Absterben von Mitgliedern erfolgen können, werden
als
provisorisch betrachtet.
Art. 11. Die Werksvorstände
ersetzen in letzterem Falle ihre Mitglieder durch das Stimmenmehr aus
den Meisterkompagnien und der große Werksvorstand die seinigen
aus der
Centralmeisterkompagnie, wenn sie durch die Lösung von
Konkursfragen
sich nicht genug ergänzen können.
Art. 12. Diejenigen unter dem durch
die Fähigkeiten gewählten Verwaltungspersonale, welche die
meisten und
wichtigsten Erfindungen und Vervollkommnungen gemacht, die besten,
nützlichsten und neuesten Ideen veröffentlicht, oder die
meisten und
schätzbarsten Kunstprodukte geliefert haben, werden also durch die
eben
bezeichneten Wahlen entweder Mitglied des Werksvorstandes oder des
akademischen Raths, je nachdem sie schon durch die eingesandten
Wahlproben entweder Kandidaten des Verwaltungspersonals der notwendigen
und nützlichen, oder der angenehmen Arbeiten geworden sind.
Art 13. Jede Wahlprobe wird noch
geschehener Prüfung neben den frühern Wahlproben der
Mitglieder, welche
die Prüfungskommission bildeten, in den Ausstellungssälen
aufgestellt
und dem Volke das Resultat der Prüfung bekannt gemacht.
Art. 14. Lassen sich für eine
von
den Prüfungskommissionen und den Werksvorständen verworfene
Wahlprobe
eine Menge Individuen mit Kommerzstunden (s. Kap. 10) einschreiben, so
daß dies die Errichtung eines Atteliers für dasselbe Produkt
nöthig
machte, so wird der Einsender derselben Mitglied der Akademien. Dieser
Umstand ist dann gleichsam als ein Appell an das Volk zu betrachten.
Art. 15. Mitglied der
Meisterkompagnien kann er jedoch durch eben bemerkten Umstand nicht
werden, so lange das Produkt seiner Erfindung nicht in den Bezirk einer
Meisterkompagnie allgemein geworden ist.
Alt. 16. Erfordert die Anerkennung
der Nützlichkeit und des Werthes irgend eines Vorschlages eine
lange
Probezeit, so kann der Einsender des Artikels dennoch gleich Mitglied
der Anstalt seyn, sobald die Wahrscheinlichkeit der Idee nicht von den
prüfenden Mitgliedern in Zweifel gezogen wird. In das Trio und zum
Werksvorstand kann derselbe jedoch nicht gewählt werden, bevor die
Verwirklichung der neuen Idee nicht die davon versprochenen Resultate
geliefert hat.
Art. 17. Die Wahlen der Mitglieder
der Gesundheits-Kommissionen werden durch die Menge der
glücklichen
Heilungen schwieriger geistiger und physischer Krankheiten bestimmt,
eben, so die des Gesundheitsraths, welcher den Kern der
Wissenschaft der philosophischen Heilkunde im ganzen Bereich des
großen
Familienbundes repräsentirt. Die schriftlichen Zeugnisse dieser
Heilung, so wie den Namen des Arztes geben die Spitallisten und
Kommerzbücher. (Siehe Kap. 10. Art.7. u. vergl. Kap. 15 Art. 9.)
Diese
Wahlen werden von den betreffenden Kommissionen nach dem jedesmaligen
Abgang ihrer Mitglieder selbst vorgenommen.
Art. 18. Die Amtsdauer der
Gewählten ist unbestimmt so wie die Epoche der Wahlen. Wenn viel
gedacht und erfunden Wird, so wird auch viel gewählt. Je mehr
Talent
und Genie sich zu den Wahlproben drängt, um so schwieriger wird
das
Examen derselben gemacht.
Art. 19. Die Mitglieder des Trio,
der Centralmeisterkompagnie, der Meisterkompagnien und Akademien,
welche von einem Kandidaten an Wissenschaft, Genie und Kenntniß
übertroffen werden, räumen diesem den Platz, eben so werden
die, welche
oft Krankheiten unterworfen sind, durch die ihnen in der Wissenschaft
am nächsten stehenden Mitglieder ersetzt; ausgenommen wenn das
Genie
der erstern trotz ihrer Kränklichkeit noch wirksam, und dabei
unersetzbar ist.
Art. 20. Alle Zug- und
Werkführer,
so wie alle Aemter, welche keine besonderen wissenschaftlichen
Kenntnisse erfordern, werden von den verschiedenen Arbeitersectionen
aus ihnen gewählt, entweder durch Wahlproben, durch's
Stimmenmehr,
durch's Loos, durch's Alter, durch die Dauer der
Arbeitszeit in einem
und demselben Geschäft, kurz wie und auf welche Weise sie
darüber in
den verschiedenen Gruppen übereinkommen,
Art. 2l. Die Leitung aller Arbeiten
jedoch, welche ein bedeutendes Talent erfordern, und welche gleichwohl
nicht alle von den Mitgliedern der Meisterkompagnien und Akademien
besetzt werden können, weil ihre Anzahl nicht ausreicht, werden
von den
Werksvorständen aus den ihnen vorgelegten Listen der
Auszeichnungen in
Geschicklichkeit und Fleiß, den Fähigsten Übertragen.
Art. 22. Jedem steht es frei, mit
ein und derselben Wahlprobe sich zugleich in mehreren Meisterkompagnien
und Akademien um die Aufnahme zu bewerben.
Art. 23. Die Wahlen der Mitglieder
der Meisterkompagnien und Akademien sind nur in dem Lande oder Bezirke
gültig, wo sie gewählt werden.
Mit einem ähnlichen
Wahlsysteme
wird es möglich die Herrschaft des Wissens zu begründen, und
die der
rohen Gewalt auf immer auszuschließen. All unser Wirken muß
darum
darauf gerichtet sein, die Männer der Privilegien von der
Regierung
auszuschließen. Niemand darf ärmer sein als die Regierung!
den
Grundsatz laßt uns proklamiren. Niemand kann Volksvertreter
werden,
der sich weigertseine Güter zum Besten des
Staates herzugeben, das laßt
uns
kühn in Wort und Schrift veröffentlichen, es laut in die Welt
hinausrufen, damit sie es in den entlegensten Hütten vernehmen.
Niemand
darf mehr regieren, im heutigen Sinne des Worts, wenn man will, daßdie Weisheit verwalte.
In unsern jetzigen Wahlsystemen
sind es die Vorrechte der Geburt, die Gunst der Großen, Titel,
Geld,
die Gabe trügerischer, kriechender Beredsamkeit u. dgl., mittelst
welchen sie sich an die Spitze der Geschäfte drängen, nicht
um sie zu
verwalten, sondern um sie zu plündern und sich davon zu
mästen, während
das wäre aber in der in der Armuth vegetirende Wissen entweder von
der
vorurtheilsvollen stupiden Menge nicht gehört wird, oder von den
regierenden Priviligirten Geld, Amt und Brod erhält um zu
schweigen.
Die Charlatane der rohen Gewalt
treiben darum auch bei den Wahlkomödien nach wie vor ihr Wesen.
Sie
theilen sich darin die politischen Rollen aus, und nehmen das Maul voll
Liberalismus und Preßfreiheit: sobald es ihnen jedoch damit
gelingt
sich an das Ruder der Geschäfte zu schwingen, beuten sie alle
gemachten
politischen Spiegelfechtereien und Phrasen, von Freiheit, Recht und
Vaterland, zu ihrem eigenen persönlichen Vortheil aus.
Dagegen ist kein anderes Mittel zu
ergreifen als das: die Wahlen der Volksvertreter ungültig zu
erklären,
wenn sie sich weigern ihre Güter zum Besten des Staates herzugeben.
So lange es Denen welche die
Reichthümer Aller verwalten erlaubt ist, besondere
Reichthümer für sich
zu haben und zu erwerben, so lange werden sie auch durch ihre
Verwaltung den Interessen Aller schaden.
Es genügt aber nicht damit
daß die
Männer des Verwaltungspersonales nicht mehr in ihrem
persönlichen
Interesse regieren, sondern sie müssen auch außerdem im
Interesse Aller
zu verwalten verstehen. Dies kann aber nur in einem
Wahlsysteme, ähnlich dem hier gegebenen garantirt werden. Darin
ist
weder eine unwissende, noch verkäufliche oder auf das
persönliche
Interesse erpichte Verwaltung mehr möglich.
Die Folgen einer solchen Wahlreform
werden nun aber sein, daß
a) das wahre nützliche Wissen
wirklich regieren, und somit die Herrschaft der rohen viehischen Gewalt
aufhören wird.
b) Den natürlichen Vortheilen
einer
gewandten Rede und eines gefälligen Aeußern wird dadurch die
Möglichkeit benommen, den Werth irgend einer Idee in ein falsches
Licht
zu setzen, um dadurch die Beurtheilung der prüfenden Mitglieder
irre zu
führen.
c) Es werden dadurch alle
Persönlichkeiten bei den Wahlen vermieden, so wie alle
unnützen,
langweiligen und streitigen Debatten.
d) Der Eifer für den
Fortschritt in
Erfindungen, Künsten und Wissenschaften, wird dadurch eine
riesige, nie
gekannte Höhe erreichen.
e) Jeder Personenwechsel in der
Verwaltung, wird der Gesellschaft einen neuen schaffenden,
thatkräftigen Impuls geben, und nie eine Ursache des Stillstandes
oder
Rückschrittes für sie sein.
f) Die Ausführung jeder neuen
großartigen Idee wird mit einem Eifer und einer Schnelligkeit
bewerkstelligt werden, von welcher wir uns heute keine Idee machen
können.
Fünftes Kapitel.
Von den Arbeiten.
Art. 1. Der Unterricht aller
für
die Gesellschaft nothwendigen und nützlichen Arbeiten, so wohl der
mechanischen als geistigen, wird in der Schularmee betrieben.
Art. 2. Niemand kann aus derselben
in die Gesellschaft eintreten, welcher sich nicht die Praktik irgend
einer nützlichen mechanischen Arbeit angeeignet, und ein Examen
darin
bestanden hat. (Siehe Kapitel l4. Art. l.)
Art. 3. Die Wahl der Arbeit bleibt
jedem Individuum überlassen.
Art. 4. Jedem steht es frei, in
einem oder mehreren Arbeitszweigen, je nach Abwechselung der
Arbeitsstunden, zu arbeiten, wenn er sich darin die nöthigen
Vorkenntnisse erworben hat.
Art. 5. Zu dem Ende werden alle
Arbeitszweige in mehrere Klassen und Unterabtheilungen abgetheilt,
damit es durch die Vereinzelungen der Arbeiten Jedem leicht wird, in
mehreren Geschäften zu arbeiten, ohne vorher genöthigt zu
sein, das
ganze Geschäft mit allen seinen Verzweigungen zu erlernen.
Art. 6. Die für Alle gleiche
allgemeine Arbeitszeit für die Production des Nothwendigen und
Nützlichen wird nach den Bedürfnissen der Konsommation Aller,
vom Trio
berechnet und bestimmt.
Art. 7. Nothwendige Arbeiten sind
alle Arbeiten für das Gedeihen und den Fortschritt der
nützlichen
Wissenschaften, für die Unterhaltung und Vervollkommnung der
Heilanstalten, für die allgemeine Erziehung der Jugend, und den
gegenseitigen Austausch der Produkte, so wie die für Nahrung,
Wohnung,
Kleidung und Erhohlung der Glieder der
Gesellschaft nöthigen Arbeiten.
Nützliche Arbeiten sind alle
die,
welche die vorhergehenden erleichtern und vervollkommnen, als: die
Vervollkommnung der Werkzeuge der Arbeit, der Bau von Maschinen,
Straßen, Eisenbahnen, Kanäle u. s. w.
(Ueber die Arbeiten des Angenehmen
sehe man überhaupt Kap. 12.)
Art.8. Den Greisen, Schwachen und
Krüppelhaften, werden die leichtesten Aemter als Aufseher u. dgl.
angewiesen.
Art. 9. Jedem Individuum, das nicht
Mitglied der Meisterkompagnien oder Akademien ist, und welchem daher
die Studienzeit nicht mehr als Arbeitszeit angerechnet wird, kann, wenn
es sich ferner auf den Universitäten noch mehr ausbilden will,
sich
solche Arbeitsstunden wählen, welche nicht in die Zeit der
Lehrvorträge
der Professoren fallen.
Art. 10. In der Erndtezeit bleiben
alle Universitäten geschlossen, und die lehrenden und lernenden
Mitglieder derselben arbeiten mit auf den Feldern.
Art. 11. Alle Arbeiten, welche es
möglich machen, können von 2 zu 2 Stunden gewechselt werden.
Art. 12. In den Arbeiten, zu
welchen sich die Arbeiter am meisten drängen, kann wo dies der
Arbeit
selbst nicht hinderlich ist, Niemand tätlich mehr als 2 Stunden
arbeiten. (Siehe Kap. 11. Art. 7.)
Art. 13. Der Druck nothwendiger und
nützlicher literarischer Arbeiten, wird nach vorheriger
Prüfung vom
Trio, von der Centralmeisterkompagnie oder den Meisterkompagnien
verordnet; die des Angenehmen verordnen die Akademien, Jedes Werk der
Art muß also vorher an eine von diesen eingereicht werden. Findet
ein
solches Werk Anerkennung bei einer solchen Versammlung, so wird dem
Autor dafür eine zu bestimmende Summe Kommerzstunden bewilligt.
Diese
Summe kann so stark sein, daß sie alle Blätter seines
Kommerzbuches
ausfüllt, d, h. sie kann so viele Kommerzstunden enthalten, als
jeder
Andere die Freiheit hat, in dem Zeitraum von einem Jahre zu machen. (S.
Kap. 12. Art. l7 bis 20.)
Art.
14. Bei Geschäften, welche eine anhaltend strenge Arbeitszeit
erfordern, werden alle Arbeitsstunden, welche täglich jede Person
in
solchen Geschäften über die Zeit zu machen verpflichtet ist,
für
Kommerzstunden angemerkt. Dies ist z. B. der Fall bei den Seeleuten,
den Postbegleitern u. s. w. (S. Kap. 10, 8te und 9te Frage.)
Art.
15. Da die Arbeiten der Mitglieder des Trio, der
Centralmeisterkompagnie und der Meisterkompagnien, die der Professoren,
Lehrer und Aerzte, meistens rein geistiger Natur sind; da ferner das
Genie dieser Personen der Menschheit oft in einem Jahre wichtigere
Dienste leistet, als Millionen Handarbeiter während ihrer ganzen
Lebenszeit, und dies zwar durch die Erfindungen nützlicher
Maschinen u
s. w.; da ferner es eine Thorheit wäre, solche vorzügliche
geistige
Kräfte, welche schon Proben ihres Werthes abgelegt haben, in eine
bestimmte Arbeitszeit einzwangen zu wollen, was ohnehin nicht
möglich
ist: so bleibt jedem dieser Mitglieder für die Ausübung
seines Amtes
eine freie Wahl der Arbeitszeit überlassen. (S. Kap. 10. Art. 22.)
Art.
16. Dasselbe gilt für das Personal der Akademien. (S. Kap. 12.
Art. 22)
Sechstes Kapitel.
Die Meisterkompagnien.
Art.
1. Eine Meisterkompagnie ist das Centrum der nützlichsten
Fähigkeiten
und Wissenschaften der Bewohner eines Landes oder Distrikts im Bereich
des großen Familienbundes, und folglich als solches das
Verwaltungspersonal dieses Distrikts.
Art.
2. Die Mitglieder der Meisterkompagnien werden nach Art. 1 bis 8 des
4ten Kap. gewählt.
Art.
3. Jede Meisterkompagnie zerfällt in zwei Abteilungen: die
männliche
und die weibliche. Erstere ist aus den Vorstehern der männlichen,
letztere aus den Vorsteherinnen der weiblichen Arbeiten zusammen
gesetzt.
Art.
4. Die Meisterkompagnien haben durch die aus ihrer Mitte gewählten
Prüfungs-Kommissionen, so wie durch den aus ihrer Mitte
gewählten
Werksvorstand, bei den Wahlen der Fähigkeiten eine prüfende,
berathende und entscheidende Mission.
Art.
5. Die Jugend in der Schularmee, ist auf eine ähnliche Weise
organisirt
wie die mündige Gesellschaft. Sie hat deshalb ebenfalls eine
Meisterkompagnie aus zwei Abtheilungen bestehend; die der Knaben und
Jünglinge, und die der Mädchen. (Siehe Kap. 14. Art. 7 bis
12.)
Art.
6. Der Wirkungskreis jeder Meisterkompanie wird vom Trio je nach dem
Klima und der geographischen Lage eines Landes, und den
Bedürfnissen
und Gewohnheiten seiner Bewohner geregelt.
Siebentes Kapitel
Von der Centralmeisterkompagnie.
Art.
l. Was die Meisterkompagnien für jeden besondern Distrikt,
für jedes
besondere Land sind, das ist die Centralmeisterkompagnie für den
ganzen
Familienbund.
Art.
2. Wie die Meisterkompagnien den Kern des Wissens eines Landes oder
Distriktes bilden, so bildet die Centralmeisterkompagnie den Kern des
Wissens des ganzen Familienbundes.
Art.
3. Die Wahlen der Mitglieder der Centralmeisterkompagnie werden wie die
der Meisterkompagnien nach Art. 1 bis 6 des 4ten Kapitels vorgenommen,
nur mit dem Unterschiede daß von allen großen Denkern,
Talenten und
Genies, nur, die durch ihre Ideen hervorragendsten und nützlichsten,
Mitglieder der Centralmeisterkompagnie werden können.
Art.
4. Von den Mitgliedern der Centralmeisterkompagnie werden durch den
Werksvorstand die wichtigsten Posten der Verwaltung des großen
Familienbundes besetzt, als das Trio, oder die höchste Spitze der
Verwaltung des großen Familienbundes; der große
Werksvorstand, aus den
Vorstehern sämmtlicher Arbeitszweige bestehend; die Professoren
auf den
Universitäten und die Lehrer in den hohen Schulen, die Direktoren
der
verschiedenen Distrikte und Gemeinden.
Art.
5. Die Centralmeisterkompagnie hat als solche bei den
Fähigkeitswahlen
des großen Bundes, wie bei allen wichtigen Fähigkeitswahlen
im
Interesse der Verwaltung des großen Bundes, eine prüfende,
berathende und entscheidende Mission.
Der
einen Theil derselben bildende, große Werksvorstand, hat noch
nebenbei
eine unter der Leitung des Trio stehende, ausübende Mission.
Art.
6. Die Centralmeisterkompagnie zerfällt eben so wie jede
Meisterkompagnie in zwei Abteilungen, eine weibliche und eine
männliche, je nach den verschiedenen männliche und weiblichen
Arbeitszweigen.
Achtes Kapitel.
Von den Werksvorständen.
Art.
1. Jede Meisterkompagnie wählt aus ihrer Mitte nach Art. 10 und 11
des
4ten Kapitels, einen Werksvorstand.
Art.
2. Den von der Centralmeisterkompagnie aus diese Weise gewählten,
nenne
ich den großen Werksvorstand. Derselbe steht nebst dem
Gesundheitsrath, dem Trio als Ministerium zur Seite.
Art.
3. Die Werksvorstände bestehen aus den Vorstehern und
Vorsteherinnen
der verschiedenen Zweige der notwendigen und nützlichen
Arbeiten. Jedes einzelne Mitglied desselben ist also der oberste Leiter
oder die oberste Leiterin irgend eines ganzen Geschäftszweiges,
entweder im Bezirk der Meisterkompagnien, oder im Bezirk des ganzen
Familienbundes.
Art.
4. Sämmtliche Mitglieder der Werksvorstände haben in ihrer
Eigenschaft
als Mitglieder der Meisterkompagnien, oder der Centralmeisterkompagnie,
eine berathende, prüfende, entscheidende Mission, mittelst
welcher sie bei den wichtigsten Wahlen mitwirken.
Art.
5. Alle Werksvorstände stehen, was die allgemeinen Angelegenheiten
anbetrifft, unter der höchsten Leitung des Trio, und haben in
dieser
Beziehung eine ausübende Mission.
Art.
6. Die prüfende Mission der Werksvorstände besteht
in dem
Examen der eingesandten Wahlproben, die ausübende in der
Anordnung der gleichen Vertheilung der Arbeiten und Genüsse, nach
den
Berechnungen des Trio, die entscheidende in der Abstimmung
über
alle Fragen, in welchen die Prüfungs-Kommissionen keine Einheit
zusammen bringen konnten.
Art.
7. Jedem Werksvorstand wird durch die Wahlen nach Art. 17 des 4ten
Kapitels eine Gesundheitskommisston beigesellt, welche die Leitung der
Geschäftssperre (Siehe Kap. 11) nach den Verordnungen des
Werksvorstandes übernimmt.
Art.
8. Unter der Leitung dieser, einen Theil jedes Werksvorstandes
bildenden Gesundheitskommissionen, stehen die Gesundheitskommissionen
und Aerzte aller Distrikte und Gemeinden.
Neuntes Kapitel.
Vom Trio
Art.
l. Das Trio ist die höchste Spitze der Verwaltung des großen
Familienbundes.
Art.
2. Dasselbe ist aus den größten Philosophen, welche zugleich
die
vorzüglichsten Kenntnisse in der Heilkunde, der Physik und
Mechanik
besitzen, gewählt.
Art.
3. Die Wahlen in das Trio, werden nach Art. 10 des 4ten Kapitels
vorgenommen.
Art.
4. Da die Fähigkeitswahlen mittelst der Lösung von
Konkursfragen aus
jedes Individuum treffen können, so ist es bei der Lösung der
Fragen
für die Trio-Wahlen auch nicht nöthig, daß die
Kandidaten derselben
schon vorher Mitglied einer Meisterkompanie gewesen seyen.
Art.
5. Die Centralmeisterkompagnie bestimmt, entweder gleich bei Aufwerfung
der Konkursfragen, oder wenn die Lösung derselben den Forderungen
nicht
entspricht, durchs Stimmenmehr des großen Werksvorstandes, das
Präsidium im Trio; sonst verwaltet jedes der Mitglieder
vorzüglich den
Zweig der Verwaltung in welchem er durch seine anerkannte Wahlprobe
berufen ist.
Art.
6. Das Amt eines Mitgliedes des Trio dauert so lange als die
Wichtigkeit und die Nützlichkeit seiner Erfindung dauert; so lange
dieselbe nicht vor einer noch wichtigern in den Hintergrund tritt, oder
durch die Wahlproben eines Andern bedeutend vervollkommnet wird.
Art.
7. Alle Maaßregeln worüber die Mitglieder des Trio
verschiedener
Meinung sind, werden vom Präsidium desselben entschieden,
Art.
8. Das Trio gesellt sich zur Erleichterung seiner Arbeiten, den
Gesundheitsrath und großen Werksvorstand zu.
Art.
9. Die Centralmeisterkompagnie wirft beständig Konkursfragen auf,
um
die geistige Thätigkeit in immer regem Eifer zu erhalten, und auf
diese
Weise Mittel zu finden, die Ideen und Erfindungen des bestehenden Trios
zu überflügeln, und dadurch die Wahlen in das Trio zu erneuen.
Konkursfragen
für die Trio-Wahlen, oder das Präsidium in demselben werden
ohngefähr
ähnliche sein:
Dem
Erfinder einer reichen, schönen, wohlklingenden, und nach den
kürzesten
und faßlichsten Regeln zusammengesetzten Weltsprache, der
Eintritt,
oder das Präsidium im Trio.
Demjenigen,
welcher Mittel findet, diese oder jene geistige oder physische
Krankheit gründlich zu heilen, oder ganz auszurotten, den Eintritt
in
das Trio, oder in das Präsidium desselben.
Demjenigen
welcher das beste Mittel findet, die neue Weltsprache einzuführen,
und
die alten verschwinden zu machen, demjenigen welcher die
Luftschifffahrt als vortheilhaftes Transportmittel möglich macht,
dem
welcher eine Methode und eine Masse Erfindet, um mittelst derselben die
Gebäude künftig von Grund auf in einem Stück
gießen zu können, wie
heute die Glocken, der Eintritt in das Trio u. s. w. Diese
Konkursfragen für die Wahlen richten sich nun je nach den
gemachten
Erfindungen und den Bedürfnissen der Zeit.
Zehntes Kapitel.
Die Kommerzstunden
Harmonie
Aller!und
darin größtmöglichste Freiheit eines Jeden! das
ist die
Aufgabe, welche wir zu lösen uns bemühen wollen; der Geist,
welcher
sich von nun an kräftig in Wort und Schrift aussprechen muß,
die Idee,
welche ich in diesem Systeme anschaulich zu machen versuchen will.
Was
aber ist Freiheit?
Das
reinste Ideal derselben stellten die Dichter und Philosophen auf die
schwindlichste Höhe ihrer Phantasie; darum haschte man auch bisher
immer vergebens nach dem Schatten ihrer Wirklichkeit.
Lassen
wir darum diese göttliche Freiheit der Dichter an den trefflich
gewählten, nur in der Phantasie erreichbaren Platz, und machen wir
uns
im Kreise unserer Begierden und Fähigkeiten ein Nachbild derselben
für
die Wirtlichkeit. In diesem Sinne antworte ich: Freiheit ist die
Fähigkeit Alles thun zu können was man will.
Einen
ausgedehnteren Begriff menschlicher Freiheiten giebt es nicht, und auch
keinen bestimmteren, denn er bezeichnet schon die natürlichen
Grenzen
dieser Freiheiten, nämlich die Fähigkeiten.
Das Wollen
ist der Ausdruck der Begierden des Menschen, das Können
ist der seiner Fähigkeiten, und das Thun ist der Akt der
Handlung beider. Je größer also die Harmonie der
Begierden und Fähigkeiten
des Einzelnen ist, um so größer ist auch seine persönliche
Freiheit, und je größer die Harmonie der
Begierden und
Fähigkeiten Aller ist, desto möglicher und
größer ist auch die
Harmonie der Begierden und Fähigkeiten, und folglich auch die Freiheit
eines Jeden.
Die
Harmonie Aller wird bestimmt durch die Beobachtung der natürlichen
Gleichheit der Verhältnisse, der Ursachen und Wirkungen,
nicht aber durch die der Dinge selbst, denn darin ist die Natur voller
Ungleichheiten
Eine
gleichmäßige Vertheilung der Arbeiten und Genüsse nach
Zahl, Maaß und
Gewicht ist daher sowohl den Gesetzen der natürlichen Gleichheit,
als
denen der Harmonie Aller entgegen: so bald sie geeignet ist, die
Freiheiten des Einzelnen, so wie die Harmonie Aller zu stören.
Sie
kann also nur da angewandt werden, wo dies nicht der Fall ist.
Da
nun aber heute Niemand dem Boden das zum Leben Nothwendige und
Nützliche abzwingen kann, ohne zu arbeiten, so folgt daraus,
daß die
Arbeit auch heute für jeden Arbeitsfähigen etwasGewisses,
Bestimmtes seyn muß. Von den Alten, den Schwachen, den
Kranken und
den Kindern macht die Natur selbst eine Ausnahme, indem sie den Reiz
des Lebens verdunkelt, und die Gesellschaft der Auflösung entgegen
treibt, wenn sie ihre hülfsbedürftigen Glieder
vernachlässigt. Sonach
wird doch für die zur Erhaltung Allernothwendigen und
nützlichenProducte, die Bestimmung einer
Arbeitszeit für jeden
ArbeitsfähigenNothwendig.
Von
der andern Seite zwingt jedoch die Natur Niemanden, von diesen oder
jenen Gütern des Angenehmen zu genießen; die Hervorbringung
so wie der
Genuß derselben muß also auch jedem Einzelnen freigestellt
werden.
Jeder muß also die Freiheit haben, für die Genüsse des
Angenehmen eine
längere oder kürzere Zeit zu arbeiten, je nachdem er nach
denselben
viel oder wenig begehrt; oder gar nicht dafür zu arbeiten wenn er
sich
derselben ganz enthält.
Wenn es also nöthig ist, eine
gewisse Arbeitszeit zu bestimmen, so kann es nur die des Nothwendigen
und Nützlichen seyn, nicht aber die für die Hervorbringung
des
Angenehmen, so lange die Begierden nach denselben nicht bei Allen
allgemein geworden sind.
Alle
außerhalb der bestimmten Arbeitszeit vollbrachten Arbeitsstunden
nenne
ich Kommerzstunden.
Mittelst
derselben wird es möglich, jedem Individuum die Befriedigung
seiner
besondern Begierden zu gewähren, ohne dadurch die Harmonie der
Begierden und Fähigkeiten Aller zu stören; überhaupt
dachte ich mir
sowohl die Harmonie des Ganzen als auch den
größtmöglichsten Zustand
individueller Freiheit ohne dieselben nicht möglich. Dies
wenigstens so
lange nicht, als nicht eine noch vollkommenere Idee darüber
auftaucht.
Nun
denke ich mir in den Kommerzstunden folgende Ordnung:
Art.
1. Die Kommerzstunden dienen dazu, den Austausch der Produkte des
Angenehmen gegen die Arbeitsstunden des Nothwendigen so zu regeln,
daß
dadurch für die Freiheit des Einzelnen und die Harmonie Aller kein
Nachtheil entsteht.
Art.
2. Jeder hat daher die Freiheit, außer der bestimmten Arbeitszeit
noch
Kommerzstunden zu machen.
Art.
3. Der Werth aller verarbeiteten Produkte wird nach Arbeitsstunden
bestimmt, eben so der Werther dazu erforderlichen Materialien; z. B.
eine goldene Kette 50 bis 100 Arbeitsstunden, eine Flasche Champagner
12 bis 18, ein Glas Punsch 1/2 Arbeitsstunde u. s. w.
Art.
4. Dieser Werth steigt mit der Seltenheit der Materialien und Produkte,
und fällt mit der Einführung und Vervollkommnung der
Maschinen und
Werkzeuge zur Erleichterung der Anfertigung derselben. Würde also
das
Verlangen nach köstlichen Weinen und Juwelen u. dgl.
häufiger, als der
Vorrath solcher Produkte des Angenehmen, so wird der Werth derselben so
lange gesteigert, bis die Begierden nach denselben mit den
Fähigkeiten
sie herbeizuschaffen, wieder ins Gleichgewicht treten.
Art.
5. Die Werthbestimmung der zur Production des Angenehmen nöthigen
Materialien geht von den Gewerbsvorständen, und die der
verarbeiteten
Produkte von den Akademien aus.
Art.
6. Jedes Individuum erhält auf den Bureaus der Akademien ein
Kommerzbuch, bei dessen Empfang dasselbe bemerkt. für welche
Genüsse
des Angenehmen es vorzüglich Kommerzstunden zu machen gedenkt.
Dies
soll dazu dienen, den Akademien eine Uebersicht der Quantität der
bestellten Produkte zu geben.
Art.
7. Das Kommerzbuch enthält das Portrait und Signalement des
Inhabers.
Außer einem Extrablatt für besondere Bemerkungen
enthält das Buch 60
Blätter, für je 5 Arbeitstage ein Blatt, was 300 Arbeitstage
für das
Jahr ausmacht. Jedes Blatt enthält 4 verschiedene Rubriken auf der
einen Seite 3 und auf der gegenüberstehenden eine, so daß
man immer
beim Aufschlagen des Buches für je 5 Arbeitstage die 4
verschiedenen
Rubriken auf beiden gegenüberliegenden Blatteten vor Augen hat.
Dies
ist darum, damit das Buch nicht zu breit wird, was der Fall wäre,
wenn
man die vier Rubriken auf jede Seite anbringen wollte.
Auf
der ersten schmalen Rubrik wird oben die Zahl des Ueberschusses der
Kommerzstunden des Individuums angemerkt; darunter das Attelier oder
der Ort, an welchem er arbeitet. Vollbringt ein Individium seine
tägliche 6stündige Arbeitszeit in zwei oder drei
verschiedenen
Geschäften, so wird von jedem Werkführer derselben auf dieser
Rubrik
dieselbe Anmerkung gemacht. Der beigefügte Stempel drückt
dann zugleich
aus, ob Jemand in selben Arbeitszweige 2, 4 oder 6 Stunden täglich
arbeitet. Dann die Wohnung desselben und wenn er eingezogen ist, so wie
wenn er sie quittirt hat, und zuletzt den Speisesaal. Die Zahl der
vorgemachten Kommerzstunden muß auf jedem Blatte oben angemerkt
werden,
bevor es gültig seyn kann. Diese Anmerkung macht allemal der Werk-
oder
Zugführer zu Ende des fünften Arbeitstages auf das folgende
neue Blatt.
Die übrigen Bemerkungen sind nur nöthig, wenn die Wohnung,
der
Speisesaal oder das Attelier von einem Individuum gewechselt wird.
Auf
der zweiten wird unter der Rubrik "Gesundheits-Bulletin" die Gattung,
Dauer, Ursache und Wirkung jeder das Individuum betreffenden Krankheit
angemerkt.
Auf
der dritten Rubrik, "Arbeitsstunden", werden von den verschiedenen
Chefs die Stunden angemerkt, welche jedes Individuum über die Zeit
gearbeitet hat, mit Angabe der Zahl derselben und der Abteilung des
Arbeitszweiges. - Diese drei Rubriken sind auf einer Blattseite.
Auf
der vierten gegenüberstehenden Rubrik, "Genußstunden",
werden alle
Genüsse und Produkte des Angenehmen angemerkt, welche sich das
Individuum eintauscht, und zwar der Werth derselben, so wie das
Etablissement wo sie genommen wurden.
Die
Stempel der Arbeitsstunden sind mit der Unterschrift des
Werkführers
versehen; ebenso die des Gesundheits-Bulletins mit der des Arztes.
Art.
8. Die Arbeitsstunden werden nur jeden fünften Arbeitstag
angemerkt,
die der Genußstunden beim jedesmaligen Empfang der Genüsse
des
Angenehmen. Ausnahmen hiervon machen alle Genüsse, auf deren
täglichen
Bedarf und Empfang man sich monatsweis oder jährlich abonnirt,
als:
Theater, Concerte, Taback, Reitpferde, Hunde, Vögel u. s. w.
Art.
9. Für die Austheilung der Genüsse kann jedes Etablissement
seine
Stempeleintheilung so klein machen, als wünschenswerth ist. So
kann die
Stunde Arbeitszeit in 10 oder 60 Theile getheilt werden, wenn dies
bequem und nöthig ist.
Art.
10. So lange nicht auf den ersten Rubriken des Kommerzbuches eine
gewisse zu bestimmende Zahl vorgemachter Arbeitsstunden angemerkt ist,
darf Niemand Genußstempel darin eintragen, oder mit andern
Worten:
Niemand kann die Genüsse des Angenehmen schmecken, bevor er nicht
über
die Zeit gearbeitet hat.
Art.
11. Die Kommerzbücher werden alle Jahre erneut. Diese Erneuerung
geschieht im Winter oder kurz vor der Erndtezeit. Beim Schlüsse
der
Kommerzbücher würde es sich z. B. treffen, daß Manche
viel
Arbeitsstunden noch vorgemacht hätten, da nun der Harmonie des
Ganzen
wegen nur eine gewisse zu bestimmende Zahl davon ins neue Buch auf die
erste Rubrik übertragen wird, und die übrigen für den
Inhaber des alten
Buchs verloren gehen, wenn er sie nicht durch Genußstunden ins
Gleichgewicht bringt, so wird Jeder dahin trachten, dies zu thun, und
Manche werden auch einige Tage lang nicht arbeitend um sich die
täglichen sechs Stunden der allgemeinen Arbeitszeit in dem
Kommerzbuch
durch die früher vorgemachten Arbeitsstunden ausgleichen zu
lassen. Der
Schluß der Kommerzbücher ist doch also als eine wahre
Carnevalswoche zu
betrachten, die man, um den nöthigen Feldarbeiten nicht zu
schaden, in
eine passende Zeit verlegen muß.
