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Zweiter Abschnitt.

Ideen einer Reorganisation der Gesellschaft.

Einleitung.

Hier handelt es sich nun nicht mehr allein darum die Fehler der alten Organisation aufzudecken, die Fehler deren üblen Eindruck man täglich empfunden und noch empfindet; sondern es handelt sich vielmehr darum, sich und die Gesellschaft im Geiste in eine neue, bessere Ordnung der Dinge hinein zu denken; alle Wünsche und Interessen, alle Fähigkeiten und Begierden abzuwägen, und ein System zu finden, welches wo möglich geeignet ist allen Forderungen genug zu thun.

Diese Aufgabe habe ich in diesem Abschnitte zu lösen versucht; du Leser magst nun das Ganze deinem Urtheile unterwerfen.

Wirf aber nicht gleich den Knüppel der Vorurtheile drüber hinaus mit der Frage: kann von Nazareth auch etwas Gutes kommen? Du weißt, irren ist menschlich, selbst der von Nazareth irrte sich (Matth. 24, 29.; Mark. 11, 13.), und vollkommen ist nichts unter der Sonne; auch der von Nazareth war nicht vollkommen. (Matth. 19, 17.; Joh. 12, 5-8)

Wer für den Fortschritt ist darf keine Lehre für vollkommen halten; wenn er keine vollkommnere kennt, so ist das kein Grund die Möglichkeit einer vollkommneren zu bezweifeln. Die Mängel aber, die man rügt, muß man zu beweisen und zu beseitigen verstehen, wo nicht so ist man nur ein Tadler und kein Verbessere!.

Nie, so lange die Welt steht, wird eine Organisation der Gesellschaft von allen Generationen und Individuell als unabänderlich gut und vollkommen angesehen werden, so wenig als jede der verschiedenen Erfindungen in Gewerben, Künsten und Wissenschaften.

Das höchste Ideal der Vollkommenheit wird die Menschheit nie erreichen, sonst müßte man einen Stillstand des geistigen Fortschrittes derselben annehmen.

Wen darum weil Künste Wissenschaften und Gewerbe einer Verständigen Vervollkommnung unterworfen sind, so ist es auch die Organisation. der Gesellschaft, welche eine Folge der Vervollkommnung des Wissens ist.

Die fortschreitende Entwicklung und Vervollkommnung der gesellschaftlichen Ordnung, muß mit der Entwicklung und Vervollkommnung der Ideen Hand in Hand gehen. Mit jener inne halten wollen wenn diese fortschreiten, und die Vortheile ihrer Verwirklichung in den gesellschaftlichen Verhältnissen geltend machen, war, und ist immer ein Unglück für die Menschheit, weil dadurch der natürliche Gang der Entwicklungen gestört, und ein schreiendes Mißverhältniß zwischen den Forderungen der natürlichen Begierden einerseits, und den Fähigkeiten sie zu befriedigen andererseits. Herbeigeführt wird.

Diese Störung des Strebens nach Vervollkommnung, ist die Ursache aller Leiden, welche die Menschheit seit undenklichen Zeiten heimgesucht hat. Man hielt immer zu strenge an die alten Institutionen; die Mächtigsten und Listigsten verknüpften damit ihre persönlichen Interessen, und wandten darum alle ihnen zu Gebote gehenden Mittel an, um jede Neuerung zurückzuhalten, die diese Interessen zu gefährden drohten.

Alle unsere Institutionen waren Verwirklichungen der Ideen des Fortschrittes, und bezweckten in ihrer Entstehung daher auch immer irgend etwas Gutes; je mehr aber diese Institutionen veraltern, ohne den fortschreitenden Ideen angepaßt zu werden, desto nachtheiliger werden sie der Gesellschaft.

Dieses Alles wohl überlegend kam ich auf den Schluß, daß es in einer gut geordneten Gesellschaft nur ein bleibendes Gesetz haben könne, das des Fortschritts, welcher das Naturgesetz der Gesellschaft ist, daß alle übrigen Gesetze, so wie alle Strafen mit der Freiheit des Individiums und dem Wohle der Gesellschaft unverträglich sind; und daß um solche Ordnung möglich zu machen, alle persönlichen Interessen in ein allgemeines Interesse verschmolzen, und den größten Genie's, in den nützlichsten Wissenschaften die Leitung desselben anvertraut werden müsse. Das ist es, was ich in diesem Abschnitte ausführlich erklären werde.

Erstes Kapitel.

Das Element der gesellschaftlichen Ordnung.

Alle Organisationen der Gesellschaft, die guten wie die schlechten, haben ein und dasselbe ursprüngliche Element, auf welches man bei einer Veränderung derselben jedesmal zurückgehen muß; dieses Element sind die menschlichen Begierden.

Unter Begierden versteht man nicht bloß die Lüsternheit nach irgend einem Gegenstande, sondern überhaupt alles Begehren, Verlangen, Trachten, Sehnen, Hoffen und Bedürfen des Menschen. Wenn wir heute eines dieser Worte statt Begierde anwenden, so ist es, um den stärkern oder mindern Grad des Ausdrucks derselben zu bezeichnen, z. B. esse ich, um meinen Hunger zu stillen, eine Portien Fleisch und Gemüse, so habe ich ein Bedürfniß befriedigt, esse ich noch Obst darauf, so habe ich ein Verlangen gestillt, gelüstet mir es aber außerdem noch nach Zuckerwerk, so nennt man das eine Begierde. Wenn wir nun aber glauben, bei einer ähnlichen Mahlzeit unsere Begierde gesättigt zu haben, so würde ein reicher Mann, der bessere Kost gewohnt ist, mit derselben Mahlzeit kaum sein Bedürfniß befriedigen, mithin ist selbst die Bezeichnung des stärkern oder geringern Grades des Ausdrucks einer Begierde nichts Positives, sondern etwas Angenommenes, und darum wollen wir, um recht verständlich zu seyn, alles Bedürfen, Verlangen, Begehren u. s. w. Begierden nennen.

Die Mittel, welche dazu dienen, die Begierden zu befriedigen, nennt man Fähigkeiten, und die Anwendung dieser Fähigkeiten sind die mechanischen und geistigen Arbeiten des Menschen.

Die Fähigkeiten sind denn doch also die natürlichen Grenzen der Begierden, weil sie die Mittel zur Befriedigung derselben liefern.

Um nun den ganzen Organismus in Bewegung zu setzen, so legte die Natur in die Befriedigung der Genüsse alle ihre Reize, und ließ diese letztere auf die Sinne wirken. Die Sinne regten nun die Begierden auf, die Begierden die Fähigkeiten und diese die Thätigkeit des Menschen. Die Früchte dieser Thätigkeit wurden so wieder zu Genüssen, in die rasch wieder die Reize der Sinne eingriffen, um die Begierden zu erregen.

Auf diese Weise sind die Begierden die Triebfedern des ganzen Organismus, und damit diese nicht erschlaffen, hat es die Natur so eingerichtet, daß sie immer stärker werden, je mehr sich die Fähigkeiten des Menschen entwickeln und vervollkommnen; z.B. ging man erst nur zu Fuß, so fing man später an zu reiten, dann an zu fahren, darauf baute man Landstraßen und Kanäle; einmal daran gewöhnt, trieben die Begierden zur Erfindung der Eisenbahnen und Anwendung der Dampfkraft an. Diese wird jetzt auch immer mehr und mehr vervollkommnet, und wer weiß, ob nicht die Luftschifffahrt auch noch so verbessert und vervollkommnet werden wird, daß sie Landstraßen und Eisenbahnen unnöthig macht. So erweitern sich die Begierden der Menschen mit den Grenzen der Fähigkeiten immer mehr und mehr, und bilden durch die letztern auf diese Weise das, was wir den Fortschritt nennen.

Die Gesammtheit aller menschlichen Begierden ist immer der Gesammtzahl aller vorhandenen Genüsse gleich, durch welche die erstern erregt werden; und die Gesammtheit der Fähigkeiten Aller reicht immer hin, die Summe von Genüssen herbeizuschaffen, welche die Begierden Aller zu ihrer Befriedigung verlangen.

Ob wohl nun in der Gesellschaft das schönste Gleichgewicht menschlicher Begierden und Fähigkeiten besteht, so ist dies doch bei dem Individuum nicht der Fall, so daß besonders in unsern civilisirten Ländern Niemand mehr mit seinen eigenen Fähigkeiten allein im Stande ist, seine Begierden zu befriedigen; denn der Mensch kann sich nicht allein ein Haus oder Schiff oder eine Landstraße bauen, noch sonst irgend, eine wichtige Arbeit allein machen, sondern er ist genöthigt, seine Fähigkeiten mit denen Anderer auszutauschen, um die Begierden befriedigen zu können, die er im Laufe des Fortschrittes kennen gelernt hat.

Um die Ausbildung seiner Fähigkeiten war es dem Menschen immer am meisten zu thun, weil er nur durch sie seine Genüsse vermehren und so den Forderungen seiner Begierden reichlich nachkommen konnte; eines der kräftigsten Mittel aber, seine Fähigkeiten zu vermehren und auszubilden, war das Leben in Gesellschaft, oder die Organisation derselben.

Vereinzelt ist der Mensch eine schwache Kreatur im großen Weltenraum, aber vereinigt was ist er da nicht Alles im Stande. Vereinzelt kann ihn ein Gewitter einschüchtern, eine Ratte ihm Furcht einjagen; vereinigt läßt sich der riesige Elephant von ihm zum Lastthier abrichten und die Blitze des Himmels sich ihre Bahn bezeichnen. Vereinzelt ruft ihm der reißende Waldstrom zu: bis hierher und nicht weiter! Vereinigt ringt er den Brandüngen des Meeres Königreiche ab. Vereinzelt knausert die Natur mit ihm über ihre Gaben; vereinigt zwingt er ihr Reichthum und Ueberfluß ab. Vereinzelt muß er im Schweiße seines Angesichts sein Brod essen; vereinigt wendet er seine geistigen Kräfte vortheilhaft an und ersetzt seine physischen durch die Kraft der Elemente. Auch in den Begierden der verschiedenen Individuen schuf die Natur eine Verschiedenheit, so zwar, daß die Fähigkeiten und Begierden eines jeden Individuums besondere Eigenschaften haben, seyen sie auch noch so unbemerkbar; demungeachtet aber verhält sich die Gesammtsumme aller Fähigkeiten der Gesellschaft immer gleich zu der Gesammtsumme aller Begierden.

Durch die Verschiedenheit der Fähigkeiten bei den verschiedenen Individuen wurde es den Letztern unmöglich, ihre Begierden vollkommen zu befriedigen, ohne sich an die Gesellschaft anzuschließen. Diese Verschiedenheit der Fähigkeiten und der große Vortheil einer Vereinigung der Fähigkeiten mehrerer Individuen zur Vermehrung der zur Befriedigung der Bedürfnisse erforderlichen Mittel, dann der Reiz der Genüsse, welchen die Natur in die Bande der Ehe und Familie legte; alles dieses waren eben so viele natürliche Einladungen zum gesellschaftlichen Leben und zum Studium desselben.

Das gesellschaftliche Leben und seine Wohlthaten haben die Menschen bereits seit Jahrtausenden gekostet, allein das Studium desselben ist ihnen erst seit Kurzem eingefallen und ist noch lange nicht im Zuge; denn es ist sogar noch unterdrückt und verboten.

Im Anfang, wo der Mensch noch wenige Begierden kannte, hatte er auch nur geringe Fähigkeiten und eben so war seine Begierde der Geselligkeit geringer. Die Natur wirkte daher nur durch die Ehe und Familie auf diese. Doch je mehr sich seine Begierden entwickelten, desto stärker entwickelte sich auch seine Liebe zur Geselligkeit, weil er in ihr die Mittel fand, seine Thätigkeit zu vervielfachen und seine Genüsse zu vermehren.

Da nun also kein einziges Individuum mit seinen eigenen Fähigkeiten seine Begierden vollkommen befriedigen kann und er sich unglücklich und krank fühlt, wenn er das nicht kann. Da ferner sich die Summe der Fähigkeiten Aller zu der Summe der Begierden Aller immer im gleichen Verhältniß verhält, so folgt daraus, daß alle Individuen, um zu genießen, austauschen müssen, und daß die, das natürliche Gesetz des Fortschrittes am wenigsten störende Methode des Austausches der Fähigkeiten der verschiedenen Individuen die beste Organisation der Gesellschaft ist.

Nun wollen wir untersuchen, was am störendsten auf die natürliche Richtung der Begierden und auf den Gang des Fortschrittes, der davon eine Folge ist, einwirkt.

Wenn die Methode des Austausches der Fähigkeiten widernatürlich und schlecht ist, so kann es vorkommen, daß

a)  die Befriedigung der Begierden, welche dazu dienen soll, die eigenen Fähigkeiten der Thätigkeit und des Genusses zu erhalten und zu vermehren, nur statt dessen dazu dient, die Fähigkeiten zu zerstören und zu vermindern, z. B. durch das Uebermaaß körperlicher und geistiger Genüsse zum Nachtheil der eigenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten;

b)  daß die Begierden der Einen zum Vortheil der ändern unterdrückt werden, z.B. durch Genüsse welche durch schlechte Löhnung und Beköstigung der Arbeiter erkauft werden, u. s. w.;

c)  daß die Fähigkeiten der Einen zum Vortheil der Andern unterdrückt werden, durch die ungleiche Erziehung der Kinder der Armen und der der Reichen u s. w.;

d)  daß die Begierden der Einen zu ihrem Nachtheil und zum Vortheil der Andern geweckt und genährt werden, z.B. der Ehrgeiz und die Ruhmsucht des Kriegers zum Vortheil des Fürsten, die Liebe zum Luxus zum Vortheil der Krämer und Fabrikanten, die Liebe zum Geld zum Vortheil der Geldmänner, und hundert andere Fälle.

e)  daß die Fähigkeiten der Einen zum Nachtheil der Andern unterdrückt werden durch die Bevorzugung der Söhne privilegirter Familien, wenn es sich um die Verwaltung eines wichtigen Amtes handelt; dann durch das Geldsystem, welches den Ideen und Talenten von drei Viertheilen der Menschheit, den Weg zur Verwirklichung und Anwendung ihrer Ideen und Fähigkeiten versperrt.

Mithin entsteht doch aus der Freiheit und der Harmonie der Begierden und Fähigkeiten Aller alles Gute und aus der Unterdrückung und Bekämpfung derselben zum Vortheil Einiger alles Böse.

In diesen wenigen Worten ist Alles in Allem enthalten; versuchen wir nun eine Organisation der Begierden und Fähigkeiten Aller nach diesem Grundsatze zu geben.

Alle Begierden theilen wir in drei Hauptklassen:

1) Die Begierden des Erwerbes.

Die Befriedigung dieser Begierde nennt man: Erwerb, Besitz, Lohn, Eigenthum, Verdienst u. s. w.; den, der diese Begierde befriedigt, Besitzer, Eigenthümer, Käufer, Herr, Meister u. s. w.

Wird die Befriedigung dieser Begierden durch die gewaltsame oder listige Unterdrückung der Begierden Anderer, und durch Benutzung und Entziehung ihrer Fähigkeiten erlangt, so heißt sie: Raub, Diebstahl, Banquerott, Wucher, Betrug, Steuer; auch zuweilen Lohn, Verdienst, Gewinn u. s. w.

2) Die Begierden des Genusses.

Die Befriedigung dieser Begierden nennt man: Gesundheit, Wohlstand, Glück, Ehre, Ruhm, Vergnügen, u. s. w. Den der dieseBegierden befriedigt nennt man: wohlhabend, glücklich, zufrieden, vergnügt, einen Lebemann, u. s. w.

Wird die Befriedigung dieser Begierden durch die gewaltsame oder listige Unterdrückung Anderer und durch Benutzung oder Entziehung ihrer Fähigkeiten erlangt, so heißt das: Luxus, Verschwendung, Ueberfluß, Reichthum, Prasserei u. s. w.

3) Die Begierden des Wissens.

Die Befriedigung dieser Begierde nennt man: Verstand, Weisheit, Talent, Gelehrsamkeit u. s. w.; den, der diese Begierden befriedigt, nennt man: verständig, weise, talentvoll, gelehrt u. s. w. Wird die Befriedigung dieser Begierden durch die gewaltsame oder listige Unterdrückung der Begierden Anderer, und durch Benutzung und Entziehung ihrer Fähigkeiten erlangt, so heißt das: Tyrannei, Betrug, Lüge u. s. w.

Alle übrigen Begierden bilden entweder einen Theil dieser oder entstehen aus der Anwendung der Fähigkeiten dieselben zu befriedigen.

Die Begierden zu erwerben, zu genießen und zu wissen sind allen Menschen gemein, und entspringen eine aus der andern; denn der Mensch kann nichts genießen was er nicht schon hat, und nichts haben, ohne zu wissen wo und wie er es bekommt; sonach ist doch die Begierde des Wissens die Haupttriebfeder des gesellschaftlichen Organismus durch welche alle übrigen geleitet werden.