Art.
12. In jedem neuen Kommerzbuche wird auf dem Extrablatt (s. Art. 7) die
ganze Summe der früher gemachten Kommerzstunden angemerkt, so wie
die
dafür in vorzüglicher Quantität eingetauschten
Genüsse, als z. B.
Waldmann machte in 8 Jahren 5600 Kommerzstunden, davon glich er 50
versäumte Arbeitstage mit 300 Kommerzstunden aus, 300 andere
Kommerzstunden finden sich ausgeglichen durch in verschiedenen
öffentlichen Etablissements genommenen Getränke und
Erfrischungen, 3000
Kommerzstunden ließ er sich ausgleichen durch den Eintausch
verschiedener in den Ausstellungssälen genommenen Waaren, und 2000
Stunden verwandte er auf Abonnements verschiedener Genüsse des
Angenehmen. Außerdem werden auf diesem Extrablatte die gemachten
Reisen, so wie die überstandenen Krankheiten des Individuums
angemerkt,
und was sonst noch für nöthig befunden wird; mit einem Worte,
dieses
erste Blatt soll eine Gesammtübersicht aller früher zu Ende
gegangenen
Kummerzbücher des Individuums geben. Diese Uebersicht wird unter
der
Leitung der Gesundheitskommisstonen aufgestellt.
Art.
13. Die Kommerzstunden dürfen in ihren Folgen der Gesundheit der
Individuen so wie der Harmonie des Ganzen nicht schaden; zu diesem Ende
stehen sie unter der Aufsicht eines Gesundheits-Comité's.
(S. Kap. 15.
Art. 16.)
Art.
14. Niemand erhält in irgend einer Stadt, einem Etablissement oder
sonst an irgend einem andern Ort als in den Spitälern
Nahrung,
Wohnung, Kleidung und Arbeit, wenn er nicht den Wechsel seiner
früheren
Wohnung, seines Speisesaales oder seines Atteliers in seinem
Kommerzbuche hat anmerken lassen; zu diesem Ende hat jeder unbekannte
Gast seinem neuen Wirthe das Buch vorzuzeigen. Eben so erhält
Niemand,
die Genüsse des Angenehmen in den öffentlichen
Etablissements, wenn
nicht in seinem Kommerzbuche vorgemachte Arbeitszeit angemerkt ist; und
nur nach Maßgabe als die Zahl der vorgemachten Arbeitsstunden
groß oder
klein ist, kann er die Genüsse und Produkte des Angenehmen in
größeren
oder minderen Werth erhalten. Dies ist nothwendig, um eine richtige
Kontrolle über den richtigen Austausch der Vorräthe in den
Magazinen
und Etablissements führen zu können, so wie um zu
verhüten, daß Jemand
sich der allgemeinen Arbeitszeit entziehe, um Jahre lang ohne Arbeit
auf Reisen zuzubringen,
Art.
15. Jeder, welcher bei der allgemeinen Arbeitszeit einige Stunden oder
Tage fehlt, läßt sich die fehlende Zeit als
Genußstempel von seinem
Werkführer in das Buch eintragen. Wenn dies bis zu einer gewissen
von
den Mitarbeitern zu bestimmenden Zeit nicht geschieht, so wird derselbe
in seiner Wohnung und seinem Speisesaal als krank gemeldet. Die Dauer
der Frist richtet sich je nach der Jahreszeit und der Nothwendigkeit
der Arbeit, so wie nach dem guten Willen und Zutrauen der Mitarbeiter,
weil diese im Falle eines Deficits verpflichtet sind, die fehlende Zeit
durch Kommerzstunden nachzuholen.
Art.
16. Jedes Deficit an den Rechnungen eines Etablissements, eines
Vereins, einer Gemeinde u. s. w., wird von den Konsummenten des
Angenehmen getragen, z. B. wir sind unserer 50 Sänger, wir bilden
zusammen einen Verein, und abonniren uns Alle bei den Agenten der
Akademie, damit man uns täglich Getränke und Erfrischungen
liefere.
Nehmen wir nun an, das monatliche Abonnement für dergleichen
Getränke
und Erfrischungen kostete uns Jeden 30 Arbeitsstunden; nach 2 oder 3
Monaten wären nun aber gerade die besten Sänger mit diesen 30
vorzumachenden Arbeitsstunden im Rückstand. Würde sich
deswegen der
ganze Sängerverein auflösen wollen? Nein! sondern sie
würden in Masse
ihre Kommerzbücher auflegen, und sich Jeder etliche
Genußstunden mehr
einstempeln lassen, um das durch Einige entstandene Deficit zu decken.
Wäre das Deficit jedoch so beträchtlich, daß die
vorgemachten
Arbeitsstunden Einiger nicht hinreichten, den Rückstand der
Uebrigen zu
decken, so wird die Verabfolgung der Getränke und Erfrischungen
von
Seiten der Akademie so lange eingestellt, bis die Bücher sich in
besseren Umständen befinden.
In
den öffentlichen Etablissements, die Jeder zur unbestimmten Zeit,
oder
zufällig besucht, wie heute unsere Wirthshäuser, wo die
wenigsten Gäste
abonnirt sind, und es deshalb alle Tage etwas zu stempeln giebt; da, wo
der Austausch der Produkte des Angenehmen bis in die kleinsten
Einzelnheiten betrieben wird, kann nur ein Deficit entstehen, wenn der
angestellte Wirth die Kommerzbucher der ihm unbekannten Gäste
nicht
jedesmal nachsieht; wenn er Leuten Getränke, Erfrischungen u. dgl,
verabreicht die nicht vorgeabeitet haben; wenn er das Verabreichte
nicht einstempelt, oder sich im Stempeln irrt.
Wer
soll nun da den Schaden tragen, wenn sich nach der Monats- oder
Jahresrechuung ein Deficit ausweist? Doch nicht der von den Akademien
eingesetzte Wirth oder Aufwärter! denn die haben ja eben nicht
mehr wie
jeder Andere. Die Akademie kann ihn auch nicht eher tragen als im
äußersten Nothfall. Es müssen doch also alle
Konsummenten eines solchen
Etablissements es seyn, die ihn tragen. Darum also wie folgt:
Art.
17. Jeder Vortheil, und jedes Deficit in den Rechnungen der
verschiedenen Etablissements des Angenehmen, wird nach Jahresrechnung
unter die Konsummenten desselben verhältnißmäßig
vertheilt, und ihnen
also zu der im neuen Buche einzutragenden Summe von vorgemachten
Arbeitsstunden zugeschrieben, oder davon abgezogen, je nachdem ein
Gewinn oder ein Verlust sich herausstellt.
Art.
18. Wird durch den Genuß des Angenehmen die Harmonie des Ganzen
gestört, und ist der Eintritt einiger arbeitsfähigen
Mitglieder
in die Spitäler davon die Folge: so wird dieser Verlust von
allgemeiner
Arbeitszeit gleichfalls den Konsummenten desselben Genusses
zugerechnet. Also je mehr Branntweinräusche in den Spitälern
kurirt
werden, desto theurer wird der Branntwein; jemehr man sich um den
Besitz kostbarer oder seltener Gegenstände streitet (siehe Kap.
15.
Art. 15.) desto mehr wird ihre Anfertigung und ihre Erwerbung
erschwert. (Siehe Kap. 11 Art. 8.)
Art.
19. So wie in der für Alle berechneten Arbeitszeit des
Nothwendigen und
Nützlichen, schon die Aller zur Arbeit Unfähigen mit
eingerechnet, und
auf die Uebrigen vertheilt ist, eben so müssen die Akademien auch
allen
Konsummenten des Angenehmen die nicht mehr fähig sind
Kommerzstunden zu
machen, dieselben Genüsse fortwährend gewähren, und den
Werth der
Arbeitszeit derselben, mit zu der zur Hervorbringung des Angenehmen
nöthigen Arbeitszeit schlagen. Die denselben auf diese Weise unter
der
Form einer Pension gewährten Genüsse, müssen im Werthe
den von
denselben früher durchschnittlich gemachten Kommerzstunden gleich
sein.
Art,
20. Da in den Kommerzbüchern immer eine bestimmte Zahl
Arbeitsstempel
vorgemacht werden müssen, um das Eintragen der Genußstempel
zu
erlangen, so ist es nöthig daß die neuen Kommerzbücher
jedesmal 8 Tage
vor Ablauf der alten herausgegeben werden. In die alten werden dann
während dieser Zeit nur die Genußstunden eingestempelt, und
in die
neuen die Arbeitsstunden.
Art.
21. Geht ein Kommersbuch verloren, so bekommt das Individuum ein neues;
die im alten vorgemachten Kommerzstunden gehen jedoch für dasselbe
verloren
Art.
22. Den Mitglieder des Trio, der Centralmeisterkompagnie und der
Meisterkompagnien, so wie Allen, welche durch die Fähigkeitswahlen
zu
irgend einer wichtigen Mission berufen werden, wird gleich, bei der
Prüfung der Wahlprobe, und nach Anerkennung derselben,
eine
gewisse Summe Kommerzstunden ausgesetzt, je nach dem Nutzen der aus
der Verwirklichung der neuen Idee für die Gesellschaft hervorgeht.
Diese,
Anfangs bestimmte Summe Kommerzstunden, wird diesen Individuen so lange
zugeschrieben, als sich dieselben in ihrem Amte erhalten. (Siehe Kap.
4. Art, 19.)
Was
die übrigen Verhältnisse anbetrifft, so sind ihre
Kommerzstunden
derselben Controlle unterworfen, wie alle Uebrigen, eben so haben sie
wie diese ihre Genußstempel nach den empfangenen Arbeitsstempeln
zu
regeln.
Art.
23. Obwohl das Verwaltungspersonal der Arbeiten und Produkte des
Angenehmen ebenfalls an keine bestimmte, allgemeine Arbeitszeit
gebunden ist, weil sich die geistigen Arbeiten desselben so wenig nach
Stunden berechnen lassen als die des Verwaltungspersonals der Arbeiten
des Nothwendigen und Nützlichen, so kann doch die im vorigen
Artikel
enthaltene, die Männer des Wissens betreffende Bestimmung für
dasselbe
nicht gelten, weil die geistige Thätigkeit derselben wohl
schöne und
angenehme, aber keine notwendigen und nützlichen Produkte liefert.
Wollen sie also die Genüsse des Augenehmen genießen, so
müssen sie
dafür in den nothwendigsten Arbeiten Kommerzstunden machen wie
alle
Uebrigen. (Siehe Kap.12 Art. 22, und Kap. 5 Art. 15 u. 16.) . Art. 24.
Alle durch Kommerzstunden erworbenen Produkte des Angenehmen werden
nach dem Tode des Erwerbers zur Verfügung der
Gesundheitskommissionen
gestellt, welche allen diesen Gegenständen welche sich dazu
eignen,
eine allgemeine, nützliche Bestimmung geben, und die übrigen
öffentlich
zerstören.
Weil
ich nun fürchte in diesem Kapitel nicht von allen Lesern gut
verstanden
zu werden, so will ich vor dem Schlüsse desselben noch folgende
Fragen
abhandlen:
Erste
Frage.Warum
kann man sich denn nicht lieber des Geldes oder der Karten bedienen,
anstatt der Kommerzbücher?
Antwort.Der
ganze gesellschaftliche Unfug sammt seinen Uebeln und Verbrechen, kann
nur in einer schlechten Methode der Regelung des Austausches Nahrung
finden. Unsere Münzen, Banknoten, Staatspapiere, Actien, u. dgl.
sind
eben solche schlechte Tauschmittel; denn:
a)
man kann mit ihnen große Summen in einzelne Hausen
aufhäufen, und
folglich dadurch Mangel bei Andern hervorrufen,
b)
Wan kann sich damit der allgemeinen nothwendigen Arbeitszeit entziehen,
und dadurch die Ursache werden daß Andere sich zu Tode schinden
müssen,
c)
Mittelst der Eigenschaft desselben, Mangel und Ueberfluß,
Wohlstand und
Elend künstlich hervorrufen zu können, wird Leben,
Gesundheit, Glück
und Freiheit der Einen, ein Spielballen der Gelüste der Andern.
Man
kann sich damit, Einer den Andern betrügen, bestehlen, bestechen,
verhöhnen; sich demüthige Sklaven damit verschiffen, und zum
Vortheil
der Begierden Einiger die Harmonie des Ganzen stören.
d)
Wenige Einzelne können dadurch zum Nachtheil aller Uebrigen, einen
hohen Grad individueller Freiheit erlangen. Um so freier die Einen
mittelst des Geldes leben können, um so tiefer versinken die
Andern in
das Joch der Unterwürfigkeit und Sklaverei.
e)
Es treibt durch die Verjährung, den Unfug von Generation zu
Generation
auf eine immer schrecklichere Höhe: denn das Geldsystem zieht die
zur
Erhaltung Aller nöthigen Kräfte, auf immer größere
Haufen zusammen, um
die Mästung seiner Kreaturen desto vollkommener bewerkstelligen zu
können. Je mehr, und je größere Haufen nun von den
für die Erhaltung
Aller nöthigen Bedürfnissen für Einige zusammen gekratzt
werden, um so
größer wird der Mangel der Uebrigen, und zwar immer
größer, je mehr
sich die von den Zusammenkratzern regelmäßig
Ausgeplünderten vermehren,
f)
Das Geldsystem ist im Widerspruch mit jeder vernünftigen Ordnung;
daher
die vielen unvernünftigen, und widersprechenden Gesetze. So lange
die
Gesellschaft noch eines derselben nöthig hat, wird ihr jeder
Athemzug
der Freiheit verpestet,
g)
Das Geldsystem verhindert und verzögert jeden für das Wohl
Aller
berechneten Fortschritt, weil der Geldmann nur das unterstützt was
ihm
persönliche Vortheile bietet. Ob nie Maschinen die Arbeit
verkürzen
oder nicht, unsere Lage wird dadurch im heutigen Geldsystem nicht
verbessert. Manche Maschinen schaffen 10, ja 100 mal mehr als der
Mensch mit seinen beiden Händen, deswegen müssen wir doch
eben so lange
arbeiten als früher. Vielleicht gerade deswegen müssen wir
länger
arbeiten; weil die Konkurrenz der Maschinen uns zwingt, uns jede
Herabsetzung des Lohnes und Verlängerung der Arbeitszeit gefallen
zu
lassen, wenn wir nicht vorziehen zu stehlen oder zu sterben. Also in
einem Systeme der Harmonie und Freiheit kein Geld! Eben so wenig sind
Karten oder Marken ein zweckmäßiges Tauschmittel: denn um
Anhäufungen
zu verhüten mußte man sie ebenfalls von Zeit zu Zeit durch
andere
ersetzen; dies würde aber bei den Karten mehr Umstände
machen. Der
Hauptgrund, warum sie in einem Systeme der Harmonie und Freiheit nicht
als Tauschmittel dienen können ist der,. daß mittelst
derselben
Schenkungen, Bestechungen, Hasardspiele, Betrug und Diebstahl
möglich
sind, wie unter dem Geldsystem. Darum können weder Stücken
Metall,
Holz, Steine oder Karten, in einer auf Harmonie und Freiheit basirten
Organisation der Gesellschaft als Tauschmittel dienen.
Ein
Tauschmittel kann daher der Harmonie und Freiheit nur durch folgende
Eigenschaften zweckdienlich sein.
a)
Es darf sich damit nichts aufhäufen, verschenken, verspielen,
vererben
und stehlen lassen.
b)
Es muß sich damit die Freiheit keines Einzigen zum Vortheil eines
Andern beeinträchtigen lassen,
c)
Es muß trotz allen Austausches doch immer in der Hand des
Besitzers
bleiben, und zugleich ein Tagebuch seiner Begierden und
Fähigkeiten
seyn.
Zweite
Frage.Warum
kann man sich der Kommerzbücher nicht auch für den Austausch
der
Produkte des Notwendigen und Nützlichen bedienen?
Antwort.Weil diese etwas Nothwendiges und
Bestimmtes sind, was jeder in gleichem Verhältnisse haben
muß, eben so
wie die zur Hervorbringung dieser Produkte nöthigen
Fähigkeiten. Zu dem
aber, was Alle in gleichem Verhältnisse haben müssen, darf es
in einem
System der Harmonie und Freiheit keine Tauschmittel haben, weil diese
Letzteren eigentlich hauptsächlich nur dazu dienen, den
Freiheitstrieb
Einzelner zu befriedigen, und eine ungleiche Vertheilung der
Genüsse da
möglich zu machen, wo sie Niemanden schadet. Da, wo die
Vertheilung in
den Verhältnissen für Alle gleich ist, bedarf es ja also auch
keines
Tauschmittels. Die Bedürfnisse des Notwendigen und Nützlichen
sind nun
aber für Alle gleich, wie die zur Hervorbringung derselben
nöthige
Arbeitszeit. Durch eine Ausdehnung des Tauschmittels auf die Produkte
des Notwendigen und Nützlichen würde nur die Vertheilung nach
den
gleichen Verhältnissen unmöglich gemacht. Mancher würde
zum Ekel der
Andern in zerrissenen und schmutzigen Kleidern einhergehen, um einige
Flaschen Wein mehr trinken zu können. Andere würden deswegen
Oekonomie
an Möbeln und Hausrath machen, noch Andere wohl gar an der Kost;
besonders würde dieses Alles in der Uebergangsperiode der Fall
seyn.
Darum müssen die Tauschmittel für das Notwendige und
Nützliche
aufhören, es wäre sogar gut, wenn es möglich wäre,
sie ganz und gar
aufhören zu machen. Einige halten dies für moglich, ich aber,
der ich
vor Allem die Harmonie Aller und darin die Freiheit eines Jeden will,
habe bis jetzt diese Möglichkeit noch nicht einsehen können,
weil noch
Niemand sich bemühte, sie zu beweisen; indeß wünsche
ich sie.
Dritte Frage.Durch die Kommerzstunden wird es
möglich, daß ein Individuum einige Tage die allgemeine
Arbeitszeit
versäumt, weil es sich seine täglichen 6 Stunden von den
schon
vorgemachten Kommerzstunden abstempeln lassen kann; andere Individuen
wieder arbeiten gar nicht mehr in den allgemeinen nützlichen und
nothwendigen Production, weil sie in den Arbeiten des Angenehmen
angestellt sind; als Maler, Bildhauer, Goldarbeiter, Putz- und
Mode-Fabrikanten, Zuckerbäcker, Destillateur, Romantiker,
Schauspieler,
Sänger u. dgl., wie wird es nun da möglich, mittelst der
Kommerzbücher
das nöthige Gleichgewicht der Begierden und Fähigkeiten zu
erhalten und
die für Alle für das Nothwendige und Nützliche
festzusetzende
Arbeitszeit zu berechnen?
Antwort. Die Verwaltung der ganzen
Gesellschaft theilt sich in zwei Ordnungen, die der Arbeit oder die
Geschäftsordnung, und die des Genusses oder die Familienordnung.
In der
ersten wählen alle Arbeiter und Arbeiterinnen oder die
Meisterkompagnien, die Leiter der Arbeiten, vom Werkführer und
Zugführer an bis zum Werksvorstand und Trio.
Dieses letztere kennt nun die Zahl
aller arbeitsfähigen Glieder der Gesellschaft, so wie die aller
verzehrenden Mitglieder. Nach den Bedürfnissen dieser letztern
fällt es
also auch nicht schwer, die für Alle nöthige Arbeitszeit zu
berechnen.
Gesetzt nun, unter einer Bevölkerung von 15,000 Individuen gebe es
10,000, welche fähig wären, eine volle Arbeitszeit zu
verrichten;
nehmen wir an, diese vollbrachten jedes an bestimmter allgemeiner
Arbeitszeit jährlich 1800 Stunden, so wären das für Alle
zusammen
18,000,000 jährlicher Arbeitsstunden, das Jahr zu 300 Arbeitstage
gerechnet. Kämen nun bei der Jahresrechnung in Folge der
Kommerzstunden
nur 9,000,000 Stunden heraus, für die für die allgemeine
Arbeitszeit
berechneten, so würden die fehlenden dafür durch 9,000,000
Kommerzstunden ersetzt. Nur gegen einen Ueberschuß an
Kommerzstundenhalten die Akademien ihre zur
Production des
Angenehmen nöthigen Materialien. Da nun jene ohne diese nichts
fabriciren lassen können, so ist es sowohl in ihrem als im
Interesse
aller Konsummenten des Angenehmen, daß beim Anmerken der Stempel
in den
Kommerzbüchern keine Fehler vorgehen. Das Trio und die
Gewerbsvorstände
haben doch also um die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der Rechnungen in
Bezug auf die Kommerzbücher nicht das Mindeste zu besorgen, weil
nothwendiger Weise immer ein Ueberschuß an Kommerzstunden da seyn
muß,
für welchen sie den Akademien die Materialien liefern, die zur
künftigen Fabrication nöthig sind, und weil, wenn dieser
nicht da ist,
im Nothfalle an den vorgemachten Arbeitsstunden Aller abgeschrieben
wird, was auf Keinen viel beträgt. (S. Art. 16.)
Was nun die Ordnung des Genusses
oder die Familienordnung anbetrifft, so hat das Trio in allen Gemeinden
und Distrikten Direktoren über die Aufsicht und die Verwaltung der
Vorräthe eingesetzt. Diese berichten nun ungefähr wie folgt:
Für eine
Bevölkerung von 15,000 Menschen brauchen wir dahier täglich
5000 Pfund
Fleisch, 20,000 Pfund Brod, 100 Scheffel Hülsenfrüchte oder
Kartoffeln,
15,000 Maaß Milch, 10,000 Maaß Bier, 6000 Maaß Wein
u. s. w. An Vorrath
haben wir: Nun läßt er das ganze Register folgen von Allem,
was in
Magazinen, Scheuern, Kornböden und Kellern aufgespeichert ist, so
wie
eine Uebersicht des Gemüsebaues und des Viehstandes.
So laufen nun die Berichte aus
allen Distrikten bei der hochsten Bundesbehörde ein. Nach
denselben
wird nun von letzterer zuerst der gegenseitige Austausch des
Ueberflusses verschiedener Produkte des einen Distrikts mit dem des
andern angeordnet; ist dies geschehen, so regeln die Direktoren den
Austausch unter den verschiedenen Gemeinden ihres Distrikts und dann
die Gemeinden den unter die Küchenkommissionen, und diese an jeden
Einzelnen durch dessen tägliche Beköstigung. An die Arbeiter
für das
Angenehme wird dann das Nothwendige eben so geliefert, wie an alle
Uebrigen, weil ihre Arbeitszeit ja schon durch Kommerzstunden
ausgeglichen wird. Eben so an die, denen es einfällt, einmal
einige
Tage nicht zu arbeiten, wenn sie dafür sich für jedenTag 6 vorgemachte Arbeitsstunden aufstempeln, oder
mit andern Worten, sich 6 Genußstempel in ihr Buch eintragen
lassen.
Sobald dies aber nicht geschieht, oder sobald alle vorgearbeiteten
Stunden durch Genußstempel gleichgemacht sind, und das Individuum
dennoch fortfahren will, nicht zu arbeiten, so wird vom Attelier aus
die Anzeige in seiner Wohnung gemacht, daß er krank sey, eben so
in
seinem Speisesaal. Jeder aber auf diese Weise Angemeldete findet nur im
Spital Logis und Kost, weil keine andere Wohnung und keine andere Tafel
ihm offen stehen, so lange nicht im Kommerzbuch entweder der seit 24
Stunden erfolgte Wechsel der Wohnung und des Speisehauses, oder der
Austritt aus dem Krankenhause und die Heilung der Krankheit angemerkt
ist. (S. Kap. 15. Art. 1l.)
Vierte Frage.Auf welche Weise wird allen
Verfälschungen und Veruntreuungen vorgebeugt?
Antwort.Hauptsachlich dadurch, daß
die
Begierden des Erwerbens und Genießens durch die Kommerzstunden
für Alle
auf gleiche Weise befriedigt werden können; des Betruges hat man
mithin
ganz und gar nicht nöthig, es sey denn, man wolle sich des
Genusses
aller Produkte des Angenehmen theilhaftig machen, ohne wie Andere
dafür
zu arbeiten.
Dieses wird aber so leicht nicht,
denn wenn man sich das Kommerzbuch auch selbst machen könnte sammt
seinen Stempeln, so würde dies doch nicht hinreichen die
Gesellschaft
in ihrem Interesse zu täuschen; denn erstens ist es nicht
möglich, sich
der allgemeinen Arbeitszeit pflichtwidrig zu entziehen, weil Jeder, der
nicht kommt, um sich den Betrag der versäumten Zeit einstempeln zu
lassen, als Kranker in seinem Wohn- und Speisehause angezeigt wird, und
daselbst sofort für ihn alle Bedienung aufhört. Da nun
Niemand sich auf
diese Weise der Arbeit entziehen kann, so ist ferner zweitens
gewiß,
daß auch Niemand sich selbst falsche Stempel in das Buch
eintragen
kann, weil dies der Werk- oder Zugführer, oder die Kameraden am
Ende
des fünften Arbeitstages im Buche sehen würden.
Gelänge es aber wirklich
Einigen,
sich durch außerordentliche Geschicklichkeit doppelte Bücher
zu
fabriciren, so würden die durchdieselben
zu
erhaltenden Genüsse mit vielen Unbequemlichkeiten verbunden seyn;
denn
einmal dürften sie sich in den Stunden, wo Kommerzstunden gemacht
werden, nicht zu oft den Genüssen überlassen, weil dies
auffallend seyn
würde, wenn man die Menge der Genußstempel mit der vielen
freien Zeit
vergleicht; dann wären dieselben doch genöthigt, sich bei
ihren
Genüssen von den Leuten zu trennen mit denen sie arbeiten, damit
diese
den Unterschied nicht gewahr würden; auch müßten sie
viele der
eingetauschten Gegenstände den Augen der Uebrigen zu verbergen
suchen.
Dann wäre es auch hauptsächlich ein Beweis, daß
dieselben geschickter
und pfiffiger seyen, als die mit der Fabrication der Kommerzbücher
von
den Akademien beauftragten Personen.
Die Akademie hätte sich
solches
Deficit doch nur allein zuzuschreiben, und die Konsummenten des
Angenehmen müßten den ganzen dadurch entstandenen Verlust
theilen, was
ein mächtiger Beweggrund ist, seine Geschicklichkeit nicht auf
solche
Weise zu erproben, und sich dadurch die Achtung und Freundschaft seiner
Mitmenschen zu verscherzen, die, einmal verloren, in einem Systeme der
Harmonie nur mit Mühe durch Auswanderung in eine fremde Gegend und
durch ein besseres Betragen wieder zu erringen ist.
Würden solche
Kommerzbücher
vollkommen nachgemacht sammt ihren Stempeln und Unterschriften, so
wäre
dies also ein Beweis, daß die Akademien mit der Fabrication und
der
Einrichtung derselben nicht die geschicktesten und pfiffigsten
Männer
beauftragt hätten. Ein solcher Fall würde also zur Folge
haben, die
Fabrication und das Reglement der Bücher andern Leuten, und
vielleicht
gerade den Nachahmern anzuvertrauen.
Fünfte Frage.Wird das Stempeln der Bücher
nicht
eine langweilige Methode seyn.
Antwort.Sie ist meiner Meinung nach
kürzer
als unsere Geldwechselmethode, denn einmal ist dabei nie etwas zu
wechseln und zu zählen mit Ausnahme der Jahresrechnung.
Dadurch, daß sie nur für
die
Befriedigung der Begierden gebraucht werden, und also alle das
Einkaufen und Eintauschen der zu den Bedürfnissen des Notwendigen
und
Nützlichen erforderlichen Kleinigkeiten
unnütz
machen, wird sie schon bedeutend abgeküllt. Was nun das Auszahlen
oder
die nach Ablauf von 5 Arbeitstagen einzustempelnden Arbeitsstempel
anbetrifft, so nimmt diese Methode nicht mehr Zeit in Anspruch, als das
Auszahlen des Wochenlohnes. In Zeit von l5 Minuten kann ein Werk- oder
Zugführer die 10 Bücher seiner Gefährten alle mit den
nöthigen Stempeln
und Unterschriften versehen. Das Bemerken des Wechsels des Orts, der
Wohnung, des Speisesaals, des Atteliers, ist mit weniger Umständen
verknüpft, als heute das Aufstellen unserer Reisepässe,
Miethskontrakte, der Rechnungen unserer Speisewirthe und der
Arbeitsbescheinigungen und Atteste unserer Meister, Fabrikanten, Herren
u. dgl.
Was nun die Genußstempel
anbetrifft, da werden die Umstände und der Zeitverlust des
Stempelns
schon dadurch außerordentlich vereinfacht, daß es Jedem
möglich gemacht
wird, sich auf verschiedene Genüsse des Angenehmen, auf Monate und
auf
das Jahr zu abonniren, indem eine Anzahl Gleichgesinnter, Vereine zu
diesem Zweck bilden, als: Sing- und Lesevereine, Musik- und
Tanzvereine, Abendunterhaltungen u. dgl.
Jeder
solcher Verein steht zusammen für den richtigen Beitrag aller
seiner
Mitglieder und läßt sich den täglichen Bedarf an Thee,
Bier, Wein,
Kaffee, Kuchen, Liköre und Erfrischungen aller Art in Summa
liefern.
Den Verbrauch dieser Gegenstand, und den dafür zu entrichtenden
Beitrag, regeln diese dann unter sich monatsweise, und die Akademie
macht nur eine monatliche, vierteljährige oder jährige
Revision der
Bücher der Mitglieder. Das Deficit, was dann möglichen Falls
bei dem
einen ober dem andern Mitgliede eintreten könnte, füllt die
Gesammtheit
durch überzählige Genußstempel aus. Jedem solchen
Vereine ist aber
vorzüglich daran gelegen, geregelte Mitglieder zu haben, auf die
sich
alle Andere verlassen können. Fiele dennoch (was gar nicht
möglich
scheint) ein allgemeines bedeutendes Deficit vor so müßten
dann
natürlich die übrigen Konsummenten durch einen sehr kleinen
Beitrag bei
der Jahresrechnung dasselbe decken. Dies zöge aber die
Auflösung eines
solchen Vereines nach sich, indem demselben von den Akademien nichts
eher geliefert würde, bevor er seiner
Ruckstand
nicht durch Kommerzstunden ausgeglichen hätte. Und welcher andere
Verein würde solche Mitglieder gerne unter sich aufnehmen? Das
Stempeln
der Genußstunden in den übrigen Etablissements, wo Jeder
gleichsam im
Vorbeigehen ein Glas Wein, Bier, Milch, ein Packet Taback u. dgl.
nehmen kann, ist ebenfalls nicht umständlich. Der Gast legt das
letzte
Blatt von den in seinem Buche gestempelten auf, und der angestellte
Wirth -
welches gewöhnlich die zur Arbeit untauglich Gewordenen sind
- drückt
sein Stempel hinein. Das ist wenigstens eben so geschwind gemacht, als
das Bezahlen mit dem Gelde, besonders wenn man bedenkt, daß
dabei oft Wechseln und Herausgeben, und oft auch Einschreiben auf
Kredit vorkommt.
Was
nun die Gegenstände des Luxus anbetrifft, da geht der Austausch
viel
geschwinder als jetzt, wo so viele kostbare Zeit unnütz mit
Handeln und
Geldwechseln verloren wird.
Die
Kommerzbücher sind überhaupt Alles in Allem, was Jeder
Regelung der
Harmonie des Ganzen Schriftliches braucht. Sie vertreten all unsere in
den Verhältnissen nöthigen Schriften.
Sie
sind zugleich: Reisepaß, Tausschein, Heimatsschein, Freischein,
Lehrbrief, Wechsel, Quittung, Rechnungsbuch, Tagebuch, Schulzeugnis,
Eintrittskarte, Empfehlungsschreiben, Kollekte, Geldbörse; sie
sind der
Spiegel aller geistigen und physischen Bedürfnisse des
Individuums,
sein Portrait, sein Biographie; kurz, das ganze bildliche Ich des
Individuums, wie es noch nicht dargestellt wurde. Diese ungeheure Menge
von Zeugnissen, Attesten und Schriften aller Art, die wir unter den
jetzigen Verhältnissen nöthig haben, und wovon die meisten
sehr unnütz
sind, concentriren sich auf eine vervollkommnete und vereinfachte
Weise, in dem einen Kommerzbuch.
Sechste
Frage.Wird
diese Regulirung nicht durch das Abreisen der Einzelnen gestört?
Antwort.Nein!
weil Niemand an einem fremden Ort, ohne vorgemachte
Kommerzstunden, Arbeit, Kost, Wohnung, Kleidung und Reisegelegenheit
haben kann, ohne das Visa in seinem Buche bemerkt haben. Dieses wird
jedoch nur dann gegeben, wenn das Buch in der Ordnung ist, und die
Summa der
gemachten Arbeits- und Genußstunden
in das Buch der Reisenden eingetragen sind; welches dann bei der
Jahresrechnung mit in Betracht gezogen wird.
Siebente
Frage.Können
nicht die Wirthe manchen Gegenstand verabfolgen lassen, ohne den Werth
derselben in die Bücher einzustempeln?
Antwort.Nicht
leicht! weil erstens das Interesse aller Gäste so wie ihr eigenes
dabei
bethteiligt ist, und Jeder bei der Jahresrechnnng lieber seinen
Gästen
einen Vortheil als ein Deficit bietet; dann, weil der Wirth nie allein
ist, sondern überall zwei oder vier angestellt sind, die alle das
gleiche Interesse haben eine gute, vortheilhafte Jahresrechnung
abzulegen.
In
dem Amte eines Wirthes kann man soviel Personen anstellen als man will,
das thut der allgemeinen Arbeitszeit keinen Abbruch. weil man dazu
diejenigen Leute nimmt, die die Gesellschaft ohnehin arbeitslos
erhalten muß; zu dem Geschäfte eines solchen Wirthes hat
jeder zur
Arbeit unfähig Gewordene immer noch Luft und Kraft genug. Nun
würde
aber in einem solchen Systeme der Harmonie Jeder eine solche
Begünstigung von Seiten des Wirths eher als eine Beleidigung als
wie
eine Gefälligkeit ansehen. Von dieser Zeit ist doch also die
Befürchtung einer Unregelmäßigkeit ungegründet.
Achte
Frage.
Wie wurde man es aber mit den verschiedenen Geschäften halten, die
denen eine längere, erschöpfende Arbeitszeit nothwendig wird,
als z. B.
bei den Matrosen, die oft lange Seereisen machen, und den Conductoren
von Fuhrwerken, die oft Tag und Nacht bei den Wägen bleiben
müssen;
können diese denn auch Kommerzstunden machen?
Antwort. Warum
denn nicht? Diesen wird die ganze Zeit, die sie nöthiger Weise bei
einem und demselben Geschäfte über die allgemeine Arbeitszeit
zubringen
müssen, als Kommerzstunden angerechnet. Davon können sie nun
einen
Theil ihrer Genüsse auf den Schiffen selbst befriedigen, und die
übrige
Zeit und Genüsse nach der Reise einholen. Die Erneuerung der
Kommerzbücher solcher Individuen kann natürlich nicht in die
für Alle
bestimmte Zeit fallen, weil sie auf Reisen nicht Gelegenheit haben,
ihre Kommerzstunden durch Genußstempel auszufüllen. Diese
Erneuerung,
geschieht dann vor einer jeden Abreise. (Siehe Kap. 5. Art. 20.)