Die Begierde des Wissens machte die Entdeckung, daß die vereinten Fähigkeiten, mehrerer Individuen im Stande sind den Begierden derselben mehr Genuß zu verschaffen als die vereinzelten.

Diese Entdeckung benutzten um die Menschen auf eine sehr verschiedene Weise, Jeder nach seinen Lieblingsbegierden.

Da Einige sahen, daß man durch die vereinten Fähigkeiten Mehrerer, im Stande war, die Begierden derselben entsprechender zu befriedigen, so schlossen sie daraus, daß man ja auch eben so gut die Begierden Anderer zügeln könne, um die Einiger zu vermehren.

Man machte sich also ans Werk, die Begierden Einiger zum Vortheil Anderer zu zähmen, und nannte diese Zähmung wenn siefreiwillig war, Tugend, und Laster, wenn das Individuum sich dagegen empörte.

Die auf diese Weise den Begierden Vielertheils freiwillig gegebene, theils gewaltsam aufgedrungene Richtung, nannte man Sitten.

Die Zähmung der Begierden der Einen, zum Vortheil der Begierden der Andern, erzeugte die scheußliche Ungleichheit in den gesellschaftlichen Verhältnissen, gebar und vermehrte Gesetze, Verbrechen und Strafen.

Zuerst übernahm die Begierde des Erwerbens die Leitung der gesellschaftlichen Organisation. Nach ihr setzte sich die Begierde des Genusses mit ans Ruder. Beide regieren noch bis auf den heutigen Tag, während das Wissen sich unter die Wänste seiner sinnlichen Genossen beugt.

Die auf diese Weise unterdrückte Wißbegierde artete aus in Unsinn, Irrthum Aberglauben, Vorurtheil, Täuschung und Lüge, welche zum Vortheil der Genuß- und Habsucht verbreitet wurden.

Allein die Gewalt des Wissens konnte doch nicht dauernd unterdrückt werden, und wenn ihm scheinbar die Leitung der Organisation der Gesellschaft entzogen war, so war dies auch eben nur scheinbar; denn langsam unterminirte dasselbe während dem Druck der auf ihm lastete die Grundpfeiler der alten Organisation, dem Fortschritt eine unerwartete Bahn brechend, und von Zeit zu Zeit den Begierden der Habsucht und der Genüsse seine Lockspeisen der Erfindungen und Entdeckungen vorwerfend, welche jene schützten und Pflegten, ohne zu ahnden, daß sie dadurch ihren eigenen Werken, Wunsch und Willen entgegen arbeiteten.

So wurde die Buchdruckerkunst, und die Anwendung der Dampfkraft auf Maschinen erfunden. Mittelst der ersten wird es möglich, die Lichtfunken der Wissenschaften zu sammeln und zu erhalten, bis zu einer nicht fernen Periode, wo sie stark genug sein werden, den Damm zu überfluthen welchen ihnen die Begierden des persönlichen Interesses in den Weg setzten.

Nun stehen wir am Vorabend einer gewaltigen Krisis! Ein mächtiges, fest eingewurzeltes, bis jetzt von den Philosophen noch verschontes Vorurtheil ist niederzureißen; dies kann jetzt aber nur in den großen Städten Frankreichs und Englands am wirksamsten geschehen. Also nieder damit! und aus Allem einen kurzen, praktischen Schluß gezogen! -

Alle Begierden sind natürlichen Ursprungs; von der Richtung welche man denselben giebt, von der Erleichterung oder Erschwerung ihrer Befriedigung, also mit einem Worte: von der Organisation der Befriedigung der Begierden, und des Austausches der Fähigkeiten Aller, hängt die gute oder schlechte Organisation der Gesellschaft, hängt das Glück oder Unglück der Individuen ab.

Sonach darf doch in einer guten Organisation der Gesellschaft keine Begierde des Einen zum Vortheil des Andern unterdrückt, sondern einer jeden muß in der natürlichen Ordnung der Dinge ihre freie Befriedigung gelassen werden, wenn dieselbe nicht der Freiheit Anderer, und somit der Harmonie des Ganzen schadet.

Nach den Gesetzen der Natur, ist nun die Begierde des Wissens diejenige welche die Andern leitet, denn man kann nichts genießen ohne es zu haben, und nichts haben ohne zu wissen wo, und wie es zu bekommen sey.

Die gesammten Fähigkeiten, welche Alle anwenden um die Begierden des Erwerbens zu befriedigen, nennt man Produktion, und die gesammten Fähigkeiten Aller um die Begierden der Genüsse zu befriedigen, die Consummation.

Die Begierde der Kenntniß der Veredlung und Vervollkommnung der Begierden und Fähigkeiten Aller, ist die des Wissens und die durch dieselbe geführte Leitung der Befriedigung der Begierden, und des Austausches der Fähigkeiten Aller, die Verwaltung.

Sonach muß die Organisation der Gesellschafte nach den verschiedenen Begierden der Menschen, und den Fähigkeiten welche zur Befriedigung dieser Begierden dienen, in folgender Ordnung bestehen:

1) Die Verwaltung, oder die Fähigkeiten des Wissens.

2) Die Produktion, oder die Fähigkeiten des Erwerbens.

3) Die Consummation, oder die Fähigkeiten des Genusses.

 Die Ausbildung dieser verschiedenen Fähigkeiten, muß nach denNaturgesetzen vor sich gehen, folglich muß die des Wissens zuerst ausgebildet werden, dann die des Erwerbens, und dann erst die des Genusses.

Diese Reihenfolge der Ausbildung muß freiwillig und allgemein sein; wir nennen sie Erziehung.

Unter freiwilliger Erziehung verstehe ich, daß man jeder Begierde und Fähigkeit den natürlichen Lauf lasse, so lange dieser der Gesellschaft nicht schädlich zu werden droht, d. h. so lange derselbe nicht die Rechte und Freiheiten der Begierden und Fähigkeiten Anderer stört.

Die Befriedigung der Begierden Einzelner, kann entweder dazu beitragen die Fähigkeiten und Begierden Einzelner zu erhalten, zu vermehren und zu vervollkommnen, oder sie zu zerstören, zu vermindern und schädlich zu machen.

Aus der Praxis dieses Schlusses entstehen die meisten individuellen, und alle Krankheiten des socialen Körpers.

Gesundheit ist die Harmonie der Begierden und Fähigkeiten der Individuen mit der gesellschaftlichen Ordnung. Krankheit ist das Mißverhältniß der Begierden und Fähigkeiten der Individuen mit der gesellschaftlichen Ordnung.

Sonach giebt es in einer guten Organisation der Gesellschaft weder Laster noch Verbrechen, weder Gesetze noch Strafen, sondern Regeln und Heilmittel. Das was wir heute Verbrechen nennen, sind Krankheiten, meist hervorgerufen durch die schlechte Organisation der Gesellschaft, durch die widernatürliche Richtung der Begierden und Fähigkeiten.

Um diesen nun ihre natürliche Richtung wieder zu geben, muß damit angefangen werden, der Wissenschaft wieder den Platz einzuräumen, den ihr die Natur bezeichnete, nämlich den der Leitung aller übrigen Begierden und Fähigkeiten.

Um dieses nun richtig zu können, muß man das persönliche Interesse von der Wissenschaft und die Produkte dieser von den Individuen trennen, so daß im wahren Sinne des Wortes die Wissenschaft die Verwaltung der Gesellschaft leitet und nicht das Individuum.

Zu diesem Ende kann die Verwaltung der Gesellschaft weder auf einen Fürsten, noch auf eine Dictatur, noch auf eine republikanische Wahlmehrheit übergehen; alle diese Regierungsformen verwalten das persönliche Interesse und sind durch dasselbe an die Regierung gelangt. Für die Uebergangsperiode jedoch ist die Dictatur nothwendig, um die neue Organisation einzurichten.

Wir werden im folgenden Kapitel sehen, auf welche Weise es möglich ist, die Wissenschaft von dem Individuum zu trennen, und ihr die Leitung der Organisation der Gesellschaft zu übertragen.

Zweites Kapitel.

Von der Verwaltung.

Der Zweck der Verwaltung ist, den Austausch der Fähigkeiten und Begierden der verschiedenen Individuen nach den Naturgesetzen zu leiten, und denselben die zum Wohle und zur Harmonie Aller nöthige, natürliche Richtung zu geben, oder mit andern Worten: die gleiche Vertheilung der Arbeiten und der Genüsse nach denselben Gesetzen, und die Vertilgung und Heilung der menschlichen Schwächen und Krankheiten, welche diese natürliche Richtung stören.

Die Individuen, welche vermöge ihrer Eigenschaften das Verwaltungspersonal bilden, dürfen deswegen nicht den mindesten Vorzug vor Andern haben; eben so haben sie dieselbe Verpflichtung der Anwendung ihrer Fähigkeiten wie alle Uebrigen.

Dieses ist eine Hauptsache, auf welche die Gesellschaft nicht streng genug achten kann.

Nur Denen, die regieren wie jetzt, oder verwalten wie später, keine besonderen Vorrechte eingeräumt, ihnen die nützliche Anwendung ihrer Fähigkeiten zum Wohle Aller nicht geschenkt. Wo dieses geschieht, ziehen der demüthige Arbeiter und Bauer den Hut tiefer, blickt der eingebildete Pinsel stolzer über die Achsel, und die ganze Gesellschaft - besonders die Jugend - richtet sich nach den Beispielen von Oben. Die Ersten müssen im wahrhaften Sinne des Worts die Letzten seyn, und die Letzten die Ersten; so lange das nicht ist, sind wir verloren, getäuscht, unglücklich und betrogen zum Vortheil der Selbstsüchtigen.

Also das wichtigste Amt in der Gesellschaft darf nicht mehreintragen als das letzte, und das letzte nicht weniger als das erste.

Da nun das Verwaltungspersonal die Leitung der Fähigkeiten und Begierden Aller, so wie den gegenseitigen Austausch derselben zum Wohle Aller übernehmen soll, so ist es nothwendig, daß dasselbe aus Individuen bestehe, welche theils

1) sich in verschiedenen Fähigkeiten ausgebildet haben, und zwar vollkommener als alle Uebrigen;

2) aus solchen, welche die vollkommenste Kenntniß der Wirkung der verschiedenen Fähigkeiten und Kräfte besitzen;

3) aus solchen, welche die natürliche Richtung der Begierden und Fähigkeiten Aller mit Erfolg studirt, und sich in diesem Studium die größten Kenntnisse erworben haben.

Alle anderen Personen sind zur Verwaltung untauglich und können daher wohl regieren, aber nicht verwalten.

Der Unterschied zwischen den heutigen Regierungen und den künftigen Verwaltungen ist folgender:

Die heutigen Regierungen bekümmern sich weder um den Austausch der verschiedenen Fähigkeiten, noch um die Richtung, welche die Begierden der verschiedenen Individuen nehmen. So lange diese Richtung ihren persönlichen Interessen nicht zu schaden droht, lassen sie Alles Kopf unter Kopf über gehen, lassen nützliche Fähigkeiten ersticken oder zum Vortheil schädlicher Begierden Einzelner unterdrücken. Statt dem Unfug durch weise Vorkehrungsmaßregeln Einhalt zu thun, suchen sie ihn vielmehr auf alle mögliche Weise zu unterstützen und zu rechtfertigen, um desto leichter ihr eigenes Interesse befriedigen zu können. So suchen sie der Wissenschaft die Leitung der Begierden und Fähigkeiten oder überhaupt mit andern Worten, die Verwaltung der gesellschaftlichen Ordnung zu entziehen, und bedienen sich, um diesen Zweck zu erreichen, der rohen Mittel der Belohnungen und der Strafen, indem sie die Uebel der Menschheit vermehren, und den Theil derselben, welchen sie künstlich hervorgerufen haben, Verbrechen nennen.

Die Regierungen sehen mehr auf ihr eigenes Wohl als auf das Wohl der Uebrigen. Sie verhindern den Fortschritt durch das Festhalten an allen Grundsätzen und Institutionen, auf welchen sie ihr persönliches Interesse gebaut haben, welche den fortschreitenden Ideen schroff entgegenstehen und durch den Druck der Herrschaft der sinnlichen Begierden nach und nach zu Vorurtheil, Irrthum und Lage wurden.

Nichts ist vollkommen unter der Sonne, darum darf an alten Sagen, Lehren, Grundsätzen und Institutionen zum Nachtheil des Fortschrittes nicht festgehalten werden. Was vor 1000 oder 100 Jahren gut war, ist es nicht mehr heute oder für immer. Da die Ideen mit den Generationen fortschreiten, so müssen auch die Institutionen einer beständigen Vervollkommnung unterworfen seyn, weil sie nichts anders sind als eine Verwirklichung früherer Ideen. Das ist aber niemals im Interesse der Regierenden, weil man ihnen erlaubt, ihre persönlichen alleinigen Vortheile mit den alten Grundsätzen und Institutionen zu verbinden. So lange man aber Einigen die Macht zu regieren, d. h. zu befehlen, überträgt, wird es immer so seyn.

Eine Verwaltung dagegen muß den Auftrag haben, die Begierden und Fähigkeiten Aller - die des Verwaltungspersonals mitinbegriffen - zum Vortheil der Gesellschaft zu regeln und in Harmonie zu bringen. Hier giebt es mithin weder Ehrenbezeigungen noch Unterwürfigkeitsformeln, weder äußere Auszeichnungen des Ruhmes noch der Verachtung; hier ist nichts zu befehlen und nichts zu gehorchen, sondern zu regeln, anzuordnen und zu vollenden. Da giebt's weder Verbrechen noch Strafen, sondern nur noch einen Rest menschlicher Schwächen und Krankheiten, welche die Natur uns in den Weg legte, um durch die Beseitigung derselben unsere physische und geistige Thätigkeit anzufeuern, damit sie auf diese Weise ein Triebrad des Fortschrittes werde.

Alles in der Natur ist gut und nützlich, auch ihre Unvollkommenheiten, denn sie erzeugen unsere Thätigkeit; und was wäre das Leben ohne diese?

Drittes Kapitel.

Von den Wissenschaften.

Unter den vielen Wissenschaften die betrieben werden, giebt es Manche welche der Gesellschaft oft mehr schädlich als nützlich sind; wieder andere ganz unnütze Wissenschaften können wir gleichwohl vor der Einrichtung einer bessern Ordnung der Gesellschaft nicht entbehren. Manche derselben hat während der Herrschaft der sinnlichen Begierden in der Gesellschaft Wurzel gefaßt, und in der schlechten Organisation derselben Nahrung gefunden.

Schon sind das Sterndeuten, Traumauslegen, Wahrsagen und Goldmachen, von dem Throne der Wissenschaften gestürzt werden, auf welchen sie sich mittelst Hülfe der sinnlichen Begierden, einen Platz erschlichen hatten. Noch giebts der trügerischen Usurpatoren die Menge, welche die geistige Thätigkeit der Wißbegierigen vom nützlichen Wissen abzulenken und auf sich zu ziehn suchen.

Seht dort das Bild der kalten, gefühllosen Göttin mit Schwert und Wage! Seht wie die wißbegierige Jugend schaarenweise unter ihren falschem Kultus gedrängt wird! - So lange sie sich solchem Dienste weihen, so lange sie sich über verstaubten Gesetzbüchern den Kopf zerbrechen, und nach den Bedürfnissen und Fähigkeiten der Gesellschaft vor 100 und vor 1000 Jahren die unsrigen abwägen wollen: so lange wird die Gelehrsamkeit der Menschheit mehr schaden als nützen; so lange ist sie nichts als eine auf den Thron der Gewaltigen erhobene Buhle der sinnlichen Begierden.

Ziehen wir mancher modernen Gelehrsamkeit das schöne Kleid aus, so haben wir oft den nackten Unverstand vor Augen. Das ist kein Wunder! Wenn man lehren, schwatzen und schreiben mußum seine Existenz zu sichern, kann unmöglich Alles gut sein.

Desgleichen: solange eine schöne Stimme, ein gefälliges Aeußere, schöne Reden und Phrasen, noch im Stande sind einem Menschen die kalte Beurtheilung weg zu zaubern, so lange hat er noch keine Ueberzeugung in irgend einem Prinzipe erlangt.

Schönsprecherei und Schöngeisterei sind Künste wie das Kartenschlagen und Seiltanzen.

Notwendige Wissenschaften sind solche, ohne welche ein Stillstand im Fortschritt eintreten, und mithin die Auflösung der Gesellschaft erfolgen würde.

Nützliche Wissenschaften sind alle solche deren Ideen sich zum Wohle der Gesellschaft verwirklichen lassen.

Angenehme Wissenschaften sind alle solche, welche sowohl durch ihre Ideen, als durch die Verwirklichung derselben, der Gesellschaft Bequemlichkeit, Vergnügen und Unterhaltung gewähren.