Neunte
Frage.Manche
Geschäfte sind unstreitig annehmlicher und angenehmer als wieder
andere, und doch kann man dabei nicht eine Ablösung von 2 zu 2
Stunden
vornehmen, um dreimal so viel Personen daran Theil nehmen zu lassen.
Dies ist z. B. bei den Conductoren von Fuhrwerken der Fall; soll man
denn da die Arbeitszeit derselben auch für die gleiche Mühe
rechnen, da
doch mitunter auch noch Zwischenzeiten vorkommen, wo sie gar nichts
thun, wie unter Andern bei der Fütterung der Pferde. Wie
würde man denn
die Sachen regeln, um nicht gegen das Prinzip den Freiheit und Harmonie
Aller zu verstoßen?
Antwort.Die
Arbeitszeit solcher Individuen muß nöthiger Weise für
voll gelten, weil
sie ja doch diese Arbeitszeit nicht für sich zu andern Zwecken
benutzen
können. Nach solchen Plätzen drängen, können sich
aber die Uebrigen
nicht, ohne sich dem dazu berechtigenden Examen der Tauglichkeit zu
unterwerfen. Dieses Examen, welches Jeder schon vor dem Austritt aus
der Schularmee ablegen muß, wird aber um so schwieriger gemacht,
je
mehr sich die Schüler zur Erlernung eines angenehm scheinenden
Geschafts drängen. (S. Kap. 3. Art. 20.; u. Kap. 14. Art. 15.)
Mithin
wird doch das Gleichgewicht der verschiedenen Mühen dadurch
keinesweges
gestört, höchstens kann solches Andrangen nur dazu dienen,
die
Wissenschaft und Geschicklichkeit auf eine immer höhere Stufe zu
heben.
An den Meisterkompagnien ist es dann zu bestimmen, welchen
Wissenschaften und Geschicklichkeiten dadurch für das Wohl Aller
ein
höherer Impuls gegeben werden muß. Uebrigens ist die
Annehmlichkeit
mancher Geschäfte heute bei uns nur scheinbar, weil wir uns keine
Idee
machen können, wie annehmlich die heute für schwierig
betrachteten
Geschäfte in einer besseren Organisation der Gesellschaft
betrieben
werden können.
Zehnte
Frage.Wie
würde man es nun mit den verschiedenen Plätzen im den
Theatern halten,
auf die doch alle ein gleiches Recht haben?
Antwort.Auf
verschiedene Weise, je nach den Umständen. In der
Uebergangsperiode, wo
die Theater noch nicht allgemein geworden sind, so wenig wie die
Schauspieler, kann man für die verschiedenen Plätze, ein
verschiedenes
Abonnement von Genußstempeln annehmen. Jeder Abonnent erhält
dann eine
auf die Dauer des Abonnements gültige Einlaßkarte; je nach
den Plätzen
auf die er abonnirt ist. Will man die Möglichkeit der
Verschenkungen
dieser Karten vorbeugen, so kann man auch diese, so wie andere in die
Commerzbücher abgestempelte Abonnements, noch außerdem auf
das
Extrablatt des Buches anmerken lassen; wenigstens ist dann doch nur ein
oft wünschenswerther, gegenseitiger Austausch der täglich zu
holenden
Eintrittskarte möglich, nicht aber die verführerische
Schenkung eines
viertel- oder halbjährigen Abonnements.
Der
besondere Stempel auf dem Extrablatte dient der Einfachheit wegen,
damit die Theaterdirektionen bei der täglichen Austheilung der
Karten
nicht nöthig haben, jedes Buch durchzublättern.
Sind
die Theater allgemein geworden, oder will man schon früher die
verschiedene Werthbestiummung der Plätze nicht mehr, so kann man
die
Sachen so einrichten wie folgt:
Am
Eingang des Theaters befinden sich mehrere Urnen. In einer derselben
sind einzelne numerirte Kugeln. In der zweiten sind diese numerirten
Kugeln zu zwei und zu zwei zusammengefugt; in der dritten drei, und so
fort bis auf fünf. Diese in den fünf Urnen enthaltenen
Nummern sind
aufeinander folgend, und repräsentiren sämmtliche numerirte
Plätze des
Theaters.
Die
Individuen, die nun einzeln kommen, greifen in die Urne worin die
einzelnen Kugeln sich befinden, und nehmen dann den ihnen danach durch
ein Billet bezeichneten Platz ein. Wollen zwei oder mehrere Personen
zusammen sitzen, so greift einer derselben in diejenige Urne welche die
gewünschte Zahl zusammengesetzter, auseinander folgender Nummern
enthält. Sind die einzelnen Nummern vergriffen, so werden sie
durch
andere aus den andern Urnen, die man zu dem Zweck auseinander nehmen
kann, ersetzt.
Geht
das nicht Alles ganz vortrefflich? Und doch sind diese hier gegebenen
Ideen nur ein unvolkommener Schattenriß
von dem, was sein kann, und wird.
In
einem System der Vereinigung ist viel möglich, was in einem System
der
Trennung und Vereinzelung unmöglich ist.
Elfte
Frage.Im
Falle nun ein solches Kommerzbuch verloren geht, würde dieser
Verlust
nicht eine Unregelmäßigkeit
in den Rechnungen, oder wohl gar ein Deficit in denselben nach sich
ziehen?
Antwort.Die
dadurch entstehende Unregelmäßigkeit
ist von keiner Bedeutung, und kann sich nicht auf die Verwaltung
fühlbar machen, weil dieselbe keine Kommerzstunden kreditiert,
sondern
die dieselben vorarbeiten läßt. Das Individuum
könnte doch also
dabei nur verlieren, im Falle es nämlich eine bedeutende Anzahl
Kommerzstunden vorgearbeitet hätte, und de Ueberschuß
derselben nicht
mehr nachgewiesen werden könnte.
Dieser
Verlust, der im vorkommenden Falle nur sehr klein seyn kann, besonders
wenn das Individuum gewohnt ist, nur sehr mäßig über
die Zeit zu
arbeiten, kann aber Niemanden zu Gute kommen als den Konsumenten des
Angenehmen. (Siehe Art. 17. d. Kap.) Mithin kann doch der Verlust eines
Buches so wenig wie jeder andere Verlust oder Gewinn, das Wohl des
Einzelnen gefährden, und die Harmonie Aller stören.
Ein
außer
ordentlicher Umstand wäre nun wohl der, daß der
Verlierende Mitglied eines Vereines wäre, der seine Bücher
mit der
Akademie nur nach Jahresschluß regelte; daß ferner es durch
in der
Zwischenzeit vorgekommene Reisen und Krankheiten und andere
unvorhergesehene Zufälle sehr schwierig wäre, den Inhalt des
verlornen
Buches einzusehen. In solchem Falle bleibt es den Vereinsmitgliedern
überlassen, ob sie das Deficit nach Art. 15, ganz oder theilweise
übernehmen wollen, wenn der Verlierende seiner Unachtsamkeit
nicht selbst ein Opfer bringen kann, oder will.
Zwölfte
Frage.Wird
die Regelmäßigkeit der Bücher, und dadurch die
Berechnung der Harmonie
des Ganzen nicht durch das Ab- und Zureisen der Individuen gestört?
Antwort. Nein!
denn jedes Individuum erhält vor der Abreise sein Buch visirt,
wenn es
nämlich keine Kommerzstunden vor gearbeitet hat, dabei aber doch
nach
der täglich bestimmten, allgemeinen Arbeitszeit, die
Fahrgelegenheiten
benutzen will.
Hat
ein Individuum eine Anzahl Kommerzstunden vorgearbeitet, so hat es
dieses Visa nicht nöthig; ist aber alsdann gehalten, so lange es
nicht
arbeitet, sich die täglich erforderliche, 5 oder 6 stündige
Arbeitszeit, von den vorgemachten Arbeitsstunden abstempeln zu lassen.
Ein
Reisender, der keine Kommerzstunden vorgearbeitet hat, erhält
seine
tägliche Arbeit und seine tägliche Bedürfnisse, von den
Gesundheitskommissionen angewiesen. Will er sich einige Zeit an einem
Orte aufhalten, so kann er sich bei einem Werk- oder Zugführer
nach
seiner Wahl als Arbeiter Aufnehmen lassen. Sobald er den Stempel
desselben in seinem Kommerzbuche hat, bekommt er in jedem Etablissement
des Nothwendigen und Nützlichen was er braucht.
Der
Werk- oder Zugführer, welch die Bücher stempelt, ist
verpflichtet,
jeden Arbeiter, der nicht bei der Arbeit erscheint, und für den
die
Kameraden nicht gut stehen wollen, als krank melden. (Siehe Kap. 15.
Art. 12.)
Ich
hoffe nun mich in diesem Kapitel ziemlich deutlich erklärt zu
haben,
und will also, obwohl darüber noch viel zu fragen ist, mit diesen
Fragen schließen. Wer mich noch nicht verstanden hat, wird mich
vielleicht durch die folgenden Kapitel verstehen.
Soviel
ist indeß gewiß: man darf nur ein System der Freiheit, der
Harmonie und
Gemeinschaft Aller - hört ihr's Aller!! Aller!!
-
wollen, so wird man es finden. Dies System oder jenes! Kommerzstunden
oder keiner! das Alles sind Nebensachen; die Hauptsache ist: Alles
für Alle
zu wollen, und nicht: Etwas für die Einen, Wenig für die
Andern, und
Nichts für die Uebrigen.
Elftes Kapitel.
Die Geschäftssperre
Ist
ein Geschäft mit freiwilligen Arbeitern überfüllt
- was gewöhnlich bei
den angenehmen Geschäften der Fall ist, so kann in demselben nicht
über
die Zeit gearbeitet, so können darin keine Kommerzstunden gemacht
werden. Diese Verordnung nenne ich die Geschäftssperre.
Mittelst
derselben wird es möglich, im Zustande der Gemeinschaft Jedem die
freie
Wahl einer angenehmen und leichten, oder unangenehmern, beschwerlichern
Arbeit zu lassen, ohne daß dadurch bei letzterer ein Mangel an
Arbeitern eintritt.
Die
ganze Ordnung der Geschäftssperre besteht darin: den Genuß
des
unnöthigen Angenehmen, nur durch die Produktion des jenigen
Nöthigen,
welchem es an freiwilligen Arbeitern mangelt, möglich zu machen,
und
zwar ohne dadurch weder die personliche Freiheit, noch die Harmonie des
Ganzen zu gefährden, welche letztere zu sichern, der Hauptzweck
dieser
Institution ist.
Durch
die Geschäftssperre wird es ferner möglich, alle Nachtheile
von der
Gesellschaft abzuwenden, welchen sie durch die Zügellosigkeit der
Begierden Einiger ausgesetzt seyn könnte. Wenn, z. B. es denkbar
wäre,
daß im Zustande der Gemeinschaft der Luxus sich auf eine
furchtbare
Weise vemehrte; wenn sich bei Einigen eine wahre Sucht nach goldenen
Ketten, Uhren, Ringen, Perlen und Edelsteinen zeigte, und die Aerzte
machten den Bericht, daß in Folge der Vermehrung und
Einführung dieser
Gegenstände sich die Spitäler mit Habgierkranken füllten
- nämlich
solchen, welche sich um den Besitz eines Gegenstandes streiten und
schlagen - so wird, wenn es nicht möglich ist, diese
Gegenstände
allgemein zu machen, von dem betreffenden Gewerbsvorstande die Sperrung
der Werkstätten verordnet, in welchen diese Gegenstände
bisher
fabricirt wurden; dann hört die Krankheit auf einmal auf.
Man
kann einwenden: Jeder kann sich ja einen goldenen Schmuck durch
Kommerzstunden verdienen, wenn er will. Dies wäre aber doch nicht
möglich: denn die Materialien dazu würden am Ende zu selten
werden;
auch erfände und fabricirte man am Ende so vielen kostbaren
unnützen
Kram, daß es Jemanden, der an allen Luxusarbeiten und
Produktionen der
Phantasie Freude hätte, zuletzt unmöglich oder doch
wenigstens zu
lästig werden würde, zur Herbeischaffung aller dieser
Gegenstände so
viele Kommerzstunden zu machen, und da nun jeder Mensch die
natürliche
Begierde des Habens und des Erwerbens hat, so ist es auch nicht zu
verwundern, wenn er dieselbe auf die leicht möglichste Weise zu
befriedigen sucht. Derjenige, welcher starke Begierden hat, welche
durch die Genüsse, die auf seine Sinne wirken, aufgeregt werden,
wendet
alle ihm mögliche Mittel an, sie zu befriedigen. Wenn ihm nun die
Gesellschaft diese Befriedigung durch die Anwendung seiner geringen
nützlichen Fähigkeiten erschwert, so sucht er dieselbe auf
anderem Wege
zu erlangen; seine Begierden kommen in Konflikt mit der Harmonie des
Ganzen, und zeigen dadurch an, daß hier etwas an der
gesellschaftlichen
Ordnung zu verbessern ist. Er stiehlt, heißt das in unserer
Sprache.
Da
ist nun nicht anders nachzuhelfen, als durch das Allgemeinmachen oder
das Wegschaffen des fraglichen Artikels, welcher im Stande war, die
Unordnung anzurichten; und dazu soll die Geschäftssperre ebenfalls
dienen. Merken wir uns darin überhaupt also folgende Punkte:
Art.
1. Sie dient dazu, die Begierden und Fähigkeiten der Einzelnen mit
den
Begierden und Fähigkeiten Aller in Harmonie zu bringen.
Art.
2. Sie wird von den Gesundheits-Comité's vorgeschlagen und
von den
Gewerbsvorständen bestätigt.
Art.
3. Die Geschäftssperre gilt für alle Individuen, welche
Kommerzstunden
machen, auf die gleiche Weise; wenn nicht nach den Naturgesetzen eine
Ausnahme davon gemacht werden muß.
Art.
4. Eine Ausnahme davon machen alle Individuen, welche ihre Arbeitszeit
in den dringendsten Geschäften verwenden, eben so die Mütter
kleiner
Kinder, so wie die Schwachen und Greise, die noch arbeiten, aber keine
starke Arbeit verrichten können. Dadurch wird die Gleichheit der
Verhältnisse gesichert. (Siehe Kap. 13. Art. 6.)
Art.
5. Wenn ein Geschäft auf einmal viele Arbeiter nöthig hat,
als z. B.
der Ackerbau zur Zeit der Erndte, so werden während dieser Zeit
alle
andern Geschäfte gesperrt, d. h. es können in keinem andern
Kommerzstunden gemacht werden; jedoch mit Beibehaltung obiger Ausnahmen.
Art.
6. Da jede Art von Arbeiten in verschiedene Zweige und
Unterabtheilungen zerfällt, wovon die geringsten sehr wenig
Vorkenntnisse erfordern, da überhaupt Jeder so wohl in der
Schul-Armee
als auch später beständig Gelegenheit und Mittel hat, sich
diese
Vorkenntnisse zu erwerben, so wird durch eine Geschäftssperre auch
Niemand in die Unmöglichkeit versetzt, Kommerzstunden zu machen.
Dadurch wird auch die Freiheit gesichert.
Art.
7. Hat ein Geschäft seiner Annehmlichkeit wegen einen zu
großen Andrang
von Arbeitern, so kann darin Niemand täglich länger als zwei
Stunden
arbeiten, sondern jeder darin Arbeitende muß die übrige
Arbeitszeit in
einem andern Geschäfte ausfüllen. Dadurch wird es
möglich, eine
dreifach größere Zahl Individuen in solchen Geschäften
zu beschäftigen.
Art.
8. Giebt ein Produkt des Genusses des Angenehmen Anlaß zu
physischen
oder geistigen Krankheiten, und kann dasselbe nicht allgemein gemacht
werden, oder wird das Uebel durch das Allgemeinmachen nicht vermindert,
so wird es gesperrt, d. h. die Verfertigung desselben wird eingestellt.
Dadurch wird die Harmonie in der Gesellschaft erhalten, und den
Nachtheilen einer zügellosen Habgier Grenzen gesetzt.
Art.
9. Kommen in Folge zu häufigen Genusses geistiger Getränke
viele
physische Krankheiten vor, die jedoch den einzelnen Individuen nur
allein schaden, so wird die durch die Krankheiten dieser Individuen
verlorene Arbeitszeit, mit zu der, zur Bereitung dieses Getränks
gehörigen gerechnet, so daß die Konsummenten desselben, den
der
Gesammtheit dadurch zugefügten Nachtheil ersetzen. Dadurch haben
diese
ein Interesse, solche Ausschweifungen auf alle mögliche Weist zu
verhüten. Die Gesammtheit kann solche durch die Begierden
Einzelner zum
Nachtheil Anderer führenden Arbeitsverluste nicht tragen; die
durch die
übermäßigen Genüsse des Angenehmen entstandene
Lücke in der allgemeinen
nützlichen Arbeit muß doch also durch die Konsummenten
dieser Genüsse
getragen werden.
Zwölftes Kapitel.
Die Akademie der schönen Künste
und Wissenschaften, oder
die Verwaltung der Arbeiten des Angenehmen.
Art. 1. Der Zweck der Akademien
ist, diejenigen Fähigkeiten einzelner Individuen zu prüfen
und zu
entwickeln, welche im Stande sind, die besondern Begierden und
Fähigkeiten einzelner anderer Individuen zu befriedigen und zu
entwickeln, damit keine Fähigkeit für das Wohl der
Gesellschaft
verloren gehe.
Art. 2. Diese Fähigkeiten
lernen
die Mitglieder der Akademien durch die in den Kunstsälen
aufgestellten
Probearbeiten des Angenehmen, oder auch durch die Prüfung des sich
um
die Aufnahme in die Akademie bewerbenden Individuums kennen, wenn
nämlich die Prüfung einer Kunst, die Gegenwart des
Künstlers durchaus
nöthig macht, z. B. bei Schauspielern, Kunstreitern,
Taschenspielern,
Seiltänzern, u. dgl.
Art. 3. Unter Arbeiten für das
Angenehme, verstehe ich alle Produkte der Arbeiten für die
Verfeinerung
der sinnlichen Genüsse; als: für Theater, Bälle,
Konzerte,
Künstlervorstellungen, Privatfeste, Kuchen- und
Zuckerbäckereien, Bier-
und Kaffeehäuser; die Zubereitung der verschiedenen angenehmen
Getränke, des Taback's, den Feuerwerke u. dgl.
Art. 4. Alle neuen Produkte des
Angenehmen, oder Zeichnungen und Proben desselben, werden nach
geschehener Prüfung der Akademie, in die Kunstsäle
aufgestellt, um die
Begierden der Lüsternen zu erregen.
Art. 5. Je nach den Bestellungen
welche diese machen, läßt die Akademie Atteliers für
das neue
Kunstprodukt einrichten,
Art. 6. Alle Arbeiten des
Angenehmen, welche allgemein geworden sind, gehören nicht
mehr
unter die Verwaltung der Akademien, sondern unter die der
Meisterkompagnien.
Art. 7. Allgemein werden sie dann,
wenn die große Mehrheit der Bevölkerung einer Stadt, eines
Distrikts,
oder eines Landes, davon Gebrauch macht, oder verlangt davon Gebrauch
zu machen.
Art. 8. Mitglied der Akademien ist
Jeder, welcher durch die Wahl einer in den Kunstausstellungen sich
auszeichnenden Arbeit, oder nach einer vor den Wahlkommissionen der
Akademien bestandenen Prüfung seiner Fähigkeitsproben, darin
aufgenommen wurde.
Art. 9. Wer an den Genüssen,
welche
die einen oder die andern Erzeugnisse des Angenehmen gewähren
Theil
nehmen will, muß die für dieselbe angemerkte Arbeitszeit,
durch
Kommerzstunden eintauschen.
Art. 10. Auf diese Weise muß
die
Zeit, welche in dem Distrikt einer Akademie für die Arbeiten des
Angenehmen verwendet wird, genau wieder durch Kommerzstunden in den nothwendigsten
Arbeiten eingebracht werden, und die Existenz, und das Interesse der
Akademien selbst erfordert, daß dies der Fall ist.
Art. 11. Die
Gesundheitskommissionen haben darüber zu wachen, daß die,
durch die
Akademien erleichterte Befriedigung der Begierden Einige, nicht zum
Nachtheil der Uebrigen ausarte, und so die Harmonie der
gesellschaftlichen Ordnung störe, z. B. wenn der Verbrauch roher
Materialien für die Produktion des Angenehmen: den Artikeln des
Notwendigen und Nützlichen Abbruch thut; wenn durch die Vermehrung
der
Luxusgegenstände es wieder Habgierkranke giebt, oder
Betrüger,
Zusammenkratzer und Diebe, wie wir sie heute nennen, u. s. w.
Art. 12. Im letztern Falle wird,
wenn die Geschäftssperre der Heilung des Uebels nicht genügt,
der
Artikel entweder in der Gesellschaft allgemein gemacht, oder aus
derselben verbannt.
Art. 13. In den angenehmen Arbeiten
können nur von den schwächlichsten Individuen Kommerzstunden
gemacht
werden. (Siehe Kap. 11 Art. 4.)
Art. 14. Die Leitung der Arbeiten
des Angenehmen übernehmen die Mitglieder der Akademien; die
Aufsicht in
den Kunstsälen diejenigen Individuen, welche Alters oder
Krankheits
halber zu einer andern Arbeit untauglich geworden sind.
Art. 15. Die Mitglieder der
Akademien, haben in dieser Eigenschaft weder Einfluß auf die
Leitung
der Arbeiten des Nothwendigen und Nützlichen, noch auf die
Prüfung der
Fähigkeitswahlen derselben, wenn sie nicht durch eine gemachte nützliche
Erfindung oder Entdeckung, auch zugleich Mitglieder der
Meisterkompagnien sind.
Art. 16. Alle Genüsse des
Angenehmen, welche allgemein geworden sind, welche aber dadurch,
daß
einige Individuen eine stärkere Konsummation derselben verlangen,
auch
zugleich in die Rubrik des Angenehmen gehören, wie z. B. Wein,
Bier u.
dgl. werden nicht unter der Leitung der Akademien produzirt, sondern
denselben von den unter der Leitung der Meisterkompagnien stehenden
Direktoren, fertig geliefert. Der Betrag derselben wird nach
Arbeitsstunden berechnet, und bildet einen Theil der durch die
Produktion des Angenehmen vermehrten Arbeitsstunden, welche bei der
Jahresrechnung mit den Kommerzstunden im Einklang stehen müssen
Art. 17. Alle schönen,
litterarischen Arbeiten, die bei der Prüfung der akademischen
Wahlkommission nicht für vorzüglich, anerkannt wurden, und
durchfielen,
werden so wie alle übrigen eingereichten Proben, in den dazu
bestimmten
Sälen zur Durchsicht aufgelegt.
Art. 18. Unterschreibt sich dennoch
für den Druck eines solchen Werkes eine bedeutende Zahl für
Kommerzstunden, so läßt die Akademie das Werk drucken.
Art. 19. Für jedes
angenommene,
literarische Werk, sind dem Verfasser eine gewisse Summe Kommerzstunden
zu bestimmen.
Art 20. Diese zu bestimmende Summe
richtet sich nach der Anzahl der bestellten Exempläre, darf aber
die
nicht übersteigen, die jeder andere Arbeiter in einem Jahre zu
machen
im Stande ist; auch verliert sie nach Ablauf des Kommerzbuches ihren
Werth, wie alle andern, nicht mit Genußstempel ausgeglichenen
Kommerzstunden.
Art. 21. Die Arbeitszeit derer,
welche unter Leitung der Akademien die Produkte des Angenehmen
verfertigen, bleibt dieselbe wie die der Arbeiten des Nothwendigen und
Nützlichen, nach welchen die allgemeine Arbeitszeit berechnet und
bestimmt ist; sie kann nur mit dieser verkürzt werden. Vortheile
in der
Production des Angenehmen kommen, daher nur den Konsummenten
des Angenehmen zu Gute, nicht aber den Arbeitern in der Production des
Angenehmen durch besondere Verminderung ihrer Arbeitszeit.
Art. 22. Die Mitglieder des
Verwaltungspersonals der Arbeiten des Angenehmen sind wie die des Trio,
der Centralmeisterkompagnie, der Meisterkompagnien, der Professoren,
Lehrer und Aerzte an keine bestimmte Arbeitszeit gebunden; den Regeln
der Kommerzstunden sind sie jedoch unterworfen wie alle Uebrigen. Sie
sind also wie diese verpflichtet, freiwillige Arbeitsstunden in den
dringendsten Arbeiten zu machen, wenn sie die Genösse des
Angenehmen
befriedigen wollen.
Dreizehntes Kapitel.
Die Stellung des Weibes.
Art. 1. Das weibliche Geschlecht
ist in Bezug auf die Arbeiten, die es verrichtet, eben so organisirt,
wie das männliche. Es hat also seine Werkvorstände,
Meisterkompagnien,
Akademien, Kommerzstunden und Geschäftssperre.
Art. 2. Das weibliche Geschlecht
hat bei der Wahl der für Alle zu verrichtenden Arbeiten vordem
männlichen den Vorrang, kann sich also die leichtesten Arbeiten
wählen,
wenn es darin an Geschicklichkeit und Schnelle dem männlichen
gleichkommt.
Art. 3. Die vorzüglichsten
weiblichen Arbeiten werden durch die Mitglieder der weiblichen
Meisterkompagnien geleitet, welche eben so gewählt werden, wie die
männlichen.
Art. 4. Wenn sich für die
Leitung
irgend einer wichtigen Arbeit in den Meisterkompagnien Keine findet,
welche die von den höchsten Verwaltungsbehörden geforderten
Talente
besitzt, so wird diese Leitung männlichen Individuen
übergeben.
Art. 5. Das Amt eines
Werkvorstandes über eine der weiblichen Arbeiten können sie
nur dann
versehen, wenn sie in den darin geforderten Talenten den Mitgliedern
der männlichen Meisterkompagnien gleichkommen.
Art.
6. Den Müttern kleiner Kinder kann kein Geschäft gesperrt
werden, auch
müssen für dieselben in allen Arbeiten Plätze offen
bleiben, damit sie
sich die leichtesten auswählen können, und solche,
die sie bequem zu Hause neben ihren Kindern verrichten können.
Art.
7. So lange die Natur, kein Wunder verrichtet, d. h., so lange das
weibliche Geschlecht das männliche in nützlichen
Wissenschaften,
Erfindungen und Talenten nicht übertrifft, so langes kann es auch
zu
keinen Aemtern gelangen, von welchen aus es das Ruder der Verwaltung
der Gesellschaft führen, und Mitglied des Trio und der
Centralmeisterkompagnie werden könnte. Doch wenn einmal die Natur
des
Weibes und des Mannes sich so verändern würden, daß
dies der Fall wäre,
dann ist es auch billig, daß man die Organisation den neuen
Verhältnissen anpasse.
Art.
8. Das Zusammenleben in der Ehe muß freiwillig sehn, und kann von
keiner Sitte erzwungen werden.
Art.
9. Alle Kinder, welche das 3te oder 6te Jahr erreicht haben, nimmt der
Staat in die Schularmee auf.
Art.
10. Die Kinder der Eltern welche krank werden, sterben oder sich
trennen, nimmt der Staat oder, vielmehr die Gesellschaft zu sich, ohne
Rücksicht auf das Alter.
Art.
11. Eben so wie das erwachsene weibliche Geschlecht, so hat die
weibliche Jugend in der Schularmee ihre Meisterkompagnien, Akademien,
Kommerzstunden und Geschäftssperre, mit denselben Bedingungen wie
die
männliche Jugend, und auch zu dem selben Zweck wie diese. (Siehe
das
folgende Kapitel.)
Durch
diese Einrichtung ist allen Kabalen Thor und Thür versperrt.
Mädchen
und Junglinge werden mit einander auferzogen als Schwestern und
Brüder.
Sie wissen, daß sie alle die gleichen Rechte, Pflichten und
Freiheiten
nach den Naturgesetzen haben; daß unter ihnen Niemand arm und
Niemand
reich ist, und daß sie Alles, was sie bedürfen, mit leichter
Mühe haben
können. Der schroffe Gegensatz von natürlicher Einfalt und
übertünchter, verschrobener Bildung, der seine gebildete
Weltton des
Einen und die krasse Dummheit und viehische Rohheit des Andern, fallen
doch hier weg. Ebenso der Unterschied zwischen reich und arm, zwischen
Hoch und niedrig. Alle wissen, daß sie, wie alle Andere, mit
Familie,
mit Kind und Kindeskindern versorgt seyn werden. Unter solchen
Umständen spielt die Liebe und Freundschaft eine heitere,
natürliche,
ungekünstelte Rolle.
Wenn
heute Eifersucht und Liebe der Gesellschaft tausend blutige Wunden
schlagen, so ist das auch nur heute. Aber nenne man mir nur ein
einziges der alten Uebel, das heute nicht mehr existirt. Alle fressen
sich unter verschiedenen Namen krebsartig weiter. Trennt den Eigennutz
und das Interesse von der Liebe, dann wollen wir einmal sehen, ob sich
nur noch die Hälfte solcher schauderhaften Geschichten
zuträgen, als
dies jetzt der Fall ist. Unter 10 Heirathen hat sich kaum eine einzige
ohne Einwirkung des Eigennutzes gemacht. Hat er Geld? Hat sie Geld? und
wieviel? - das sind so die gewöhnlichen Heirathsfragen.
- Ein in den
Ketten des Ehestandes unter Eifersucht, Schikane, Zank, Streit und
Widerwillen verbluhtes Lebensglück ist die Antwort darauf.
Die
Liebe ist ein Nußkern, die Ehe sind die Schaalen. Das Geldsystem
ist
der Wurm, welcher sich in den Kern frißt und ihn verdirbt. Die
große
Menge nagt an den bittern und an den harten Schaalen. Da habt ihr die
ganze Definition unserer heutigen Ehen.
Schaffet
den Eheleuten in der gesellschaftlichen Ordnung eine freie,
unabhängige, sorgenlose Stellung, und beseitigt die eisernen,
unnatürlichen Bande, mittelst welcher ihr die widersprechendsten
Begierden und Fähigkeiten aus eine ganze Lebenszeit an einander
kettet;
gebet den Eheleuten die ursprüngliche Freiheit wieder, die sie im
Paradiese hatten, dann wird der widrige Skandal aufhören, der
heute
euren Gerichten alle Hände voll zu thun giebt.
Nichts
ist lächerlicher, als die Treue in der Ehe durch Zwang, Furcht und
Schrecken erzwingen zu wollen; man sieht aber auch die Früchte
davon.
Eben so wie der Dieb, der einen Abscheu vor dem Morde hat, sich doch
beim Diebstahl mit Waffen versteht seiner eigenen Sicherheit wegen,
eben so haben wir auch ähnlicher Beispiele genug von Ehebrechern
und
Ehebrecherinnen, die in Folge der Hindernisse, die man den Begierden
ihrer Freiheit in den Weg legte, zu Dieben und Mördern wurden. Das
ist
in unserer heutigen Organisation der Gesellschaft etwas sehr
Gewöhnliches, daß der Mensch, um den Zwangs, und
Schreckenssystemen zu
entgehen, die man ihm der unerlaubten Befriedigung eine Begierde wegen
fühlen lassen will, ein bedeutend größeres Uebel
anstellt. Wer aber muß
darunter leiden als die Gesellschaft?
Wenn
das Band der Ehe durch das Bedürfniß der Achtung, der
Freundschaft und
Liebe nicht zusammengehalten werden kann, wenn sogar das Interesse
nicht mehr im Stande ist, es zusammen zu halten - und das will
viel
sagen: -so lößt es doch aus um's Himmelswillen!
und schafft euch nicht
einander doppelte und dreifache Höllen!
Trockne
deine Thränen! armes, unglückliches, verachtetes und
mißhandeltes Weib!
und denke es leiden der Schwachen noch viele auf dem Erdenrund. Einst
wird auch dir der goldene Frühstrahl des Befreiungsmorgens
heranbrechen, um dir die heißen, bittern Thränen der
Sklaverei aus den
feuchten Wimpern zu küssen. Dann blicke deinem Tyrannen stolz
in's
Auge, denn du brauchst ihn nicht mehr, und das Gesetz schützt ihn
mehr;
dann arme, betrogene, verführte Dirne findest auch du wieder einen
braven Mann, der das Vorurtheil des großen Haufens mit
Füßen tritt;
dann ihr lebensfrohen Jünglinge und Mädchen in der
Blüthe eurer Jahre
lebet und liebet! Dann lasset ausströmen die heute in eurem Busen
widernatürlich verschlossene Glut, die an eurem Herzen nagt und
eure
Thatkraft lähmt, ehe sie eine der Harmonie der Gesellschaft und
eurer
Gesundheit schädliche Richtung nimmt. Dann liebe wer zun, Lieben
fähig
ist.
Vierzehntes Kapitel.
Von der Schularmee.
Art.
l. Zu dieser gehören alle Knaben, Jünglinge und Mädchen,
bis zu den
Jahren wo sie sich die zum Eintritt ist die Gesellschaft erforderlichen
Geschicklichkeiten und Kenntnisse in den Arbeiten und Wissenschaften
erworben haben.
Art.
2. Die Schularmee steht unter der Leitung von Lehrern und Lehrerinnen,
welche Mitglieder der Meisterkompagnien und der Akademien sind.
Art.
3. Sie wird in allen Wissenschaften und Künsten unterrichtet, und
an
alle Arbeiten gewöhnt.
Art.
4. Die Arbeiten, welche das Trio als besonders nöthig für die
Gesellschaft bezeichnet, werden von der Schularmee am meisten
eingeübt.
Art.
5 Die Arbeiten in der Schularmee werden so geleitet, daß
außer den
Unterricht der Jugend auch noch ein materieller Nutzen für die
Gesellschaft daraus hervorgeht.
Art.
6. Die Arbeitszeit der Schüler und Schülerinnen, wird vom
Lehrpersonale, je nach dem Alter und den Kräften der erstern
bestimmt.
Art
7. Die Jugend wird hauptsächlich an die widrigsten Arbeiten
gewöhnt.
Das Lehrpersonal muß ihr hierin mit den besten Beispielen voran
gehen.
Art.
8. Die Schularmee zerfällt in zwei Abtheilungen, die weibliche und
die
männliche, deren jede ihre besonderen Meisterkompagnien und
Akademien
hat; und deren Mitglieder auf dieselbe Weise gewählt worden sind,
wie
die der mündigen, und wirklichen Meisterkompagnien und Akademien.
Art.
9. Die Vorsteher dieser unmündigen Meisterkompagnien und
Akademien, so
wie die Mitglieder ihrer Gewerbsvorstände sind jedoch nicht von
der
Schularmee, und nicht aus ihr, sondern von und aus den wirklichen
Meisterkompagnien, Akademien und Werksvorständen gewählt.
Art.
10). Die Schularmee hat auch Kommerzstunden und eine
Geschäftssperre,
welche jedoch nur den Zweck haben dürfen, die Begierden des
Wissens,
und nicht die der sinnlichen Genüsse auszubilden; folglich werden
in
den Arbeiten des Angenehmen der Schularmee, keine Gegenstände der
Phantasie, des Luxus und der Leckerei fabrizirt.
Art.