Alle übrigen Geistesprodukte sind unnütze Wissenschaften oder Künste.

Jeder Zweig der Arbeit wird auf dem Höhepunkt seiner Vervollkommnung, wo er den Ideen einen Wirkungskreis gewährt, zur Wissenschaft.

Die Philosophie ist das Wissen aller Wissenschaften. Sie ist der Gesellschaft dann am nützlichsten, wenn sie die durch die gesammten Wissenschaften gegebenen Ideen in eine die Harmonie des Ganzen bezweckende Ordnung zu bringen sich bemüht.

Weil nun die Philosophie aus der Concentrirung der Ideen aller übrigen Wissenschaften besteht, so ist sie auch keine besondere, auf die Praktik gegründete, specielle Wissenschaft, sondern eine allgemeine, deren Ausbildung mit jeder der übrigen Wissenschaften verbunden ist.

Es kann mithin in jedem Zweige des Wissens Philosophen geben, und jeder Philosoph kann in irgend einem Zweige des Wissens vollkommener ausgebildet sein als in den übrigen.

Die Philosophie ist es also, welche das Ruder der Verwaltung der gesellschaftlichen Ordnung leitet.

Diejenigen Wissenschaften, durch welche sie sie vorzüglich leitet sind:

1) Die philosophische Heilkunde.

Dieses ist die nöthigste und wichtigste Wissenschaft der künftigen Generationen; ihr Studium begreift die ganze physische und geistige Natur des Menschen, seine körperlichen und geistigen Schwächen und Krankheiten, und die Kenntniß der Vertilgung und Ausrottung derselben.

Die größten Philosophen werden doch also auch zugleich Aerzte und Sittenlehrer, und ihre Aufgabe die Heilung aller Köper- und Seelenkrankheiten seyn; denn man wird aufhören, diese letzteren Verbrechen zu nennen.

So wie heute der Arzt sich bestrebt, die Heilung der körperlichen Leiden so schnell wie möglich zu Stande zu bringen, und die Lage des Kranken so erträglich und angenehm wie möglich zu machen, so wird der künftige Arzt auch mit der Heilung der Seelenkrankheiten verfahren. Eine der Hauptaufgaben dieses Zweiges der Wissenschaft ist daher auch die Organisation der Fähigkeiten und Begierden des Individuums in der Gesellschaft, und die Erleichterung der natürlichen Begierden und Fähigkeiten mit Denen Aller.

Also alles nützliche Wissen der heutigen Philosophen, Rechtsgelehrten, Theologen und Mediziner concentrirt sich nach Ausscheidung alles Schädlichen in den Brennpunkt der philosophischen Heilkunde.

2) Die Physik.

Darunter verstehen wir die Kenntniß der Kräfte der Natur, sowie das Studium ihrer Anwendung zum Wohle der Menschheit. Unter der Leitung dieser Wissenschaft stehen die Arbeiten des Ackerbaues, der Bergwerke, Glashütten, Thongruben, der Wasch- und Färbeanstalten, der Heitzungen und Beleuchtungen der Gebäude, der Kochanstalten, der Bereitung der Getränke, sowie die Aufsicht über die Aufbewahrung der in den Magazinen und Kellern aufgespeicherten rohen Produkte u. s. w.

3) Die Mechanik.

Diese Wissenschaft begreift die vollkommene Kenntniß der Theorie und Praxis jeder der verschiedenen Hand- und Maschinen-Arbeiten. Die in dieser Wissenschaft gemachten neuen Erfindungen bilden den Centralpunkt dieser Wissenschaft, von welchem aus die neuen Theorien in die Praxis geleitet werden

Viertes Kapitel.

Von den Wahlen.

Wenn wir einen prüfende Blick auf alle bestandenen und noch bestehenden Organisationen der Gesellschaft, und auf die verschiedene Art und Weise, in der sie regiert wurden und noch regiert werden richten, so finden wir, daß noch niemals und nirgends die Wissenschaft darin den Platz behauptete, der ihr gebührt. Und doch hat noch keines der Mitglieder der verschiedenen Regierungen die Macht und Nothwendigkeit der Herrschaft des Wissens leugnen können, sondern sie waren vielmehr genöthigt, sich beständig Mit dem Schein der Weisheit zu umgeben, und jeden aufblitzenden mächtigen Strahl derselben entweder durch Bestechungen zu gewinnen, oder ihn durch rohe viehische Mittel zu unterdrücken und zu verdunkeln.

Aufrichtig gestanden, ihr Großen dieser Erde! müßt ihr nicht zugeben, daßdie Leitung und Verwaltung der gesellschaftlichen Organisation durch das Vorrecht der Geburt eine Verkennung des Fortschrittes, und der natürlichen Entwickelung der menschlichen Fähigkeiten ist?

Fragt eure eigene innere Stimme, fragt euer Durchlauchtigstes, Großmächtigstes Ich, ob es zu Gunsten der Aufklärung und des Fortschrittes der Gesellschaft im 19ten Jahrhundert spricht, wenn sie die für die Leitung ihrer Verwaltung nöthigen Kenntnisse und Talente in dem Hirn eurer Nachkommen suchen muß; als wenn die Weisheit ein Zuchthengst wäre, der seine Eigenschaften auf eine und dieselbe Race verpflanzt.

Unter der Herrschast der Legitimität gleicht der Fortschritt einem Uhrwerke, an welchem Waffen, Orden und Geldsäcke die Stelle der Gewichte vertreten. Alle Tage die alte Leier, immer das ewige eintönige Ticktack der Angestellten und Höflinge; alle Tage dieselben Stunden der Mühen und Plagen, und von Zeit zu Zeit dieselben Schläge des Schicksals.

In der Demokratie wird das Leben schon lebendiger; der Fortschritt findet hier doch manchmal Gelegenheit, das Talent auf dem Drängen und Wirren der Massen an die Spitze der Geschäfte zu schieben; indeß treibt der Zufall dabei so sein Wesen, daß auch hier nach den bestehenden Organisationen das Reich des Wissens nicht garantirt ist.

Was muß nun geschehen, frug ich mich oft, um der Weisheit und dem Fortschritt die Leitung der Verwaltung zu sichern? Vor Allem dachte ich mir, ist es nothwendig, den Einfluß der sinnlichen Begierden aus dieselbe zu beseitigen. Dieses geschieht durch den Zustand der Gemeinschaft.

Ein reiferes Nachdenken belehrte mich jedoch bald, daß das nicht genüge, denn obgleich man von der einen Seite durch die gleiche Vertheilung der Genüsse versichert ist, daß das Verwaltungspersonal seine Talente und Fähigkeiten nicht zum Nachtheile der Uebrigen verwenden kann, so bietet doch wieder von der andern Seite das entscheidende Stimmenmehr der Massen wenig Garantie, daß die vorhandenen wichtigsten und nützlichsten Fähigkeiten und Talente auch immer aus den Wahlen hervorgehen. Wohl werden im Zustande der Gemeinschaft die Wahlen weniger partheiisch und leidenschaftlich seyn, als dies im jetzigen Zustande der Ungleichheit der Fall ist, aber nun kommt der eigentliche Fehler der vielköpfigen Verwaltungen, dieser ist die Abstimmung nach vorheriger Diskussion über die Annahme oder Verwerfung dieses oder jenen Gegenstandes der Verwaltung. Dabei giebt es denn gewöhnlich die langweiligsten Diskussionen für und wider, und am Ende, wenn in Folge dieser entmuthigenden, zeitraubenden Streitereien der Neid, die Eifersucht, Eitelkeit, Ruhm und Ehrgeiz aufgeregt wurden, und diese Leidenschaften die Stimme kaltblütiger Beurtheilung in fieberhaft aufwallende Parteilichkeit verwandelt haben, dann wirft ein jedes Individuum sein Veto in die Urne, um den Werth des Talentes zu bestimmen, das sie öftersnicht zu schätzen verstehen und über das es ihnen nach einer aufregenden Diskussion kaum möglich ist, ein richtiges Urtheil zu fällen, selbst wenn sie die richtige Kenntnisse der Sache hätten. Die zufälligen Eigenschaften eines einzigen Wählers, der gute oder böse Wille desselben entscheiden hier oft über das werthvolle Talent, so daß, wenn es in einer Repräsentanten-Kammer unter 100 Einen giebt, welcher durch Verwirklichung seiner Idee dem Volke außerordentlich nützen könnte, und es giebt darin nur 48, welche den Werth derselben verstehen und anerkennen, so sind die übrigen 52 im Stande, sie zur Minorität zu machen, d. h. ihnen und der ganzen übrigen Gesellschaft ihren Willen zum Gesetz aufzustempeln; ja diese Abstimmungen sind solche Hasardspiele, daß es oft nur auf die zufällige Abwesenheit, auf die gute oder böse Laune eines Individuums ankommt, um die Annahme oder Verwerfung eines wichtigen Vorschlages zu entscheiden. Selbst eine parlamentarische Mehrheit ist öfter, bei Lichte besehen, nichts als eine schwache, unwissende oder übelwollende Minderheit, wenn man sich die Mühe nehmen wollte und könnte, die Meinung jedes einzelnen Wählers über die von den Deputirten erfolgte Annahme oder Verwerfung irgend eines Vorschlages zu erfragen, besonders im jetzigen Zustande der Ungleichheit. Von diesen und andern Mängeln liefern uns die Parlaments Verhandlungen der Beispiele die Menge. Nirgends haben die Kunstgriffe und Intrigen der Männer sinnlicher Begierden mehr Spielraum als hier. Das kennen, das wissen wir beinahe Alle und haben es selbst teilweise erfahren, nur wagten wir daraus nicht immer den Schluß zu ziehen, daß das, was man in Bezug auf die Wahlen Volksherrschaft nennt, nichts ist als eine angenehme Täuschung, ein Begriff, der, genau kritisirt, viel verspricht und wenig hält.

Diese Erkenntniß des falschen Begriffs, den man sich unter der Benennung "Volksherrschaft" machte, hatten in neuerer Zeit die meisten demokratischen Parteien und besonders die Socialisten. Diese Letztern fühlten die Nothwendigkeit, die Wahlsysteme entweder bedeutend zu vervollkommnen oder dieselben ganz zu verwerfen, und die Organisation der Gesellschaft auf festerem Grunde zu bauen. Hatte man doch lange die bittere Erfahrung gemacht,daß die Abstimmung der Massen mit den dabei gespielten Intrigen und Wahlumtrieben nicht im Stande sey, irgend einer freien Institution eine dauernde Garantie der Erhaltung und Entwickelung zu geben. Man sah ja oft genug, welcher Mittel man sich bediente, um das wohlmeinende nützliche Genie von der Leitung der Verwaltung zu entfernen, oder demselben, wenn das nicht gelang, in einer vielköpfigen, neidischen und eifersüchtigen Repräsentanten-Kammer mit Erfolg entgegenzuwirken.

So wurden den Leuten - Gott sey Dank! - seit 1830 endlich die langweiligen, ekelhaften, streitsüchtigen Debatten der vielköpfigen constitutionellen und republikanischen Hyder zum Ekel.

Verzweifelnd an den Unvollkommenheiten der bekannten Wahlsysteme, verwarfen einige französische Kommunisten dieselbe für die Ubergangsperiode ganz, und schlugen für dieselbe die Diktatur vor, die Verbesserung der Wahlsysteme der Zukunft überlassend. Owen übertrug in seinem System die Leitung der Verwaltung den Individuen in einem gewissen Alter von Jahren, so daß der Mensch je älter er wird, zu immer wichtigern Aemtern der Verwaltung berufen ist. Fourier erkannte die Wichtigkeit der Fähigkeiten, verband sie aber mit dem persönlichen Interesse, paralellisirte sie durch den Einfluß des Kapitals, und ließ sie gleichwohl unter das rohe Joch des Stimmenmehrs.

Die Mängel aller bekannten Wahlsysteme erkennend, und die Notwendigkeit einer Reform derselben fühlend, machte ich mich an die Lösung dieser Frage.

Zuerst stellte ich mir den von der ganzen gebildeten Welt unbestrittenen Grundsatz auf: die Philosophie muß regieren.

Darauf erläuterte ich mir den Begriff der Philosophie, und fand, daß man darunter den Inbegriff alles Wissens versteht. Nun strich ich aus der Reihe der Wissenschaften jede unnütze und schädliche Lehre, und nahm dafür jede Arbeit mit darin auf, welche auf dem Höhepunkt ihrer Vervollkommnung den Ideen einen Wirkungskreis gewahrt.

Die theoretische Kenntniß irgend eines Zweiges der Hand- und Maschinenarbeiten ist also eine Wissenschaft.

Nun concentrirte ich im Geiste alle erhabenen, guten, nützlichen, und schonen Ideen. Diese da, sagte ich mir, sind es die Welt regieren; und aus den Hindernissen welche ihnen die persönlichen Interessen Einiger in den Weg legen, entstehen alle unsere Uebel.

Was muß nun geschehen um diese Hindernisse künftig zu beseitigen, und dem Wissen die Leitung, der Verwaltung der gesellschaftlichen Ordnung zu sichern?

Man muß vor Allem das persönliche Interesse davon trennen. Die Wissenschaft muß aufhören ein Priviligium zu sein; dem beschränktesten Kopf wie dem größten Genie muß die Befriedigung der Begierden nach den gleichen, natürlichen Verhältnissen möglich werden.

Ist dies festgesetzt, dann muß Denen, welche das größte Genie, die größten Talente und die besten Ideen haben, die Leitung der Verwaltung übertragen werden. Diese aber wird man an ihren Fähigkeiten erkennen.

Der Eindruck den eine neue Idee auf die Sinne macht, ist um so starker, und die Idee selbst um so faßlicher, wenn sich dieselbe auf dem Papier, durch Schriften, Zeichnungen, Planen, u. d. g. verkörpert, oder sich überhaupt an irgend einem Gegenstande ganz oder theilweise verwirklicht.

So bald nun eine Idee sich auf eine solche Weise verkörpert hat, wird es möglich dieselbe zu prüfen, ohne daß die Gegenwart der Person, von der sie ausging, dabei nothig ist.

Dadurch wird es möglich bei den Wahlen die Fähigkeiten von den Individuen zu trennen.

Betrachte man die seit einigen Jahren veranstalteten Kongresse der Gelehrten als Repräsentantenkörper des Wissens Aller; ziehe man alle unnützen und schädlichen Wissenschaften davon ab, rechne man alle verdrängten nützlichen dazu, so hat man einen Umriß von einem, das Wissen repräsentirenden Verwaltungspersonale.

Diese Kongresse oder Akademien des Wissens, werfen nun wichtige, das Wohl der Gesellschaft bezweckende Fragen auf. Diejenigen welche sich um die Lösung dieser Fragen, und das dadurch ihnen zur Verwaltung übertragende Amt bewerten wollen, reichen ihn Ideen darüber schriftlich, oder in Proben ein.

Die auf diese Weise eingegangenen Werke werden von den Mitgliedern der Akademie geprüft, und dem Einsender des besten, der Zweig der Verwaltung angewiesen, in welchem er mit seinem Genie der Gesellschaft am nützlichsten sein kann.

Da nun in der künftigen Organisation die Arbeiten der Verwaltung der Gesellschaft nützlich seyn müssen, und nicht unnütz und schädlich, wie die unserer heutigen Regierenden; da sie die Leitung aller Arbeiten, den Austausch der Produkte so wie die Beförderung der Harmonie des Ganzen zum Zweck haben: so müssen auch die Mitglieder der Verwaltung sich in diesen Arbeiten die größten Kenntnisse erworben haben, damit sie nicht, wie heute unsere Regierenden, genöthigt sind Andere damit zu beauftragen, weil sin wohl befehlen aber nicht ausführen können. Dazu nun ist die Prüfung der Fähigkeiten der Wahlkandidaten unumgänglich nothwendig. Die Prüfung derselben kann auf die oben angeführte, oder einer dieser ähnlichen Weise geschehen.

Der Fall, daß die Prüfung durch Fähigkeitsproben die Gegenwart des Individuums nicht nöthig macht, dient gerade nun wieder dazu, die Wahlen zu vereinfachen, alle persönlichen Streitigkeiten und Debatten so wie alle Bestimmungen über Zeit und Dauer der Wahlen, so wie über das Alter der Wähler wegfallen zu machen.

Auf diese Weise räumte ich alle Mängel weg, deren sich die Leidenschaften und der Individualismus bedienen konnten, die Anerkennung des Talentes zu verhindern. Noch blieb mir aber eine letzte Aufgabe, nämlich die: Auf welche Weise nun die Wahlen vorzunehmen seyen; denn durch das Abstimmen des großen Haufens konnte das nicht gehen. Nehmen wir an, Jemand hätte eine sehr wichtige Entdeckung in der Physik gemacht, um darüber eine Abhandlung bei den Wahlen abzugeben, so könnten erstens unmöglich Alle herzu, um dieselbe zu prüfen, und dann verständen die Wenigsten etwas davon, und wenn nun gar 5 - 6 oder noch mehrere ähnliche Abhandlungen zu prüfen wären, so wäre die Verwirrung fürchterlich, und man könnte dann wohl sagen, daß die Wissenschaft noch einem ärgern Tyrannen in die Klauen gefallen wäre, als dem monarchischen Ungeheuer und der Hyder der Volksherrschaft.

Niemand kann eine Sache prüfen, von welcher er keine Kenntnisse hat, daher muß die Prüfung der Fähigkeitsproben oder mit andern Worten das künftige Wahlen, nur von solchen Personen vorgenommen werden, welche schon selber eine solche Prüfung siegreich bestanden haben, und in Folge derselben Mitglieder des Verwaltungspersonals geworden sind. Nur auf solche Weise stehen die Wahlen mit den Naturgesetzen in Einklang und sind geeignet, den Fortschritt und die Harmonie des Ganzen zu befördern.

Die Eigenschaften müssen also durch die Eigenschaften, das Talent muß durch das Talent, die Weisheit durch die Weisheit gewählt, und die Personen während der Wahlen wo möglich von den Fähigkeiten getrennt werden.

Das Vorurtheil der Persönlichkeit ist noch zu groß unter uns, darum ist es nöthig ihm besonders bei den Wahlen entgegen zu wirken.

Sieht man eine schöne Arbeit, ein neues Kunstprodukt, liest man ein schönes Buch, so fragt man gewöhnlich fast unwillkürlich: wer hat das gemacht? - Auf die Person, auf die gesellschaftliche Stellung derselben und auf die Verhältnisse, die uns an dieselbe knüpfen, kommt dann gewöhnlich bei der Beurtheilung desselben sehr viel an. Auf letztere üben, ohne daß wir es merken, die verschiedenartigsten Umstände und Rücksichten der ersterwähnten Gegenstände einen entschiedenen Einfluß aus.

Die Persönlichkeiten verhindern und verpfuschen überall die gründliche Prüfung der Fähigkeiten.

Wir sehen das im Leben so oft; es wimmelt darin an solchen Beispielen, so daß gewiß Jedermann die Nothwendigkeit einer gründlichen Reform der bestehenden Wahlsysteme einsehen wird.

Wem die durch die bestehenden Wahlsysteme repräsentirte, sogenannte Volksherrschaft noch nicht zum Ekel ist, der lese nur einige Jahrgänge konstitutioneller und republikanischer Repräsentanten-Verhandlungen, wenn ihm dies möglich ist, und frage sich hernach, ob solches meist unfruchtbare, unnütze, streitige und langweilige Gewäsch wohl geeignet ist den Fortschritt und die Freiheit Aller zu fördern? All dieser Wortschwall ist Spreu, die man den Völkern in die Augen wirft, damit sie nicht sehen, wer ihn am die Körner frißt.

Nun will ich es versuchen, eine Idee der Wahlreform zu geben. Für die Verwaltung der Gesellschaft denke ich mir folgende Ordnung:

An der Spitze derselben steht das Trio oder der Dreimänner-Rath, aus den größten Philosophen bestehend, welche zugleich die vorzüglichsten Genie's in der Heilkunde, der Physik und Mechanik sind.

Danach kommt die Centralmeisterkompagnie, durch welche das Trio gewählt und die wichtigsten Aemter des großen Familienbundes verwaltet sind.

Nach dieser kommen die Meisterkompagnien, welche die Verwaltungen der Distrikte, Länder, Bezirke und kleinern Familien-bunde im Bereich des großen Familienbundes sind.

Um die Verwaltung zu erleichtern und zu vereinfachen, wählt jede Meisterkompagnie aus ihrer Mitte einen Werksvorstand, welcher aus den obersten Führern jedes Geschäfts besteht. Den aus der Mitte der Centralmeisterkompagnie gewählten, nenne ich den großen Werksvorstand. Dieser steht dem Trio als ausübendes Verwaltungspersonal zur Seite.

Was die allgemeinen Angelegenheiten des großen Familienbundes anbetrifft, so steht jeder Werksvorstand unter der unmittelbaren Leitung des Trio.

Die Werksvorstände bilden also einen ausübenden Ausschuß der Meisterkompanien, und sind zugleich Mitglieder derselben.

Den Meisterkompanien zur Seite stehen die Akademien, oder die Verwaltungspersonale aller schönen und angenehmen Arbeiten, so lange diese nicht allgemein geworden sind. Diese bilden wie die Meisterkompanien einen Ausschuß aus ihrer Mitte, welchen man den akademischen Rath nennt

Allen diesen, die Verwaltung leitenden Körpern, stehen Gesundheitskommissionen zur Seite, welche wieder alle unter der besondern Leitung des Gesundheitsrathes stehen.

Dieser letztere steht mit dem großen Werksvorstand dem Trio in der Leitung der wichtigsten Angelegenheiten der Verwaltung und der Harmonie des Ganzen zur Seite.

Nun zu der nöthigen Wahlordnung.

Art. l. Alle Ausnahmen in das Trio, in die Centralmeisterkompagnie, die Meisterkompagnien und Akademien, geschieht wenn dies irgend möglich ist durch Bewerbungen um die Lösung von Konkursfragen mittelst der Einsendung von Wahlproben, als: schriftliche Abhandlungen, über nützliche, wissenschaftliche Gegenstände, Erfindungen und Entdeckungen, Proben von Kunstprodukten; Zeichnungen und Plänen von Bauten, Maschinen, Werkzeugen und ähnlichen Gegenständen; Beifügung von Modells im Kleinen u. s. w.

Art. 2. Die verschiedenen Bewerber reichen ihre Produkte entweder bei der Centralmeisterkompagnie, den Meisterkompagnien oder den Akademien ein, je nachdem sie sich davon die Ausnahme in die eine oder die andere Versammlung versprechen.

Art. 3 Der Name des Einsenders bleibt den Wählern bis nach geschehener Prüfung unbekannt, und wird nur im Falle der Ausnahme und zwar nach dem Ausspruche derselben, bekannt gemacht.

Art. 4. Wenn eine Erfindung oder Entdeckung von besonderer Wichtigkeit die Gegenwart des Erfinders oder Entdeckers bei der Prüfung nöthig macht, so fällt obige Bestimmung weg.

Art. 5. Die Prüfung der eingesandten Wahlproben übernehmen diejenigen Mitglieder, welche darin die meisten Kenntnisse besitzen, als: die Mechaniker die Maschinen, die Weber die Stoffe, die Physiker die Abhandlungen neuer Ideen über die Benutzung der rohen Naturkräfte, die Aerzte die über die Heilung der physischen und geistigen Krankheiten, die Maler die Gemälde u. s. w.

Art. 6. Wenn die eingesandte Wahlprobe den davon erwarteten Resultaten entspricht, so daß man daran einen hohen Grad der Geschicklichkeit, des Talentes und der Weisheit des Bewerbers erkennen kann, so wird derselbe als Mitglied der Versammlung aufgenommen, bei welcher er seine Wahlprobe zur Prüfung eingereicht hat.

Art. 7. Findet die Prüfungskommission an den eingesandten Wahlproben Mängel, so werden erstere mit den Bemerkungen der letzteren und der Aufforderung, sie zu verbessern, an die Einsender zurückgeschickt. Je nachdem denselben nun entweder die Verbesserung oder Widerlegung dieser Mängel gelingt, wird ihre Aufnahme in die Versammlung bei der zweiten Einsendung angenommen oder abgewiesen.

Art. 8. Die Prüfungskommissionen können nur mit Stimmen-Einheit einen Beschluß fassen; wenn diese nicht stattfindet, so wird das Protokoll der Berathungen derselben, nebst der in Frage gestellten Wahlprobe dem Gutachten des Werksvorstandes überlassen, welcher dann nach dem Stimmenmehr entscheidet.

Art. 9. Bei Konkursfragen, wo das zu versehende Amt Demjenigen schon im Voraus bestimmt wird welcher die Frage am besten löst, bestimmt auch die Annahme der Wahlprobe schon den vom Kandidaten zu besetzenden Platz.

Art. 10. Die Wahlen in das Trio und in die Werkevorstände geschehen durch die Lösung von Konkursfragen: alle hierin vorzunehmenden Wahlen durch das Stimmenmehr, welche durch das Abgehen oder Absterben von Mitgliedern erfolgen können, werden als provisorisch betrachtet.

Art. 11. Die Werksvorstände ersetzen in letzterem Falle ihre Mitglieder durch das Stimmenmehr aus den Meisterkompagnien und der große Werksvorstand die seinigen aus der Centralmeisterkompagnie, wenn sie durch die Lösung von Konkursfragen sich nicht genug ergänzen können.

Art. 12. Diejenigen unter dem durch die Fähigkeiten gewählten Verwaltungspersonale, welche die meisten und wichtigsten Erfindungen und Vervollkommnungen gemacht, die besten, nützlichsten und neuesten Ideen veröffentlicht, oder die meisten und schätzbarsten Kunstprodukte geliefert haben, werden also durch die eben bezeichneten Wahlen entweder Mitglied des Werksvorstandes oder des akademischen Raths, je nachdem sie schon durch die eingesandten Wahlproben entweder Kandidaten des Verwaltungspersonals der notwendigen und nützlichen, oder der angenehmen Arbeiten geworden sind.

Art 13. Jede Wahlprobe wird noch geschehener Prüfung neben den frühern Wahlproben der Mitglieder, welche die Prüfungskommission bildeten, in den Ausstellungssälen aufgestellt und dem Volke das Resultat der Prüfung bekannt gemacht.

Art. 14. Lassen sich für eine von den Prüfungskommissionen und den Werksvorständen verworfene Wahlprobe eine Menge Individuen mit Kommerzstunden (s. Kap. 10) einschreiben, so daß dies die Errichtung eines Atteliers für dasselbe Produkt nöthig machte, so wird der Einsender derselben Mitglied der Akademien. Dieser Umstand ist dann gleichsam als ein Appell an das Volk zu betrachten.

Art. 15. Mitglied der Meisterkompagnien kann er jedoch durch eben bemerkten Umstand nicht werden, so lange das Produkt seiner Erfindung nicht in den Bezirk einer Meisterkompagnie allgemein geworden ist.

Alt. 16. Erfordert die Anerkennung der Nützlichkeit und des Werthes irgend eines Vorschlages eine lange Probezeit, so kann der Einsender des Artikels dennoch gleich Mitglied der Anstalt seyn, sobald die Wahrscheinlichkeit der Idee nicht von den prüfenden Mitgliedern in Zweifel gezogen wird. In das Trio und zum Werksvorstand kann derselbe jedoch nicht gewählt werden, bevor die Verwirklichung der neuen Idee nicht die davon versprochenen Resultate geliefert hat.

Art. 17. Die Wahlen der Mitglieder der Gesundheits-Kommissionen werden durch die Menge der glücklichen Heilungen schwieriger geistiger und physischer Krankheiten bestimmt, eben, so die des Gesundheitsraths, welcher den Kern der Wissenschaft der philosophischen Heilkunde im ganzen Bereich des großen Familienbundes repräsentirt. Die schriftlichen Zeugnisse dieser Heilung, so wie den Namen des Arztes geben die Spitallisten und Kommerzbücher. (Siehe Kap. 10. Art.7. u. vergl. Kap. 15 Art. 9.) Diese Wahlen werden von den betreffenden Kommissionen nach dem jedesmaligen Abgang ihrer Mitglieder selbst vorgenommen.

Art. 18. Die Amtsdauer der Gewählten ist unbestimmt so wie die Epoche der Wahlen. Wenn viel gedacht und erfunden Wird, so wird auch viel gewählt. Je mehr Talent und Genie sich zu den Wahlproben drängt, um so schwieriger wird das Examen derselben gemacht.

Art. 19. Die Mitglieder des Trio, der Centralmeisterkompagnie, der Meisterkompagnien und Akademien, welche von einem Kandidaten an Wissenschaft, Genie und Kenntniß übertroffen werden, räumen diesem den Platz, eben so werden die, welche oft Krankheiten unterworfen sind, durch die ihnen in der Wissenschaft am nächsten stehenden Mitglieder ersetzt; ausgenommen wenn das Genie der erstern trotz ihrer Kränklichkeit noch wirksam, und dabei unersetzbar ist.

Art. 20. Alle Zug- und Werkführer, so wie alle Aemter, welche keine besonderen wissenschaftlichen Kenntnisse erfordern, werden von den verschiedenen Arbeitersectionen aus ihnen gewählt, entweder durch Wahlproben, durch's Stimmenmehr, durch's Loos, durch's Alter, durch die Dauer der Arbeitszeit in einem und demselben Geschäft, kurz wie und auf welche Weise sie darüber in den verschiedenen Gruppen übereinkommen,

Art. 2l. Die Leitung aller Arbeiten jedoch, welche ein bedeutendes Talent erfordern, und welche gleichwohl nicht alle von den Mitgliedern der Meisterkompagnien und Akademien besetzt werden können, weil ihre Anzahl nicht ausreicht, werden von den Werksvorständen aus den ihnen vorgelegten Listen der Auszeichnungen in Geschicklichkeit und Fleiß, den Fähigsten Übertragen.

Art. 22. Jedem steht es frei, mit ein und derselben Wahlprobe sich zugleich in mehreren Meisterkompagnien und Akademien um die Aufnahme zu bewerben.

Art. 23. Die Wahlen der Mitglieder der Meisterkompagnien und Akademien sind nur in dem Lande oder Bezirke gültig, wo sie gewählt werden.

Mit einem ähnlichen Wahlsysteme wird es möglich die Herrschaft des Wissens zu begründen, und die der rohen Gewalt auf immer auszuschließen. All unser Wirken muß darum darauf gerichtet sein, die Männer der Privilegien von der Regierung auszuschließen. Niemand darf ärmer sein als die Regierung! den Grundsatz laßt uns proklamiren. Niemand kann Volksvertreter werden, der sich weigertseine Güter zum Besten des Staates herzugeben, das laßt uns kühn in Wort und Schrift veröffentlichen, es laut in die Welt hinausrufen, damit sie es in den entlegensten Hütten vernehmen. Niemand darf mehr regieren, im heutigen Sinne des Worts, wenn man will, daßdie Weisheit verwalte.

In unsern jetzigen Wahlsystemen sind es die Vorrechte der Geburt, die Gunst der Großen, Titel, Geld, die Gabe trügerischer, kriechender Beredsamkeit u. dgl., mittelst welchen sie sich an die Spitze der Geschäfte drängen, nicht um sie zu verwalten, sondern um sie zu plündern und sich davon zu mästen, während das wäre aber in der in der Armuth vegetirende Wissen entweder von der vorurtheilsvollen stupiden Menge nicht gehört wird, oder von den regierenden Priviligirten Geld, Amt und Brod erhält um zu schweigen.

Die Charlatane der rohen Gewalt treiben darum auch bei den Wahlkomödien nach wie vor ihr Wesen. Sie theilen sich darin die politischen Rollen aus, und nehmen das Maul voll Liberalismus und Preßfreiheit: sobald es ihnen jedoch damit gelingt sich an das Ruder der Geschäfte zu schwingen, beuten sie alle gemachten politischen Spiegelfechtereien und Phrasen, von Freiheit, Recht und Vaterland, zu ihrem eigenen persönlichen Vortheil aus.

Dagegen ist kein anderes Mittel zu ergreifen als das: die Wahlen der Volksvertreter ungültig zu erklären, wenn sie sich weigern ihre Güter zum Besten des Staates herzugeben.

So lange es Denen welche die Reichthümer Aller verwalten erlaubt ist, besondere Reichthümer für sich zu haben und zu erwerben, so lange werden sie auch durch ihre Verwaltung den Interessen Aller schaden.

Es genügt aber nicht damit daß die Männer des Verwaltungspersonales nicht mehr in ihrem persönlichen Interesse regieren, sondern sie müssen auch außerdem im Interesse Aller zu verwalten verstehen. Dies kann aber nur in einem Wahlsysteme, ähnlich dem hier gegebenen garantirt werden. Darin ist weder eine unwissende, noch verkäufliche oder auf das persönliche Interesse erpichte Verwaltung mehr möglich.

Die Folgen einer solchen Wahlreform werden nun aber sein, daß

a) das wahre nützliche Wissen wirklich regieren, und somit die Herrschaft der rohen viehischen Gewalt aufhören wird.

b) Den natürlichen Vortheilen einer gewandten Rede und eines gefälligen Aeußern wird dadurch die Möglichkeit benommen, den Werth irgend einer Idee in ein falsches Licht zu setzen, um dadurch die Beurtheilung der prüfenden Mitglieder irre zu führen.

c) Es werden dadurch alle Persönlichkeiten bei den Wahlen vermieden, so wie alle unnützen, langweiligen und streitigen Debatten.

d) Der Eifer für den Fortschritt in Erfindungen, Künsten und Wissenschaften, wird dadurch eine riesige, nie gekannte Höhe erreichen.

e) Jeder Personenwechsel in der Verwaltung, wird der Gesellschaft einen neuen schaffenden, thatkräftigen Impuls geben, und nie eine Ursache des Stillstandes oder Rückschrittes für sie sein.

f) Die Ausführung jeder neuen großartigen Idee wird mit einem Eifer und einer Schnelligkeit bewerkstelligt werden, von welcher wir uns heute keine Idee machen können.