11. Diese Organisation dient dazu die Jugend an die Organisation der
mündigen Gesellschaft zu gewöhnen, ihre Fähigkeiten so
auszubilden, daß
sie den Begierden das Gleichgewicht halten, so wie überhaupt die
Begierden und Fähigkeiten des Wissens früher und stärker
auszubilden,
als die des Erwerbes und des Genusses.
Art.
12. Allen Schülern und Schülerinnen, welche in der Schularmee
durch
ausgezeichnetes Genie, Fleiß und Geschicklichkeit, Mitglieder der
Meisterkompagnien wurden, wird wenn sie sich bei ihrem Eintritte in die
mündige Gesellschaft der Ausbildung ihrer Wissenschaften auf den
Universitäten weihen wollen, der Besuch derselben als Arbeitszeit
angerechnet.
Art.
13. Der Besuch der Universitäten steht auch allen andern in die
mündige
Gesellschaft eintretenden Schülern und Schülerinnen frei,
wird aber nur
den im vorigen Artikel bezeichneten als Arbeitszeit angerechnet.
Art.
14. Alle Schüler und Schülerinnen müssen vor ihrem
Austritt aus der
Schularmee eine Prüfung der von ihnen in der Gesellschaft
geforderten
Kenntnisse und Fähigkeiten ablegen.
Art. 15. Je nachdem der Zudrang zu
einem Geschäfte stark oder schwach ist, wird die Prüfung der
sich zum
Eintritt zu dasselbe Meldenden erleichtert oder erschwert.
Art.
16. Diejenigen welche bei der Prüfung nicht bestehen, bleiben noch
eine
Zeitlang bei der Schularmee.
Art.
17. Die Mitglieder der Meisterkompagnien, können wenn sie ihre
Arbeitszeit in einem der Gesellschaft nützlichen Geschäfte
wählen, zu
jeder Zeit ohne vorherige Prüfung eintreten.
Art.
18. Niemand wird aus der Schularmee entlassen, der sich nicht einer
vollkommenen Gesundheit erfreut.
Art.
19. Wird der Zustand eines solchen Schülers und einer solchen
Schülerin
von den Aerzten als unheilbar, und die Vermischung des Individuums mit
der Gesellschaft als dieser letztern für schädlich
erklärt, so erfolgt
der Transport derselben nach den zu diesem Zwecke auf Fluß- oder
Küsteninseln zu errichtenden Asylen. Siehe Kap. 12. Art 6, 7 und 9.
Art.
20. Die Schularmee steht als solche unter der Vermundschaft der Lehrer
und der Gesundheitskommissionen; außerdem steht diese Institution
wie
alle übrigen unter der höchsten Leitung des Trio.
Funfzehnte Kapitel
Die philosophische Heilkunde
Eine
gut geordnete Gesellschaft kennt weder Verbrechen noch Gesetze und
Strafen. Alles was wir heute Verbrechen nennen, sind Folgen der
gesellschaftlichen Unordnung. Schaffen wir diese Unordnung weg, so
bleibt uns noch ein natürlicher Rest menschlicher Krankheiten und
Schwächen; diese beseitigt man aber nicht durch Gesetze und
Strafen,
sondern durch Heilmittel.
Wenn
man den Wirrwar der Ideen und Handlungen der heutigen Gesellschaft vom
socialen Standpunkt aus betrachtet, so verdunkelt sich diese so oft
gerühmte Aufklärung des neunzehnten Jahrhunderts stark genug
um die
Seher nicht zu blenden.
Manchmal
handeln wir unter Gebehrden des Ernstes und mit dem Scheine des Rechts
wie Wahnsinnige und Narren.
Einen
armen Teufel welcher dem Nachbar ein Hemd stiehlt, weil er keins, und
der Nachbar sie dutzendweise hat, sperren wir eine Zeit lang ein,
füttern ihn für ein gezwungenes Nichtsthun, und vernichten
durch die
Verachtung die wir auf ihn werfen, sein und seiner armen Familie ganzes
künstiges Lebensglück. Einem Kramer mit kurzer Elle, mit
falschem
Gewicht und verdorbenen Waaren, hangen wir kaum eine Geldstrafe auf,
die übrigens doch Niemand zahlen muß als seine betrogenen
Käufer.
Dem
Geschäftsmanne steht es frei, seinen Kunden eine übertriebene
Rechnung
zu machen, aber unterstehe sich der Arbeiter nur einmal eine Erhohung
seines Lohnes zu fordern, wie die Herren dann mit ihren
Polizeimaßregeln auf ihn losdonnern, um ihm das Bißchen
Mannerstolz
wieder aus dem Hirn zu treiben; damit ja nichts darin bleibt, als das
Haferstroh des ergebenen Sklaven!
So
geht es zu in unserer gesellschaftlichen, sogenannten Ordnung: Ein
buntes, verrücktes Durcheinander! Ein böses, fluchbeladenes
Wesen!
Giebt es wohl ein einziges Uebel, das nicht mit doppelt und dreifachen
Namen bezeichne worden wäre, bloß darum, um es nach
Gefallen zu
entschuldigen und zu strafen? - Keines! Alles was ihr Verbrechen
nennt
und als solche bestraft, erlaubt ihr auch auf der andern Seite unter
einem andern Namen. Diebstahl z. B.
Wenn
der Arzt die Krankheit eines Reichen in die Länge zieht, um viele
Visiten auf die Rechnung bringen zu können; wenn der Apotheker
statt
einer verschriebenen, wirksamen aber theuren Arznei eine
verfälschte,
zusammengefuschte nimmt, sind das keine Diebstähle?
Wenn
eure Advokaten - der welcher für, und der welcher gegen eine
und
dieselbe Sache ist - sich mit einander verständigen, um
einer oder
allen beiden Parteien den letzten Heller aus der Tasche zu streiten,
ist das kein Diebstahl?
Wenn
eure Militairkommissionen falsche Atteste verkaufen, um die welche
zahlen können militairfrei zu machen; wenn man durch eine
ähnliche
Gelegenheit Pässe ins Ausland austheilt, ist das nicht ein
gestohlenes
Geld, was auf diese Weise eingeht?
Wenn
eure Krämer sich den schlechtesten Quark furchtbar theuer zahlen
lassen; wenn sie dadurch binnen kurzer Zeit wohlhabend oder reich
werden, saget, haben sie alsdann ihren Reichthum nicht gestohlen?
-
oder nennt ihr das Wuchern Verdienst?
Wenn
der Kaufmann dem Fabrikanten und dieser wieder dem Arbeiter, der schon
mit hungrigem Magen auf die Löhnung wartet, von seinem geringen
Lohne
herunterzwackt, sagt doch, ihr Menschenfreunde, ist das nicht
gestohlen? Ist das nicht ein scheußlicherer Diebstahl, als wenn
ich
hingehe und einem Reichen die Hälfte seiner Habe stehle?
Eure
Contributionen und Steuern sind sie nicht in mancher Beziehung
wirkliche Diebstähle?
Der
Mann, der mit Gewalt in mein Haus kommt, mich auszupfänden, ist
das
nicht ein Dieb? - Der, welche reich wird, weil ihm die Arbeiter
um
einen Spottpreis arbeiten müssen, ist das nicht ein Spitzbube, ein
Hallunke, ein Gauner, Räuber und Dieb? - Ah, ihr gebet
solchen Leuten
höflichere Namen! Das ist sehr unrecht! Wenn ihr einmal in eurer
Gesellschaft Verbrechen haben müßt, so schafft ihnen
wenigstens nicht
zu viel verschiedene Namen. Wer ein Dieb ist, der heiße dann
Dieb; und
nicht Spekulant, Banquerottirer, Krämer, Auspfänder,
Steuereinnehmer,
Hallunke, Schelm, Canaille und so weiter.
Ihr
mordet nicht, nein! aber eure Blutbeile, eure Schaffotte, eure
ungeheuren Waffenfabriken und Niederlagen, eure stehenden Heere, eure
schweren, dumpfen Gefängnisse rufen und schreien sie nicht Mord
bei
Tage, und Mord bei der Nacht?
Die
dumpfen Löcher, in welchen eure Arbeiter verpesten, die ungesunden
Nahrungsmittel, welche eure von euch unterstützte
gesellschaftliche
Ordnung dem Volke zukommen läßt, verbreiten denn diese nicht
den Mord?
Die
Tausende, die eure Schlachtfelder düngten, um das Wappen eines
Kukkuks
oder einer giftigen Spinne zu vertheidigen, sind das keine Morde?
Die
Schaaren von Kindern der Armen, die in den ersten Jahren darauf gehen
wegen Mangel an nöthiger Pflege, sind das keine Morde? ist das
keine
unschuldige Kindleinmetzelei?
Alle
die Menschenschaaren, die des Mangels und der Erschöpfung wegen
langsam
dahinsterben, hat sie nicht eure falsche Organisation vor den Jahren
dahingemordet?
Krieg
und Duell, Schaffot und Galgen, sind das keine Mordprivilegien?
Wenn
der Mord und der Diebstahl der Großen den Raubzügen der
Raubritter des
Mittelalters nicht mehr gleichen, so ist das, weil man Mittel gefunden
hat, die barbarische Außenseite dieser Uebel zu verbergen; aber
fortbestehen sie immer noch.
Wenn
ihr denn allen diesen Morden und Diebstählen nicht Einhalt thun
wollt,
so ist es ja Wahnsinn von euch, euch an die Ausrottung der andern zu
machen, die euch nie gelingt, weil sie aus den erstern hervorgeht, oder
doch mit ihnen eng verbunden ist.
Wenn
sich die Herren Gesetzmacher doch einmal recht langsam und
bedächtig
bei der Nase nähmen, und nachdächten darüber, ob nicht
ein Jeder von
ihnen einmal in seinem Leben in Versuchung gerieth, ein Mörder
oder
Dieb zu werden!-Ich glaube sie würden dann finden, daß
es ihnen oft an
weiter nichts gefehlt. hat, als an der Gelegenheit und an den
Verhältnissen. Wenn wir uns jedesmal in denselben
Verhältnissen eines
Diebes ober Mörders befänden, wer weiß ob wir der
Versuchung oder dem
Drange der Umstände widerstehen könnten.
Mancher
der Leser glaubt vielleicht in dieser Beziehung sehr sicher für
seine
Zukunft zu seyn. Gut! macht nur die Schule der Erfarungen durch, die
belehrt euch mehr als dicke Bücher. Was mich anbetrifft, so stehe
ich
in dieser schlecht organisirten Gesellschaft für mich selbst nicht
mehr
gut. Ich halte mich zu allem Bösen fähig, je nach den
Verhältnissen, in
die mich das Schicksal schleudert.
Wir haben Beispiele gesehen,
daß
reiche Leute, die sich hätten auf eine erlaubte Art genug zusammen
stehlen können, ein Vergnügen darin fanden, es auch auf eine
unerlaubte
Art zu probiren. In Dresden wurde sogar eine Frau bloß des
Nachrufs
wegen, auf dem Schaffotte gestorben zu seyn, zur Mörderin an einer
ihrer Freundinnen und bezeugte nach der That nicht die mildeste Reue.
Da heißt es denn wohl mit Recht: Böse Beispiele verderben
gute Sitten!
Ihr habt keine Pariser
Bluthochzeiten, keine Inquisitionsfeuer mehr, um eure politischen Opfer
darin abzuschlachten und zu braten, aber ihr habt eine grausamere,
fürchterlichere Qual erfunden; ihr lasset dem Individuum die
Bürde des
physischen Lebens und bemüht euch zuerst sein geistiges zu
tödten. Zu
diesem Ende habt ihr jene schändlichen, barbarischen
Gefängnisse
erfunden, in welche man eure unglücklichen Opfer zu einer
fürchterlichen, ewigen Einsamkeit verdammt, ihnen weder den Blick
der
Sonne, noch die Stimme eines Unglücksgefährten vernehmen
läßt. Nur den
Blicken ihrer müßigen Wärter beständig ausgesetzt,
ohne sich ihnen
entziehen zu können, ohne selbst ihre Gegenwart zu bemerken,
hocken sie
da in der feuchten, dumpfen, stillen, unveränderlichen Ewigkeit
ihrer
vier Wände. Und warum? - Großer Gott! das Herz
möchte Einen brechen,
wenn man verpflichtet ist, über solche Artikel zu diskutiren.
- Die
nennen sich aufgeklärt, welche diese schändliche
Maßregel zuerst
einführten! - Fluch euch modernen Tyrannen! Fluch! dir
schändlichen
Erfinder, ewigen Fluch! Du bist nicht werth, daß dich die Erde im
19ten
Jahrhundert trägt. - Du Unmensch hältest sollen zu den
Zeiten der rohen
Barbarei auf die Welt kommen; jetzt brauchen wir der studirten,
raffinirten Mörder nicht mehr, die Gesellschaft hat deren in
Menge.
-Weine! weine! wenn du dich nur geirrt hast, wenn dieser
teuflische
Plan keine tiefe Böswilligkeit, keine tyrannische Schadenfreude
birgt!
Weine! weine die bittersten Thränen der Neue die je ein
Sterblicher
vergossen! Gehe hin wie Judas und sage ihnen: Ich habe mich betrogen
und euch betrogen! ich bin durch meinen Plan einer der verfluchtesten
Tyrannen des Erdbodens geworden! Da habt ihr eure Lobsprüche, euer
Amt,
euer Geld und eure Orden wieder! Reißt diese finstern Zellen
wieder
ein, ich kann sonst nicht leben und nicht sterben. Der Jammer dieser
Unglücklichen nagt mit das Herz ab. Gott sey mir armen Sünder
gnädig!
O des Unsinns, des krassen Unsinns
all! - Ganze Menschenalter zupfen sie an den Knoten
verjährter
Irrthümer und Vorurtheile herum und wenn sie davon gehen, so sieht
es
mit der Lösung desselben noch schwieriger aus, als zur Zeit da sie
glaubten dieselbe gefunden zu haben.
Das wollen nun weise Männer
sehn!
großer Gott habe Mitleiden mit ihnen, sie wissen es nicht besser.
Die
Kenntniß einiger fremden Sprachen, die du ihnen hast zukommen
lassen,
und die Geläufigkeit ihrer eigenen haben sie und Andere so
verblendet,
den Schein für die Realität zu halten.
Es ist wahr, die blutigen
Raubzüge
von damals werden seltener, sie sind mehr geordnet; man nennt sie jetzt
Krieg. Aber eine neue Art moderner Raubzüge hat sich bei uns nach
und
nach eingeschlichen und den gesellschaftlichen Körper bis auf den
Grund
durchwühlt. Diese Raubzüge, fürchterlicher in ihren
Folgen als die
früheren, vor welchen man doch Möglichkeit fand, sich zuschützen, ist der Kommerz. Dieser ist ein
mächtiger,
weitverbreiteter Raubstaat mit der Zeit geworden, dem selbst Kaiser und
Könige ihren Tribut zahlen müssen. Ganze Krämerheere
haben sich über
die Allen nöthige Production und Consommation gelagert, und
bestehlen
regelmäßig dieselbe unter dem Verwande, den gegenseitigen
Austausch
derselben zu befördern. Es ist wahrlich einmal Zeit, daß
dein Volke die
Augen aufgehen über seine wahre Lage, daß es erkenne, was
denn
eigentlich dieses Krämerheer für ihn ist. Diese modernen
Weglagerer
sind in der Gesellschaft noch besonders hochgeachtet. Wenn das Volk
etwas zu wählen hat, wenn seine Interessen sollen verhandelt
werden, so
wählt es dazu gerade solche Leute, die demselben aus
persönlichen
Interessen entgegen seyn müssen. Das ist gewöhnlich der
Krämer der zum
Vorsteher, Bürgermeister und Abgeordneten gewählt wird. Sie
glauben, es
müsse ein hochgestellter, reicher Mann, mit einer gefälligen,
gekünstelten Sprache seyn. - Auf diese Weise sind sie immer
selbst an
der Verlängerung ihres Elends schuld. O Jammer!
Und nun Krämer, du wirst mir
böse
seyn ob dieser Polemik - da kann ich nicht helfen, übrigens
zu deinem
Trost füge ich hinzu, daß der Krämer als Krämer
eben nicht anders in
der heutigen Gesellschaft handeln kann, so wenig wie der Dieb. Wer in
die Nothwendigkeit versetzt wird zu krämern, der krämert wenn
er die
Gelegenheit dazu hat, und wer in die Notwendigkeit versetzt wird zu
stehlen, der stiehlt wenn er die Gelegenheit dazu hat; das ist in der
Gesellschaft von heute nicht anders. So lange als es Krämer giebt,
wird
es Diebe geben und wenn unsere Gesetzgeber sich mit ihrer Weisheit auf
den Kopf stellen. Geld, Krämer und Diebe, sind drei
unzertrennliche
Uebel, oder sind vielmehr die unzertrennlichen Ursachen zahlloser
Uebel. - Warum war denn bei den Alten Merkur der Gott der
Kaufleute und
Diebe, wenn nicht schon bei der Entstehung dieser beiden Erwerbsklassen
eine innige Verwandtschaft sich herausgehoben hätte? - Unter
Krämer
begreife ich übrigens - beiläufig sey's hier
gesagt - Alles, was nicht
von der Arbeit, sondern vom Gewinn und vom Profit, von Speculationen u.
dgl. lebt.
Nun denkt einmal redlich und
aufrichtig nach, alle die Uebel, die heute die Gesellschaft heimsuchen
und die ihr Verbrechen nennt, sind sie nicht eine Folge der schlechten
Organisation derselben?
Würde der Räuber wohl
morden indem
er stiehlt, wenn ihn nicht die Furcht entdeckt zu werden, die Furcht
vor den schrecklichen Strafen die ihn erwarten dazu trieb?-
Würde der
Dieb wohl stehlen, wenn er so wie unsere reichen Leute, Alles was er
wünscht gleichsam wie durch einen Wink bekommen
könnte?- Würde man sich
wohl des persönlichen Interesses wegen zanken, schlagen,
verläumden,
verschwärzen, anfeinden, belügen, betrügen,
überlisten verrathen u. s.
w. wenn Alle die gleichen Interessen hätten? -
Wurde der Mensch wohl gerne zur
Zeit der Arbeit müßig gehen, wenn er nirgends zu seiner
Gesellschaft
Müßiggänger träfe, wenn er keine Mittel mehr
fände, zu leben ohne zu
arbeiten? -
Würde man wohl solche falsche
Liebesscenen beim Gelde, solche widrigen Geldscenen in der Liebe
erleben, wenn Jeder haben könnte was der Andere auch hat; wenn in
der
Ehe keine Speculationen auf Anstellungen, Erbschaften oder frühen
Tod
mehr zu machen wären; wenn Niemand mehr so wie jetzt, des
Interesses
und des Geldes wegen Bekanntschaft machte, sondern alle Bekanntschaften
sich nur aus Liebe und Freundschaft schließen würden; wenn
Einer den
Andern nicht ausschließlich brauchte um zu leben, sondern der
Wohlstand
eines Jeden von der Gesellschaft aus gesichert wäre; wenn der
verführte
Jüngling, das verführte Mädchen nicht mehr des
ungestümen Ausbruchs
ihrer natürlichen Triebe wegen, von der Gesellschaft verachtet und
verfolgt würden; wenn durch die Trennung einer Ehe Niemand mehr
leidet,
weder die Interessen der Eheleute, noch die der Familie und Kinder;
wenn wir nicht mehr das ärgerliche Schauspiel haben, zu sehen wie
unsere jungen Mädchen und Weiber, unsere Freundinnen und
Schwestern,
sich alle erdenkliche Mühe geben, ihre Jugend und Schönheit
um einen
guten Preis unter die Haube zu bringen; wenn einmal der Mammonszauber
verlischt, welcher die jugendlichen Knospen weiblicher Schönheit,
der
Wollust der Reichen öffnet, die sie dann entblättert, in
unsern Schooß
wirft, während wir einige davon mit unsernThränen
auffrischen, obgleich sie früher dem Anblicke unsers Elends
liebelos
und schaudernd die frischen Knospen schlossen.
Lernet subtrahiren ihr Moralisten
wenn ihr es nicht könnt, und saget mir: was bliebe dann noch
übrig von
alle den Uebeln die wir Verbrechen nennen?
Das wißt ihr nicht, und wollt
es
auch nicht wissen, vielleicht weil ihr fürchtet, die Lösung
dieser
Frage könnte euch und Andere in der gewohnten behaglichen Ruhe
stören.
Wollt ihr also die Verbrechen
verschwinden machen, so räumt die Ursachen weg durch welche sie
entstanden sind. Wenn ihr euch aber ernstlich an diese Arbeit macht, so
werdet ihr bald finden, daß ihr es nicht mit Verbrechen, sondern
mit
Uebeln und Krankheiten zu thun habt.
Wenn Jemand bettelt oder stiehlt,
so thut er es um Etwas zu haben was ihm fehlte; er weiß eben kein
anderes leichteres Mittel als das. Ihr würdet es auch thun, wenn
euch
nicht leichtere Mittel zu Gebote ständen. Ihr macht z.B. Kommerz;
das
bringt euch mehr ein, als den armen Teufeln das Betteln und Stehlen.
In einer Durchschnittsberechnung
aller in Frankreich in den Zeitraum von 10 Jahren bestraften
Diebstähle, kam auf jeden derselben der Betrag von 245 Franken.
Dafür
muß nun der Dieb Jahre lang büßen, und seine ganze
Lebenszeit
unglücklich sein. So ein Bettelgeld stiehlt man aber im
Börsenspiel den
armen Leuten in wenigen Minuten.
Ihr arbeitet früh und
spät,
obgleich euch die Noth nicht dazu treibt, das würde der Dieb auch
thün,
wenn er so ein einträgliches Geschäft hätte.
Ja! sagt ihr, es giebt Viele die
sind zu faul zum arbeiten! - Dürft ihr euch darüber
wundern wenn ihnen
die höhern Stände der Gesellschaft mit solchen Beispielen
voran gehen? -
Alle biegen ihren Nacken nicht so
geduldig unter das Joch der Arbeit, besonders wenn sie sehen, daß
es im
der heutigen Gesellschaft den Pfiffigen und Mächtigen möglich
gemacht
ist, von der zu diesem Zweck vermehrten Arbeit Anderer zu leben. Ey!
denken sich die, wenn Diese oder Jene da Nichts thun, und dabei, inLust und Freuden, leben, so will ich auch versuchen
es dahin zu bringen. Böse Beispiele verderben gute Sitten!
Wollt ihr keine
Müßiggänger in der
Gesellschaft so füttert keine Faullenzer, und wollt ihr keine
Diebe und
Bettler, so gebet Jedem was die Andern auch haben.
Als Jesus nach Jerusalem reiten
wollte, hat er kein Geld einen Esel zu kaufen. Was that er? Ließ
er
etwa darum bittend? Nein! sondern er sagte zu seinen Jüngern:
Gehet
hin, an der oder jener Stelle werdet ihr einen Esel angebunden finden, den
bindet los, und bringt ihn mir; und wenn euch Jemand fragt: warum
ihr das thut, so sagt nur: der Herr braucht ihn.
Heute sollte unter ähnlichen
Umständen Einer kommen und sagen: der Herr braucht ihn, so
nähme man
Herrn und Gehülfen beim Kragen und klagte sie des Diebstahls an,
denn
wir sind seit dem viel raffinirter geworden.
Dieses Beispiel aus der Geschichte
Jesu, hat vielleicht dazu beigetragen daß die Kirchenväter
einem
gewissen Schumacher Krispinus, welcher einem Gerber sechs Stück
Leder
gestohlen hatte, um den armen Leuten Schuhe daraus zu machen, zum
Heiligen erhoben haben. Seitdem ist er zum Schutzpatron der Schumacher
avancirt.
Wer heute der Dieberei wegen zum
Heiligen erhoben werden will, muß schon mehr stehlen als Leder.
Wenn er
Königreiche stehlen könnte und sie dem Pabst geben,
würde ihm dies
vielleicht möglich werden.
Die Esels- und die Ledergeschichte
beweisen uns doch also deutlich, wie veränderlich der Begriff des
Diebstahls ist, je nach den verschiedenen Zeiten und Völker.'
In Rußland wird unter den
untersten
Volksklassen der kleine Diebstahl für eine Braveur gehalten; man
macht
sich groß damit wie bei unsere jungen Leute, wenn es ihnen
gelingt
einen Wucherer zu betrugen. Bei den Arabern war das Stehlen seit
undenklichen Zeiten erlaubt, wie überall wo Gastfreundschaft,
Gütergemeinschaft und Freiheit in den Sitten wurzelten; weil
Freiheit
für Alle nur in einem Zustande der Gütergemeinschaft denkbar
ist. Da
aber wo der Freiheit wegen alle Güter gemeinschaftlich sind,
braucht
die Gesellschaft den Diebstahl nicht zu verbieten.
Es ist mit dem Freiheitstriebe des
Menschen eben so wie mit dem in einem Kessel verschlossenen
Wasserdampf, er kann eben so gefährlich werden wenn man ihn zu
stark
einschließt als wohlthätig, wenn man es versteht, ihm in
einer
wohlgebauten Maschine eine gute Richtung zu geben. Meine Aufgabe war
daher, das Ideal einer gesellschaftlichen Ordnung zu finden, in welcher
es möglich wird, dem Freiheitstrieb eines Jeden außerhalb
der
Freiheiten Anderer den Zügel schießen zu lassen, ohne
daß dadurch die
Harmonie des Ganzen gestört wird.
Tief auf dem Grunde meines
Forschens fand ich nun, daß selbst die Gesetze insofern, als sie
von Einigen
für Alle gemacht sind, der Freiheit Aller in vielen
Fällen
ein Hinderniß werden. Was ist das, ein Gesetz, frug ich mich: der
Ausdruck einer bleibenden oder vorübergehenden Gewalt, war die
kurze
Antwort. Diese bleibende Gewalt ist das Naturgesetz und deswegen auch
nur das alleinige positive; die vorübergehenden sind alle unsere
übrigen Gesetze. Diese letztern können doch also wenn sie
unschädlich
seyn sollen, nichts anders seyn, als Auslegungen des ersten; sie
dürfen
keinen andern Einfluß ausüben auf die Gesellschaft als
unsere Gesundheitsregeln,
ja sie dürfen und können, um der Freiheit Aller nicht
zu
schaden, nichts anders seyn als diese.
Als Gesundheitsregeln aber
müssen
sie der Harmonie des Ganzen, dem Alter, dem Geschlecht, den Begierden
und Fähigkeiten der Individuen und ihren Gewohnheiten, den
verschiedenen Klimats und ganz besonders den gemachten Fortschritten
sich anpassen.
Als Gesundheitsregeln müssen
sie in
der Schule der Weisheit und Erfahrung durch die Herrschaft des Wissens,
und nicht durch die der sinnlichen Begierden gemacht und vervollkommnet
werden.
Als Gesundheitsregeln kann man den
dawider Handelnden nicht anders betrachten, als einen Kranken, und zwar
dann erst, wenn er die Harmonie der Fähigkeiten und Begierden
stört.
Diesen aber kann die Gesellschaft wohl heilen aber nicht strafen. AlleGesetze, die den Zweck haben, im Uebertretungsfalle
zu strafen, sind doch also Angriffe gegen die persönliche Freiheit.
Die philosophische Heilkunde wird
sich nun ungefähr in folgende Artikeln concentriren:
Art. 1. Während einer
Krankheit
befindet sich nach dem Naturgesetz jedes Individuum im Vergleich gegen
die übrige Gesellschaft in einem Zustand der Unmündigkeit,
wie die
Kinder, Jünglinge und Mädchen der Schularmee.
Art. 2. Alle Kranke stehen darum
während der Dauer ihrer Krankheit unter der Vormundschaft der
Aerzte.
Art. 3. Außer den Mitteln,
welche
angewendet werden müssen, um die Besserung der geistigen und
physischen
Uebel zu bewirken, wird den Kranken der Aufenthalt im Spital so
angenehm als möglich gemacht.
Art. 4. Niemand wird daraus
entlassen und der Gesellschaft zurückgegeben, der nicht alle
Anzeichen
einer vollkommenen Heilung rechtfertigt.
Art. 5. Alle Seelen- und
Begierdekranken unterliegen daher vor ihrer Entlassung öfter der
Gemüths- und Begierdeproben. Wer diese Proben nicht besteht, wird
nicht
entlassen. Art. 6. Alle Individuen deren Gesundheitszustand durch
Ausschweifung oder andere der Gesellschaft schädliche Krankheiten
stark
zerrüttet ist, und welche nur scheinbar wieder hergestellt werden
können, werden auf Fluß- oder Küsteninseln zu ihres
Gleichen versetzt,
damit sie nicht durch Vermischung, und Berührung mit der
Gesellschaft
ihren Krankheitsstoff den kommenden Generationen einimpfen.
Art. 7. Innerhalb des Bezirks
dieser Inseln wird ihnen der Genuß aller Freiheiten und
Annehmlichkeiten der übrigen Gesellschaft gesichert, wenn
dieselben mit
der Harmonie des Ganzen und ihrem eigenen Wohle verträglich sind.
Art. 8. Alle unheilbaren Seelen-
und Begierdenkranke, solche die oft in dieselben Krankheiten
zurückfallen, und dadurch der Harmonie des Ganzen gefährlich
werden,
werden nach entferntere Länder oder Inseln transportirt, und ihnen
jede
Gelegenheit benommen, mit der gesunden Gesellschaft in Berührung
zu
kommen.
Art. 9. Niemand kann auf die eine
oder die andere Weise seines unheilbaren Zustandes wegen aus der
Gesellschaft entfernt werden, wenn dieser Zustand Andern nicht
schädlich werden kann, oder wenn sich noch ein Arzt findet,
der
einen letzten Versuch der Heilung machen will. (Siehe Kap. 4. Art.
17.)
Art. 10. Jeder, welcher die zum
Wohle Aller festgesetzten Reglements zu umgehen sucht, und dadurch die
Harmonie des Ganzen stört, wird als Kranker behandelt.
Art. 11. Jedem Kranken, der nicht
freiwillig in das Spital geht, wird nach geschehener Anzeige sofort
Nahrung, Wohnung, Kleidung und Arbeit in der mündigen, gesunden
Gesellschaft gesperrt; er findet dasselbe dann nur im Spital. In
außerordentlichen Fällen kann derselbe auch durch das
Dienstpersonal
des Spitals abgeholt werden.
Art. 12. Die Anzeigen der Krankheit
geschehen auf folgende Weise: Finden die Freunde und Genossen eines
Individuums an ihm die Anzeichen einer Krankheit und fordern ihn jene
auf, sich kuriren zu lassen, so sperrt ihm im Weigerungsfalle der
Hausvater das Wohnzimmer, der Werk- und Zugführer die Arbeit, die
Wirthe in den Speisesälen die Speisen, und die Aufseher in den
Vereinen
und Etablissements die Getränke und Erfrischungen, und zwar so
lange,
bis er im Kommerzbuche beweisen kann, daß er geheilt wurde, oder
sonst
zu besucht sucht, daß seine Krankheit nicht ernstlicher,
gefährlicher
Natur ist. (Siehe Kap. 10. Art. 13. 14. 15 u. 18.
Art. 13. Weist es sich aus,
daß die
Krankheit eines Individuums in der Ansteckung durch einen Andern ihren
Grund hat, so wird auch dieser durch obige Maßregeln
verpflichtet, sich
kuriren zu lassen.
Art. 14. Jeder Arbeitsverlust durch
Begierdekrankheiten, welche einen unmäßigen Genuß der
Produkte des
Angenehmen zum Grunde haben, wird den Konsummenten dieser Genüsse
bei
der Jahresrechnung zugezählt. Würde z. B. einem Verein eine
monatliche
Branntweinlieferung im Werth von 100 Arbeitsstunden von den Akademien
geliefert, und gingen bei einem Trunkenboldaus
diesem Kreise 30 Arbeitsstunden im Spital in Folge einer durch
übermäßigen Genuß entstandenen Krankheit
verloren, so sind die übrigen
Mitglieder des Vereins verpflichtet, sich diese 30 Arbeitsstunden in
ihren Kommerzbüchern mit eben so vielen Genußstempeln
ausgleichen zu
lassen. (S. Kap. 10. Art. 18.)
Art. 15. Unter der Rubrik der
Begierdekrankheiten gehört auch jeder die Harmonie des Ganzen und
die
Freiheit eines Jeden störende Angriff des Besitzes der durch
Kommerzstunden erworbenen Genüsse, so wie jede störende
Vertheidigung derselben. (S. Kap. 11. Art. 8.)
Art. 16. Droht eine
Begierdekrankheit durch häufig vorkommende Fälle der Harmonie
des
Ganzen Gefahr, so wird dem Werksvorstande von den
Gesundheitskommissionen darüber die Anzeige gemacht, welcher
erstere
dann den Gegenstand, der die Ursache der Krankheit ist, allgemein macht
oder die Production desselben gänzlich aushebt, je nachdem das
eine
oder das andere dieser Mittel am wirksamsten oder am möglichsten
ist.
Die Verwirklichung dieses oder
eines ähnlichen, verbesserten Systems macht alle seit Anfang der
Gesellschaft gemachten, meist unverständlichen und
widersprechenden
zahllosen Gesetze unnütz und entbehrlich.
Hier ist kein anderes Gesetz mehr
nöthig als das Gesetz der Natur, welches auch ein Gesetz der
Harmonie
Aller ist.
Hier giebt es keine bösen
Ankläger
mehr.
Die Stimmen der gestörten
Harmonie
des Ganzen und der überschrittenen Grenze der Freiheiten eines
Jeden
schreien nicht um Rache, sondern um Hülfe.
Nie erpropte Weisheit des Arztes
macht hier nicht den gebieterischen, gefürchteten Richter, sondern
den
geliebten Helfer und Rathgeber.
Hier giebt es nichts mehr zu
strafen, sondern zu heilen. Polizeidiener und Gensdarmen sind in diesem
Systeme ganz nutzlose Subjekte. Der wirksamste Gensdarm dieses Systems
ist der Hunger und seine Gemahlin die Entbehrung. Dieses Pärchen
weist
jeden Begierdekranken im Nothfall den Weg zu seiner Genesung;
nämlich
den in's Spital.
Sechzehnte Kapitel.
Vortheile der Gemeinschaft.
Keine Armen! und folglich auch kein
Bettler, keinen Kummer, Sorge, Gram, Verzweiflung; keine bittere
Thränen des Elends, keine Geringschätzung und Verachtung;
keine
Unwissenheit, Dummheit, Roheit; keine ekelhaften Lumpen und Hadern;
keine bleiche ausgemergelte Gesichter und betrübte, traurige
Mienen
mehr.
Keine Verbrechen! und folglich auch
keine Strafen, keine Richter, Polizei, Gefängnisse, Kerkermeister;
keine Gensdarmen, Büttel, Gerichtsdiener, Advokaten; keine Klagen,
Kläger und Verklagte: keine Gesetzbücher, Akten, Mordbeile,
Galgen,
Spießruthen; keine Angst und Furcht; keine gekünstelten
Tugenden und
Laster; keine Mörder, Räuber, Diebe, Verläumder und
Betrüger mehr!
Keine Herren! und folglich auch
keine Bediente, Knechte, Mägde, Lehrjungen, Gesellen; keine Hohe
und
keine Niedere, keine Befehle und Unterwürfigkeiten; keinen
Haß, Neid,
Stolz und Uebermuth, keine Mißgunst, Verfolgung und
Bedrückung mehr.
Keine Müßiggänger!
und folglich
auch keine Taugenichtse, keine sich krank und dumm arbeitenden Sklaven;
keine Verachtung und Verhöhnung der Arbeit, keine Last derselben
und
keine Besorgniß um dieselbe mehr.