Fünftes Kapitel.

Von den Arbeiten.

Art. 1. Der Unterricht aller für die Gesellschaft nothwendigen und nützlichen Arbeiten, so wohl der mechanischen als geistigen, wird in der Schularmee betrieben.

Art. 2. Niemand kann aus derselben in die Gesellschaft eintreten, welcher sich nicht die Praktik irgend einer nützlichen mechanischen Arbeit angeeignet, und ein Examen darin bestanden hat. (Siehe Kapitel l4. Art. l.)

Art. 3. Die Wahl der Arbeit bleibt jedem Individuum überlassen.

Art. 4. Jedem steht es frei, in einem oder mehreren Arbeitszweigen, je nach Abwechselung der Arbeitsstunden, zu arbeiten, wenn er sich darin die nöthigen Vorkenntnisse erworben hat.

Art. 5. Zu dem Ende werden alle Arbeitszweige in mehrere Klassen und Unterabtheilungen abgetheilt, damit es durch die Vereinzelungen der Arbeiten Jedem leicht wird, in mehreren Geschäften zu arbeiten, ohne vorher genöthigt zu sein, das ganze Geschäft mit allen seinen Verzweigungen zu erlernen.

Art. 6. Die für Alle gleiche allgemeine Arbeitszeit für die Production des Nothwendigen und Nützlichen wird nach den Bedürfnissen der Konsommation Aller, vom Trio berechnet und bestimmt.

Art. 7. Nothwendige Arbeiten sind alle Arbeiten für das Gedeihen und den Fortschritt der nützlichen Wissenschaften, für die Unterhaltung und Vervollkommnung der Heilanstalten, für die allgemeine Erziehung der Jugend, und den gegenseitigen Austausch der Produkte, so wie die für Nahrung, Wohnung, Kleidung und Erhohlung der Glieder der Gesellschaft nöthigen Arbeiten.

Nützliche Arbeiten sind alle die, welche die vorhergehenden erleichtern und vervollkommnen, als: die Vervollkommnung der Werkzeuge der Arbeit, der Bau von Maschinen, Straßen, Eisenbahnen, Kanäle u. s. w.

(Ueber die Arbeiten des Angenehmen sehe man überhaupt Kap. 12.)

Art.8. Den Greisen, Schwachen und Krüppelhaften, werden die leichtesten Aemter als Aufseher u. dgl. angewiesen.

Art. 9. Jedem Individuum, das nicht Mitglied der Meisterkompagnien oder Akademien ist, und welchem daher die Studienzeit nicht mehr als Arbeitszeit angerechnet wird, kann, wenn es sich ferner auf den Universitäten noch mehr ausbilden will, sich solche Arbeitsstunden wählen, welche nicht in die Zeit der Lehrvorträge der Professoren fallen.

Art. 10. In der Erndtezeit bleiben alle Universitäten geschlossen, und die lehrenden und lernenden Mitglieder derselben arbeiten mit auf den Feldern.

Art. 11. Alle Arbeiten, welche es möglich machen, können von 2 zu 2 Stunden gewechselt werden.

Art. 12. In den Arbeiten, zu welchen sich die Arbeiter am meisten drängen, kann wo dies der Arbeit selbst nicht hinderlich ist, Niemand tätlich mehr als 2 Stunden arbeiten. (Siehe Kap. 11. Art. 7.)

Art. 13. Der Druck nothwendiger und nützlicher literarischer Arbeiten, wird nach vorheriger Prüfung vom Trio, von der Centralmeisterkompagnie oder den Meisterkompagnien verordnet; die des Angenehmen verordnen die Akademien, Jedes Werk der Art muß also vorher an eine von diesen eingereicht werden. Findet ein solches Werk Anerkennung bei einer solchen Versammlung, so wird dem Autor dafür eine zu bestimmende Summe Kommerzstunden bewilligt. Diese Summe kann so stark sein, daß sie alle Blätter seines Kommerzbuches ausfüllt, d, h. sie kann so viele Kommerzstunden enthalten, als jeder Andere die Freiheit hat, in dem Zeitraum von einem Jahre zu machen. (S. Kap. 12. Art. l7 bis 20.)

Art. 14. Bei Geschäften, welche eine anhaltend strenge Arbeitszeit erfordern, werden alle Arbeitsstunden, welche täglich jede Person in solchen Geschäften über die Zeit zu machen verpflichtet ist, für Kommerzstunden angemerkt. Dies ist z. B. der Fall bei den Seeleuten, den Postbegleitern u. s. w. (S. Kap. 10, 8te und 9te Frage.)

Art. 15. Da die Arbeiten der Mitglieder des Trio, der Centralmeisterkompagnie und der Meisterkompagnien, die der Professoren, Lehrer und Aerzte, meistens rein geistiger Natur sind; da ferner das Genie dieser Personen der Menschheit oft in einem Jahre wichtigere Dienste leistet, als Millionen Handarbeiter während ihrer ganzen Lebenszeit, und dies zwar durch die Erfindungen nützlicher Maschinen u s. w.; da ferner es eine Thorheit wäre, solche vorzügliche geistige Kräfte, welche schon Proben ihres Werthes abgelegt haben, in eine bestimmte Arbeitszeit einzwangen zu wollen, was ohnehin nicht möglich ist: so bleibt jedem dieser Mitglieder für die Ausübung seines Amtes eine freie Wahl der Arbeitszeit überlassen. (S. Kap. 10. Art. 22.)

Art. 16. Dasselbe gilt für das Personal der Akademien. (S. Kap. 12. Art. 22)

Sechstes Kapitel.

Die Meisterkompagnien.

Art. 1. Eine Meisterkompagnie ist das Centrum der nützlichsten Fähigkeiten und Wissenschaften der Bewohner eines Landes oder Distrikts im Bereich des großen Familienbundes, und folglich als solches das Verwaltungspersonal dieses Distrikts.

Art. 2. Die Mitglieder der Meisterkompagnien werden nach Art. 1 bis 8 des 4ten Kap. gewählt.

Art. 3. Jede Meisterkompagnie zerfällt in zwei Abteilungen: die männliche und die weibliche. Erstere ist aus den Vorstehern der männlichen, letztere aus den Vorsteherinnen der weiblichen Arbeiten zusammen gesetzt.

Art. 4. Die Meisterkompagnien haben durch die aus ihrer Mitte gewählten Prüfungs-Kommissionen, so wie durch den aus ihrer Mitte gewählten Werksvorstand, bei den Wahlen der Fähigkeiten eine prüfende, berathende und entscheidende Mission.

Art. 5. Die Jugend in der Schularmee, ist auf eine ähnliche Weise organisirt wie die mündige Gesellschaft. Sie hat deshalb ebenfalls eine Meisterkompagnie aus zwei Abtheilungen bestehend; die der Knaben und Jünglinge, und die der Mädchen. (Siehe Kap. 14. Art. 7 bis 12.)

Art. 6. Der Wirkungskreis jeder Meisterkompanie wird vom Trio je nach dem Klima und der geographischen Lage eines Landes, und den Bedürfnissen und Gewohnheiten seiner Bewohner geregelt.

Siebentes Kapitel

Von der Centralmeisterkompagnie.

Art. l. Was die Meisterkompagnien für jeden besondern Distrikt, für jedes besondere Land sind, das ist die Centralmeisterkompagnie für den ganzen Familienbund.

Art. 2. Wie die Meisterkompagnien den Kern des Wissens eines Landes oder Distriktes bilden, so bildet die Centralmeisterkompagnie den Kern des Wissens des ganzen Familienbundes.

Art. 3. Die Wahlen der Mitglieder der Centralmeisterkompagnie werden wie die der Meisterkompagnien nach Art. 1 bis 6 des 4ten Kapitels vorgenommen, nur mit dem Unterschiede daß von allen großen Denkern, Talenten und Genies, nur, die durch ihre Ideen hervorragendsten und nützlichsten, Mitglieder der Centralmeisterkompagnie werden können.

Art. 4. Von den Mitgliedern der Centralmeisterkompagnie werden durch den Werksvorstand die wichtigsten Posten der Verwaltung des großen Familienbundes besetzt, als das Trio, oder die höchste Spitze der Verwaltung des großen Familienbundes; der große Werksvorstand, aus den Vorstehern sämmtlicher Arbeitszweige bestehend; die Professoren auf den Universitäten und die Lehrer in den hohen Schulen, die Direktoren der verschiedenen Distrikte und Gemeinden.

Art. 5. Die Centralmeisterkompagnie hat als solche bei den Fähigkeitswahlen des großen Bundes, wie bei allen wichtigen Fähigkeitswahlen im Interesse der Verwaltung des großen Bundes, eine prüfende, berathende und entscheidende Mission.

Der einen Theil derselben bildende, große Werksvorstand, hat noch nebenbei eine unter der Leitung des Trio stehende, ausübende Mission.

Art. 6. Die Centralmeisterkompagnie zerfällt eben so wie jede Meisterkompagnie in zwei Abteilungen, eine weibliche und eine männliche, je nach den verschiedenen männliche und weiblichen Arbeitszweigen.

Achtes Kapitel.

Von den Werksvorständen.

Art. 1. Jede Meisterkompagnie wählt aus ihrer Mitte nach Art. 10 und 11 des 4ten Kapitels, einen Werksvorstand.

Art. 2. Den von der Centralmeisterkompagnie aus diese Weise gewählten, nenne ich den großen Werksvorstand. Derselbe steht nebst dem Gesundheitsrath, dem Trio als Ministerium zur Seite.

Art. 3. Die Werksvorstände bestehen aus den Vorstehern und Vorsteherinnen der verschiedenen Zweige der notwendigen und nützlichen Arbeiten. Jedes einzelne Mitglied desselben ist also der oberste Leiter oder die oberste Leiterin irgend eines ganzen Geschäftszweiges, entweder im Bezirk der Meisterkompagnien, oder im Bezirk des ganzen Familienbundes.

Art. 4. Sämmtliche Mitglieder der Werksvorstände haben in ihrer Eigenschaft als Mitglieder der Meisterkompagnien, oder der Centralmeisterkompagnie, eine berathende, prüfende, entscheidende Mission, mittelst welcher sie bei den wichtigsten Wahlen mitwirken.

Art. 5. Alle Werksvorstände stehen, was die allgemeinen Angelegenheiten anbetrifft, unter der höchsten Leitung des Trio, und haben in dieser Beziehung eine ausübende Mission.

Art. 6. Die prüfende Mission der Werksvorstände besteht in dem Examen der eingesandten Wahlproben, die ausübende in der Anordnung der gleichen Vertheilung der Arbeiten und Genüsse, nach den Berechnungen des Trio, die entscheidende in der Abstimmung über alle Fragen, in welchen die Prüfungs-Kommissionen keine Einheit zusammen bringen konnten.

Art. 7. Jedem Werksvorstand wird durch die Wahlen nach Art. 17 des 4ten Kapitels eine Gesundheitskommisston beigesellt, welche die Leitung der Geschäftssperre (Siehe Kap. 11) nach den Verordnungen des Werksvorstandes übernimmt.

Art. 8. Unter der Leitung dieser, einen Theil jedes Werksvorstandes bildenden Gesundheitskommissionen, stehen die Gesundheitskommissionen und Aerzte aller Distrikte und Gemeinden.

Neuntes Kapitel.

Vom Trio

Art. l. Das Trio ist die höchste Spitze der Verwaltung des großen Familienbundes.

Art. 2. Dasselbe ist aus den größten Philosophen, welche zugleich die vorzüglichsten Kenntnisse in der Heilkunde, der Physik und Mechanik besitzen, gewählt.

Art. 3. Die Wahlen in das Trio, werden nach Art. 10 des 4ten Kapitels vorgenommen.

Art. 4. Da die Fähigkeitswahlen mittelst der Lösung von Konkursfragen aus jedes Individuum treffen können, so ist es bei der Lösung der Fragen für die Trio-Wahlen auch nicht nöthig, daß die Kandidaten derselben schon vorher Mitglied einer Meisterkompanie gewesen seyen.

Art. 5. Die Centralmeisterkompagnie bestimmt, entweder gleich bei Aufwerfung der Konkursfragen, oder wenn die Lösung derselben den Forderungen nicht entspricht, durchs Stimmenmehr des großen Werksvorstandes, das Präsidium im Trio; sonst verwaltet jedes der Mitglieder vorzüglich den Zweig der Verwaltung in welchem er durch seine anerkannte Wahlprobe berufen ist.

Art. 6. Das Amt eines Mitgliedes des Trio dauert so lange als die Wichtigkeit und die Nützlichkeit seiner Erfindung dauert; so lange dieselbe nicht vor einer noch wichtigern in den Hintergrund tritt, oder durch die Wahlproben eines Andern bedeutend vervollkommnet wird.

Art. 7. Alle Maaßregeln worüber die Mitglieder des Trio verschiedener Meinung sind, werden vom Präsidium desselben entschieden,

Art. 8. Das Trio gesellt sich zur Erleichterung seiner Arbeiten, den Gesundheitsrath und großen Werksvorstand zu.

Art. 9. Die Centralmeisterkompagnie wirft beständig Konkursfragen auf, um die geistige Thätigkeit in immer regem Eifer zu erhalten, und auf diese Weise Mittel zu finden, die Ideen und Erfindungen des bestehenden Trios zu überflügeln, und dadurch die Wahlen in das Trio zu erneuen.

Konkursfragen für die Trio-Wahlen, oder das Präsidium in demselben werden ohngefähr ähnliche sein:


Dem Erfinder einer reichen, schönen, wohlklingenden, und nach den kürzesten und faßlichsten Regeln zusammengesetzten Weltsprache, der Eintritt, oder das Präsidium im Trio.

Demjenigen, welcher Mittel findet, diese oder jene geistige oder physische Krankheit gründlich zu heilen, oder ganz auszurotten, den Eintritt in das Trio, oder in das Präsidium desselben.

Demjenigen welcher das beste Mittel findet, die neue Weltsprache einzuführen, und die alten verschwinden zu machen, demjenigen welcher die Luftschifffahrt als vortheilhaftes Transportmittel möglich macht, dem welcher eine Methode und eine Masse Erfindet, um mittelst derselben die Gebäude künftig von Grund auf in einem Stück gießen zu können, wie heute die Glocken, der Eintritt in das Trio u. s. w. Diese Konkursfragen für die Wahlen richten sich nun je nach den gemachten Erfindungen und den Bedürfnissen der Zeit.

Zehntes Kapitel.

Die Kommerzstunden

Harmonie Aller!und darin größtmöglichste Freiheit eines Jeden! das ist die Aufgabe, welche wir zu lösen uns bemühen wollen; der Geist, welcher sich von nun an kräftig in Wort und Schrift aussprechen muß, die Idee, welche ich in diesem Systeme anschaulich zu machen versuchen will.

Was aber ist Freiheit?

Das reinste Ideal derselben stellten die Dichter und Philosophen auf die schwindlichste Höhe ihrer Phantasie; darum haschte man auch bisher immer vergebens nach dem Schatten ihrer Wirklichkeit.

Lassen wir darum diese göttliche Freiheit der Dichter an den trefflich gewählten, nur in der Phantasie erreichbaren Platz, und machen wir uns im Kreise unserer Begierden und Fähigkeiten ein Nachbild derselben für die Wirtlichkeit. In diesem Sinne antworte ich: Freiheit ist die Fähigkeit Alles thun zu können was man will.

Einen ausgedehnteren Begriff menschlicher Freiheiten giebt es nicht, und auch keinen bestimmteren, denn er bezeichnet schon die natürlichen Grenzen dieser Freiheiten, nämlich die Fähigkeiten.

Das Wollen ist der Ausdruck der Begierden des Menschen, das Können ist der seiner Fähigkeiten, und das Thun ist der Akt der Handlung beider. Je größer also die Harmonie der Begierden und Fähigkeiten des Einzelnen ist, um so größer ist auch seine persönliche Freiheit, und je größer die Harmonie der Begierden und Fähigkeiten Aller ist, desto möglicher und größer ist auch die Harmonie der Begierden und Fähigkeiten, und folglich auch die Freiheit eines Jeden.

Die Harmonie Aller wird bestimmt durch die Beobachtung der natürlichen Gleichheit der Verhältnisse, der Ursachen und Wirkungen, nicht aber durch die der Dinge selbst, denn darin ist die Natur voller Ungleichheiten

Eine gleichmäßige Vertheilung der Arbeiten und Genüsse nach Zahl, Maaß und Gewicht ist daher sowohl den Gesetzen der natürlichen Gleichheit, als denen der Harmonie Aller entgegen: so bald sie geeignet ist, die Freiheiten des Einzelnen, so wie die Harmonie Aller zu stören. Sie kann also nur da angewandt werden, wo dies nicht der Fall ist.

Da nun aber heute Niemand dem Boden das zum Leben Nothwendige und Nützliche abzwingen kann, ohne zu arbeiten, so folgt daraus, daß die Arbeit auch heute für jeden Arbeitsfähigen etwas Gewisses, Bestimmtes seyn muß. Von den Alten, den Schwachen, den Kranken und den Kindern macht die Natur selbst eine Ausnahme, indem sie den Reiz des Lebens verdunkelt, und die Gesellschaft der Auflösung entgegen treibt, wenn sie ihre hülfsbedürftigen Glieder vernachlässigt. Sonach wird doch für die zur Erhaltung Aller nothwendigen und nützlichen Producte, die Bestimmung einer Arbeitszeit für jeden Arbeitsfähigen Nothwendig.

Von der andern Seite zwingt jedoch die Natur Niemanden, von diesen oder jenen Gütern des Angenehmen zu genießen; die Hervorbringung so wie der Genuß derselben muß also auch jedem Einzelnen freigestellt werden. Jeder muß also die Freiheit haben, für die Genüsse des Angenehmen eine längere oder kürzere Zeit zu arbeiten, je nachdem er nach denselben viel oder wenig begehrt; oder gar nicht dafür zu arbeiten wenn er sich derselben ganz enthält.

Wenn es also nöthig ist, eine gewisse Arbeitszeit zu bestimmen, so kann es nur die des Nothwendigen und Nützlichen seyn, nicht aber die für die Hervorbringung des Angenehmen, so lange die Begierden nach denselben nicht bei Allen allgemein geworden sind.

Alle außerhalb der bestimmten Arbeitszeit vollbrachten Arbeitsstunden nenne ich Kommerzstunden.

Mittelst derselben wird es möglich, jedem Individuum die Befriedigung seiner besondern Begierden zu gewähren, ohne dadurch die Harmonie der Begierden und Fähigkeiten Aller zu stören; überhaupt dachte ich mir sowohl die Harmonie des Ganzen als auch den größtmöglichsten Zustand individueller Freiheit ohne dieselben nicht möglich. Dies wenigstens so lange nicht, als nicht eine noch vollkommenere Idee darüber auftaucht.

Nun denke ich mir in den Kommerzstunden folgende Ordnung:

Art. 1. Die Kommerzstunden dienen dazu, den Austausch der Produkte des Angenehmen gegen die Arbeitsstunden des Nothwendigen so zu regeln, daß dadurch für die Freiheit des Einzelnen und die Harmonie Aller kein Nachtheil entsteht.

Art. 2. Jeder hat daher die Freiheit, außer der bestimmten Arbeitszeit noch Kommerzstunden zu machen.

Art. 3. Der Werth aller verarbeiteten Produkte wird nach Arbeitsstunden bestimmt, eben so der Werther dazu erforderlichen Materialien; z. B. eine goldene Kette 50 bis 100 Arbeitsstunden, eine Flasche Champagner 12 bis 18, ein Glas Punsch 1/2 Arbeitsstunde u. s. w.

Art. 4. Dieser Werth steigt mit der Seltenheit der Materialien und Produkte, und fällt mit der Einführung und Vervollkommnung der Maschinen und Werkzeuge zur Erleichterung der Anfertigung derselben. Würde also das Verlangen nach köstlichen Weinen und Juwelen u. dgl. häufiger, als der Vorrath solcher Produkte des Angenehmen, so wird der Werth derselben so lange gesteigert, bis die Begierden nach denselben mit den Fähigkeiten sie herbeizuschaffen, wieder ins Gleichgewicht treten.

Art. 5. Die Werthbestimmung der zur Production des Angenehmen nöthigen Materialien geht von den Gewerbsvorständen, und die der verarbeiteten Produkte von den Akademien aus.

Art. 6. Jedes Individuum erhält auf den Bureaus der Akademien ein Kommerzbuch, bei dessen Empfang dasselbe bemerkt. für welche Genüsse des Angenehmen es vorzüglich Kommerzstunden zu machen gedenkt. Dies soll dazu dienen, den Akademien eine Uebersicht der Quantität der bestellten Produkte zu geben.

Art. 7. Das Kommerzbuch enthält das Portrait und Signalement des Inhabers. Außer einem Extrablatt für besondere Bemerkungen enthält das Buch 60 Blätter, für je 5 Arbeitstage ein Blatt, was 300 Arbeitstage für das Jahr ausmacht. Jedes Blatt enthält 4 verschiedene Rubriken auf der einen Seite 3 und auf der gegenüberstehenden eine, so daß man immer beim Aufschlagen des Buches für je 5 Arbeitstage die 4 verschiedenen Rubriken auf beiden gegenüberliegenden Blatteten vor Augen hat. Dies ist darum, damit das Buch nicht zu breit wird, was der Fall wäre, wenn man die vier Rubriken auf jede Seite anbringen wollte.

Auf der ersten schmalen Rubrik wird oben die Zahl des Ueberschusses der Kommerzstunden des Individuums angemerkt; darunter das Attelier oder der Ort, an welchem er arbeitet. Vollbringt ein Individium seine tägliche 6stündige Arbeitszeit in zwei oder drei verschiedenen Geschäften, so wird von jedem Werkführer derselben auf dieser Rubrik dieselbe Anmerkung gemacht. Der beigefügte Stempel drückt dann zugleich aus, ob Jemand in selben Arbeitszweige 2, 4 oder 6 Stunden täglich arbeitet. Dann die Wohnung desselben und wenn er eingezogen ist, so wie wenn er sie quittirt hat, und zuletzt den Speisesaal. Die Zahl der vorgemachten Kommerzstunden muß auf jedem Blatte oben angemerkt werden, bevor es gültig seyn kann. Diese Anmerkung macht allemal der Werk- oder Zugführer zu Ende des fünften Arbeitstages auf das folgende neue Blatt. Die übrigen Bemerkungen sind nur nöthig, wenn die Wohnung, der Speisesaal oder das Attelier von einem Individuum gewechselt wird.

Auf der zweiten wird unter der Rubrik "Gesundheits-Bulletin" die Gattung, Dauer, Ursache und Wirkung jeder das Individuum betreffenden Krankheit angemerkt.

Auf der dritten Rubrik, "Arbeitsstunden", werden von den verschiedenen Chefs die Stunden angemerkt, welche jedes Individuum über die Zeit gearbeitet hat, mit Angabe der Zahl derselben und der Abteilung des Arbeitszweiges. - Diese drei Rubriken sind auf einer Blattseite.

Auf der vierten gegenüberstehenden Rubrik, "Genußstunden", werden alle Genüsse und Produkte des Angenehmen angemerkt, welche sich das Individuum eintauscht, und zwar der Werth derselben, so wie das Etablissement wo sie genommen wurden.

Die Stempel der Arbeitsstunden sind mit der Unterschrift des Werkführers versehen; ebenso die des Gesundheits-Bulletins mit der des Arztes.

Art. 8. Die Arbeitsstunden werden nur jeden fünften Arbeitstag angemerkt, die der Genußstunden beim jedesmaligen Empfang der Genüsse des Angenehmen. Ausnahmen hiervon machen alle Genüsse, auf deren täglichen Bedarf und Empfang man sich monatsweis oder jährlich abonnirt, als: Theater, Concerte, Taback, Reitpferde, Hunde, Vögel u. s. w.

Art. 9. Für die Austheilung der Genüsse kann jedes Etablissement seine Stempeleintheilung so klein machen, als wünschenswerth ist. So kann die Stunde Arbeitszeit in 10 oder 60 Theile getheilt werden, wenn dies bequem und nöthig ist.

Art. 10. So lange nicht auf den ersten Rubriken des Kommerzbuches eine gewisse zu bestimmende Zahl vorgemachter Arbeitsstunden angemerkt ist, darf Niemand Genußstempel darin eintragen, oder mit andern Worten: Niemand kann die Genüsse des Angenehmen schmecken, bevor er nicht über die Zeit gearbeitet hat.

Art. 11. Die Kommerzbücher werden alle Jahre erneut. Diese Erneuerung geschieht im Winter oder kurz vor der Erndtezeit. Beim Schlüsse der Kommerzbücher würde es sich z. B. treffen, daß Manche viel Arbeitsstunden noch vorgemacht hätten, da nun der Harmonie des Ganzen wegen nur eine gewisse zu bestimmende Zahl davon ins neue Buch auf die erste Rubrik übertragen wird, und die übrigen für den Inhaber des alten Buchs verloren gehen, wenn er sie nicht durch Genußstunden ins Gleichgewicht bringt, so wird Jeder dahin trachten, dies zu thun, und Manche werden auch einige Tage lang nicht arbeitend um sich die täglichen sechs Stunden der allgemeinen Arbeitszeit in dem Kommerzbuch durch die früher vorgemachten Arbeitsstunden ausgleichen zu lassen. Der Schluß der Kommerzbücher ist doch also als eine wahre Carnevalswoche zu betrachten, die man, um den nöthigen Feldarbeiten nicht zu schaden, in eine passende Zeit verlegen muß.

Art. 12. In jedem neuen Kommerzbuche wird auf dem Extrablatt (s. Art. 7) die ganze Summe der früher gemachten Kommerzstunden angemerkt, so wie die dafür in vorzüglicher Quantität eingetauschten Genüsse, als z. B. Waldmann machte in 8 Jahren 5600 Kommerzstunden, davon glich er 50 versäumte Arbeitstage mit 300 Kommerzstunden aus, 300 andere Kommerzstunden finden sich ausgeglichen durch in verschiedenen öffentlichen Etablissements genommenen Getränke und Erfrischungen, 3000 Kommerzstunden ließ er sich ausgleichen durch den Eintausch verschiedener in den Ausstellungssälen genommenen Waaren, und 2000 Stunden verwandte er auf Abonnements verschiedener Genüsse des Angenehmen. Außerdem werden auf diesem Extrablatte die gemachten Reisen, so wie die überstandenen Krankheiten des Individuums angemerkt, und was sonst noch für nöthig befunden wird; mit einem Worte, dieses erste Blatt soll eine Gesammtübersicht aller früher zu Ende gegangenen Kummerzbücher des Individuums geben. Diese Uebersicht wird unter der Leitung der Gesundheitskommisstonen aufgestellt.

Art. 13. Die Kommerzstunden dürfen in ihren Folgen der Gesundheit der Individuen so wie der Harmonie des Ganzen nicht schaden; zu diesem Ende stehen sie unter der Aufsicht eines Gesundheits-Comité's. (S. Kap. 15. Art. 16.)

Art. 14. Niemand erhält in irgend einer Stadt, einem Etablissement oder sonst an irgend einem andern Ort als in den Spitälern Nahrung, Wohnung, Kleidung und Arbeit, wenn er nicht den Wechsel seiner früheren Wohnung, seines Speisesaales oder seines Atteliers in seinem Kommerzbuche hat anmerken lassen; zu diesem Ende hat jeder unbekannte Gast seinem neuen Wirthe das Buch vorzuzeigen. Eben so erhält Niemand, die Genüsse des Angenehmen in den öffentlichen Etablissements, wenn nicht in seinem Kommerzbuche vorgemachte Arbeitszeit angemerkt ist; und nur nach Maßgabe als die Zahl der vorgemachten Arbeitsstunden groß oder klein ist, kann er die Genüsse und Produkte des Angenehmen in größeren oder minderen Werth erhalten. Dies ist nothwendig, um eine richtige Kontrolle über den richtigen Austausch der Vorräthe in den Magazinen und Etablissements führen zu können, so wie um zu verhüten, daß Jemand sich der allgemeinen Arbeitszeit entziehe, um Jahre lang ohne Arbeit auf Reisen zuzubringen,

Art. 15. Jeder, welcher bei der allgemeinen Arbeitszeit einige Stunden oder Tage fehlt, läßt sich die fehlende Zeit als Genußstempel von seinem Werkführer in das Buch eintragen. Wenn dies bis zu einer gewissen von den Mitarbeitern zu bestimmenden Zeit nicht geschieht, so wird derselbe in seiner Wohnung und seinem Speisesaal als krank gemeldet. Die Dauer der Frist richtet sich je nach der Jahreszeit und der Nothwendigkeit der Arbeit, so wie nach dem guten Willen und Zutrauen der Mitarbeiter, weil diese im Falle eines Deficits verpflichtet sind, die fehlende Zeit durch Kommerzstunden nachzuholen.

Art. 16. Jedes Deficit an den Rechnungen eines Etablissements, eines Vereins, einer Gemeinde u. s. w., wird von den Konsummenten des Angenehmen getragen, z. B. wir sind unserer 50 Sänger, wir bilden zusammen einen Verein, und abonniren uns Alle bei den Agenten der Akademie, damit man uns täglich Getränke und Erfrischungen liefere. Nehmen wir nun an, das monatliche Abonnement für dergleichen Getränke und Erfrischungen kostete uns Jeden 30 Arbeitsstunden; nach 2 oder 3 Monaten wären nun aber gerade die besten Sänger mit diesen 30 vorzumachenden Arbeitsstunden im Rückstand. Würde sich deswegen der ganze Sängerverein auflösen wollen? Nein! sondern sie würden in Masse ihre Kommerzbücher auflegen, und sich Jeder etliche Genußstunden mehr einstempeln lassen, um das durch Einige entstandene Deficit zu decken. Wäre das Deficit jedoch so beträchtlich, daß die vorgemachten Arbeitsstunden Einiger nicht hinreichten, den Rückstand der Uebrigen zu decken, so wird die Verabfolgung der Getränke und Erfrischungen von Seiten der Akademie so lange eingestellt, bis die Bücher sich in besseren Umständen befinden.

In den öffentlichen Etablissements, die Jeder zur unbestimmten Zeit, oder zufällig besucht, wie heute unsere Wirthshäuser, wo die wenigsten Gäste abonnirt sind, und es deshalb alle Tage etwas zu stempeln giebt; da, wo der Austausch der Produkte des Angenehmen bis in die kleinsten Einzelnheiten betrieben wird, kann nur ein Deficit entstehen, wenn der angestellte Wirth die Kommerzbucher der ihm unbekannten Gäste nicht jedesmal nachsieht; wenn er Leuten Getränke, Erfrischungen u. dgl, verabreicht die nicht vorgeabeitet haben; wenn er das Verabreichte nicht einstempelt, oder sich im Stempeln irrt.

Wer soll nun da den Schaden tragen, wenn sich nach der Monats- oder Jahresrechuung ein Deficit ausweist? Doch nicht der von den Akademien eingesetzte Wirth oder Aufwärter! denn die haben ja eben nicht mehr wie jeder Andere. Die Akademie kann ihn auch nicht eher tragen als im äußersten Nothfall. Es müssen doch also alle Konsummenten eines solchen Etablissements es seyn, die ihn tragen. Darum also wie folgt:

Art. 17. Jeder Vortheil, und jedes Deficit in den Rechnungen der verschiedenen Etablissements des Angenehmen, wird nach Jahresrechnung unter die Konsummenten desselben verhältnißmäßig vertheilt, und ihnen also zu der im neuen Buche einzutragenden Summe von vorgemachten Arbeitsstunden zugeschrieben, oder davon abgezogen, je nachdem ein Gewinn oder ein Verlust sich herausstellt.

Art. 18. Wird durch den Genuß des Angenehmen die Harmonie des Ganzen gestört, und ist der Eintritt einiger arbeitsfähigen Mitglieder in die Spitäler davon die Folge: so wird dieser Verlust von allgemeiner Arbeitszeit gleichfalls den Konsummenten desselben Genusses zugerechnet. Also je mehr Branntweinräusche in den Spitälern kurirt werden, desto theurer wird der Branntwein;  jemehr man sich um den Besitz kostbarer oder seltener Gegenstände streitet (siehe Kap. 15. Art. 15.) desto mehr wird ihre Anfertigung und ihre Erwerbung erschwert. (Siehe Kap. 11 Art. 8.)

Art. 19. So wie in der für Alle berechneten Arbeitszeit des Nothwendigen und Nützlichen, schon die Aller zur Arbeit Unfähigen mit eingerechnet, und auf die Uebrigen vertheilt ist, eben so müssen die Akademien auch allen Konsummenten des Angenehmen die nicht mehr fähig sind Kommerzstunden zu machen, dieselben Genüsse fortwährend gewähren, und den Werth der Arbeitszeit derselben, mit zu der zur Hervorbringung des Angenehmen nöthigen Arbeitszeit schlagen. Die denselben auf diese Weise unter der Form einer Pension gewährten Genüsse, müssen im Werthe den von denselben früher durchschnittlich gemachten Kommerzstunden gleich sein.