Keine Verschwender! und folglich
auch keinen Mangel; keine Hungerleidenden und Darbenden, keine
Ueppigkeit und keinen Hochmuth; keine schrankenlosen, die geistigen und
physischen Kräfte der Gesellschaft störenden Leidenschaften
mehr.
Keine Mächtigen! und folglich
auch
keine Sklaverei und keine Unterjochung, keine Willkühr und keine
Herrschaft der Begierden, keine Gewaltthätigen, keine Henker und
Henkersknechte; keine Verschränkung der allgemeinen Freiheiten,
und
keine Aussaugung der Völker; kein Steuern und Abgaben, keine
Frohnden
und Militärdienste; keine Auspfändungen, Plünderungen
und
Brandschattungen; keine stehenden Heere, Festungen und Zwinger; keine
Tyrannen und Bluthunde mehr.
Keine Beschränkung des
Fortschrittes! und folglich auch keine falsche Gelehrsamkeit, keine
geheiligten Irrthümer und keine glücklichen Betrüger;
keine
Preßgesetze, Journalkautionen und Stempel; keine unnütze
zeitraubenden
Studien; keine Unterjochung der Begierden und Freiheiten des Wissens,
des Wortes und der Rede mehr.
Kein Zeitverlust mehr durch die
Vereinzelung der Arbeiten, und darum eine allgemeine Verminderung der
Arbeitszeit.
Keine unnützen Arbeiten mehr!
und
darum mit leichter Mühe für Jeden was ihm nothwendig,
nützlich und
angenehm ist.
Keine Verluste mehr, durch die
Vereinzelung in der Produktion und Konsummation der
Lebensbedürfnisse,
und daher Ersparnis und Ueberfluß für Alle.
Die Ersparung an Brennmaterialien
allein, ist nach den Berechnungen Fouriers ungeheuer. Mit dem Holz, was
heute 100 Haushaltungen in 100 verschiedenen Küchen, Oefen und
Kaminen
verbrennen, kann man in 3 dazu eingerichteten Küchen, für 900
Haushaltungen kochen, und es noch so einrichten, daß mit
demselben
Feuer im Winter auch noch die Zimmer geheitzt werden können. Eben
so
kann man die Feuer der Bäcker, Schmiede, Schlosser, Schneider u.
dgl.
viel ökonomischer benutzen.
Die Fabrikation der Millionen von
Schachteln und Schächtelchen, Kisten, Tonnen, Tüten,
Pappkasten,
Packleinwand, Packpapier, Wachsleinwand; der Menge Körbe, Karren,
Wägen
und vieler andern zum Kleinhandel nöthigen Gegenstände kann
man
entbehren.
Die Arbeiten für Errichtung
und
Erhaltung Tausender von Magazinen und Komptoirs; die Menge der kleinen
Küchen, Keller, Kamine, Koffer, Riegel und Schlösser und noch
tausend
andere Dinge hat man dann nicht mehr nöthig.
Eben so die Ausfertigung der vielen
unnützen Papiere, als: Kauf-Mieth-Lehr-Heiraths-Pacht-Dienst und
andere
Kontrakte; Zins- und Schuldverschreibungen, Testamente, Anweisungen,
Gerichtsprotokolle, Hypothekenbücher, Pässe,
Wanderbücher, Steuerlisten
und all den Kram kann man entbehren.
Desgleichen die vielen Mauern,
Hecken, Zäune, Gräben, Schlösser, Riegel, Ketten,
Gitter; so wie alle
zur Sicherheit des Eigenthums und zur Erhaltung der Macht der
Willkür
nöthigen Arbeiten für die Erhaltung des Militair- und
Gerichtswesens,
können wir entbehren.
Das planlose Hin- und Herreisen um
Arbeit zu finden wird aufhören, eben so das Mitführen der
Reisegepäcke.
Man wird nur die Personen transportiren, nicht aber die Kleider und
Geräthschaften, weil man du überall, in Ueberfluß
findet.
Das Suchen nach Arbeit, so wie die
damit verbundene Sorge und Aergerniß, werden verschwinden.
Die Sorge um die Existenz des
Individuums und seiner Familie wird aufhören, so wie die daraus
hervorgehenden Uneinigkeiten in der Ehe.
Die Ehen werden ein Werk der Liebe
und Freundschaft sein, nicht aber ein Mittel den Lebensunterhalt zu
sichern.
Die gute Erziehung der Kinder wird
leicht möglich sein, weil die guten Beispiele der Eltern leicht
möglich
sind.
Die Vergnügungen werden eine
bessere, natürliche, der Gesundheit und dem Gedeihen der
Individuen
mehr zusagende Richtung nehmen als heute. Die falsche Scham wird
aufhören, die die Erwachsenen abhält, fort zuspielen wie in
den
Kinderjahren. So wie heute die Kinder, so werden auch die Erwachsenen
mehr Vergnügen darin finden sich im Freien herum zu tummeln, als
Tage
lang beim Kartenspiel im Tabacksdampf der Kneipen zu zubringen.
Der Menschenschlag wird wieder
kräftiger, schöner, geistiger und lebendiger werden. Eine
Menge
Krankheiten werden sich mildern; andere werden durch die Kunst der
Aerzte, verbunden mit den Maßregeln der Verwaltung, ganz
ausgerottet
werden, was heute im Zustande der Vereinzelung nicht möglich ist.
Von
Ansteckungen durch geheime- durch Haut- und
andere Krankheiten, wird man wenig mehr gewahr werden.
Der Mensch wird Alles, was er
braucht, in Fülle, und was er nicht braucht wie jeder Andere nach
seinem Belieben haben können. Jeder wird sich im möglichst
vollkommensten Zustand der Freiheit befinden, und das Leben
kurzweiliger seyn als heute, weil alle Kräfte auf die Bewegung des
Fortschrittes gerichtet sind, der immer fort neue Ideen schafft, die
sich der Constitution der Gesellschaft anpassen, ohne der Gesetze
nöthig zu haben, oder ohne auf einen Widerstand der
persönlichen
Interessen zu stoßen.
Das weibliche Geschlecht wird wie
das männliche vollkommen frei seyn von jeder barbarischen
Unterdrückung. Diese Freiheit des Weibes allein wird im Stande
sein,
die Erde in ein Paradies zu verwandeln; noch mehr aber die
Verwirklichung der Worte Christi: du sollst deine Feinde lieben; durch
die Abschaffung der Verbrechen, der Gesetze und Strafen. Denn wo diese
bestehen, ist es unmöglich seine Feinde zu lieben; man kann nicht
zugleich lieben und strafen.
Man wird auf jedem Boden nur solche
Produkte bauen, welche er am reichlichsten und besten hervorbringt, und
nicht durch unsägliche Mühe und Fleiß die am Ende doch
nur spärliche
und schlechte Erndte eines andern nicht daselbst gedeihenden Produkts
bloß darum zu erzwingen suchen, weil man es daselbst nothwendig
hat,
sondern man wird alle Gegenden mit Eisenbahnen und Kanälen
verbinden,
und mittelst derselben den Austausch der verschiedenen Kulturen
befördern; man wird im Norden so reichlich Wein trinken
können wie im
Süden, und im Süden das Bier so reichlich als den Wein, und
so mit
allen Produkten. In Gegenden vortrefflicher Weide wird man nur
Viehzucht treiben und deshalb wird daselbst Wein und Brod so wenig
mangeln als in den Getraide- und Weingegenden das Fleisch.
Man wird überall mit Ruhe und
Sicherheit reisen können, ohne einer Lebensgefahr durch Diebe,
Räuber
und Mörder ausgesetzt zu sein. Man wird reisen können wenn
man will,
wenn man den Zeitverlust der bestimmten Arbeitszeit durch
Kommerzstunden ausgleicht, oder alle Tage nach der Arbeitszeit nach
einemandern Ort sich begiebt. An
Fahrgelegenheiten ist kein Mangel, diese stehen Jedem frei und
gehören
auch mit zu den nützlichen Bedürfnissen, an Zeit zum Reisen
fehlt es
ebenfalls nicht, denn so viel ist gewiß, daß, wenn der
Krieg in der
Uebergangsperiode nicht eine Menge nützlicher Kräfte in
Anspruch nimmt,
man binnen wenigen Jahren die allgemein bestimmte Arbeitszeit noch
unter tägliche sechs Stunden herabsetzen kann. Die
Staatsökonomen haben
ja schon vor mehreren Jahren berechnet, daß für die
nothwendigen und
nützlichen Bedürfnisse Aller im Zustande der Gemeinschaft nur
3 Stunden
nothwendig wären. Dies will ich nun nicht behaupten, jedenfalls
aber
sind 6 Stunden im Zustande des Friedens hinlänglich.
Der Vortheil, den ein solches Volk
im Kriege gegen seine Feinde hat, ist ein ungeheurer. Einmal der
Enthusiasmus der Gleichheit der Alle beseelt, und aus dem
furchtsamsten, schwächsten Menschen einen Helden schafft, dann die
ungeheuren Hülfsmittel; denn alle durch die Arbeit zu ersparenden
Kräfte können auf den Krieg verwendet werden, ohne daß
es nöthig ist,
daß die Regierung die Geldmänner um Kapitalien anbetteln
muß, was bei
den Feinden der Fall ist. Diese können gar keinen energischen
Krieg
führen, wenn sie kein Geld haben, und dies bekommen sie nicht
immer,
wie sie wollen. Oefter verlassen sie sich auf die Contributionen in
Feindes Land; wo sie dann aber weder Geld noch Lebensmittel finden,
wenn sie eindringen, weil Alles tief ins Innere geschafft wird, auch
die Bewohner; nur die bewaffneten Ackerbauer die die den Boden bebauen,
bleiben mit den Magazinen der Armee zurück und ziehen sich bei
Annäherung des Feindes je nach Befinden der Umstände entweder
in die
festen Plätze oder zu der Armee, um sie zu verstärken oder
ins Innere
des Landes zurück, so daß der Feind nichts als leere
Dörfer und Städte
und wenn es zweckmäßig ist, selbst diese nicht findet. Ein
Land von
10,000,000 Einwohnern könnte in diesem Zustande eine bewaffnete
Macht
von 2,000,000 aufstellen. Alles ist möglich in der Gemeinschaft,
sogar
Krieg führen ohne Geld! Darum eben ist hauptsächlich die
Gemeinschaft möglich!
Siebzehntes Kapitel.
Uebersicht des ganzen Systems.
Die Basis desselben sind die auf
die Gesellschaft und die Individuen bezüglichen Naturgesetze. Der
Fortschritt in den Wissenschaften ist darin der Mittelpunkt, in welchen
sich alle physischen und geistigen Kräfte der Gesellschaft
vereinigen,
und von welchen aus dieselben wieder neubelebt in alle Adern der
gesellschaftlichen Ordnung ausströmen. Er allein ist das einzige,
unabänderliche Fundamentalgesetz der Gesellschaft, weil er die
Concentrirung aller auf die gesellschaftliche Ordnung anwendbaren
Naturgesetze und der Inbegriff aller Verbesserungen und
Vervollkommnungen ist.
Alle andern Gesetze und
Verordnungen müssen sich ihm anpassen lassen, und können
daher nichts
anders für die Gesellschaft seyn als vorübergehende
Reglements, eben
darum, weil das Gesetz des Fortschritts selber für die Zukunft
nichts
anderes Bleibendes und Bestehendes bestimmt, als die fortwährende
Verbesserung und Vervollkommnung des Bestehenden.
So bald die Gesellschaft nach
demselben konstituirt seyn wird, werden die größten
Genie's, die
hellsten und talentvollsten Köpfe durch die Wahlen der
Fähigkeiten
immer an die Spitze der Geschäfte dringen können, und jede
Regierung
des persönlichen Interesses und der Intrigen wird unmöglich
werden. Die
bestmöglichste Verwaltung der gesellschaftlichen Ordnung ist also
dadurch gesichert, und folglich auch mit dieser die bestmöglichste
Vertheilung der Arbeiten und der Genüsse.
Nachdem
ich also der Wissenschaft den ihr gehörigen Platz bezeichnet und
Allen
den Zugang zu demselben nach den gleichen Verhältnissen ans die
gleiche
Weise möglich gemacht hatte, war meine Hauptaufgabe der
Freiheitsliebe
jedes Einzelnen die möglichst weiteste Bahn im Kreise der Harmonie
Aller zu öffnen.
Vor
Allem mußte
hier die Existenz und das Wohl jedes Einzelnen vor den Uebergriffen
Anderer gesichert werden. Dies geschieht durch die Gemeinschaft der
Güter und der Arbeit alles Dessen, was zum Leben nothwendig und
nützlich ist.
Mit
allen Arbeiten und Genüssen, die das Leben angenehm machen und
also
nicht zum Leben nöthig sind, machte ich, um den besondern
Begierden der
Einzelnen so wie ihrem Freiheitstrieb
einen
Spielraum zu geben, von der Gemeinschaft eine Ausnahme.
Je
nach der fortschreitenden Bildung eines Volkes vermindern sich diese
Ausnahmen dadurch, daß die Genüsse des unnützen oder
schädlichen
Angenehmen immer seltener werden, und das wirklich nützliche
Angenehme
immer allgemeiner wird; wo es alsdann, aus diesen Punkt, angekommen,
aufhört, ein Ausnahme von der Gemeinschaft zu machen.
Die
Fähigkeiten, welche jeder Einzelne in Bewegung setzt, um seine
Freiheiten zu erweitern und seine Begierden des Angenehmen zu
befriedigen, leitete ich dahin, wo derselbe Freiheilstrieb und dieselbe
Begierden des Angenehmen eine Leere in der Production des Nothwendigen
und Nützlichen zu lassen drohen.
Ich
verglich die Gesellschaft mit einer Wiese und die Begierden mit
Bächen,
welche bestimmt sind, diese Wiese zu bewässern. Gut! dachte ich
mir,
strömt wohin ihr wollt! schlagt eine Richtung ein welche ihr
wollt, die
Kommerzstunden werden immer das Bett seyn, in welchem ihr strömt;
dies
sichert die persönliche Freiheit. Da, wo ihr aber am
stärksten strömt,
wird man Wasserräder setzen, bestimmt eure Wasser auf die
grünen Wiesen
zu leiten. Diese Wasserräder sind die Geschäftssperre; sie
sichert die
Harmonie Aller. Außer dem wird man diejenigen Richtungen, welche
für
die Bewässerung der Wiese die besten sind, zu erweitern und zu
vertiefen suchen, und denen, welche derselben am hinderlichsten sind,
Dämme setzen. Dies geschieht durch die Herrschaft des Wissens und
sichert somit den Fortschritt. Polizei und Gesetze sind in diesem
Systeme nicht nöthig, weil jeder Nachtheil den die Begierden
Einiger,
Andern zufügen können, von diesen letztern freiwillig
getragen, und
jedes Uebel, jeder Nachtheil, das sie nicht tragen wollen und
können,
in den Heilanstalten beseitigt wird.
Es
versteht sich ganz von selbst, daß die Maßregeln der
Kommerzstunden und
der Geschäftssperre im ganzen Bereich des großen
Familienbundes nicht
überall dieselben seyn werden. In der einen Lokalität wird
oft ein
Geschäft gesperrt seyn, was in der andern offen ist. Hier wird
diese
oder jene Speise, dieses oder jenes Geräth unter die Genüsse
des
Angenehmen gehören, was in der andern Gegend zu den allgemeinen
Bedürfnissen gehört. Je größer der Bereich des
Bundes ist, je mehr
Verschiedenheiten wird es darin haben. Diese werden sich selbst auf die
Arbeitszeit ausdehnen, weil der Mensch in heißen Gegenden nicht
so viel
Lebensbedürfnisse nöthig hat als in den kalten. Das Trio wird
jedoch
alle diese Verschiedenheiten zum Wohl des Ganzen regeln.
Ueber
den Nutzen, die Zweckmäßigkeit, Schönheit und
Bequemlichkeit der
künftig einzurichtenden Gebäude, Möbeln, Kleidungen,
Vergnügungen u. s.
w. hielt ich nicht für notwendig ein besonderes Kapitel zu
schreiben,
um die Leser durch den Reiz der Genüsse zu gewinnen. Das wird
Jeder
leicht begreifen, daß Alles, was jetzt an einzelnen
Gebäuden, Möbeln,
Kleidungen und sonstigen Produkten für nützlich, schön,
zweckmäßig,
bequem und angenehm befunden wird, im Zustande der Gemeinschaft auch
allgemein für Alle so eingerichtet werden wird.
Nun
ist es möglich, daß mancher wichtige Punkt in diesem System
noch nicht
berührt worden ist; desgleichen mag manchem Leser Manches noch
nicht
ganz verständlich seyn. In einen, oder dem andern Falle beliebe
man
sich schriftlich an die Redaction der "Jungen Generation" zu wenden,
diese wird sich ein Vergnügen daraus machen, sowohl
unverständlich
gebliebene Stellen genauer zu expliciren als auch Ideen über
Vervollkommnungen des hier gegebenen Systems in ihr Blatt aufzunehmen.
Achtzehntes Kapitel.
Mögliche Uebergangsperioden.
Wenn
ein Kranker durch eine heftige Bewegung sein Blut in starken Umlauf
setzt, und dadurch der Krankheitsstoff versetzt wird oder sich
verliert, so ist dies eine Revolution die mit dem Körper
vorgegangen
ist.
Wenn
mittelst einer neuen Erfindung die Arbeiten und Werkzeuge eines
Geschäfts verändert, und durch andere ersetzt werden, so ist
eine
Revolution mit diesem Geschäft vorgegangen.
Wenn
durch philosophische Lehren den Sitten eine andere Richtung gegeben
wird, so ist eine Revolution mit denselben vorgegangen.
Also
überhaupt: wenn durch das Uebergewicht einer geistigen und
physischen
Kraft das Alte dem Neuen weicht, so ist dies eine Revolution.
Der
Umsturz des alten Bestehenden ist Revolution; folglich ist der
Fortschritt nur durch Revolutionen denkbar.
Es
lebe die Revolution!
Es
giebt in unfern civilisirten Staaten fast Niemanden welcher mit dem
Bestehenden vollkommen zufrieden wäre. Regierende und Regierte,
darüber
sind sie alle einverstanden, daß Verbesserungen vorgenommen
werden
müssen, nur über Zweck und Mittel derselben sind die
Ansichten
verschieden, je nach den besondern persönlichen und allgemeinen
Interessen welche sie beleben.
Das
Wohl der Menschheit wollen sie scheinbar alle, die Nötigsten aber
thun
Etwas dafür, und von diesen sind wieder die Wenigsten über
die Mittel
einig die zu diesem Zwecke angewendet werden mußen.
Beleuchten
wir einige dieser schon oft vorgeschlagenen und theilweise angewandten
Mittel näher.
l)
Die Verbesserung der Schulen; die Erziehung der Kinder der Armen auf
Kosten des Staats.
Das
Mittel ist nicht allem gut, sondern auch sehr nothwendig; allein der
Armuth steckt man dadurch keine Grenzen. Wenn die ungeheure Mehrzahl
der Armen unwissend ist, so beweist das nicht daß diese
Unwissenheit
die Ursache ihrer Armuth ist, denn wenn dem so wäre, so
müßte mancher
reiche Kauz der ärmste Lump auf Gottes weiter Erde sein, und
mancher
gebildete Arme einer der reichsten Erdbewohner. Nein! die Armuth
entsteht nicht aus der Unwissenheit, so wenig als der Reichthum aus
Bildung und Gelehrsamkeit: aber so lange als es gebildete Arme giebt
und ungebildete, wird die Armuth immer schweerer auf die letztern
drücken als auf die ersten, weil Jeder welcher die Mittel hat sich
durch die Mühen und Arbeiten Anderer zu bereichern, sich dazu
unter
denselben immer Derjenigen bedient, deren Geschicklichkeit und
Fleiß
ihm den größten Vortheil verspricht. So lange aber als es
Reiche giebt
wird dies so sein, selbst wenn alle Arme die
größtmöglichste
Schulbildung genossen hätten.
Das
einzige Resultat einer allgemeinen Erziehung würde doch nur das
sein,
daß es nach diesem keine unwissende, sondern lauter gebildete
Arme
gäbe; und der einzige Vortheil der, daß diese gebildeten
Armen nicht
mehr so dumm sein würden geduldig Mangel und Entbehrung zu leiden,
und
zu stolz um die Erhaltung ihrer Existenz bei Andern demüthiger und
feiger Weise zu erschmeicheln und zu erbetteln.
Wie
der Graben beim Aufwerfen des Walles, so entsteht die Armuth bei der
Anhäufung des Reichthums.
Die
Unwissenheit ist ein Stein des Anstoßes auf den Höhen des
Reichthums,
und eine stinkende Pfütze in den Tiefen der Armuth.
2)
Die Preßfreiheit.
Gut!
wir sind mit ganzer Seele dafür, denn was wäre unser Wirken
ohne diese;
mit ihr allein ist jedoch nur gerathen, nicht geholfen.
Derjenige,
welcher an den materiellen Bedürfnissen keinen Mangel leidet, der
also
physisch frei ist, der fühlt auch um so stärker das
Bedürfniß geistig
frei zu werden. Den lasset, immer Preßfreiheit verlangen; sie ist
das
Salz was ihm fehlt seine Speisen zu würzen; ihr aber, was wollt
ihr mit
dem Salz, wenn Jene euch die Speisen vorenthalten?
Habt
ihr einmal eure Feinde gezwungen euch euer tägliches Brod zu
geben, so
verweigern sie euch auch bei Gott das Salz nicht.
Die
Freiheit, die ihr für Alle zu fordern habt, muß eine einige,
allgemeine, untheilbare Freiheit sein, und keine besondere. Jede andere
Freiheit ist Irrthum oder Lüge.
Die
Preßfreiheit kann im Geldsystem nicht vollkommen sein, weil die
Scribenten bezahlt werden können. Wenn eine Schrift in diesem
System
Wahrheit verbreitet, so verbreiten dafür zehn andere Irrthum,
Unverstand und Lügen.
Diese
heutig Preßfreiheit wird mehr dazu benutzt Einige zu nähren,
als Alle
aufzuklären. Man schreibt eben um zu leben, weil man ohne Geld
nicht
leben kann um zu schreiben. Wer aber hat das Geld? Die Geldmänner.
Diese sind es also welche der Litteratur eine Richtung zu geben suchen,
mit der Schweere ihrer Geldsäckel.
Wer
im Interesse der Reichen und Mächtigen schreibt, dessen Arbeit
wird
wenn sie diesen Zweck gut erreicht auch gut bezahlt; wage es aber
Jemand für das arme Volk zu schreiben, dann wird er sehen was das
für
eine Freiheit ist diese Freiheit im Geldsystem. Mancher Drucker
läßt
sich voraus bezahlen, denn "spricht er" ich kenne den Autor weiter
nicht. Die Buchhändler nehmen auch lieber jede andere Schrift in
Kommission als eine welche das Interesse der Armen vertheidigt. Die in
derem Interesse man schreibt, haben kein Geld um Schriften zu kaufen,
und die welche davon kaufen, brechen es sich an ihren Genüssen ab.
Ein großer Theil der
arbeitenden
Klassen ist für alles Geistige so abgestumpft, daß sie gar
nichts
lesen. Scheint ein an die Armen gerichtetes und für sie
geschriebenes
Werk den Interessen der Reichen und Mächtigen gefährlich, so
bedienen
sie sich allerhand Kunstgriffe, um die zugestandene Preßfreiheit
zu
umgehen. Man sucht den Autor um allen Erwerb zu bringen, damit er am
Ende aufhören muß zu schreiben; man überredet die
Drucker, den Druck
solcher Schriften fahren zu lassen, oder man bedroht sie, ihnen andere
einträglichere Arbeiten zu entziehen, im Falle sie fortfahren,
solche
Schriften zu drucken.
Unsere "Junge Generation",
nämlich
das Journal dieses Namens, kann von der Preßfreiheit des
Geldsystems
ein erbauliches Liedchen singen.
Welche Hindernisse mußte
dieses
Blatt nicht allein in den Kantonen Bern und Genf kurz nach seinem
Erscheinen bestehen.
Acht an verschiedene Personen
ergangene polizeiliche Vorladüngen, die Einen des Drucks, die
Andern
der Vertheilung der Blätter wegen! Damit wollte man den Lesern des
Blattes Furcht machen und so die Abonnements verhindern.
Die nächste Folge davon war,
daß
die wenigen Drucker in Genf, die mit deutschen Lettern versehen waren,
den Druck verweigerten. Der Eine fürchtete die Arbeiten der Momien
wieder zu verlieren, welche schon einmal ihren Drucker gewechselt
hatten, weil er sich unterstanden, die Proclamationen der damaligen
Gesellschaft vom dritten März zu drucken! ein Anderer
fürchtete die
Arbeiten für die Regierung zu verlieren; noch ein Dritter hoffte
vielleicht damals sie zu bekommen. So wissen sie die Preßfreiheit
mit
dem Interesse abzuwägen, so bald dieselbe den besondern Interessen
Einiger schädlich zu werden droht.
Außerdem gab es in Bern eine
polizeiliche Nachfrage nach dem Redaktor sowohl als nach seinem Vorrath
von Journalen; beide waren aber schon auf dem Wege nach dem tolerantern
Waadtlande. Ohnedem wären sie vielleicht damals als eine gute
Prise
erklärt worden. Ist denn das eine Preßfreiheit? Für den
gleichen wohl,
nicht aber für den Armen
Zweimal mußte in Folge dieser
Manöver der Drucker der "Jungen Generation" verlegt werden. Welche
Unruhe, und Verluste dieses aber nach sich zieht, besonders für
den
Unbemittelten, wird Jedermann leicht begreiflich seyn. Dieses Alles
geschah unter vollkommener Preßfreiheit; nach dem Buchstaben des
Gesetzes hatte es derselben mehr als wir bedurften; von der Censur
aber, welche das Geldsystem auf krummen Wegen ausüben kann, steht
nichts in den Gesetzbüchern.
Rechnen wir nun noch die
Verfolgungen von Seiten des Ministeriums Guizot, welches, um den
fremden Mächten gefällig zu seyn, den Eintritt unseres
Blattes in
Frankreich, nachdem es mehreremale zugelassen worden war, auf einmal
verweigerte, ohnediese Verweigerung uns vorher wissen zu
lassen. Man hatte ganz einfach den Grenzbeamten den Befehl gegeben,
künftig die Blätter zu saisiren. Auf diese Weise wurden 1200
Exemplare
welche wie alle früheren auf legalem Wege expedirt worden waren,
auf
der Grenze weggenommen, und wie wir erfuhren, in Besançon
verbrannt.
Solchen Respekt haben die Mächtigen vor den Eigenthum,
während wir
jeden Dieb verachten.
Wie soll im System der Ungleichheit
die Freiheit der Presse möglich seyn, wenn nicht einmal die
Freiheit
der Rede möglich ist! - Sprecht doch mit den
aufgeklärten,
verheiratheten und etablirten Schweizern, sie werden euch sagen, wie
sie sich in Acht nehmen müssen, ihr politisches und sociales
Glaubensbekenntniß nicht zu laut abzulegen, aus Furcht
Kundschaft,
Arbeit und Brod zu verlieren. Wenn nun sonach schon die Freiheit der
Rede im System der Ungleichheit nicht möglich ist, da doch die
Worte
nichts kosten als die Zeit, um wieviel weniger ist dieses die
Preßfreiheit, da die Schriften Geld kosten, welches nur der
Reiche im
Ueberfluß hat, woran es aber dem Armen immer fehlt.
Allerdings für den Reichen ist
die
Preßfreiheit eine Möglichkeit und zwar um so mehr je reicher
er ist,
aber nicht für Alle, nicht für die weniger Reichen, nicht
für die nur
Wohlhabenden und am wenigsten für die Armen.
Nein lieben Brüder, lassen wir
uns
nicht mehr durch die politischen Heuchler hinter's Licht
führen, die da
immer den Mund voll nehmen vom Brei der Preßfreiheit, des
Vaterlandes
und derNationalität, und noch mehr solchen
gekochten Phrasen. Mit all diesen politischen Küchenzetteln hat
man uns
bisher ein X für ein U zu machen gewußt. Die Einen,
unerfahrene, eitele
und ehrgeizige Bürschchen, hatten das politische Vaterunser auf
den
Akademien gelernt, und beteten es uns vor so wie sie es gelernt und
gelesen hatten, und wir sagten dazu Amen, weil wir es nicht besser
verstande. Auf diese Weise betrogen diese Leute sich und uns. Andere
Pfiffigere und Höhergestellte machten sich den politischen Irrthum
der
Einen und das Amen der Andern zu Nutzen, indem sie die Zeit mit etwas
für ihr Interesse Vortheilhafteres anzuwenden wußten, als
mit leeren
Wortkram; sie heuchelten uns Sympathie, um Zeit zur Gegenwirkung zu
gewinnen. Darum werden wir doch endlich einmal gescheidt, und gehen wir
auf nichts mehr ein, verlangen und unterstützen wir nichts was
nicht
die natürliche Gleichheit Aller bezweckt, und was uns keinen materiellen
Vortheil verspricht.
Es giebt Betrüger, die euch
vorschwatzen, ihr braucht vor Allen der geistigen Freiheit, nach dieser
der materiellen Verbesserung eurer Lage. Hört nicht auf solche
elende,
verächtliche Lügenapostel; ihr verlangt ihnen Brod, sie geben
euch
einen Stein. Sucht eine Verbesserung eurer Lebenslage auf jede Weise,
wo und wie euch das möglich ist, und handelt so oft ihr zum
Handeln die
Gelegenheit habt.
Freiheit in Wort und Schrift,
Freiheit der Gewerbe, des Handels, der Meinungen und wie die vielen
künstlich fabricirten Freiheiten alle heißen, die
gewährt uns das
Geldsystem nach erlittener Schlappe mit Freuden, weil es hofft, uns
Durch diese Gaukelspiele über unser wahres Interesse zu
täuschen.
Die Freiheit Aller müßt
ihr
verlangen, die Freiheit Aller ohne Ausnahme! - Diese aber ist nur
mittelst der Aufhebung des Eigenthums- und Erbrechts, mittelst der
Abschaffung des Geldes und der Wiedereinführung der Gemeinschaft
aller
Erdengüter möglich. Der ganze übrige politische
Trödelmarkt sind nur
Nebensachen zu dieser Hauptsache. Seht aus England ihr Blinden, die ihr
glaubt mit der Preßfreiheit sey in kurzer Zeit Alles gewonnen.
Schon
seit 150 Jahren erfreut sich dieses Volk der vollständigsten Preßfreiheit, so vollständig wie
sie nur
irgend im Geldsystem möglich ist, und doch ist das arme Volk
dieses
Landes weniger aufgeklärt, als die ärmste Volksklasse in
Deutschland,
doch sterben nach 150 unter den Wohlthaten der Preßfreiheit
verlebten
Jahren die Menschen Hungers. Und schon vor 300 Jahren war das Elend und
die Armuth in England groß, schon seit dieser Zeit ist die
Armensteuer
eingeführt und immer mehr erhöht worden. Sollen wir darum die
Preßfreiheit verlangen, statt der allgemeinen Freiheit
überhaupt? Salz
verlangen bevor man uns das Brod unserer Freiheit gebracht hat? Seht
euch um im Kreise, allen Denen, welche Salz verlangen, mangelt es nicht
an der nöthigsten Speise wie euch. Für sie ist schon gedeckt;
uns aber
fehlt noch die ganze Mahlzeit, welche die gütige Natur für
uns Alle
bestellt hat. Haben wir einmal diese, dann wird uns auch das Salz;
haben wir einmal die allgemeinen Freiheiten, dann brauchen wir auch die
verschiedenen vom System der Täuschung ersonnenen besondern
Freiheiten
nicht zu verlangen. Besondere Freiheiten aber giebt es im Systeme der
Ungleichheit, worin der am freiesten ist, der das meiste Geld hat.
Freilich wollen wir
Preßfreiheit,
das versteht sich ganz von selbst, aber wir wollen sie für Alle
auf
gleiche Weise; unter dem Geldsystem aber ist dies nicht möglich.
3) Die Versorgung aller Armen,
Kranken und Schwachen.
Diese wäre sehnlichst zu
wünschen,
ist aber auch ohne Revolution des Bestehenden nicht möglich. Warum
nicht? Weil es der Armen zu viele giebt. Mehr als der dritte Theil der
Bewohner unserer civilisirten Staaten verdienen weniger als sie
brauchen. Frankreich hat deren allein 12 Millionen unter 33 Millionen
Einwohner, England 13 Millionen unter 27 Millionen Einwohner. Wollte
man nun diesen Allen wirklich helfen, so könnte dies nicht
durch Versorgungshäuser geschehen, sondern durch Associationen
der
verschiedenen Arbeitszweige. Dieses wurde aber einförmliche,
vollständige Revolution der gesellschaftlichen Ordnung zur Folge
haben,
indem diese dem Reichen nach und nach die Mittel nähmen, sich auf
Unkosten armer, vereinzelter, hülfloser Geschöpfe zu
bereichern. Mithin
wäre doch dieses eine wirkliche Revolution. Diese aber wollen ja
die
Geldmänner durchaus nicht. Wenn sie von Unterstützung und
Versorgung
sprechen, so meinen sie damit nur immer diejenigen Armen, welche
Krankheits, Alters und Schwäche halber unfähig zur Arbeit
sind. Dadurch
aber, daß man nur Denen hilft, welche schon zur Arbeit
unfähig geworden
sind, dadurch wird es noch lange nicht anders, dadurch wird das Uebel
mit großen Opfern nicht einmal eine kurze Zeit lang gemildert,
und noch
viel weniger aufgehoben.
Die Errichtung von Versorgungs- und
Arbeitshäusern sind schon jetzt ohne allen allgemeinen Nutzen,
weil der
Unglückliche in diesen Häusern gewöhnlich wenig Freiheit
findet, als in
seinem dürftigen Zustand außerhalb derselben. Daher kommt
es, daß man
sich um die Ausnahme in dieselben nicht drängt, während die
Gesellschaft von unglücklichen Arbeitslosen wimmelt; Das was nun
im
Geldsystem die Errichtung und Erhaltung solcher Versorgung- und
Arbeitshäuser kostet, das muß der Mittelstand und der Reiche
bezahlen,
diese aber hängen das Deficit Denen wieder auf, die genöthigt
sind für
sie zu arbeiten, und ziehen dadurch gleichsam dem arbeitsfähigen
Armen
das am Munde ab, was sie den Andern, die zur Arbeit unfähig
geworden
sind, heben. Sie nehmen gleichsam dem Hungrigen das Brod aus dem Mund
und geben es dem, der mit dem Hungertode ringt. So drücken alle
Lasten
tief nach unten, und je stärker die Reichsten und Mächtigsten
drücken,
und je mehr die gedrückten Armen zusammensinken, desto mehr
Individuen des Mittelstandes werden unter die Armenpresse geschoben, um
die Fehlenden zu ersetzen.
Baut also dem Armen der
Versorgungs- und Arbeitshäuser nach dem Systeme der Ungleichheit
nicht
noch mehr, er geht doch nicht gern hinein, so lange es für ihn
noch
Mittel giebt zu arbeiten und zu borgen, zu betrügen, zu betteln
und zu
stehlen. Ihr seht, mit euren sogenannten Wohlthätigkeits- und
Sicherheits-Anstalten bessert ihr nichts; auf eure gesammelten Haufen
seyd ihr erpicht, wie der Teufel auf die Seele, und doch müssen
diese
kleiner werden, wenn dein Elende abgeholfen werden sollt. Seit
Jahrtausenden hat man euch dies gesagt, ihr habt aber immer dieser
Wahrheit die Ohren verschlossen, und zur Verbesserung der Lebenslage
eurer Brüder in Christo bis jetzt noch weiter nichts erfunden als
die
Armenbüchse, und den Bettelvogt. Welcher Widerspruch!
Armenbüchse und
Bettelvogt! Ei! hättet ihr die Armenbüchsen sattsam
gefüllt und die
Arbeiten gut bezahlt, so hättet ihr den Bettelvogt nicht zu zahlen
brauchen. Nur Geduld, im Falle ihr hartnäckig an der
Vergrößerung eurer
Haufen arbeitet trotz dem sich immer mehr steigernden Elend, so
könnt
ihr leicht noch erleben, daß ihr sowohl der Armenbüchsen wie
auch der
Bettelvögt nicht mehr braucht.
Zittert
so bald der Arme diese beiden Gegenstände unnöthig macht!
4)
Reduktion der Steuern auf das Nothwendige und Nützliche, und
Erhöhung
der Luxussteuern.
Was
die Luxussteuer anbetrifft, so ist diese nicht einmal im Stande, den
Luxus auf die Dauer zu vermindern. Das scheint sonderbar und ist doch
so. Wenn der Reiche fremde Stoffe zu Kleidern, fremde Weine u. dgl.
noch einmal so theuer bezahlen muß als früher, so ist die
Folge davon
nicht, daß er sich dieselben, wenn sie ihm gefallen, versagt,
nein!
sondern er zahlt sie, wenn er sie nicht anders haben kann, doppelt so
theuer, vermindert aber dafür alle seine frühern Ausgaben von
welchen
nicht er, sondern Andere Nutzen zogen, und vermehrt so viel als
möglich
seine Einnahmen, wozu er die Mittel hat, denn er hat das Geld.
Verhindert man ihm eine Vermehrung der Einnahmen auf der einen Seite,
so wendet er sich auf die andere. So lange das Geldsystem regiert, ist
er mit seinem Gelde Herr, und weiß folglich alle seine Steuern
wieder
den Arbeitern oder Konsummenten durch allerhand Speculationen und
Intriguen aufzupacken. Daß dies sicher so ist sehen wir ja klar
und
deutlich schon in der heutigen Gesellschaft. In Frankreich giebt es
heute über 13,300 Reiche, welche jährlich 1000 Franken und
darüber an
Grundsteuern zahlen, über 33,000 Andere zahlen von 500 bis 1000
Franken
jährlich von derselben Steuer, alle anderen Steuern nicht
gerechnet.
Nun frage ich jeden vernünftigen Menschen, ob diese Reiche da
durch
solche ungeheure Steuern wohl im Mindesten in ihren Ueberfluß und
Luxus
gestört werden. Wenn man ihnen unter hundert verschiedenen Namen
noch
hundertmal mehr abfordert, so zahlen sie es auch wenn die Regierung
genug Banknoten machen und Geld schlagen läßt. Alles aber,
was sie
bezahlen, das schlagen sie wieder aus den Preis der Arbeit und der
Lebensmittel, denn sie sind es im Geldsystem, welche diese Preise
bestimmen, nicht aber die Regierung. Je mehr also die Regierung durch
das Einkommen der Armen die Luxussteuern unterstutzt, desto mehr werden
durch die Manöver der Reichen in Folge der Luxussteuern die Armen
sich
vermehren. Wenn die Regierung glaubt, nach Einführung der
Luxussteuern
l00,000 Armen helfen zu können, so würden das Jahr daraus
sich wieder
100,000 Andere in denselben Umständen befinden.
In
keinem Lande sind die Luxussteuern so stark als in England, und welche
bedeutende Armensteuern müssen dort gezahlt werden! Wo aber sind
der
Luxus und die Armuth wohl größer als in England?'
Im
Würtembergischen hatte man eine Hundesteuer eingeführt; trotz
dem
hatten sich die Hunde im Lande von 7000 bis auf 12000 vermehrt. Nun hat
man diese Steuer noch erhöht; wenn man wieder nachrechnen wird, so
wird
es sich herausstellen, daß die Luxushunde wenigstens, auf welche
man
die größte Steuer legte, sich um Nichts vermindert haben
werden, und
das Resultat der Einnahmen sich um nichts verbessert haben wird: wenn
man damit das Deficit vergleicht, welches die zunehmende Armuth in den
allgemeinen Wohlstand frißt.
Eine
Verminderung der Steuerndes Notwendigen und Nützlichen ist eben so
unwirksam: denn wenn dir Regierung davon auch gar keine Steuern mehr
erhöbe, und alle Steuern die sie braucht aus dem Luxus
schlüge, so
würde selbst durch solche anßerordentlich scheinende
Maßregel dem
Elende nicht gesteuert.
Dies
wäre gerade soviel als eine Abdankung der Regierung, indem sie
alsdann
die Nöthigen Steuern ohne den Willen der Reichen nicht eintreiben
könnte. Diese dürften sich ja alsdann nur des Luxus auf
einige Zeit
enthalten, so machten sie jede Regierung unmöglich die nicht die
der
Reichen wäre. Die Reichen sind es die alle Arbeiten und
Genüsse
besteuern, dadurch daß sie die Leitung und den Austausch
derselben in
den Händen haben.
Der
Arbeiter ist ja schon dadurch von den Reichen besteuert, daß er
für
eine strenge Arbeitszeit nicht soviel erhält als er braucht, und
alles
was er braucht theurer bezahlen muß, als es
verhältnißmäßig sein sollte.
Das
Geldsystem in der Hand des Reichen ist an und für sich schon die
fürchterlichste Steuer, die nur der Arbeiter mit seinem Mangel und
seinem Fleiß bezahlen muß. Das scheint man immer zu
vergessen. So lange
man aber diese Steuer nicht abschaft, ist jede andere Steuerreduktion
unwirksam.
5) Die
Vermögenssteuer.
Diese
ist revolutionair; sie verhindert die zu großen Anhäufungen
in der Hand
Einzelner; aber die Anhäufung selbst verhindert sie nicht,
folglich
auch nicht den dadurch bei andern nothwendiger Weise entstehenden
Mangel: denn sobald Einige nicht haben können was Andere auch
haben, so
leiden sie Mangel, wenn selbst ihnen Alles zum Leben Nöthige
gesichert
wäre.
Die
Vermögenssteuer vertheilt nur die allzu großen Haufen in
viele
kleinere. Ein starker, wohlhabender Mittelstand würde davon die
Folge
sein, und dieser würde dann die früher von den Reichen und
Mächtigen
gespielte Rolle allein spielen.
Das
Geldsystem bekäme dadurch noch mehr hartnäckige Vertheidiger,
und der
Kampf gegen dasselbe würde dadurch dem armen, arbeitenden Volke um
so
schwieriger werden.
Diese
würden von der nun noch mehr von der Habsucht angesteckten reichen
Bürgerschaft wenigstens ebenso ausgesogen werden, als von den
frühern
reichgespickten Geldmännern.
Man
kann einwenden: der Staat würde durch Gründung einer
Nationalbank jedem
fleißigen Arbeiter Vorschüsse machen zur Gründung eines
Etablissements.
So! dann würde die Elle länger sein als der Kram. Soll etwa
Jeder ein
von den Andern durch die Konkurrenz getrennter, vereinzelter Meister
werden: oder will man dann zu Gunsten Einiger Ausnahmen machen; und
welche? Es ist doch hinlänglich bewiesen daß durch solche
Vereinzelungen eine ungeheure Arbeitszeit, so wie eine große
Menge
Materialien verloren gehen. Wieviele vereinzelte Werkstätten
würden
dann wohl auf Kosten des Staats gebaut werden mussen, und wieviele
Verluste durch unnütze Kosten und ruinirende Bankerotte davon die
Folge
sein?
Derjenige
welcher allein arbeitet, kann doch unmöglich mit dem konkurriren,
welcher mit l0 oder 20 Arbeitern ein Geschäft betreibt!
Um
den Irrthum auf den höchsten Gipfel zu heben, verbinden Einige
damit
die Errichtung von Nationalwerkstätten. Diese sind allerdings gut,
allein die Interessen derselben sind dem Interesse der Nationalbank
gerade zu entgegen.
Sollen
die Nationalwerkstätten keine modernen Zuchthäuser sein, d.
h. soll das
Arbeiten in denselben freiwillig sein, und deshalb der Verdienst in
denselben, dem außerhalb derselben gangbaren gleichkommen, so
müssen
nothwendiger Weise sich diese Institutionen so lange einen Krieg der
Konkurrenz machen bis eine von beiden zu Grunde geht, was bei der zu
vorerwähntem Behuf gegründeten Nationalbank nicht ausbleiben
kann, wenn
die Regierung wirklich das Interesse der zahlreichsten und ärmsten
Klassen versicht.
Das
Interesse der Nationalbank ist: daß jeder Schuldner derselben,
die
erhaltenen Vorschüsse richtig verzinst, so wie daß der
Aktivbestand
seines Vermögens nicht unter den Werth der dargeliehen Summe
herabsinkt, weil solche Fälle die Existenz der Nationalbank
gefährden.
Wie ist es aber möglich, daß alle diese kleinen, von der
Nationalbank
unterstützten Etablissements die Konkurrenz großartiger, von
der
Regierung nothwendiger Weise begünstigter Nationalwerkstätten
aushalten, und somit ihrer Verpflichtung gegen erstere nachkommen
können? Wenn die Nationalwerkstätten keine
Zwangsarbeitshäuser sein
sollen, in welchen man für den Vortheil der Geldmänner
arbeitet; wenn
die Nationalbank nicht vorzüglich dazu dienen soll die Krämer
zu
unterstützen, so ist der Plan ein gewaltiger Irrthum, im
entgegengesetzten Falle aber eine politische Spiegelfechterei.
Angenommen,
man gäbe auf der Nationalbank nur solchen Bürgern Kredit,
welche durch
ihr Vermögen oder durch Bürgschaft, hinreichende Kaution
leisten können
- in welchem Falle der Zweck derselben ein eben so
aristokratischer
wäre als überhaupt der aller unserer heutigen
Geldmanöver - so wäre das
System der Vermögenssteuer eine Maßregel welche zu einer
Menge
Streitigkeiten und Irrthümer Anlaß gäbe. Auf welche
Weise glaubt man
das Einkommen jedes Einzelnen genau kontrolliren zu können, ohne
sich
zu irren, ohne Jemanden Unrecht zu thun, ohne betrogen zu werden? Wer
dieses im heutigen Geldsystem für möglich hält, in
diesem System der
Vereinzelung, wo die Einnahmen und Aufgaben eines Jeden von denen eines
Andern so verschieden sind, der hat eine Aufgabe noch zu lösen,
nämlich
die: einen Plan zu geben, nach welchem er diese Vermögenssteuer im
Geldsystem, und mittelst desselben zu regeln gedenkt, und auf welche
Weise er Mittel findet jeden Irrthum in der Steuervertheilung zu
vermeiden.
Es
ist übrigens drollig genug, daß gerade die Anhänger der
Vermögenssteuer
Gegner unseres Prinzips sind, während die Reichen von dieser
Besteuerung eben so wenig wissen wollen, als von unserm Prinzip der
individuellen Freiheit.
Die Männer der
Vermögenssteuer
wollen nur dem allzugroßen Reichthum und der allzugroßen
Armuth steuern, und wollen dieses mittelst des Geldsystems bewirken!
Sie vergessen, daß das Geldsystem einen Magnetismus hat, der
Alles in
große Haufen zusammen zieht. Kaum wären die kleinen Haufen
durch die
Wegschmelzung der großen geschwollen, so würden diese ihrer
Seits
wieder gegen den neuen Damm andringen, der sie aufhält. Die
Vermögenssteuer ist revolutionär; sie will die großen
Haufen der
Reichen kleiner machen und die kleinen des Mittelstandes vermehren und
vergrößern, die Lage der Arbeiter verbessern und die Armuth
erträglicher machen. Das ist allerdings schon der Mühe werth,
sich
dafür zu begeistern. Wenn man glaubt, diese Revolution auf eine
friedliche Weise bewerkstelligen zu können, so sind wir von ganzem
Herzen dafür; kostet sie aber einen heftigen Kampf, dann
genügt sie uns
nicht. Was erstritten werden muß, muß für Alle
gut und
für Niemanden besser seyn.
6) Allgemeine Wahlfreiheit.
Diese ist im Geldsystem auch nicht
möglich. Du lieber Himmel! sind uns denn diese willköpfigen
Durcheinander von armen Teufeln und reichen Göttern noch nicht zum
Ekel
geworden? Was nützt denn das, wenn wir das Recht haben, einen
Namen in
den Wahltopf zu werfen; wenn die Wahlen vorüber sind, sehen wir ja
doch
immer, daß die Reichen Recht haben und wir Unrecht. Mit dem Gelde
kann
man sunfe gerade machen, und die Meinungen der Menschen ändern wie
ihre
Launen. Wir haben ja das Beispiel davon in Frankreichs Revolutionen
gesehen, und sehen es heute noch überall bei den politischen
Wahlen des
Geldsystems.
In der ersten französischen
Revolution kamen wirklich einige arme Teufel an die Regierung, die
saßen nun da unter dem vielköpfigen Ungeheuer der
Repräsentanten-Kammer
und konnten nur mittelst des Schreckens durchdringen, weil die
Interessen der Versammlung zu verschieden waren, und weil
überhaupt mit
einigen hundert Gesetzgebern auf einmal nichts Gescheidtes anzufangen
ist, und gar nichts durchgehen kann ohne vorheriges langweiliges
Gezänk, nach welchem gar oft die Mehrheit der beschränkesten
Köpfe
Meister auf dem Kampfplatze bleibt.
Dem abzuhelfen schlugen sich die
Parteien in der damaligen französischen Repräsentanten-Kammer
einander
die Köpfe herunter, dann machte man es dem reichsten und
mächtigsten
Adel und Anderen eben so.
So halfen die Parteien den
Mängeln
des Wahlsystems wie sie es verstanden. Viele Reiche verloren Kopf und
Geld, aber der Reichthum überhaupt kam dabei doch um keinen Kopf
zu
kurz; er wechselte den Mann, ohne dabei weder Köpfe noch Geld zu
verlieren. Was man einzelnen Individuen nahm, wußten sich Andere
durch
seine Speculationen anzueignen. Wenn der alte Reichthum sich
früher
öffentlich zeigte, so wußte sich der neugebackene pfiffig
den Blicken
der Späher zu entziehen, und arbeitete in seinem verborgenen
Dunkel am
Sturze seiner Bekämpfer.
Die Morde und Beraubungen des Adels
verhinderten das Elend nicht, denn das System des Elends war nicht
abgeschafft worden;man hatte nur gesagt: Wir
wollen eine Republik, eine Volksherrschaft, Freiheit und Gleichheit;
aber nicht bestimmt, wie man sie wollte. Von dem Verkauf der Güter
der
Auswanderer, von der Verminderung der Abgaben profitirten nur die,
welche nächst den verfolgten Reichen das meiste Geld hatten. Diese
haben jetzt das Geschick von 33 Millionen auf ihre Banknoten gestempelt
und in ihre Geldkasten gesperrt. Da habt ihr des Tages 5 Sou, geht hin
und schlagt euch dafür, und ihr Andern 5 Franken, gebt Acht,
daß man
das Gestohlene nicht wieder stiehlt.
Diese da regieren jetzt mit ihren
Wagen, Ellen, Gewichten, Börsen, Staatspapieren und
Geldsäcken. Für sie
hat das Volk sich in zwei Revolutionen geschlagen; sie haben sich in
den Raub des in der Revolution gemordeten Adels getheilt und die
Regierung durch die Macht des Geldes usurpirt.
Sehen wir darum nicht taub und
blind gegen alle Vernunft und hoffen wir weder vom bloßen Namen
Republik, noch von der sogenannten Volksherrschaft und Wahlfreiheit
eine Aenderung, unserer Lage. Im Geldsystem da liegt der Knoten, da
steckt die Wurzel des Uebels, da der Saft von welche diese sich
nährt,
und sonst nirgends so tief. Dieses ist's was mit allen
möglichen Waffen
bekämpft werden muß, das ist die Ader durch welche das Gift
im
Verborgenen schleicht, in welcher es sich dem Auge des Unwissenden
unsichtbar macht. Heute zählen wir einen wackern Kämpfer
für unser
Prinzip, morgen kann er schon vom Zauber des Geldsystems umstrickt und
gewonnen seyn, ohne daß wir es sogleich merken.
Prüfen wir Alles genau lieben
Brüder! und lassen wir uns nicht mehr tauschen; Wahlfreiheit
wollen wir
auch! aber nicht die des heutigen Geldsystems; denn diese ist ein
Irrthum. Din Freiheit der Wahlen ist im Geldsystem so wenig
möglich,
als die Freiheit Aller; diese ist es aber die wir wollen, so weit es
eine Möglichkeit ist sie zu erreichen.
7) Associationen.
Gut! sehr gut! damit kann geholfen
werden. Dieses Mittel ist revolutionär; aber irren wir uns nicht.
Mit
der Benennung ist's noch nicht gethan, die Sache muß auch
bestimmt
werden.
Eine Association ist die
Vereinigung mehrerer Fähigkeiten und Begierden für ein und
denselben
Zweck. Diese Vereinigung kann aber freiwillig seyn und gezwungen; sie
kann zum Vortheil eines Einzigen, Mehrerer ober Aller gegründet
seyn,
z. B.
Das Kasernenleben der Soldaten ist
eine gezwungene Association der Begierden und Fähigkeiten
Vieler zum Vortheil Einiger. Eben die gleichen Associationen
sind alle großen Zucht- und Arbeitshäuser, alle Fabriken, so
wie alle
Arbeiten, welche in den Händen weniger Geldmänner ein
vereinigtes Ganze
bilden, als die Arbeiten in den Bergwerken, an den Eisenbahnen u. s. w,
Alle Arbeiter, welche in
ähnliche
Anstalten arbeiten, sind mehr oder minder zum Vortheil Einiger
verassocirt.
Nun schlagen alle Reformatoren (die
Fourieristen, Kommunisten und überhaupt alle Socialisten) vor, der
großen Ökonomie wegen alle Arbeiten miteinander zu vereinigen. Dies
erfüllt andere Feinfühlende mit Schauder und Entsetzen, weil sie sich
darunter Associationen denken, welche den obigen gleichen.
Association an und für sich
ist nur die Form, und nicht der Geist unseres Prinzips. Die Association ist
recht gut möglich, ohne daß darin die natürliche
Gleichheit Aller
anerkannt wird, wie ich oben gezeigt habe. Mit der Association allein
haben wir nur die gesellschaftlichen Mängel eine Weile
überzuckert und
übertüncht, aber der Verwirklichung unseres Prinzips sind wir
damit
nicht näher gekommen. Natürlich kann auch mit der Zeit aus
einem
solchen Zustande dieselbe hervorgehen, aber welch ungeheurer
gefährlicher Zeitverlust ist das nicht, welchen Strom von
Thränen wäre
die Menschheit alsdann noch zu weinen gezwungen. Die Association
verscheucht zwar das materielle Elend der Massen theilweise, aber sie
hebt die Verbrechen auch nur theilweist auf, an deren Folgen die
Menschheit krankt; sie ist ohne unser Prinzip nicht im Stande, den
Menschen auf den wissenschaftlichen Höhepunkt zu erheben, auf
welchem
er über alle gesellschaftliche Mängel und Schwächen
triumphirt. Die
Association nach dem System von Fourier z. B. nennt sich eine
Association der Harmonie! - Und diese Association hat in ihrem
Systeme
dreierlei verschiedene Speiseordnungen,
Kleidungen und Wohnungen u. dgl. Sie ist gestützt auf die Arbeit,
das
Geld, und das Talent, welche beiden letztern vortheilhafter bedacht
sind als die Arbeit. Das soll nun ein System der Harmonie seyn! -
Als
wenn es möglich wäre, darin den Leidenschaften des Neides,
Stolzes, der
Verachtung, Eitelheit, Mißtrauen, Hohn, Spott, Demuth,
Erniedrigung,
Einbildung, Uebermuth, Verleumdung, Lob, Tadel, Zorn, Feindschaft,
Streit und Verbrechen vorzubeugen. Wo drei in der Lebensweise
verschiedene Klassen existiren, herrschen auch drei verschiedene
Interessen. Wenn der Eine einen bessern Kopf zum Denken hat, ist es
dann auch damit ausgemacht, daß er eine größere
Verdauungskraft oder
einen kitzlichern Gaumen hat als der Andere? - Oder hat der Kopf
zum
Denken nöthig, daß man den Gaumen besser kitzele als den des
einfachen
Arbeiters? Unsinn verfluchter! von welchem sich unsere Fourieristen mit
Teufelsgewalt nicht trennen können. Wo ihr Lehrer im Jahre 1808
stand,
da bleiben sie, wie es scheint, steif und fest stehen. Vorwärts!
vorwärts! ihr Männer der socialen Schule.
Wenn das Fourier wüßte,
daß ihr
heute noch um keinen Daum breit weiter vorgerückt seyd in den
Ideen, er
würde euch für die Verehrung, die ihr ihm erzeigt, schlechten
Dank
wissen. Kein Gedanke, keine Idee ist so vollkommen, als daß sie
nicht
noch vervollkommnet werden könnte und müßte.
Den fürchterlichsten Bock hat
Fourier mit der Anerkennung und Belohnung des Kapitals geschossen; da
hat er uns den Kaufmann mit in das sonst schöne System
hineingeflickt,
den müßt ihr heraustrennen Fourieristen! Auf den Mist mit
dem Kapital!
das ist ein alter Flicken auf ein neues Kleid, mit welchem euch die
gegenwärtigen und künftigen Generationen bei der
Verwirklichung eures
Systems auslachen. Wir wissen wohl, daß ihr damit die
Geldmänner in den
Phalanstére locken wollt. Nun gut! macht wie ihr denkt, eure
Gedanken
sind wahrscheinlich gut, vielleicht besser als euer System, aber wehe
der Menschheit, wenn die Monarchie sich durch eure Schuld dieses
Systems bemächtigt, und in seinen verunstaltenden Klauen daraus
ein
Zuchthaus für die Menschheit knetet. Diese Zukunft ist mit eurem
System
möglich.darum taugt es nichts, so lange es
zwischen Kapital, Talent und Arbeit einen Unterschied macht.
So lange ihr dabei verharrt, sind
wir geschiedene Leute; denn unser Prinzip und das der Geldmänner
sind
so verschieden als Himmel und Erde.
Alle diese Associationen sind denn
doch nach meiner Meinung nicht im Stande, das Wohl der Menschheit zu
befördern. Selbst die Lebenslage der zahlreichsten und
ärmsten Klassen
ist der Fourierismus nicht im Stande zu verbessern, weil die
Einführung
des Systems auf vorherige Aufführung ganz neuer Bauten berechnet
ist.
Darauf kann aber das arme Volk nicht warten, um so weniger als die
immer mehr und mehr durch die Vollendung der Bauten eingeführten
Associationen sein Elend furchtbar steigern würden, indem es mit
den
Arbeiten der Associationen nicht mehr konkurriren und doch auch nicht
von diesen darin aufgenommen werden könnte.
Soll also ein Associationsplan das
Wohl der Menschheit, die Verbesserung der Lage der zahlreichsten und
armsten Klassen bezwecken, so muß er großartig und
allgemein seyn, 1) Jeder
muß die Freiheit und Mittel haben, sich demselben
anschließen zu können.
Ferner muß eine solche Association 2) allen ihren Mitgliedern
ohne
Unterschied eine gleiche Lebenslage gewähren. Außerdem
muß man
darin 3) freier und angenehmer leben können, als in der
vereinzelten Gesellschaft.
Diese drei Punkte sind der
Probierstein einer guten revolutionären Association; alle
übrigen
Associationen können wohl auch revolutionär, aber nicht
für Alle gut
seyn.
Also kein Wortkram! sondern es
aufrichtig ausgesprochen: Eine Revolution thut uns Noth. Ob diese nun
durch die reine geistige Gewalt allein ausgekämpft werden wird,
oder ob
sich die rohe physische dazu gesellen wird, das müssen wir
erwarten,
und jedenfalls auf beide Fälle uns vorbereiten.
Wenn ich nicht vor Allem
hauptsächlich die natürliche Gleichheit Aller wollte, so
sagte ich mit
so vielen Andern: unser Prinzip wird sich ganz allein auf dem
progressiven Wege der Aufklärung verwirklichen. Ja! alles Gute
kann
sich auf diese Wege verwirklichen, nur nicht die Beseitigung der
persönlichen Interressen aller Derer welche die Gewalt und das
Geld
haben.
Wo hat man je gesehen, daß
diese da
der Vernunft Gehör gegeben haben? Fraget die Geschichte, wenn ihr
zweifelt, ihre Blätter sind gefüllt mit den Anmerkungen
unzähliger
Kämpfe des persönlichen Interesses mit dem allgemeinen.
Durch Krieg und Revolution wurden
die Religionen verbreitet; durch Krieg und Revolution wechselten,
erhielten und befestigten sich die Dinastien; durch Krieg und
Revolution erzwang man die Anerkennung der Kirchenreformation.
England, Frankreich, die Schweiz,
Amerika, Spanien, Schweden, Norwegen, Holland, Belgien, Griechenland,
die Türkei, Haity und so alle Nationen, verdanken jeden Zuwachs
ihrer
politischen Freiheiten der Revolution.
Oestreich verdankte seinem Kaiser
Joseph dem Zweiten die bedeutendste Revolution die je ein Monarch in
neuerer Zeit für den Fortschritt unternommen hatte. Er starb
dafür "wie
man sagt" an einer ihm beim Abendmahl gereichten, vergifteten Hostie.
Seitdem bewegt sich dort Vieles wieder im Sternbild des Krebses.
Joseph der Zweite war ein
revolutionairer Monarch; will Friedrich Wilhelm der Vierte es werden,
so hat er von vorne anzufangen: denn die Aufklärung des
preußischen
Volkes verlangt im Vergleich zum damaligen östereichischen
bedeutend
mehr.
Joseph gab mehr als das Volk damals
zu verlangen verstand; Friedrich Wilhelm blieb
bis jetzt dahinter noch weit zurück.
Die Einführung jeder wichtigen
Reform kann nur durch eine Revolution bewerkstelligt werden: denn jede
Ersetzung des Alten durch das Neue ist eine Revolution. Ob nun die
Verwirklichung neuer Ideen durch das Volk betrieben wird oder durch
einen Fürsten, ob sie allein durch die physische Gewalt
erkämpft wird
oder durch die geistige, oder durch alle beide, immer ist dies eine
Revolution.
Revolutionen wird es immer haben,
aber sie werden nicht immer blutig sein.
Auch unser Prinzip wird sich durch
eine Revolution verwirklichen. Diese wird aber
in ihren Folgen um so fürchterlicher sein, je länger der
jetzige
Zustand der Unordnung noch dauert: weil dieser das schielende
Mißverhältnis, zwischen den Bedürfnissen und der
Bevölkerung immer mehr
vermehrt, und dadurch eine milde, friedliche, progressive
Uebergangsperiode, immer unmöglicher macht.
So wie der einzelne Mensch nach den
Verhältnissen seiner Körperkonstitution, und seiner Arbeit,
so wie nach
dem Klimat und der Jahreszeit, eine gewisse Qualität und
Quantität von
Nahrungsmittel zum leben nöthig hat; eben so wie sich an denselben
bis
auf einen gewissen Grad nichts abbrechen und nichts verschlechtern
läßt, ohne die Gesundheit und die Erhaltung des Individuums
zu
gefährden, eben so ist dies auch mit der Gesammtsumme aller
Individuen,
mit der Gesellschaft der Fall: es läßt sich ihr bis auf
einen gewissen
Grad, von der zu ihrer Erhaltung nöthigen Qualität und
Quantität
Nahrungsmittel nichts abbrechen, ohne das Wohl und die Existenz
derselben zu gefährden.
Unsere Chemiker und Aerzte
können
dies klar und deutlich nachweisen, wenn sie den Muth dazu haben. Die
letztern sollten hauptsächlich endlich einmal mit der Stimme der
Wahrheit lauter werden. Sie würden durch die mit der Wissenschaft
des
Arztes geführten Beweise, daß eine große Menge
menschlicher
Krankheiten, Schwächen und Gebrechen von zu strenger, anhaltender
Arbeit, von Unzulänglichkeit und Verschlechterung der
Nahrungsmittel,
so wie überhaupt aus der schlechten Organisation der Gesellschaft
entstehen, die kräftigste Propagande für unser Prinzip machen.
Man hat bestimmt, daß die
Nahrungsmittel eines jeden erwachsenen gesunden Individuums, an
Quantität und Qualität gleich sein müssen der Kost eines
französischen
Soldaten, und daß daran ohne Nachtheil für die Gesundheit
des
Individuums nichts abgebrochen werden kann.
Das Hauptnahrungsmittel zum Ersatz
menschlicher Kräfte, ist da wo die Milch nicht zureicht, das in
mäßiger
Quantität genossene Fleisch; also ohngefähr täglich ein
drittel Pfund
für den erwachsenen Mann. Wollte man aber z. B. in Frankreich
heute auf
einmal überall die Gemeinschaft einführen, so könnte man
unmöglich im
Anfange Jedem der es bedarf täglich ein drittel PfundFleisch geben, weil man sonst in kurzer Zeit alle
vorräthigen Heerden aufgezehrt haben würde. Dieses scheint
sonderbar,
indem doch die meisten Handwerker in den großen Städten
täglich
ungefähr ein drittel Pfund Fleisch essen. Ja, diese sind trotz
ihrer
Mengen doch nur eine kleine Zahl im Vergleich zu den großen
Massen der
Fabrikarbeiter und Ackerbauer.
Dieses Mißverhältnis des
Viehstandes zu der Bevölkerung eines Landes, ist der schlagendste
Beweis einer schlechten Regierung desselben.
Ob das Volk zu essen hat oder
nicht, ob der Bestand der Heerden und die Vorräthe in den
Magazinen den
Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen oder nicht, darum
kümmern sich
die Regierungen von Heute wenig oder gar nicht. Wenn sie nur in
behaglicher Ueppigkeit leben können, dann ist der Zweck ihrer
Regierung
erreicht. Für sie und ihre Familien ist immer das beste Fleisch,
sind
immer die besten Nahrungsmittel und Getränke im Ueberfluß
vorhanden;
was kümmert sie der Mangel Anderer; sie regieren ja nicht für
Andere,
sondern sie regieren Andere für sich.
Wundere man sich daher nicht, wenn
sich eines Tages die einfaltige Schaafsgeduld des Volkes in eine
unbändige Hyänenwuth verwandelt. Es häufen sich der
beschützten
Thorheiten, Irrthümer und Ungerechtigkeiten zu viele. Früher
hätte man
den Unfug können mit einem Flederwisch wegkehren, jetzt muß
man schon
einen Besen nehmen, und über ein Kleines wird eine Mistgabel
nothwendig
werden.
Ich will hier nur ein einziges
Beispiel anführen, um zu beweisen daß die Folgen einer
Revolution um so
fürchterlicher sein werden, je länger der jetzige Zustand
noch dauert.
Frankreich hat einen Bestand von
ungefähr 6,681,000 Stück Ochsen und Kühe. Davon wird
jährlich ohngefähr
der dritte Theil geschlachtet; so daß sich die Anzahl trotz der
Vermehrung derselben, und trotz der Zufuhr aus dem Auslande, im
Vergleich zur zunehmenden Vermehrung der Bevölkerung um ein
Bedeutendes
vermindert, während sich die Zahl der fleischfressenden
Müßiggänger
immer mehr vermehrt: so daß das Fleisch immer theurer, und derLohn immer geringer wird, und schon jetzt manche
Landbauer kaum einmal des Monats ein Stück Fleisch zu essen hat.
Rechnen wir nun das Stück
Rindvieh
im Durchschnitt zu 600 Pfund brauchbares Fleisch, so macht dies auf den
ganzen Bestand der Heerden in Frankreich 4,008,000,000 Pfund.
Wollte man nun von den 33,000,000
Einwohnern Frankreichs nur 24,000,000 eine tägliche Ration von 1/3
Pfund zukommen lassen, so verzehrten diese in einem Jahre 2,920,000,000
Pfund, mithin trotz der Vermehrung in der Zwischenzeit, in zwei Jahren
alle vorräthigen Rindviehheerden. Das folgende Jahr ginge es dann
an
die Schaafe, Ziegen und Geflügel, und dann an den Rest, an die
Schweine, Pferde, Hunde und Katzen.
Die Statistiker haben berechnet,
daß wenn man alles Fleisch, was heute in Frankreich verbraucht
wird,
unter Alle gleich vertheilen wollte, auf Jeden täglich nicht ganz
1/4
Pfund käme.
Nun kann man einwenden: Ja!
dafür
haben aber auch andere Länder desto mehr, die versehen Frankreich
mit
ihrem Ueberflusse.
Ganz recht! die Schweiz z. B.
schickt viele Heerden nach Frankreich; ist das aber ein Beweis
daß sie
derselben zu viele hat?
Es giebt Gegenden in der Schweiz wo
Milch und Kartoffeln die einzigen Nahrungsmittel sind. Ich habe in
einer Gegend des Kanton Luzern Kinder von sieben Jahren gesehen, die
nicht wußten was Brod ist. Die Mutter derselben hatte seit 3
Jahren
keines genossen; noch viel weniger kommt diesen Leuten ein Stück
Fleisch oder eine Fleischsuppe vor den Mund. Die große Mehrzahl
der
Feldarbeiter und Weber in den deutschen Kantonen, hat nur alle Sonntage
einmal Fleisch.
Irland versieht die Märkte
Englands
mit Fleisch und Getraide, während 9/10 der Bewohner
größtentheils von
Kartoffeln leben.
Die Ausfuhren der Produkte eines
Landes beweisen doch also im Geldsystem nicht, daß im Vergleich
zur
Bevölkerung ein Ueberfluß derselben vorhanden ist.
Es ist nun nicht gesagt daß
der
Mensch um zu leben und zu arbeiten durchaus zu seiner Nahrung Fleisch
haben müsse: auch haben sich die Müßiggänger, und
die welche sich mit
unnützen Arbeiten beschäftigen mehr daran gewöhnt als
die, welche ihr
Brodim Schweiße ihres Angesichts
verdienen
müssen: um so bitterer jedoch würde ersteren der Wechsel
sein, wenn
nach einer Socialrevolution, das bewaffnete Volk in Masse für den
radikalen Umsturz wäre, und jede Progressiv-MaßregeI
zurückwiese.
In Deutschland, welches im
Verhältniß zur Oberfläche reicher an Vieh ist als
Frankreich, nimmt die
Zahl des Viehes überall zu, aber nicht in demselben
Verhältnisse
als die Bevölkerung, ja der Verbrauch ist im Durchschnitt
sogar
noch etwas geringer als in Frankreich; nach der neuesten, im Auftrage
der französischen Regierung unternommenen, statistischen
Untersuchung
des Professor Moll zu urtheilen.
Seht ihr! solchen Zustand haben uns
unsere hoch- und wohlweisen, allergnädigsten und durchlauchtigsten
Regierungen herbeigeführt. In allen Ländern geht das
Mißverhältnis der
Produktion des Nothwendigen zur Bevölkerung derselben
fürchterlichen
Zukunft entgegen, welche um so fürchterlicher sein wird, je
entfernter
sie ist.