Art, 20. Da in den Kommerzbüchern immer eine bestimmte Zahl Arbeitsstempel vorgemacht werden müssen, um das Eintragen der Genußstempel zu erlangen, so ist es nöthig daß die neuen Kommerzbücher jedesmal 8 Tage vor Ablauf der alten herausgegeben werden. In die alten werden dann während dieser Zeit nur die Genußstunden eingestempelt, und in die neuen die Arbeitsstunden.

Art. 21. Geht ein Kommersbuch verloren, so bekommt das Individuum ein neues; die im alten vorgemachten Kommerzstunden gehen jedoch für dasselbe verloren

Art. 22. Den Mitglieder des Trio, der Centralmeisterkompagnie und der Meisterkompagnien, so wie Allen, welche durch die Fähigkeitswahlen zu irgend einer wichtigen Mission berufen werden, wird gleich, bei der Prüfung der Wahlprobe, und nach Anerkennung derselben, eine gewisse Summe Kommerzstunden ausgesetzt, je nach dem Nutzen der aus der Verwirklichung der neuen Idee für die Gesellschaft hervorgeht. Diese, Anfangs bestimmte Summe Kommerzstunden, wird diesen Individuen so lange zugeschrieben, als sich dieselben in ihrem Amte erhalten. (Siehe Kap. 4. Art, 19.)

Was die übrigen Verhältnisse anbetrifft, so sind ihre Kommerzstunden derselben Controlle unterworfen, wie alle Uebrigen, eben so haben sie wie diese ihre Genußstempel nach den empfangenen Arbeitsstempeln zu regeln.

Art. 23. Obwohl das Verwaltungspersonal der Arbeiten und Produkte des Angenehmen ebenfalls an keine bestimmte, allgemeine Arbeitszeit gebunden ist, weil sich die geistigen Arbeiten desselben so wenig nach Stunden berechnen lassen als die des Verwaltungspersonals der Arbeiten des Nothwendigen und Nützlichen, so kann doch die im vorigen Artikel enthaltene, die Männer des Wissens betreffende Bestimmung für dasselbe nicht gelten, weil die geistige Thätigkeit derselben wohl schöne und angenehme, aber keine notwendigen und nützlichen Produkte liefert. Wollen sie also die Genüsse des Augenehmen genießen, so müssen sie dafür in den nothwendigsten Arbeiten Kommerzstunden machen wie alle Uebrigen. (Siehe Kap.12 Art. 22, und Kap. 5 Art. 15 u. 16.) . Art. 24. Alle durch Kommerzstunden erworbenen Produkte des Angenehmen werden nach dem Tode des Erwerbers zur Verfügung der Gesundheitskommissionen gestellt, welche allen diesen Gegenständen welche sich dazu eignen, eine allgemeine, nützliche Bestimmung geben, und die übrigen öffentlich zerstören.


Weil ich nun fürchte in diesem Kapitel nicht von allen Lesern gut verstanden zu werden, so will ich vor dem Schlüsse desselben noch folgende Fragen abhandlen:

Erste Frage.Warum kann man sich denn nicht lieber des Geldes oder der Karten bedienen, anstatt der Kommerzbücher?

Antwort.Der ganze gesellschaftliche Unfug sammt seinen Uebeln und Verbrechen, kann nur in einer schlechten Methode der Regelung des Austausches Nahrung finden. Unsere Münzen, Banknoten, Staatspapiere, Actien, u. dgl. sind eben solche schlechte Tauschmittel; denn:

a) man kann mit ihnen große Summen in einzelne Hausen aufhäufen, und folglich dadurch Mangel bei Andern hervorrufen,

b) Wan kann sich damit der allgemeinen nothwendigen Arbeitszeit entziehen, und dadurch die Ursache werden daß Andere sich zu Tode schinden müssen,

c) Mittelst der Eigenschaft desselben, Mangel und Ueberfluß, Wohlstand und Elend künstlich hervorrufen zu können, wird Leben, Gesundheit, Glück und Freiheit der Einen, ein Spielballen der Gelüste der Andern. Man kann sich damit, Einer den Andern betrügen, bestehlen, bestechen, verhöhnen; sich demüthige Sklaven damit verschiffen, und zum Vortheil der Begierden Einiger die Harmonie des Ganzen stören.

d) Wenige Einzelne können dadurch zum Nachtheil aller Uebrigen, einen hohen Grad individueller Freiheit erlangen. Um so freier die Einen mittelst des Geldes leben können, um so tiefer versinken die Andern in das Joch der Unterwürfigkeit und Sklaverei.

e) Es treibt durch die Verjährung, den Unfug von Generation zu Generation auf eine immer schrecklichere Höhe: denn das Geldsystem zieht die zur Erhaltung Aller nöthigen Kräfte, auf immer größere Haufen zusammen, um die Mästung seiner Kreaturen desto vollkommener bewerkstelligen zu können. Je mehr, und je größere Haufen nun von den für die Erhaltung Aller nöthigen Bedürfnissen für Einige zusammen gekratzt werden, um so größer wird der Mangel der Uebrigen, und zwar immer größer, je mehr sich die von den Zusammenkratzern regelmäßig Ausgeplünderten vermehren,

f) Das Geldsystem ist im Widerspruch mit jeder vernünftigen Ordnung; daher die vielen unvernünftigen, und widersprechenden Gesetze. So lange die Gesellschaft noch eines derselben nöthig hat, wird ihr jeder Athemzug der Freiheit verpestet,

g) Das Geldsystem verhindert und verzögert jeden für das Wohl Aller berechneten Fortschritt, weil der Geldmann nur das unterstützt was ihm persönliche Vortheile bietet. Ob nie Maschinen die Arbeit verkürzen oder nicht, unsere Lage wird dadurch im heutigen Geldsystem nicht verbessert. Manche Maschinen schaffen 10, ja 100 mal mehr als der Mensch mit seinen beiden Händen, deswegen müssen wir doch eben so lange arbeiten als früher. Vielleicht gerade deswegen müssen wir länger arbeiten; weil die Konkurrenz der Maschinen uns zwingt, uns jede Herabsetzung des Lohnes und Verlängerung der Arbeitszeit gefallen zu lassen, wenn wir nicht vorziehen zu stehlen oder zu sterben. Also in einem Systeme der Harmonie und Freiheit kein Geld! Eben so wenig sind Karten oder Marken ein zweckmäßiges Tauschmittel: denn um Anhäufungen zu verhüten mußte man sie ebenfalls von Zeit zu Zeit durch andere ersetzen; dies würde aber bei den Karten mehr Umstände machen. Der Hauptgrund, warum sie in einem Systeme der Harmonie und Freiheit nicht als Tauschmittel dienen können ist der,. daß mittelst derselben Schenkungen, Bestechungen, Hasardspiele, Betrug und Diebstahl möglich sind, wie unter dem Geldsystem. Darum können weder Stücken Metall, Holz, Steine oder Karten, in einer auf Harmonie und Freiheit basirten Organisation der Gesellschaft als Tauschmittel dienen.

Ein Tauschmittel kann daher der Harmonie und Freiheit nur durch folgende Eigenschaften zweckdienlich sein.

a) Es darf sich damit nichts aufhäufen, verschenken, verspielen, vererben und stehlen lassen.

b) Es muß sich damit die Freiheit keines Einzigen zum Vortheil eines Andern beeinträchtigen lassen,

c) Es muß trotz allen Austausches doch immer in der Hand des Besitzers bleiben, und zugleich ein Tagebuch seiner Begierden und Fähigkeiten seyn.

Zweite Frage.Warum kann man sich der Kommerzbücher nicht auch für den Austausch der Produkte des Notwendigen und Nützlichen bedienen?

Antwort.Weil diese etwas Nothwendiges und Bestimmtes sind, was jeder in gleichem Verhältnisse haben muß, eben so wie die zur Hervorbringung dieser Produkte nöthigen Fähigkeiten. Zu dem aber, was Alle in gleichem Verhältnisse haben müssen, darf es in einem System der Harmonie und Freiheit keine Tauschmittel haben, weil diese Letzteren eigentlich hauptsächlich nur dazu dienen, den Freiheitstrieb Einzelner zu befriedigen, und eine ungleiche Vertheilung der Genüsse da möglich zu machen, wo sie Niemanden schadet. Da, wo die Vertheilung in den Verhältnissen für Alle gleich ist, bedarf es ja also auch keines Tauschmittels. Die Bedürfnisse des Notwendigen und Nützlichen sind nun aber für Alle gleich, wie die zur Hervorbringung derselben nöthige Arbeitszeit. Durch eine Ausdehnung des Tauschmittels auf die Produkte des Notwendigen und Nützlichen würde nur die Vertheilung nach den gleichen Verhältnissen unmöglich gemacht. Mancher würde zum Ekel der Andern in zerrissenen und schmutzigen Kleidern einhergehen, um einige Flaschen Wein mehr trinken zu können. Andere würden deswegen Oekonomie an Möbeln und Hausrath machen, noch Andere wohl gar an der Kost; besonders würde dieses Alles in der Uebergangsperiode der Fall seyn. Darum müssen die Tauschmittel für das Notwendige und Nützliche aufhören, es wäre sogar gut, wenn es möglich wäre, sie ganz und gar aufhören zu machen. Einige halten dies für moglich, ich aber, der ich vor Allem die Harmonie Aller und darin die Freiheit eines Jeden will, habe bis jetzt diese Möglichkeit noch nicht einsehen können, weil noch Niemand sich bemühte, sie zu beweisen; indeß wünsche ich sie.

Dritte Frage.Durch die Kommerzstunden wird es möglich, daß ein Individuum einige Tage die allgemeine Arbeitszeit versäumt, weil es sich seine täglichen 6 Stunden von den schon vorgemachten Kommerzstunden abstempeln lassen kann; andere Individuen wieder arbeiten gar nicht mehr in den allgemeinen nützlichen und nothwendigen Production, weil sie in den Arbeiten des Angenehmen angestellt sind; als Maler, Bildhauer, Goldarbeiter, Putz- und Mode-Fabrikanten, Zuckerbäcker, Destillateur, Romantiker, Schauspieler, Sänger u. dgl., wie wird es nun da möglich, mittelst der Kommerzbücher das nöthige Gleichgewicht der Begierden und Fähigkeiten zu erhalten und die für Alle für das Nothwendige und Nützliche festzusetzende Arbeitszeit zu berechnen?

Antwort. Die Verwaltung der ganzen Gesellschaft theilt sich in zwei Ordnungen, die der Arbeit oder die Geschäftsordnung, und die des Genusses oder die Familienordnung. In der ersten wählen alle Arbeiter und Arbeiterinnen oder die Meisterkompagnien, die Leiter der Arbeiten, vom Werkführer und Zugführer an bis zum Werksvorstand und Trio.

Dieses letztere kennt nun die Zahl aller arbeitsfähigen Glieder der Gesellschaft, so wie die aller verzehrenden Mitglieder. Nach den Bedürfnissen dieser letztern fällt es also auch nicht schwer, die für Alle nöthige Arbeitszeit zu berechnen. Gesetzt nun, unter einer Bevölkerung von 15,000 Individuen gebe es 10,000, welche fähig wären, eine volle Arbeitszeit zu verrichten; nehmen wir an, diese vollbrachten jedes an bestimmter allgemeiner Arbeitszeit jährlich 1800 Stunden, so wären das für Alle zusammen 18,000,000 jährlicher Arbeitsstunden, das Jahr zu 300 Arbeitstage gerechnet. Kämen nun bei der Jahresrechnung in Folge der Kommerzstunden nur 9,000,000 Stunden heraus, für die für die allgemeine Arbeitszeit berechneten, so würden die fehlenden dafür durch 9,000,000 Kommerzstunden ersetzt. Nur gegen einen Ueberschuß an Kommerzstundenhalten die Akademien ihre zur Production des Angenehmen nöthigen Materialien. Da nun jene ohne diese nichts fabriciren lassen können, so ist es sowohl in ihrem als im Interesse aller Konsummenten des Angenehmen, daß beim Anmerken der Stempel in den Kommerzbüchern keine Fehler vorgehen. Das Trio und die Gewerbsvorstände haben doch also um die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der Rechnungen in Bezug auf die Kommerzbücher nicht das Mindeste zu besorgen, weil nothwendiger Weise immer ein Ueberschuß an Kommerzstunden da seyn muß, für welchen sie den Akademien die Materialien liefern, die zur künftigen Fabrication nöthig sind, und weil, wenn dieser nicht da ist, im Nothfalle an den vorgemachten Arbeitsstunden Aller abgeschrieben wird, was auf Keinen viel beträgt. (S. Art. 16.)

Was nun die Ordnung des Genusses oder die Familienordnung anbetrifft, so hat das Trio in allen Gemeinden und Distrikten Direktoren über die Aufsicht und die Verwaltung der Vorräthe eingesetzt. Diese berichten nun ungefähr wie folgt: Für eine Bevölkerung von 15,000 Menschen brauchen wir dahier täglich 5000 Pfund Fleisch, 20,000 Pfund Brod, 100 Scheffel Hülsenfrüchte oder Kartoffeln, 15,000 Maaß Milch, 10,000 Maaß Bier, 6000 Maaß Wein u. s. w. An Vorrath haben wir: Nun läßt er das ganze Register folgen von Allem, was in Magazinen, Scheuern, Kornböden und Kellern aufgespeichert ist, so wie eine Uebersicht des Gemüsebaues und des Viehstandes.

So laufen nun die Berichte aus allen Distrikten bei der hochsten Bundesbehörde ein. Nach denselben wird nun von letzterer zuerst der gegenseitige Austausch des Ueberflusses verschiedener Produkte des einen Distrikts mit dem des andern angeordnet; ist dies geschehen, so regeln die Direktoren den Austausch unter den verschiedenen Gemeinden ihres Distrikts und dann die Gemeinden den unter die Küchenkommissionen, und diese an jeden Einzelnen durch dessen tägliche Beköstigung. An die Arbeiter für das Angenehme wird dann das Nothwendige eben so geliefert, wie an alle Uebrigen, weil ihre Arbeitszeit ja schon durch Kommerzstunden ausgeglichen wird. Eben so an die, denen es einfällt, einmal einige Tage nicht zu arbeiten, wenn sie dafür sich für jedenTag 6 vorgemachte Arbeitsstunden aufstempeln, oder mit andern Worten, sich 6 Genußstempel in ihr Buch eintragen lassen. Sobald dies aber nicht geschieht, oder sobald alle vorgearbeiteten Stunden durch Genußstempel gleichgemacht sind, und das Individuum dennoch fortfahren will, nicht zu arbeiten, so wird vom Attelier aus die Anzeige in seiner Wohnung gemacht, daß er krank sey, eben so in seinem Speisesaal. Jeder aber auf diese Weise Angemeldete findet nur im Spital Logis und Kost, weil keine andere Wohnung und keine andere Tafel ihm offen stehen, so lange nicht im Kommerzbuch entweder der seit 24 Stunden erfolgte Wechsel der Wohnung und des Speisehauses, oder der Austritt aus dem Krankenhause und die Heilung der Krankheit angemerkt ist. (S. Kap. 15. Art. 1l.)

Vierte Frage.Auf welche Weise wird allen Verfälschungen und Veruntreuungen vorgebeugt?

Antwort.Hauptsachlich dadurch, daß die Begierden des Erwerbens und Genießens durch die Kommerzstunden für Alle auf gleiche Weise befriedigt werden können; des Betruges hat man mithin ganz und gar nicht nöthig, es sey denn, man wolle sich des Genusses aller Produkte des Angenehmen theilhaftig machen, ohne wie Andere dafür zu arbeiten.

Dieses wird aber so leicht nicht, denn wenn man sich das Kommerzbuch auch selbst machen könnte sammt seinen Stempeln, so würde dies doch nicht hinreichen die Gesellschaft in ihrem Interesse zu täuschen; denn erstens ist es nicht möglich, sich der allgemeinen Arbeitszeit pflichtwidrig zu entziehen, weil Jeder, der nicht kommt, um sich den Betrag der versäumten Zeit einstempeln zu lassen, als Kranker in seinem Wohn- und Speisehause angezeigt wird, und daselbst sofort für ihn alle Bedienung aufhört. Da nun Niemand sich auf diese Weise der Arbeit entziehen kann, so ist ferner zweitens gewiß, daß auch Niemand sich selbst falsche Stempel in das Buch eintragen kann, weil dies der Werk- oder Zugführer, oder die Kameraden am Ende des fünften Arbeitstages im Buche sehen würden.

Gelänge es aber wirklich Einigen, sich durch außerordentliche Geschicklichkeit doppelte Bücher zu fabriciren, so würden die durchdieselben zu erhaltenden Genüsse mit vielen Unbequemlichkeiten verbunden seyn; denn einmal dürften sie sich in den Stunden, wo Kommerzstunden gemacht werden, nicht zu oft den Genüssen überlassen, weil dies auffallend seyn würde, wenn man die Menge der Genußstempel mit der vielen freien Zeit vergleicht; dann wären dieselben doch genöthigt, sich bei ihren Genüssen von den Leuten zu trennen mit denen sie arbeiten, damit diese den Unterschied nicht gewahr würden; auch müßten sie viele der eingetauschten Gegenstände den Augen der Uebrigen zu verbergen suchen. Dann wäre es auch hauptsächlich ein Beweis, daß dieselben geschickter und pfiffiger seyen, als die mit der Fabrication der Kommerzbücher von den Akademien beauftragten Personen.