Dann wird die einfältige,
böswillig
urtheilende Dummheit auch wieder wie gewöhnlich, die
künftigen
Revolutionairs der Grausamkeit und Tyrannei beschuldigen; wenn diese um
das Uebel zu beseitigen, der Gesellschaft eine schmerzhafte Operation
machen müssen.
Wenn jetzt irgendwo Ueberfluß
an
den nöthigen Produkten ist, so ist dies ein Werk des Zufalls, denn
die
Regierungen thun dafür nichts. Wenn sie eine Regierung der
Gemeinschaft
wären, statt eine der Vereinzelung, so sagten sie: weil denn doch
unsere Chemiker und Aerzte bewiesen haben, daß der Mensch eine
gewisse
Quantität und Qualität von Nahrungsmitteln zu seiner
Erhaltung nöthig
hat, so muß die Produktion derselben auch mit der steigenden
Bevölkerung in ein richtiges Verhältniß gebracht
werden: folglich muß
auf drei Menschen allemal ein Stück Rindvieh kommen. Dies Letztere
ist
aber nicht der Fall: wir müßte denn unsere gestrenge Herren
mit dazu
rechnen.
Sollte nun heute die Gemeinschaft
in irgend einem Lande allgemein eingeführt werden, so dürften
daselbst
weder im ersten noch im zweiten Jahre viele Kälber geschlachtet
werden,
eben so mußten wir im Genüsse der Milch- und Fleischspeisen
während
dieser Zeit die äußerst möglichste Mäßigkeit
beobachten, und nur den
Arbeitern ihre volle Fleischportion lassen, welche die schwersten
Arbeiten verrichten. Dieses Opfer müßte nothwendiger Weise
gebracht
werden, um den Viehbestand so geschwind als möglich zu verdoppeln,
und
ihn in ein richtiges Verhältniß mit der Bevölkerung zu
setzen. Ferner
müßte man sich entschließen, alle Luxuspferde für
den Pflug und den
Krieg zu dressiren, kein Wiesenland mehr in Acker verwandeln, und
überhaupt die größte Sorgfalt auf Ackerbau und
Viehzucht verwenden.
Außerdem müßte man soviel Vieh und Nahrungsmittel als
nur immer möglich
von den angrenzenden, nicht in Gemeinschaft lebenden Völkern
ziehen. Da
hätte man nichts weiter zu thun als diese Gegenstände alle
doppelt und
vierfach zu bezahlen. Alles aufzutreibende Gold und Silber
müßte zu
diesem Zwecke benutzt werden. Was thut man mit dem Plunder, man kann
ihn ja doch nicht essen. Wenn dann die Mächtigen dieser
Länder die
Zufuhr versperren, dann muß ihnen der fürchterlichste Krieg
gemacht
werden der je gemacht wurde, und dazu haben wir die Mittel mehr als
andere in der alten Ordnung lebenden Gesellschaften. In diesem Falle
aber können nur unsere Krieger reichlich Fleisch zu essen
bekommen. Für
diese sind dann während der Dauer des Krieges die besten Weine und
das
beste Fleisch; die Uebrigen können ihre Aufopferung an der
Mäßigkeit
erproben, damit Jeder Gelegenheit hat sein eigenes persönliches
Wohl
dem Wohle der Gesammtheit der lebenden und künftigen Generationen
zum
Opfer zu bringen.
Eben aber darum weil der jetzige
Zustand der gesellschaftlichen Verhältnisse die künftigen
Gründer der
Gemeinschaft zwingt, so gleich beim Antritt der Leitung der Verwaltung
eine große Oekonomie einzuführen, weil es nöthig wird,
daß den
ausgearteten Begierden Einiger schnell gezügelt werde, ohne
daß man
dadurch in dem Stand gesetzt wird, das augenblickliche Verlangen und
die mäßigen Wünsche der Vernünftigen zu
befriedigen, eben darum werden
die Folgen der Umwälzung um so fürchterlicher seyn, je
größer das
Mißverhältniß zwischen der Bevölkerung und der
für den Wohlstand aller
Glieder derselben nöthigen Production ist. Denkt euch den Zustand
der
zahlreichsten Klassen in allen Ländern so
elend wie in England; denkt euch eine Socialrevolution
bräche in
solchem Zustande aus, würde alsdann das siegreiche Volk sich mit
progressiven Maßregeln begnügen? und würden nicht durch
einen
schnellen, radikalen Umsturz alles Bestehenden die Existenz und das
Wohl aller an die alte Ordnung gewöhnten, üppigen Reichen
stark
gefährdet werden?
Je mehr Mangel ihr ins Land
schafft, je größer wird eure Entbehrung seyn, wenn das Volk
nach einer
Revolution mit euch dieselben Genüsse verlangt. Versteht man mich
nun?
Welche Mittel haben wir nun jetzt
die Socialreform herbeizuführen? Diese: Erstens fortzufahren zu
lehren
und aufzuklären.
Hierzu brauchen wir außer
unsern
persönlichen Eifer die Freiheit der Presse und die Oeffentlichkeit
der
Gerichtsverhandlungen.Damit wird gerathen.
Zweitens: die schon bestehende
Unordnung schnell auf den höchsten Gipfel zu treiben. Hierzu
bedarf
es der Aufopferung einiger, wo möglich hochgestellter Männer,
welche
von allen Klassen der Gesellschaft als musterhaft und moralisch bekannt
sind. Hiermit wird geholfen.
Dieses Zweite ist, wenn dem Volke
der Geduldsfaden reißt, das letzte und sicherste
Mittel.
Wenn trotz allen
Vernunftgründen
die Regierungen nicht zur Verbesserung der Lage der zahlreichsten und
ärmsten Klassen Maßregeln ergreifen; wenn im Gegentheil die
Unordnung
sich fortwährend steigert: so müssen Alle, Denen außer
der Aufklärung
noch der Muth geblieben ist, aufhören, sich gegen diese Unordnung
zu
stemmen, und sie im Gegentheil auf den höchsten Gipfel zu treiben
suchen; so daß das arme Volk ein Vergnügen an der steigenden
Unordnung
findet, wie der Soldat am Krieg, und die Bedrücker darunter leiden
wie
der Reiche durch den Krieg.
Wenn sie nicht hören wollen,
dann
müssen sie fühlen; dann darf die von ihnen beschützte
Unordnung von uns
nicht mehr beschützt werden; dann müssen die üblen
Folgen dieser
Unordnung, welche wir bisher fast allein tragen mußten, auf sie
mitübertragen werden. Dann muß ihnen
mit einem Worte
ihr System der Unordnung so versalzt werden, daß es ihnen noch
mehr zum
Ekel wird, als uns die lange Sklaverei.
Wenn dieses zweite Mittel angewandt
werden muß, dann haben wir nicht mehr nöthig
aufzuklären, Systeme
aufzustellen und Verbesserungen vorzuschlagen. Wir haben dann nicht
mehr nöthig zu sagen, was wir wollen, sondern nur Allem, was wir
nicht
wollen, dieses Mittel entgegenzustellen.
So lange aber dieses Mittel
anwendbar ist, so lange ist dies ein Beweis, daß die Organisation
der
Gesellschaft nichts taugt; denn so bald sie für Alle gut
ist
wird dieses Mittel unwirksam.
Weiter läßt sich
darüber nichts
sagen.
Die Uebergangsperiode in einer zu
langsamen Ordnung vorzunehmen ist nicht rathsam. Wenn man die Gewalt in
der Hand hat, muß man der Schlange mit einem Male den Kopf
zertreten,
d.h. nicht unter den Feinden ein Blutbad anrichten oder ihnen ihre
Freiheit rauben, sondern ihnen die Mittel nehmen, uns zu
schaden.
Wollte man in der Uebergangsperiode
den Einfluß der Reichen und Mächtigen nicht vermindern,
wollte man
ihnen einen Theil ihrer egoistischen Interessen garantiren, so
gäbe man
dem armen leidenden Volke ein schlechtes Beispiel der Gerechtigkeit,
und welche karge, unzureichende Mittel blieben Einem alsdann, das Elend
des Volks zu mindern, daß ohnehin selbst auf dem radikalsten Wege
nicht
so leicht mit einemmale zu beseitigen ist, weil es sich so tief
eingefressen hat. Auf dem radikalsten Wege der Umwälzung selbst
könnte
man nicht damit anfangen, die natürlichen Begierden der
großen
Volkshaufen zu befriedigen, und so den Rest vollends aufzuzehren,
sondern man muß mit demselben eine solche weise Ökonomie
halten, daß er
sich binnen Kurzem verdoppelt, und dann erst kann man die Genüsse
vermehren und die Arbeit vermindern; denn selbst die Arbeitszeit kann
während der ersten zwei Jahre nicht gleich auf 6 Stunden
vermindert
werden, weil nothwendig wird allen unbebauten Boden urbar zu machen, so
wie die zur Production und zum Austausch derselben nöthigen
Eisenbahnen
und Kanäle, so wie Fabriken und Maschinen zubauen.
Außerdem nimmt in solcher Periode auch wahrscheinlicher Weise der
Krieg
eine Menge rüstiger Hände in Anspruch. Wenn es also selbst
auf dem
radikalsten Wege nicht möglich ist, die Lasten des Volkes in den
ersten
zwei Jahren viel zu erleichtern oder ihre Genüsse viel zu
vermehren, so
würde es schlecht stehen, wenn man nebenbei der besiegten Partei
der
Reichen und Mächtigen Vorrechte garantiren würde; das ist
unmöglich!
Nun ist aber auch nicht nöthig, daß man die an die
Ueppigkeit und an
das Nichtsthun gewöhnten Reichen zur Arbeit und Entsagung zwingt,
sondern ihr Reichthum muß durch sein allmähliges
Zufammenschmelzen sie
nach und nach ohne heftigen Stoß an die natürlichen
Genüsse der übrigen
Gesellschaft gewöhnen.
Alles was nach einem Umsturz des
Bestehenden gethan werden kann, um die Opfer der ersten zwei Jahre
erträglich zu machen. Muß gethan werden; mithin muß
sogleich bei der
Organisation der Arbeit und der Verwaltung die Lebenslage Aller
Derer, welche von der Gesellschaft erhalten werden, gleichgestellt
werden, Aller ohne Unterschied der Ersten wie der Letzten.
Das ist die erste und nothwendigste
Maßregel, und gleichsam die Basis der neuen Organisation.
Der Herzog, welcher das Heer in den
Krieg führt, der Dictator, welcher die Arbeiten organisirt, alle
müssen
in Bezug auf ihre Bedürfnisse nicht besser bedacht seyn, als der
jüngste Tambour oder der Steinklopfer auf der Landstraße.
Wenn in
Kriegszeiten die Armee alle Fleischrationen für sich allein in
Anspruch
nimmt, so muß der Dictator eben so gut Fasttag halten, wie alle
übrigen
Arbeiter. Giebt es des Monats 15 Fasttage für den Bauer und
Arbeiter,
so giebt es auch 15 Fasttage für die Verwaltungsbehörden und
Gelehrten.
Dieses Beispiel muß nöthiger Weise gleich von Anfang an
gegeben werden,
wenn das Volk die anfänglich nöthige Oekonomie mit Geduld
ertragen soll.
Wir haben keine Zeit mehr zu
verlieren, wenn wir eine möglichst milde Uebergangsperiode wollen.
Jetzt ist die Heilung des gesellschaftlichen Uebels schon ohne die
Anwendung verschiedener periodischer Uebel, und die dadurch bewirkte,
passive Vergrößerung der Unordnung
nicht
möglich; aber in 50 bis 100 Jahren wird das noch
fürchterlicher werden.
Sagen wir darum nicht die
Menschheit ist noch nicht reif dazu. Sie ist zu Allem fähig was
geeignet ist das Messer abzuwenden, das ihr das Elend an die Kehle
setzt. Was braucht es dazu einer langen schulmeisterischen
Aufklärung!
Das wird doch wohl Jeder einsehen, daß ein System der Freiheit
für Alle
besser ist als eines der Sklaverei!
Wenn man den Armen auf die
aufgespeicherte Produktion aufmerksam macht und ihm sagt: arbeite! dann
aber nimmt so wird er doch wohl verstehen daß Etwas besser ist
als
Nichts!
Der Dümmste ist nicht so dumm
ein
dargebotenes Interesse zurückzuweisen. Unser Prinzip aber ist das
Interesse der zahlreichsten und ärmsten Klassen. Drum kann es uns
nicht
fehlen wenn wir die Gelegenheiten zu benutzen verstehen, welche uns das
System der Unordnung von Zeit zu Zeit bietet, um Gift mit Gegengift zu
vertreiben.
Den Krieg gegen die Personen, oder
die blutige Revolution lassen wir die Politiker machen; den Krieg gegen
das Eigenthum, oder die geistige Revolution müssen wir machen.
In den Zeiten der Ruhe laßt
uns
lehren, und in den Zeiten des Sturmes handlen.
Sobald er daher braußt, ist
keine
kostbare Zeit mit nutzlosen Deklamationen zu verlieren, wie damals auf
Hambach: sondern rasch wie der Blitz muß gehandelt werden, rasch
wie
dieser muß Schlag auf Schlag geführt werden, so lange das
Volk unter
dem Eindrucke des ersten Enthusiasmus lebt.
Und nicht herumgesucht darf da
werden nach einem Führer; und nicht lange gemäkelt darf da
werden bei
der Wahl eines Führers. Wer der Erste aufsteht, wer der Erste
vorangeht, wer am tapfersten aushält und dabei seine
Lebenslage
gleichstellt mit der aller Uebrigen, ist Führer.
Und keine Waffenstillstande, keine
Unterhandlungen mit den Feinden dürfen eingegangen, keinem
Versprechen
derselben getraut werden. Sobald sie den Kampf hervorrufen müssen
sie
nicht anders betrachtet werden als unvernünftige Thiere die
unfähig
sind eine vernünftige Sprache zu verstehen.
Dies sind die Verhaltungsregeln
für
die Zeiten einer allgemeinen Bewegung; für die Zeiten in welchen
man
uns wieder zu revolutionairen Werkzeugen gebrauchen will, um mit
unserer Hülfe die Personen zu wechseln die uns regieren.
Jede Bewegung aber, die von Anfang
an gleich das Streben der Verwirklichung unseres Prinzips kund giebt,
mit einem Worte jede sociale Revolution, wird anders anfangen als alle
bisherigen Revolutionen. Man wird sich darin nicht vor die Kanonen
wälzen wo der Feind am stärksten ist, auch nicht durch den
Mord
einzelner Tyrannen zum Ziele zu gelangen suchen. Dieses sind unsichere,
und oft sogar schädliche Mittel, mit welchen man den Feinden in
die
Hände arbeitet. Hat einmal das arme Volk das Joch satt, und will
es
damit enden, so soll es nicht den Personen den Krieg machen, sondern
dem Eigenthum. Das ist die schwächste Seite unserer Feinde.
Sollten wider Vermuthen die
Gewaltigen, um der Verwirklichung unsers Prinzips entgegen zu arbeiten,
uns in eine Zuchthausgemeinschaft sperren wollen, sollten sie die
Association der Arbeiten und Genüsse so zu ihrem eigenen und der
Reichen Vortheil benutzen wollen wie sie die Gewerbsfreiheit dazu
benutzt haben und noch dazu benutzen, so müssen unsere Philosophen
den
fürchterlichen Bränder loslassen, der alsdann nur allein
geeignet ist,
die Pläne unserer Feinde wirksam zu vereiteln. Dann muß
eine Moral
gepredigt werden, die noch Niemand zu predigen wagte, und die jede
Regierung des Eigennutzes unmöglich macht; eine Moral, welche das
blutige Schlachtfeld in den Straßen, in welchem das Volk doch
immer den
Kürzern zieht, in einen fortwährenden Guerillakrieg
verwandelt, der
alle Speculationen der Reichen auf den Schweiß des Armen zu
nichte
macht, und welchen die Macht der Soldaten, Gensdarmen und Polizeidiener
nicht zu dämpfen im Stande ist; eine Moral, welche uns ganze
Legionen
Streiter zuführen wird, deren Mitwirkung wir jetzt noch
verabscheuen;
eine Moral, welche unsern Gegnern keinen andern Rettungsbalken
läßt als
den unsers Prinzips; eineMoral, welche die
Auflösung und Niederlage der Herrschaft der persönlichen
Interessen mit
sich führen wird.
Diese Moral aber kann nur unter den
in unsern großen, Städten wimmelnden und in das
grenzenloseste Elend
hinausgestürzten, der Verzweiflung Preis gegebenen Massen wirksam
gelehrt werden. Das Wort einmal ausgesprochen, so ist das Signal zur
einen Taktik gegeben, der unsere Feinde nun und nimmermehr gewachsen
seyn werden.
Drückt man uns bis ans diese
Feder,
so ist es unsere Pflicht sie springen zu lassen und sollte eine
20jährige fürchterliche Unordnung daraus entstehen. Jeder
hilft sich
wie er kann. Diese neue Moral, von der übrigens Christus sogar ein
Beispiel gegeben, wird aber ihre Wirkung gewiß nicht verfehlen.
Weiter läßt sich auch
hierüber
nichts sagen.
Wenn es auf fromme Wünsche
ankäme,
so wünschte ich natürlich auch, daß Alles mit der Zeit
auf einen
ruhigen und vernünfttigen Wege vor sich gehe. Die Regierung, der
das
Wohl des Volkes aufrichtig am Herzen liegt, wird doch also schon setzt,
durch kluge Maßregeln die Production der Nahrungsmittel des
Menschen,
Fleisch, Brod und Gemüse, in ein richtiges Verhältniß
mit der immer
steigenden Bevölkerung zu bringen suchen: so daß binnen
einer gegebenen
Zeit die Möglichkeit eintritt, daß jeder erwachsene Mensch
wenigstens
so genährt, logirt und gekleidet seyn kann als der Soldat. So bald
eine
Regierung diesen Zweck entgegenarbeitet und ihn erreicht, dann
fällt
freilich das erschreckliche Bild der wilden, grauenvollen
Umwälzung
weg; dann könnte man wirklich hoffen, die Verleugnung der
selbstsüchtigen, persönlichen Interessen auf dem Wege der
Ueberzeugung
zu erreichen. Die Freude werden wir aber wohl schwerlich haben, der
Beweis davon ist, daß, wenn die meisten der jetzigen Gelehrten
über die
Schrecken des sich immer mehrenden Elends nachdenken, so finden sie
freilich auch, daß zwischen der Menschenzahl und der zu ihrer
Erhaltung
nöthigen Viehheerden und Fruchte ein steigendes
Mißverhältnis
stattfindet; allein sie suchen weniger die Mittel auf, welche geeignet
sind, den Viehstand und die Production zu vermehren, sondern sie
berathschlagen mehr darüber, wie der zu starken Vermehrung der
Menschen
zu steuern sey. Und wenn denn ja auch mitunter Jemand mit einem
gutgemeinten Vorschlag ans Licht tritt, so ist derselbe doch immer so
gering in seinen Wirkungen, daß er ans Lächerliche grenzt.
Einige schlugen vor, die Regierung
solle die Salzsteuer herabsetzen, damit die Zubereitung des Futters dem
Bauer nicht so theuer zu stehen komme; Andere schlugen vor, man solle
dem Ackerbau mehr Capitalien zuwenden, damit derselbe in den Stand
gesetzt werde, die Viehzucht immer mehr zu vervollkommnen und zu
erweitern. Das sind alles unzureichende, nichts bewirkende Mittel; denn
wenn auch dadurch wirklich - was doch nie der Fall seyn wird
- die
Rindvieh- und andere Heerden Frankreichs verdoppelt und verdreifacht
würden, so daß man künftig unter 25 Millionen
erwachsenen Einwohnern
jedem im Durchschnitt täglich ein halbes Pfund Fleisch zukommen
lassen
könnte, so würde es sich im jetzigen System der Vereinzelung
und der
Selbstsucht dennoch treffen, daß trotzdem Viele leer ausgehen. Es
dürften nur 2 Millionen, weil sie im Stande sind es zu bezahlen,
jeder
täglich 2 Pfund Fleisch verzehren und 4 andere Millionen jeder
täglich
1 Pfund, so hätten sie zusammen die Rationen von l0 anderen
Millionen
mitverzehrt. So lange die Arbeit nicht organisirt und die
natürliche
Gleichheit Aller nicht anerkannt ist, sind alle sogenannten
Verbesserungen nichts als eine lächerliche, trughafte Comödie.
Wenn eine Regierung aufrichtig
hierin das Gute wollte, so müßte sie aus dem Viehhandel und
dem
Fleischerhandwerk ein Monopol machen, so wie das jetzt schon mit dem
Postwesen und dem Tabacksbau der Fall ist, und dann jedem Menschen im
Lande um eine seinem Verdienste angemessene Summe seinen
jährlichen
Fleischbedarf gegen eine seinem Verdienst entsprechend
Vermögenssteuer
sichern. Dies aber können sin wieder nicht ohne eine edle
Selbstverleugnung der bisherigen persönlichen Interessen. Ein
Monopol
würden sie nun wohl freilich daraus machen, wie aus dem Tabak,
wenn sie
nicht die daraus beim ersten Anlaß unstreitig hervorgehende
Revolution
befürchteten; denn wenn die Regierung und die Beamten den
Fleischhandel
unter ihren Händenhätten, so
würde das Volk
wohl mit wenigen Gutsagung und Geduld sich den schlappen Magensack
voller Kartoffeln pumpen, am wenigsten wenn es die feinsten Braten auf
den Tafeln seiner Fleischkrämer und Beamten dampfen sähe.
Darum eben
getraut man sich noch nicht ein Monopol aus dem Fleisch und dem Brod zu
machen. Theilen will man mit uns nicht und will doch auch den Schein
der Hartherzigkeit und Völlerei vermeiden, darum läßt
man es eben so
gehen wie es jetzt geht, indem man hofft, daß uns das immer
zunehmende
Elend so zahm machen und vermindern werde, daß wir zuletzt
weniger zu
fürchten sind, als die Pferde.
Wir brauchen also eine
Uebergangsperiode, sey es nun welche es sey, nur eine luftige,
kräftige.
Die wünschenswertheste
Uebergangsperiode wäre nun freilich die, daß einmal durch
die Umwälzung
irgend eines Staates irgend ein Mann an das Ruder der Verwaltung
käme,
der unserm Prinzip mit größter Liebe ergeben ist, der sein
Glück, seine
Ehre und sein Leben in die Verwirklichung desselben sucht. Aber ein
solcher Mann wird kommen und die Zertrümmerung der alten so wie
die
Organisation der neuen Ordnung leiten; und dieses wird ein zweiter
Messias seyn, größer als der erste.
Verstehe man mich nun recht! Die
Revolution einmal gemacht und eine Regierung in unserm Sinne
eingesetzt, d. h. Männer an die Spitze gestellt, die vom Antritte
ihres
Amtes an, so eine einfache Lebensweise führen, als nur immer der
Geringste im Volke, so ist es gar nicht nothwendig, den Reichen und
Mächtigen, die unsere Feinde waren, auf eine gewaltsame Weise
Leben,
Güter und Freiheit zu entziehen. Nein! dies wäre im
Gegentheil ein
großer Fehler der neuen Regierung, weil sie dadurch manches
Vorurtheil
gegen sich aufregen würde.
Die ersten Maßregeln, die
eine
revolutionaire Regierung gleich nach dem Umsturz der alten Gewalt zu
ergreifen hätte, könnten nun freilich nach den verschiedenen
Umständen,
bei den verschiedenen Meinungen, Völkern und Personen sehr
verschiedener Art seyn.
Meiner Privatmeinung nach wäre
nun
Folgendes nothwendig:
1) Alle schmutzigen, zerrissenen
Lumpen, alle verfaulten und zerbrochenen Möbeln, alle stinkigen,
verfallenen Wohnungen werden verbrannt und zerstört, und die Armen
einstweilen in die öffentlichen Gebäude oder bei den Reichen
einquartirt, desgleichen vom Ueberfluß der vorräthigen,
neuen Kleider
gekleidet.
2) Alle Schuldscheine,
Schuldverschreibungen und Wechsel werden in den Geschäften des
Verwaltungspersonals für null und nichtig erklärt,
desgleichen alle
Erb- und Adelsrechte.
3) Die Organisation der Arbeit
beginnt durch die Wahlen in jedem Geschäftszweige. Jeder in
die
höchste Spitze der Verwaltung Gewählte muß alle seine
Güter und sein
Vermögen in die Gemeinschaft der Verwaltung geben, wo nicht, von
der
Wahl abstehen.
4) Alle Glieder der Verwaltungsbehörden,
der Armee, so wie überhaupt Aller, welche der Staat
erhält,
leben miteinander in Gemeinschaft; mithin ist aller Unterschied von arm
und reich, von gering und vornehm unter den höchsten
Staatsmännern und
Offizieren so wie den geringsten Angestellten oder Soldaten für
immer
aufgehoben.
5) Für alles vorräthige
Gold und
Silber werden Aufkäufe von Nahrungsmitteln und Kriegsbedarf im
Auslande
gemacht. Für den Verkehr der Verwaltung mit dem Innern ist der
Gebrauch
des Geldes abgeschafft. Die Steuern werden in rohen Naturproducten
eingeliefert; kein Angestellter wird besoldet, und die Armee
nur in Feindesland, und da zwar Einer so viel wie der Andere, General
wie Gemeiner alle die gleiche Löhnung.
6) Die Güter aller Auswanderer
werden konfiszirt und die Verkäufe annullirt, desgleichen jeder
Acker,
welcher unbenutzt liegen bleibt, wenn es erwiesen ist, daß er
bebaut
werden kann.
7) Alle Staats- und
Kirchengüter
werden eingezogen zum Besten der Gemeinschaft, und kein Geistlicher
mehr vom Staat besoldet, sey er Jude, Heide, Christ oder Türke.
Die
Gemeinde, welche einen braucht, soll ihn auf ihre Kosten ernähren.
8) Wollen dieselben jedoch ein Amt
in der Verwaltung übernehmen, und mit derselben in Gemeinschaft
leben,
so fällt die letztere Bestimmung weg.
9) Jeder, der verlangt in die
Gemeinschaft aufgenommen zu werden, kann und muß darin unter den
gleichen Bedingungen aufgenommen werden als alle Uebrigen.
10) Unter denselben Bedingungen
wird Jeder darin aufgenommen der nicht mehr zur Arbeit fähig ist.
11) Nächst dem Ackerbau und
der
Armee, muß die Verwaltung ihre größte Thätigkeit
auf die Vermehrung und
Verbesserung der Schulen richten.
12) In jedem Dorf, jeder Stadt, und
in jedem Distrikt, wo dreiviertel der Einwohner dafür stimmen ihre
Güter in Gemeinschaft zu geben, muß sich das letzte Viertel
fügen.
13) Der religiöse Unterricht
in den
Schulen muß allgemein sein, darf sich weder zum Katholicismus
noch zum
Protestantismus noch sonst einer der vielen christlichen Sekten
hinneigen. Alle religiöse Sektirerei wird aus den Schulen, so wie
überhaupt aus allen von Kindern besuchten Lehranstalten verbannt.
14) Die Gesetze sind für alle
in
Gemeinschaft lebende, nicht zur Kriegsarmee gehörende Individuen
abgeschaft. Bei der Kriegsarmee, und in den Gegenden welche der Krieg
heimsucht, werden sie theilweise, bei allen Uebrigen ganz beibehalten.
15) Auf die Dauer des Krieges, wird
jeder von den Aerzten für unheilbar erklärte Begierdekranke,
vor seiner
Verbannung zur Armee geliefert. Dies geschieht in solcher Periode mit
allen Begierdekranken, wenn die Anzahl derselben während einer
kriegerischen Uebergangsperiode zu stark überhand nimmt.
Durch ähnliche Maßregeln
kommt
alles Uebrige wie von selbst. Alle werden sich den nöthigen
Aufopferungen während der Zeit der Uebergangsperiode mit Liebe
unterziehen, wenn das Verwaltungspersonal darin mit einem guten
Beispiele vorangeht. Dieses aber könnte seines persönlichen
Interesses
wegen, keine Ausnahme non der allgemeinen Ordnung machen, ohne
daß es
dadurch das mühsam aufgeführte Werk selbst wieder
vernichtete.
Ueberhaupt ist dies ein Beweis großer Unkenntniß des
Menschen wenn man
glaubt der Mann, der das Prinzip der Gleichheit unter Gefahren gelehrt und prakticirt hat, sey nach der
Verwirklichung derselben fähig, sein persönliches Interesse
darin zu
suchen. Die Politiker haben dies freilich nach jeder Revolution so
machen können: man hatte ihnen aber auch bisher noch nicht die
Gleichheit Aller, und die Entsagung ihrer Habsucht zur
Bedingung gemacht.
Durch die Maßregel, alle
Arbeitslose, und überhaupt Alle die es verlangen, in die
Gemeinschaft
aufzunehmen verliert das Geldsystem alle Mittel des Fortbestehens.
Schon dadurch, daß die Regierung kein Geld für ihre innern
Angelegenheiten mehr braucht, verliert dasselbe einen bedeutenden
Wirkungskreis; dann auch dadurch, daß die Verwaltung alle unter
ihrer
Leitung stehenden Arbeiten von den Mitgliedern der Gemeinschaft
verrichten läßt.
Jeder der in der alten Gesellschaft
keine Arbeit hat, oder schlecht bezahlt ist, wird sich gern der
Gemeinschaft anschließen, wo er besser gekleidet und genährt
wird,
weniger zu arbeiten braucht, mit seiner Familie für immer aller
Sorge
enthoben ist, und wo ihm alle Vergnügungen als:
Spatzierfährten,
Theater, Bälle, Konzerte u. dgl. in den Erholungsstunden zu Gebote
stehen. Dadurch find nun alle die, welche im alten System fortleben,
genöthigt wenn sie Arbeiter brauchen den Lohn derselben zu
erhöhen, und
sich selbst auch angemessener zahlen zu lassen, wo das nicht schon
statt fand. Dies aber können sie nicht, am wenigsten auf lange
Zeit,
und um so weniger als die Verwaltung so wie die ganze Gemeinschaft
nichts von ihren Sachen kauft. Sie sind also wenn sie nicht sehr reich
sind gleichsam gezwungen sich in Kurzen der Gemeinschaft
anzuschließen,
oder ihr Geld zu nehmen und auszuwandern. Den Blödsichtige n
würde
dadurch ihr Interesse klar werden, und die hartnackigsten Gegner
würde
man auf eine friedfertige Weise los.
Die Maßregel, daß die
Verwaltung
jeden unbebaut bleibenden Acker konfiscirt, soll dazu dienen dem Mangel
vorzubeugen, der daraus entstehen könnte, wenn einige
Landeigenthümer,
weil sie keine Arbeiter um einen Spottpreis mehr bekommen können,
vorziehen würden ihn unbebaut liegen zu lassen. Dadurch wird jeder
Nachtheilwelcher für die Gesellschaft aus
der
Umwälzung der Dinge entstehen könnte vorgebeugt.
Dadurch, daß man jeden
Einzelnen
seinen Pfaffen direkt selbst erhalten läßt- die
Männer des Geldsystems
nach ihrer beliebigen Weise und die Gemeinschafter durch
Kommerzstunden, wenn nämlich der ihrige sich der Gemeinschaft
nicht
anschließen will - dadurch, sage ich, merkt sich ein Jeder
besser,
wieviel ihm das Jahr hindurch derselbe kostet. Wer selber keinen
braucht, hat dann auch nicht nöthig für Einen zu arbeiten.
Die
Bigotterie und das Vorurtheil werden auf diese Weise durch das
persönliche Interesse beschnitten, die verschiedenen Religionen
werden
vom schmutzigen Interesse der Priester gereinigt und veredelt, und mit
diesen Interessen fallen auch nach und nach die religiösen
Streitigkeiten und Gehässigkeiten weg. Die verschiedenen
Geistlichen
werden sich bestreben, nach und nach ein thätiges,
uneigennütziges
Leben zu führen; Viele werden mit ihrer Hände Arbeit ihr
Leben
verdienen und sich ein Vergnügen daraus machen, Sonntags dem
versammelten Volke zu predigen, was im Zustande der Gemeinschaft recht
gut seyn kann, weil alsdann Jedermann mehr Zeit und Mittel dazu haben
wird als jetzt. Dieses scheint mir die beste Methode zu seyn, um allen
Religionsparteien den Geist der Duldsamkeit und Friedfertigkeit
einzustößen; der bigotteste Tropf wird dadurch nach und nach
zur
Einsicht gelangen.
Wenn unsere Pfaffen genöthigt
wären, alle Wochen oder Monate zum Bauer ins Haus zu gehen und
sich von
jedem seinen Theil Gehalt zu fordern, so würde es bald aus seyn
mit der
heiligen Muckerei, und man würde bald begreifen, daß das
Pfaffengeschäft ja eigentlich jeder gebildete Bauer
übernehmen kann,
wenn er dazu Zeit und Lust hat. Das wäre übrigens nicht das
erste Mal.
Um die Religionsparteien zu einen,
muß man sich auf keine ausschließlich stützen, keine
besonders
angreifen; denn eine jede hat ihre Mängel. Wenn sie sich auch
nicht
vereinen, so macht das auch nichts; ich glaube sogar, sie werden sich
niemals vereinen. Es wird immerfort mehrere religiöse und
philosophische Meinungen geben, und das ist auch schön, und das
giebt
eine Abwechselung, eine Schattirung in der
Gesellschaft, die unterhaltend ist. Nur muß man das
persönliche
Interesse davon trennen, und keine Meinung, keine Religion zur
Staatsmeinung oder Staatsreligion machen, eben darum, weil in den
philosophischen und religiösen Meinungen immer Widerspräche
stattfinden, die mit der Einheit und Harmonie des Ganzen
unverträglich
sind, so bald die eine oder die andere religiöse oder
philosophische
Meinung die Leitung des Staatsruders usurpirt. Nur wenn sie zum
Fortschritt gehören, können die verschiedenen Meinungen einen
Einfluß
auf die Leitung des Ganzen ausüben. Dazu ist aber nothwendig,
daß diese
Meinungen von den Männern des Fortschrittes als nützlich
anerkannt und
geprüft worden sind, daß sich solche Meinungen und Ideen Verkörpern
lassen, und daß dieselben in ihrer Verkörperung eine
Wohlthat für die
Gesellschaft werden..
Nur der Fortschritt kann das
leitende, unveränderliche Gesetz der Menschheit seyn, alle anderen
sind
ihm untergeordnet und verändern sich mit ihm, können aber
kein
besonderes Gesetz bilden, eben darum weil sie nichts Bleibendes,
Beständiges sind.
In den Schulen sollte darum auch
die Religion nur so allgemein gelehrt werden, daß sie alle die
verschiedenen religiösen Parteien befriedigt; keine Religion darf
da
ausschließlich hervorgehoben werden. Erstens verstehen die Kinder
von
diesem Sektenkram nichts und finden ihn anstößig, weil er
sich mit dem
reinen Prinzip nicht verträgt, und dann ist derselbe auch der
Harmonie
des Ganzen schädlich, wenn er auf eine einseitige Weise der Jugend
eingeprägt wird. Ich kann das Beispiel davon an mir abnehmen; das
kostet Jahre lange Mühe bis man die Dummheiten und den
eingetrichterten
Unsinn wieder aus dem Kopf los wird. Alle Proselytenmacherei, alles
Sektenwesen muß daher aus den Schulen verbannt werden, der Staat
darf
dieselben darin weder erlauben noch befördern. Wer Proselyten und
Sekten machen will, hat dazu die völlige Freiheit bei den
Erwachsenen,
deren Verstand durch eine gute Erziehung gereift ist. Bei Kindern ist
dies noch nicht der Fall, darum soll man ihnen auch den jungen Verstand
nicht durch Spiegelfechtereien der Phantasie erhitzen. Wenn an der
Meinung eines Menschen irgend etwas Wahres und Gutes ist, so
können das
doch jedenfalls die Erwachsenen besser beurtheilen als die Kinder.
Solche oder ähnliche
Maßregeln
würden die neue Ordnung der Gesellschaft ohne grausame
Zwangsmittel in
Zeit von drei Jahren allgemein machen, und sie vor jedem Rückfall
sicher stellen; denn ungefähr bis zu dieser Zeit wären alle
Spuren der
früheren Eigenthumsgrenzen verschwunden, und somit der
Rückfall
unmöglich gemacht.
Dadurch daß das Geldsystem
den
Werth verliert, verlieren auch die Geldmänner die Mittel sich
Anhänger
zu verschaffen um dem Prinzip entgegen zu arbeiten; außerdem
vermehrt
sich das Interesse für die Gemeinschaft immer mehr und mehr, durch
das
Zuströmen der arbeitenden Volksklassen zu derselben. Ferner wird
durch
die eingeführte Abstimmung von 3/4 der Bevölkerung der
verschiedenen
Ortschaften, überall wo eine solche Mehrheit dafür ist die
Gemeinschaft
schnell eingeführt werden. Die Grenzen, Hecken, Zäune,
Mauern, Gräben
u. s. w. die das Eigenthum der Einen von dem der andern trennen,
verschwinden nach und nach. Eben so wird durch die angeführten
Maßregeln das vereinzelte Vieh in immer größere
Heerden vereinigt, und
auf wiesenreiche Gegenden getrieben. Anstatt der Menge kleiner,
schlechter Ställe, werden große, geräumige gebaut, und
die Vorräthe,
Nahrungsmittel und Getränke in große Magazine und Keller
aufbewahrt: so
daß Niemand mehr sein voriges, vereinzeltes Eigenthum heraus
finden
kann, selbst wenn in dieser oder jener Stadt, durch fremde, feindliche
Hülfe eine Rückwirkung möglich wäre.
Wenn in solchem Falle der
frühere
Eigenthümer sagte: mir hat so und so viel Vieh gehört; bis
hier oder
dorthin hat sich mein Acker erstreckt: so würde ihm das von den
Uebrigen bestritten werden: weil Jeder befürchtete bei einer
Zurückführung der Dinge auf den alten Fuß, zu kurz zu
kommen.
Bedenke man noch welche
kräftige
Mittel die Verwaltung hatte, überall wo sie es für
nöthig hielt, die
Mehrheit von 3/4 zusammenzubringen. Wo es daran fehlte dürfte sie
nur
einige Hundert oder Tausend ihrer Gemeinschafter sich ansiedeln lassen,
so wäre die Stimmenmehrheit gesichert. Das aber könnten die
Geldmänner
nicht, denn das kostete ihnen zu bedeutende Opfer.
Uebrigens wer zwingt denn die
Verwaltung die Mehrheit von 3/4 anzunehmen? sie könnte es ja auch
durch
die einfache, absolute Mehrheit bewerkstelligen. Man wird hoffentlich
nicht einwenden, daß nicht Alle die Fähigkeiten hätten
über ihre
physischen Bedürfnisse abzustimmen. Freilich hat die ein Jeder;
dazu
ist keine geistige Ausbildung nöthig.
Könnte man heute über die
Gemeinschaft abstimmen lassen, so wäre trotz den Vorurtheilen und
der
Unwissenheit der Massen, eine überwiegende Mehrheit gar nicht
zweifelhaft; es käme nur darauf an, wie der Vorschlag dazu
abgefaßt
worden wäre.
Da der Krieg ein unvermeidliches
Uebel der Uebergangsperiode ist, da um ihm entgegen zu wirken, es jetzt
noch kein anderes, kräftigeres Mittel giebt, als den Krieg: so
wird es
nöthig dieses Uebel so wirksam als möglich gegen unsere
Feinde
anzuwenden, wenn sie es hervorrufen. Folglich darf keine der
einzuführenden Reformen diesem Uebel die Kraft nehmen, so lange es
als
Gegengift dienen muß.
Die Disciplin muß also auf
die
Dauer der Uebergangsperiode beibehalten werden; eben so überall wo
der
Krieg wüthet ein Theil der alten Gesetze.
Alle Individuen welche sich der
neuen gesetzlosen Ordnung nicht anschließen, werden nach den
Gesetzen
der alten Ordnung regiert. Diejenigen welche sich der neuen Ordnung
freiwillig anschließen, derselben aber durch die
Schrankenlosigkeit
ihrer in der alten Gesellschaft verwöhnten Begierden
schädlich werden,
werden von den Gesundheitskommissionen auf die Dauer der
Uebergangsperiode nach den Kriegsschauplatz; und in den Bereich der
Kriegsgesetze versetzt.
Diese Maßregeln werden dazu
dienen,
das Uebel des Krieges recht wirksam als Gegengift gegen den Krieg, und
gegen die alte, sogenannte Ordnung anwenden zu können.
Haben wir einmal Männer am
Ruder
irgend einer Regierung, welche die Verwirklichung unsers Prinzips
wollen, dann ist unsere Parthie ohne die Greuel einer blutigen
Revolution gewonnen. Wem dann die neue Ordnung
der Dinge nicht zufügt, der kann seinen Mammon nehmen und gehen,
und
Gott danken daß die gereizte Generation kein Vergeltungsrecht an
ihm
übt. Bestehlen wird sie sich freilich nicht mehr lassen. Das ist
schon
zu viel daß man ihnen den Ueberfluß bis zu ihrem Tode
läßt. Aber wie
werden wir nun eine solche Verwaltung bekommen? Wahrscheinlich durch
eine der nächsten und größten revolutionairen
Bewegungen Europas.
Erwarten wir vertrauungsvoll den
letzten Sturm! Schlägt dieser für uns fehl, dann laßt
uns zu unserm
letzten Mittel greifen! Der Mensch liebt im Allgemeinen die
Veränderung, die Bewegung, den Fortschritt; nichts ist ihm
unausstehlicher als ein ihm aufgedrungenes, ewiges, fades Einerley;
diesem sucht er auf allen Kräften zu widerstreben. Darum wird es
auch
immer Revolutionen haben: hervorgerufen entweder durch die rohe,
physische, oder die geistige Gewalt, oder durch alle beide. Noch hat
der Degen der Feder nicht vollkommen den Platz geräumt; aber es
kommt
eine Zeit in welcher dies der Fall sein wird. Dann werden die
Revolutionen nicht mehr blutig sein.
Jetzt stehen wir am Scheidewege.
Die Revolutionen die wir zu erwarten haben sind gemischter Art; die
physische und geistige Gewalt werden sie zusammen auskämpfen.
Beide
können nur durch die Interressen die sie aufregen sich geltend
machen;
darum eben haben wir die größte Aussicht auf Erfolg: weil
Nichts der
Gesellschaft mehr Vortheile und mehr Interesse bieten kann, als unser
Prinzip.
Nun suchen aber alle Revolutionaire
folgende Frage genau zu erforschen: Auf welche Weise kann es uns
gelingen die Volksmassen für dieses oder jenes Projekt zu
gewinnen? -
Wenn wir nun wacker jede
Gelegenheit benutzen für unser Prinzip zu wirken, so wird es sich
herausstellen daß der künftige Revolutionair kein anderes
Banner mehr
mit Erfolg aufstecken kann als das unsrige; und dann wird jeder
Revolutionsversuch für unser Prinzip sein, bis zu dessen endlicher
Verwirklichung.
Wir haben also jetzt nichts weiter
zu thun als den Eifer für unser Prinzip beständig wach zu
erhalten;
alles Andere wird sichvon selbst finden.
Diskutiren wir überall laut und öffentlich dieses Prinzip,
und lassen
wie uns dies von Niemanden verbieten, weder von rohen Dummköpfen
noch
von hochgestellten Tyrannen, dann wird die Zeit und Gelegenheit zur
Verwirklichung desselben nicht ausbleiben.
Einige Philister-Politiker
meinen: man müsse vorher einen Zustand der Ungleichheit erringen
den
sie Republik nennen, man müsse eine politische Revolution machen,
d. h.
die Personen in der Regierung wechseln, zum Vortheil der Gelehrten- und
Geldaristokratie die Fürsten und den Adel stürzen. Hierauf
entgegne
ich: Wenn wir einmal Opfer bringen müssen, so ist es am
rathsamsten sie
für das zu bringen, was uns und der Gesellschaft das Nothwendigste
ist.
Wir, das Volk, müssen ja ohnehin immer das Bad ausgießen,
wozu denn
also einigen Andern in die Hände arbeiten? Wenn diese einmal haben
was
sie wollen, dann weisen sie uns über dem Raube eben so die
Zähne wie
die heutigen Raubthiere. Trennen wir das Interesse keiner Parthei von
dem Interesse Aller; wer über dies nicht will, wer das was er will
nicht für Alle will, der soll auch nicht von uns unterstützt
werden.
Jetzt sind auch die Geldmänner und Gelehrten mit der bestehenden
Ordnung unzufrieden; hüten wir uns darum sie zufrieden zu stellen,
so
lange wir Ursache haben unzufrieden zu sein. Je größer, und
je
einflußreicher die Zahl der Unzufriedenen ist, um so sicherer ist
der
Erfolg einer aus solchem Zustande hervorgehenden Bewegung.
Eine politische Revolution ist
für
uns Deutsche viel schwieriger zu machen als eine sociale, weil wir die
Vorurtheile der Religionsverschiedenheiten, und die noch immer wirksame
Antipathie der deutschen Völker unter sich, nur durch
großartige, die
Welt in Erstaunen setzende Begebenheiten und ganz besonders durch
materielle Vortheile welche man den zahlreichsten und ärmsten
Klassen
augenblicklich gewährt, verwischen können. Jede
Revolution die dies
bewerkstelligt, ist eine sociale Revolution. Die von den Politikern
bezweckte deutsche Einheit ist durch eine Socialrevolution am
möglichsten.
Der heutige deutsche Bauer ist mit
Phrasen so leicht nicht zu begeistern. Für eine Bratwurst opfert
der
wenn's darauf ankommtsoviel als für
seinen
Fürsten und für die Republik. Er weiß kaum was das ist
eine Republik.
Wenn ich ihm aber frage: du sollst künftig so gut leben wie deine
Vorgesetzten und wenn er sieht daß dem auch wirklich so ist; mit
einem
Worte wenn er sieht daß es sich um sein Interesse handelt, ist er
für
die Bewegung zu gewinnen.
Mit dem Interesse allein
können wir
die Volksmassen gewinnen; warten wollen bis Alle gehörig
aufgeklärt
sind, wie man gewöhnlich vorschiebt, das hieße die Sache
ganz aufgeben:
denn nie wird ein Volk in seiner Gesammtheit sich einer gleichen
Aufklärung erfreuen, am wenigsten so lange die Ungleichheit und
der
Kampf der persönlichen Interessen in der Gesellschaft
fortbestehen.
Erst müssen sich diese in das allgemeint Interesse verschmelzen,
dann
erst wird die Aufklärung allgemeiner werden können. So lange
die Mittel
zur Aufklärung (Sorglosigkeit, Lebensunterhalt, Seit und
Gelegenheit)
ungleich vertheilt sind, ist auch die allgemeine Aufklärung nicht
möglich.
Der Umsturz des Bestehenden
könnte
wohl auch durch einen Monarchen vor sich gehen. Freilich ist dieses
eine zweifelhafte, aber keinesweges unmögliche Sache. Nun er mag
ausgehen von wo er will, vom Thron oder aus der Hütte, wenn er
nebst
Kron und Zepter die Vorurtheile und das besondere Interesse des
Egoismus in den Staub wirft, soll uns der wackere Kämpfer bis zur
völligen Organisation der Gesellschaft ein willkommener Diktator
seyn.
Einige werden es tadeln, daß
ich
die Verwirklichung des Bessern durch einen gewaltsamen Umsturz hoffe.
Diesen da muß ich entgegnen, daß ich die Sachen so nehme
wie sie sind,
und überhaupt nicht gewohnt bin, eine falsche Meinung zu
erheucheln.
Trägt doch alles Bestehende den Keim und die Nahrung der
Revolutionen
in sich; das alte System lebt und webt nur in Revolution und Krieg.
Nicht unser Prinzip ist es, welches die Unordnung hervorruft und
begünstigt, sondern das Bestehende. Wir wollen nur diese
Unordnung,
wenn sie zu einem gewaltsamen Umsturz aufgährt, dazu benutzen,
diese
Lage der Dinge aufhören zu machen. Jetzt schon im tiefsten
Frieden, wie
man es nennt,zeigt uns das Bild des jetzigen
gesellschaftlichen Zustandes nichts als Unordnung,
Feindseligkeiten, Revolution und Krieg. Die jetzigen stehenden Heere,
die Waffenfabriken und Anhäufungen von Kriegsbedarf, die
Polizeimaßregeln, die Gesetze und Strafen, die zahlreichen
Verbrechen,
die gefüllten Gefängnisse, deuten und zeugen sie nicht alle
vom
Zustande des Krieges, der Revolution und der Unordnung. Vom Frieden
zeugen sie doch wohl auf keinen Fall. Und sind wir es denn, welche alle
diese Gräuel hervorrufen? Bestanden sie nicht schon lange vor der
Verbreitung unseres Prinzips, dienten sie nicht fast immer dazu jede
Meinung zu unterdrücken, welche nicht die Derer war, welche die
Gewalt
besitzen? Was Wunder also, wenn wir unter solchen Umständen nicht
den
Ausbruch einer gewaltsamen Katastrophe voraussehen sollten. Eine
Pflichtvergessenheit wäre es von unserer Seite, wenn wir uns nicht
bemühten, derselben, wenn sie ausbricht, eine dem Wohle des Ganzen
heilsame Richtung zu geben.
Wenn wir nun aber mit dem was wir
wollen, nackt hervortreten, ohne die Sachen zu bemänteln, kann man
uns
daraus ein Verbrechen machen?
Alles das was wir wollen, wollen
wir es nicht für Alle ohne Unterschied, für die Armen wie
für die
Reichen, für die Freunde wie für die Feinde?
Thun wir den Reichen und
Mächtigen
Unrecht, wenn wir sie zwingen wollen, uns auch leben zu lassen; uns,
deren Arbeit sie und ihre Vorfahren ihren Reichthum verdanken? Wir
muthen ihnen gar nicht einmal zu, ihrem verweichlichten Leben zu
Gunsten der Gesellschaft zu entsagen; sie sollen darin fortleben bis zu
ihrem Tode, weil ihnen ein zu greller Wechsel der
Lebensverhältnisse
doch nicht möglich wäre, ohne sich unglücklich zu
fühlen. Unglücklich
aber soll Niemand seyn, darum wollen wir ihnen gern bei Lebzeiten das
lassen, was ihnen zur zweiten Natur geworden ist. Aber ein wenig
Entsagung kann man denn doch wohl gerechter, billiger und christlicher
Weise von ihnen verlangen.
Sie sind undankbar, diese Reichen
und Mächtigen, sie halten uns für grausame Tyrannen eben
darum weil sie
es sind. Man sagt gewöhnlich, man sucht Niemanden hinter einen
Strauch
wenn man nicht zuvor dahinter gesteckt hat. Dies wäre sonach ganz
auf
sie anwendbar.
Sie halten uns meistens für
grimmige Bluthunde, die ihnen, wenn sie die Macht hätten, Leben
und
Eigenthum nehmen und ihre Kinder in das bittere Elend
hinausstürzen
würden.
Mit Nichten, ihr Herren, es scheint
wir sind mehr christlich als gerecht, indem wir euch sogar in eurer
bevorzugten Lebensweise nicht stören würden, wenn ohne dies
die
Harmonie des Ganzen für die Zukunft möglich ist. Mit uns seyd
ihr, oder
vielmehr eure Regierung, was dasselbe ist, weniger tolerant. Wir
würden
euch als Sieger wenigstens dieselben Genüsse gewähren als
uns, während
heute alle eure Bemühungen dahin gerichtet sind, die unsrigen
immer
mehr zu verkümmern und die eurigen zu vermehren. Es ist einmal
Zeit,
daß man zur Vernunft kommt; stellt euch in unsere Lage, wenn ihr
könnt,
und sagt uns hernach aufrichtig, ob ihr nicht eben so denken und
handeln würdet.
Wir wissen recht gut, daß es
nicht
immer böser Wille von eurer Seite ist. Sehr selten selbst ist es
das,
allein ihr thut das Böse ohne es zu wissen, und darum ist es gut,
wenn
man euch manchmal daran erinnert.
Die große Mehrzahl von euch
kann
das Unglück unsers Elends nicht leugnen, und wünscht eine
Abhülfe
desselben, aber die soll immer vom Himmel kommen; wenn man euch sagt,
daß ihr dieselbe durch eure Aufopferung herbeiführen
könntet, so wollen
die Meisten nicht daran glauben. Eure bequeme Lebenslage erlaubt euch
nur selten, einen tiefen Blick in unser Elend zu werfen, und wir
wären
in dieser Beziehung eben so wie ihr, wenn wir in eurem Stande und in
euren Genüssen auferzogen worden wären. Die Umstände und
die Lebenslage
bilden den Menschen. Das wahre Elend des Volkes kann euch aber Niemand
so richtig vor die Augen stellen, als der welcher es fühlt, der
selber
von jugend auf darin herum rollte. Ich selber habe bei allem Elend noch
lange nicht das allertiefste Elend geschmeckt, das über Millionen
lagert. Wenn nun schon aus meiner Feder Bitterkeiten stießen, die
im
Stande sind, eure Lippen zu verziehen, so könnt ihr urtheilen,
daß an
meiner Meinung nichts übertriebenes Gehässiges ist, denn ich
habe es
mir zur Pflicht gemacht, im Interesse der allerelendesten und
bedrücktesten Klassen zu schreiben, so viel mir dies möglich
ist.
Wenn ich manchmal in Wuth auskoche
ob all der Scheußlichkeiten in der Gesellschaft, so ist das weil
ich im
Leben oft Gelegenheit hatte das Elend in der Nähe zu sehen, und es
zum
Theil selbst mit zu fühlen; weil ich selbst als Knabe im
bittersten
Elend aufgezogen wurde, so bitter daß ich ein Grausen fühle
dasselbe zu
beschreiben. Mein Dasein vergrößerte das mich umgebende
Elend ohne daß
ich es Physisch mit fühlen durfte. Darnach rechnet aus welche
geistige
Folter das gewesen sein mag, und ob Zorn und Wuth irgendwo
natürlicher
sind als da, wo Kinder Feuer legen und Unwissende dein Unverstand
derselben das Wort reden.
Also wenn ich mitunter bittere
Ausdrücke gegen die Vorrechtler gebrauche, so ist das weil ich
nicht
anders sprechen mag als ich denke. Man kann auf diesen Punkt die Farben
gar nicht stark genug auftragen. Wenn ich an alle Ueberlistungen denke,
welchen das Volk nach errungenem Siege zur Beute wurde, fürchte
ich
sogar mich noch nicht deutlich und kräftig genug ausgesprochen,
noch
nicht genug vor der trügerischen Gleißnerei seiner
Bedrücker gewarnt zu
haben. Sobald es einen Tyrannen nieder geschlagen hat, hat es Mitleiden
mit dem Besiegten, und bittet um Verzeihung zu den Füßen
seines Erben.
Es geht ihm wie dem Elephanten, der seinen Führer niederschlug,
und den
Sohn desselben, den man ihm entgegenhielt, sich auf den Rücken
setzte.
O sie sind geschmeidig unsere
Bedrücker, wenn sie sehen, daß sie sich ohnmächtig in
der Gewalt des
Volkes befinden; sie werden in solchen Augenblicken oftmals bis zu
Thränen gerührt. Sie theilen freiwillig Geld und
Händedrücke aus, laden
euch freundlich an ihre Tafeln, besuchen euch in euren Versammlungen
und, wenn ihr nicht recht fest in eurer Ueberzeugung seyd, geht es euch
wie den Insekten, welche sich an der freundlich glänzenden Kerze
die
Flügel verbrennen.
Bedenkt nur, welche Mittel ihnen zu
Gebote stehen, welche Kunstgriffe sie selbst dann noch anwenden
können,
euch irre zuführen, wenn ihr schon den
rechten
Weg zum Siege eingeschlagen habt. Blättert das Buch der
Weltgeschichte
durch, ruft euch alle mißglückten Kampfe, alle
früchtlos errungenen
Siege ins Gedächtniß zurück und sagt uns, ob nicht all
überall alle
Unterhandlungen mit den Feinden der Freiheit, jedes theilweise
Bestehenlassen der persönlichen Interessen derselben, die Ursachen
des
darauf folgenden Rückschrittes waren.
Wenn ein kleines Kind einen
Gegenstand verlangt, den man ihm nicht geben will, so macht man es auf
irgend einen andern Gegenstand aufmerksam, um es von seiner Forderung
abzulenken. Eben so machen es unsere Bedrücker mit dem Volke in
den
Tagen der Krisis.
Nach den dreißiger Jahren
bediente
man sich dazu der Kriegsgerüchte und der Furcht vor der Cholera.
Diese
letztere wurde besonders unter der Leitung der Regierungen ein
kräftiges Mittel alle revolutionairen Tendenzen
einzuschüchtern.
Erinnert ihr euch noch alle der
Quarantaine-Anstalten vor beinahe jeder großen Stadt, den
Absperrungen
von Dörfern, Städten, Provinzen und Ländern, des Verbots
des Reisens,
der Räucherungen des Geldes und der Briefe u. s. w. Was mich
anbetrifft, so kann ich diese Krankheit nicht leugnen, muß aber
gestehen, daß ich damals nie an ihre wirkliche,
fürchterliche Existenz
geglaubt habe. Ich dachte mir eben, das ist eine Epidemie wie jede
andere, die man aber absichtlich so grell herausmalt, um sie dadurch
zum Schreckbild gegen die revolutionären Bewegungen zu gebrauchen.
O sie sind klug wie die Schlangen
und wir sind einfältig wie die Tauben; man hatte damals mit unsern
Schädeln Mauern einrennen können, so hätten wir doch
nichts gemerkt.
Eine drollige Revolutionsposse
spielte man im Jahre 1830 in Leipzig. Die Sache hätte können
einen
historisch merkwürdigen Ausgang haben, wenn damals unter der
ganzen
wissenschaftlich gebildeten Bevölkerung auch nur Einer gewesen
wäre,
der da hätte gewußt, was er wollte. Damals überzeugte
ich mich das
erste Mal, daß man trotz aller akademischen Weisheit, trotz allem
burschikosen Straßenlärm, trotz aller Gewandtheit im Reiten,Fechten und Schießen doch im entscheidenden
Augenblick ein rechter Stoffel seyn kann.
Das Volk war in einer Nacht Meister
in der Stadt und Umgegend und beschäftigte sich, weil es eben
nichts
anders zu thun wußte, mit der Demolirung von einem Dutzend
Häuser bis
zum andern Morgen. Jeder suchte seine Scharte auf seine Weise
auszuwetzen. Die einen an dem Landhause eines Lieferanten, welcher
bedeutende Schlosserarbeiten auf Rechnung der Stadt außerhalb
bestellt,
und so den Bürgern einen Verdienst entzogen hatte. Andere fielen
über
die Möbeln eines verhaßten Advokaten her, und die
Handwerksburschen
zogen in die Vorstadt und demolirten die Wohnung und Möbeln eines
auf
dem Paßbüreau angestellten und durch seine Strenge
verhaßten Beamten.
So glaubte sich Jeder auf seine Weise zu rächen. Das Volk wogte
hin und
her in den Straßen, ohne zu wissen was es wollte, aber Jedem
folgend,
der ihm kühn zurief: Hierher, mir nach! Es suchte Führer, um
einen
großen Schlag ausführen zu können; allein in der Nacht
fand sich
Niemand, der dazu Kopf und Herz gehabt hätte.
Der Magistrat indeß war
pfiffiger
gewesen als alle Revolutionairs. Er hatte die Nacht hindurch
Proclamationen schreiben lassen. Am andern Morgen las man dieselben an
allen Straßenecken mit der Aufschrift: Unsere Stadt ist in
großer
Gefahr. Darunter war ein Ausruf an alle gute Menschen ohne
Unterschied, sich auf die öffentlichen Plätze
einzufinden, um für
die Vertheidigung des Eigenthums gegen die äußeren Feinde
die Waffen zu
ergreifen, die man ihnen austheilen würde. Allen Anderen war die
Straße
verboten, alle Häuser mußten geschlossen bleiben (es war
gerade ein
Sonntag).
Hui da! es gab Waffen! Das war der
rechte Pfiff. Waffen die waren es ja eben, die dem Volke fehlten; jetzt
wurden sie ihm von der Regierung geboten, gleichviel, das Volk dachte:
es werden sich schon Führer finden. Zu Hause bleiben wollte
Niemand an
einem solchen Tage und zu einer solchen Zeit. So geschah es denn,
daß
sich alle Rebellen der vorigen Nacht auf den Sammelplätzen
einfanden,
welche man jedem Gewerke bestimmt hatte.Dort
wurden sie in Ermangelung eines weißen Fetzens mit einem
Stück weißen
Papier, am Arm gezeichnet, und ihnen, da nicht genug Waffen
aufzutreiben waren, ein Knüppel, eine Ofengabel u. dgl. in die
Hand
gegeben.
Die Führer, welche das Volk
suchte,
erschienen. Wer waren sie? Leute welche im Interesse der Regierung
handelten, und theils von dieser geschickt worden waren.
So wurden nun die Rebellen der
vorigen Nacht Patrouilliren oder vielmehr spatzieren geschickt. Die
Studenten, welche die ganzen Unruhen eingeleitet hatten, waren die
ersten, welche den andern Morgen die Verteidigung und Widerherstellung
der alten Ordnung übernahmen. Die Patrouillen schickte man auf die
Wachen und traktirte sie tüchtig auf Unkosten der Stadt; indem man
ihre
Aufmerksamkeit auf das Landvolk richtete, welches, wie man vorgab, in
die Stadt dringen wollte, um zu rauben und zu plündern.
Wenn dieser Plan die Nacht vorher
einem der Revolutionairs eingefallen wäre; wenn man die Gewehre im
Schützenhause weggenommen, damit das Volk bewaffnet, und demselben
Geld
und Lebensmittel verschafft hätte, so wie dies den andern Tag die
Regierung gethan hat, was hätte der anbrechende Tag alsdann nicht
Neues
bringen können? Zum allerwenigsten die Proclamation der deutschen
Republik. Wie aber wäre alsdann diese Nachricht in den
übrigen
deutschen Gauen aufgenommen worden?
Solcher günstigen
Gelegenheiten
gab's nach den dreißiger Jahren mehrere in Deutschland,
aber nirgends
wurden sie benutzt, überall fehlte es an den rechten Mann, fast
überall
war die willige Maschine (das Volk) bereit, und nirgends fand sich der
Meister, der es verstand, sie geschickt in Bewegung zu setzen.
Dieselben günstigen
Gelegenheiten
werden nun aber bei einer künftigen Krisis seltener werden, indem
unsere Feinde seitdem in der Schule der Erfahrung gewitzigter sind; es
ist doch also notwendig, schon im Voraus an eine andere Taktik zu
denken, mittelst welcher ihre Vorsichtsmaßregeln überrumpelt
werden
können. Das aber ist die Sache jedes Einzelnen, darüber
läßt sich im
Voraus nichts bestimmen.
Nun stehen wir am Vorabend
wichtiger Begebenheiten, der wichtigsten, die je die Erde gesehen.
Ein
neuer Messia wird kommen, um die Lehre des ersten zu verwirklichen.
Er
wird den morschen Bau der alten gesellschaftlichen Ordnung
zertrümmern,
die Thränenquellen in das Meer der Vergessenheit leiten und die
Erde in
ein Paradies verwandeln.
Bereiten
wir uns vor, ihn würdig zu empfangen.
Woran
aber werden wir diesen Messias erkennen? -Daran:
Er
wird einfach und schlicht daher gehen, den Zauber des Mammons stolz
verachten und sein Herz dem Leiden der Menschheit öffnen. Er wird
niedersteigen von den Höhen des Reichthums in den Abgrund des
Elends,
unter das Gewühl der Elenden und Verachteten und seine Thranen mit
den
ihrigen vermischen.
Er
wird den Abgrund nicht eher verlassen, bis es Allen gelungen ist,
daraus emporzuklimmen.
Dann
wird er diesen Abgrund ausfüllen, damit es künftig
unmöglich wird,
Jemanden wieder so tief hinabzustürzen.
Er
wird mit Allen gemeinschaftliche Sache machen und auf jedes materielle
Vorrecht verzichten.
Die
Gewalt aber, die ihm verliehen, wird er nicht eher aus den Händen
lassen, bis das kühne Werk vollendet ist.
Dann
wird der Wille des Einzelnen nicht mehr über die Gesellschaft
herrschen, sondern das Wissen Aller.
Und
der größte Messias wird in stiller Bescheidenheit sich
dieser neuen
Herrschaft fügen.
Dies
wird die Krone seines Wirkens seyn, und alle Welt wird daran den zweien
Messias erkennen, größer als der erste.
Neunzehntes Kapital.
Vorbereitungen zur Uebergangsperiode.
Art.
1 Alle uns zu Gebote stehende Mittel müssen der Verbreitung
unserer
Lehre geweiht sein,
Art.
2. Alle Privatzwecke müssen wo möglich diesem allgemeinen
Zwecke
nachstehen.
Art.
3. Wir wollen eine geregelte Lebensweise führen, mäßig
sein in der
Arbeit und im Genuß, soweit uns dies in der heutigen Organisation
der
Gesellschaft möglich ist, und überhaupt uns hüten unsere
geistigen und
physischen Kräfte durch Unmäßigkeit zu schwächen.
Art.
4. Unsere Meinung wollen wir vor den Richterstühlen der heutigen
Gesellschaft niemals verleugnen, da wo die Gerichtsverhandlungen
öffentlich sind, und sie überall leugnen, wo sie dies
nicht sind.
Art.
5. Wir wollen uns vornehmen, persönlicher Interessen wegen keine
Prozesse und Klagen zu führen: wenn das Interesse unsers Prinzips
dies
nicht nothwendig macht.
Art.
6. Wir wollen uns angewöhnen, jede das gegenseitige Vertrauen
störende
Ohrenbläserei zurückzuweisen. Selbst wenn die üble
Nachrede wahr ist,
wollen wir sie mit Zweifel aufnehmen, und uns hüten sie weiter zu
verbreiten, wenn das Interesse unsers Prinzips dies nicht anders
bestimmt.
Art.
7. Wir wollen uns hüten, einander Unterstützungen für
persönliche
Zwecke abzuverlangen, weil dadurch der allgemeine Zweck leidet.
Alt.
8. Wir wollen Jeden der an eine geregelte Lebensweise gewöhnt ist,
und für
unser Prinzip Eifer und Thatigkeit bewiesen hat, in der Noth
Hülfe
bieten.
Art.
9. Niemand werde von uns einer ihm von den Richtern der heutigen
Gesellschaft zuerkannten Strafe wegen verachtet.
Art.
10. Kein Bettler erhalte mehr von uns ein Almosen, ohne ihm dabei
vorzustellen, daß das Betteln eine Feigheit und Schande sey, und
er mit
dem größten Recht das was er braucht von den Vorstehern der
gesellschaftlichen Ordnung, von den Reichen und Mächtigen zu
fordern habe.
Art.
11. Wir wollen Niemanden für erhaltene Wohlthaten und
Gefälligkeiten
danken, noch für die welche wir Andern erweisen aus Dank und
Vergeltung
rechnen.
Art.
12. Wir wollen nirgends arbeiten wo Andere wegen Lohnverkürzung
die
Arbeit niedergelegt haben.
Art.
13 Wir wollen uns in keine Streitigkeiten einlassen die nicht das
Interesse unsers Prinzips berühren, und in solchen mit
möglichster Ruhe
und Ordnung diskutiren.
Art.
14 Wir wollen uns so viel als möglich hüten Soldaten und
Bediente zu
werden, und überhaupt gar kein Amt annehmen, welches einen hohen
Grad
schimpflicher Ergebenheit bedingt.
Art.
15. Wir wollen uns keiner nützlichen Arbeiten schämen, wenn
sie nicht
durch eine dafür zu erhaltende, niedrige Löhnung unsere
Verachtung
rechtfertigen.
Art.
16. Wir wollen den festen Vorsatz fassen, in den Zeiten einer
politischen oder socialen Bewegung keinem Revolutionäre zutrauen, der
nicht seine Lebenslage mit der aller seiner Anhänger gleichstellt.
Schlußwort.
Leser!
du wirst mich verstanden haben! und du Reicher, wenn du dies gelesen
nicht vergessen das ich gegen die Sachen kämpfe und nicht gegen
die
Personen: und daß man die Sachen in vorliegendem Werke nur durch
Bezeichnung der Personen und Klassen deutlich anschaulich machen kann.
Was
ich in diesem Buche gegen die reichen Vorrechtler sage, macht uns auf
keinen Fall dieselben noch mehr zu Feinden, als sie ohne es selbst zu
wissen, durch die Umstände es nicht schon sind.
Nicht
alle Reiche lassen sich durch die Macht der sinnlichen
Genüße
beherrschen, und von diesen wird der wissenschaftlich gebildete Theil
für uns sein. Zählen wir doch jetzt schon dir Kämpfer
für unser Prinzip
unter denselben. Thomas Morus, im Jahre 1535 Staatskanzler von
England; der ebendaselbst wirkende Owen, welcher zuerst den
Grundsatz der Abschaffung der Strafen aufstellte, Babeuf und Cabet,
frühere französische Deputirte, der erste unsers Prinzips
wegen im
Jahre 1795 unter der damaligen republikanischen Regierung Frankreichs
zum Tode verurtheilt und hingerichtet, der andere durch ein gegebenes
System und eine Menge kommunistischer Schriften wirkend. Louis
Heßberg vormaliger hessischer Oberst-Lieutenant, der
ebenfalls an
die künstige Abschaffung der Strafen glaubt, und Barbes,
der
jugendliche, tollkühne, tapfere Barbes, waren und sind sie
nicht Alle für unser reines Prinzip der Gleichheit, und waren und
sind
dies nicht alle entweder hochgestellte oder reiche Leute? - Eine
Menge
noch könnte ich nennen, minder reich und eben so eifrig für
die gute
Sache, ohne Alle die, welche man nicht Gelegenheit hat kennen zu
lernen, oder die noch keine Gelegenheit hatten, sich zu zeigen.
In
Sparta waren es zweimal die Könige, welche die Gemeinschaft der
Güter
einführten. Sollte sich in dem Zeitraum von 3000 Jahren keiner
wieder
finden, der in ihre Fußtapfen tritt?
Wir
hoffen es, verlassen uns aber nicht darauf.
Mächtige
dieser Erde! ihr habt die Mittel, das Andenken eines Alexander's
und
eines Napoleon's in euren Ruhm zu verdunkeln.
Ihr
habt die Mittel, die Uebel der Gesellschaft auf eine euch und uns
angenehme Weise zu beseitigen. Wenn wir mit unsern rohen Mitteln die
Arbeit allein übernehmen müssen, wird sie mühsam und
schmerzhaft für
uns und euch vollbracht werden.