Die Akademie hätte sich solches Deficit doch nur allein zuzuschreiben, und die Konsummenten des Angenehmen müßten den ganzen dadurch entstandenen Verlust theilen, was ein mächtiger Beweggrund ist, seine Geschicklichkeit nicht auf solche Weise zu erproben, und sich dadurch die Achtung und Freundschaft seiner Mitmenschen zu verscherzen, die, einmal verloren, in einem Systeme der Harmonie nur mit Mühe durch Auswanderung in eine fremde Gegend und durch ein besseres Betragen wieder zu erringen ist.

Würden solche Kommerzbücher vollkommen nachgemacht sammt ihren Stempeln und Unterschriften, so wäre dies also ein Beweis, daß die Akademien mit der Fabrication und der Einrichtung derselben nicht die geschicktesten und pfiffigsten Männer beauftragt hätten. Ein solcher Fall würde also zur Folge haben, die Fabrication und das Reglement der Bücher andern Leuten, und vielleicht gerade den Nachahmern anzuvertrauen.

Fünfte Frage.Wird das Stempeln der Bücher nicht eine langweilige Methode seyn.

Antwort.Sie ist meiner Meinung nach kürzer als unsere Geldwechselmethode, denn einmal ist dabei nie etwas zu wechseln und zu zählen mit Ausnahme der Jahresrechnung.

Dadurch, daß sie nur für die Befriedigung der Begierden gebraucht werden, und also alle das Einkaufen und Eintauschen der zu den Bedürfnissen des Notwendigen und Nützlichen erforderlichen Kleinigkeiten unnütz machen, wird sie schon bedeutend abgeküllt. Was nun das Auszahlen oder die nach Ablauf von 5 Arbeitstagen einzustempelnden Arbeitsstempel anbetrifft, so nimmt diese Methode nicht mehr Zeit in Anspruch, als das Auszahlen des Wochenlohnes. In Zeit von l5 Minuten kann ein Werk- oder Zugführer die 10 Bücher seiner Gefährten alle mit den nöthigen Stempeln und Unterschriften versehen. Das Bemerken des Wechsels des Orts, der Wohnung, des Speisesaals, des Atteliers, ist mit weniger Umständen verknüpft, als heute das Aufstellen unserer Reisepässe, Miethskontrakte, der Rechnungen unserer Speisewirthe und der Arbeitsbescheinigungen und Atteste unserer Meister, Fabrikanten, Herren u. dgl.

Was nun die Genußstempel anbetrifft, da werden die Umstände und der Zeitverlust des Stempelns schon dadurch außerordentlich vereinfacht, daß es Jedem möglich gemacht wird, sich auf verschiedene Genüsse des Angenehmen, auf Monate und auf das Jahr zu abonniren, indem eine Anzahl Gleichgesinnter, Vereine zu diesem Zweck bilden, als: Sing- und Lesevereine, Musik- und Tanzvereine, Abendunterhaltungen u. dgl.

Jeder solcher Verein steht zusammen für den richtigen Beitrag aller seiner Mitglieder und läßt sich den täglichen Bedarf an Thee, Bier, Wein, Kaffee, Kuchen, Liköre und Erfrischungen aller Art in Summa liefern. Den Verbrauch dieser Gegenstand, und den dafür zu entrichtenden Beitrag, regeln diese dann unter sich monatsweise, und die Akademie macht nur eine monatliche, vierteljährige oder jährige Revision der Bücher der Mitglieder. Das Deficit, was dann möglichen Falls bei dem einen ober dem andern Mitgliede eintreten könnte, füllt die Gesammtheit durch überzählige Genußstempel aus. Jedem solchen Vereine ist aber vorzüglich daran gelegen, geregelte Mitglieder zu haben, auf die sich alle Andere verlassen können. Fiele dennoch (was gar nicht möglich scheint) ein allgemeines bedeutendes Deficit vor so müßten dann natürlich die übrigen Konsummenten durch einen sehr kleinen Beitrag bei der Jahresrechnung dasselbe decken. Dies zöge aber die Auflösung eines solchen Vereines nach sich, indem demselben von den Akademien nichts eher geliefert würde, bevor er seiner

Ruckstand nicht durch Kommerzstunden ausgeglichen hätte. Und welcher andere Verein würde solche Mitglieder gerne unter sich aufnehmen? Das Stempeln der Genußstunden in den übrigen Etablissements, wo Jeder gleichsam im Vorbeigehen ein Glas Wein, Bier, Milch, ein Packet Taback u. dgl. nehmen kann, ist ebenfalls nicht umständlich. Der Gast legt das letzte Blatt von den in seinem Buche gestempelten auf, und der angestellte Wirth - welches gewöhnlich die zur Arbeit untauglich Gewordenen sind - drückt sein Stempel hinein. Das ist wenigstens eben so geschwind gemacht, als das Bezahlen mit dem Gelde, besonders wenn man bedenkt, daß dabei oft Wechseln und Herausgeben, und oft auch Einschreiben auf Kredit vorkommt.

Was nun die Gegenstände des Luxus anbetrifft, da geht der Austausch viel geschwinder als jetzt, wo so viele kostbare Zeit unnütz mit Handeln und Geldwechseln verloren wird.

Die Kommerzbücher sind überhaupt Alles in Allem, was Jeder Regelung der Harmonie des Ganzen Schriftliches braucht. Sie vertreten all unsere in den Verhältnissen nöthigen Schriften.

Sie sind zugleich: Reisepaß, Tausschein, Heimatsschein, Freischein, Lehrbrief, Wechsel, Quittung, Rechnungsbuch, Tagebuch, Schulzeugnis, Eintrittskarte, Empfehlungsschreiben, Kollekte, Geldbörse; sie sind der Spiegel aller geistigen und physischen Bedürfnisse des Individuums, sein Portrait, sein Biographie; kurz, das ganze bildliche Ich des Individuums, wie es noch nicht dargestellt wurde. Diese ungeheure Menge von Zeugnissen, Attesten und Schriften aller Art, die wir unter den jetzigen Verhältnissen nöthig haben, und wovon die meisten sehr unnütz sind, concentriren sich auf eine vervollkommnete und vereinfachte Weise, in dem einen Kommerzbuch.

Sechste Frage.Wird diese Regulirung nicht durch das Abreisen der Einzelnen gestört?

Antwort.Nein! weil  Niemand an einem fremden Ort, ohne vorgemachte Kommerzstunden, Arbeit, Kost, Wohnung, Kleidung und Reisegelegenheit haben kann, ohne das Visa in seinem Buche bemerkt haben. Dieses wird jedoch nur dann gegeben, wenn das Buch in der Ordnung ist, und die Summa der gemachten Arbeits- und Genußstunden in das Buch der Reisenden eingetragen sind; welches dann bei der Jahresrechnung mit in Betracht gezogen wird.

Siebente Frage.Können nicht die Wirthe manchen Gegenstand verabfolgen lassen, ohne den Werth derselben in die Bücher einzustempeln?

Antwort.Nicht leicht! weil erstens das Interesse aller Gäste so wie ihr eigenes dabei bethteiligt ist, und Jeder bei der Jahresrechnnng lieber seinen Gästen einen Vortheil als ein Deficit bietet; dann, weil der Wirth nie allein ist, sondern überall zwei oder vier angestellt sind, die alle das gleiche Interesse haben eine gute, vortheilhafte Jahresrechnung abzulegen.

In dem Amte eines Wirthes kann man soviel Personen anstellen als man will, das thut der allgemeinen Arbeitszeit keinen Abbruch. weil man dazu diejenigen Leute nimmt, die die Gesellschaft ohnehin arbeitslos erhalten muß; zu dem Geschäfte eines solchen Wirthes hat jeder zur Arbeit unfähig Gewordene immer noch Luft und Kraft genug. Nun würde aber in einem solchen Systeme der Harmonie Jeder eine solche Begünstigung von Seiten des Wirths eher als eine Beleidigung als wie eine Gefälligkeit ansehen. Von dieser Zeit ist doch also die Befürchtung einer Unregelmäßigkeit ungegründet.

Achte Frage. Wie wurde man es aber mit den verschiedenen Geschäften halten, die denen eine längere, erschöpfende Arbeitszeit nothwendig wird, als z. B. bei den Matrosen, die oft lange Seereisen machen, und den Conductoren von Fuhrwerken, die oft Tag und Nacht bei den Wägen bleiben müssen; können diese denn auch Kommerzstunden machen?

Antwort. Warum denn nicht? Diesen wird die ganze Zeit, die sie nöthiger Weise bei einem und demselben Geschäfte über die allgemeine Arbeitszeit zubringen müssen, als Kommerzstunden angerechnet. Davon können sie nun einen Theil ihrer Genüsse auf den Schiffen selbst befriedigen, und die übrige Zeit und Genüsse nach der Reise einholen. Die Erneuerung der Kommerzbücher solcher Individuen kann natürlich nicht in die für Alle bestimmte Zeit fallen, weil sie auf Reisen nicht Gelegenheit haben, ihre Kommerzstunden durch Genußstempel auszufüllen. Diese Erneuerung, geschieht dann vor einer jeden Abreise. (Siehe Kap. 5. Art. 20.)

Neunte Frage.Manche Geschäfte sind unstreitig annehmlicher und angenehmer als wieder andere, und doch kann man dabei nicht eine Ablösung von 2 zu 2 Stunden vornehmen, um dreimal so viel Personen daran Theil nehmen zu lassen. Dies ist z. B. bei den Conductoren von Fuhrwerken der Fall; soll man denn da die Arbeitszeit derselben auch für die gleiche Mühe rechnen, da doch mitunter auch noch Zwischenzeiten vorkommen, wo sie gar nichts thun, wie unter Andern bei der Fütterung der Pferde. Wie würde man denn die Sachen regeln, um nicht gegen das Prinzip den Freiheit und Harmonie Aller zu verstoßen?

Antwort.Die Arbeitszeit solcher Individuen muß nöthiger Weise für voll gelten, weil sie ja doch diese Arbeitszeit nicht für sich zu andern Zwecken benutzen können. Nach solchen Plätzen drängen, können sich aber die Uebrigen nicht, ohne sich dem dazu berechtigenden Examen der Tauglichkeit zu unterwerfen. Dieses Examen, welches Jeder schon vor dem Austritt aus der Schularmee ablegen muß, wird aber um so schwieriger gemacht, je mehr sich die Schüler zur Erlernung eines angenehm scheinenden Geschafts drängen. (S. Kap. 3. Art. 20.; u. Kap. 14. Art. 15.)

Mithin wird doch das Gleichgewicht der verschiedenen Mühen dadurch keinesweges gestört, höchstens kann solches Andrangen nur dazu dienen, die Wissenschaft und Geschicklichkeit auf eine immer höhere Stufe zu heben. An den Meisterkompagnien ist es dann zu bestimmen, welchen Wissenschaften und Geschicklichkeiten dadurch für das Wohl Aller ein höherer Impuls gegeben werden muß. Uebrigens ist die Annehmlichkeit mancher Geschäfte heute bei uns nur scheinbar, weil wir uns keine Idee machen können, wie annehmlich die heute für schwierig betrachteten Geschäfte in einer besseren Organisation der Gesellschaft betrieben werden können.

Zehnte Frage.Wie würde man es nun mit den verschiedenen Plätzen im den Theatern halten, auf die doch alle ein gleiches Recht haben?

Antwort.Auf verschiedene Weise, je nach den Umständen. In der Uebergangsperiode, wo die Theater noch nicht allgemein geworden sind, so wenig wie die Schauspieler, kann man für die verschiedenen Plätze, ein verschiedenes Abonnement von Genußstempeln annehmen. Jeder Abonnent erhält dann eine auf die Dauer des Abonnements gültige Einlaßkarte; je nach den Plätzen auf die er abonnirt ist. Will man die Möglichkeit der Verschenkungen dieser Karten vorbeugen, so kann man auch diese, so wie andere in die Commerzbücher abgestempelte Abonnements, noch außerdem auf das Extrablatt des Buches anmerken lassen; wenigstens ist dann doch nur ein oft wünschenswerther, gegenseitiger Austausch der täglich zu holenden Eintrittskarte möglich, nicht aber die verführerische Schenkung eines viertel- oder halbjährigen Abonnements.

Der besondere Stempel auf dem Extrablatte dient der Einfachheit wegen, damit die Theaterdirektionen bei der täglichen Austheilung der Karten nicht nöthig haben, jedes Buch durchzublättern.

Sind die Theater allgemein geworden, oder will man schon früher die verschiedene Werthbestiummung der Plätze nicht mehr, so kann man die Sachen so einrichten wie folgt:

Am Eingang des Theaters befinden sich mehrere Urnen. In einer derselben sind einzelne numerirte Kugeln. In der zweiten sind diese numerirten Kugeln zu zwei und zu zwei zusammengefugt; in der dritten drei, und so fort bis auf fünf. Diese in den fünf Urnen enthaltenen Nummern sind aufeinander folgend, und repräsentiren sämmtliche numerirte Plätze des Theaters.

Die Individuen, die nun einzeln kommen, greifen in die Urne worin die einzelnen Kugeln sich befinden, und nehmen dann den ihnen danach durch ein Billet bezeichneten Platz ein. Wollen zwei oder mehrere Personen zusammen sitzen, so greift einer derselben in diejenige Urne welche die gewünschte Zahl zusammengesetzter, auseinander folgender Nummern enthält. Sind die einzelnen Nummern vergriffen, so werden sie durch andere aus den andern Urnen, die man zu dem Zweck auseinander nehmen kann, ersetzt.

Geht das nicht Alles ganz vortrefflich? Und doch sind diese hier gegebenen Ideen nur ein unvolkommener Schattenriß von dem, was sein kann, und wird.

In einem System der Vereinigung ist viel möglich, was in einem System der Trennung und Vereinzelung unmöglich ist.

Elfte Frage.Im Falle nun ein solches Kommerzbuch verloren geht, würde dieser Verlust nicht eine Unregelmäßigkeit in den Rechnungen, oder wohl gar ein Deficit in denselben nach sich ziehen?

Antwort.Die dadurch entstehende Unregelmäßigkeit ist von keiner Bedeutung, und kann sich nicht auf die Verwaltung fühlbar machen, weil dieselbe keine Kommerzstunden kreditiert, sondern die dieselben vorarbeiten läßt. Das Individuum könnte doch also dabei nur verlieren, im Falle es nämlich eine bedeutende Anzahl Kommerzstunden vorgearbeitet hätte, und de Ueberschuß derselben nicht mehr nachgewiesen werden könnte.

Dieser Verlust, der im vorkommenden Falle nur sehr klein seyn kann, besonders wenn das Individuum gewohnt ist, nur sehr mäßig über die Zeit zu arbeiten, kann aber Niemanden zu Gute kommen als den Konsumenten des Angenehmen. (Siehe Art. 17. d. Kap.) Mithin kann doch der Verlust eines Buches so wenig wie jeder andere Verlust oder Gewinn, das Wohl des Einzelnen gefährden, und die Harmonie Aller stören.

Ein außer ordentlicher Umstand wäre nun wohl der, daß der Verlierende Mitglied eines Vereines wäre, der seine Bücher mit der Akademie nur nach Jahresschluß regelte; daß ferner es durch in der Zwischenzeit vorgekommene Reisen und Krankheiten und andere unvorhergesehene Zufälle sehr schwierig wäre, den Inhalt des verlornen Buches einzusehen. In solchem Falle bleibt es den Vereinsmitgliedern überlassen, ob sie das Deficit nach Art. 15, ganz oder theilweise übernehmen wollen, wenn der Verlierende seiner  Unachtsamkeit nicht selbst ein Opfer bringen kann, oder will.

Zwölfte Frage.Wird die Regelmäßigkeit der Bücher, und dadurch die Berechnung der Harmonie des Ganzen nicht durch das Ab- und Zureisen der Individuen gestört?

Antwort. Nein! denn jedes Individuum erhält vor der Abreise sein Buch visirt, wenn es nämlich keine Kommerzstunden vor gearbeitet hat, dabei aber doch nach der täglich bestimmten, allgemeinen Arbeitszeit, die Fahrgelegenheiten benutzen will.

Hat ein Individuum eine Anzahl Kommerzstunden vorgearbeitet, so hat es dieses Visa nicht nöthig; ist aber alsdann gehalten, so lange es nicht arbeitet, sich die täglich erforderliche, 5 oder 6 stündige Arbeitszeit, von den vorgemachten Arbeitsstunden abstempeln zu lassen.

Ein Reisender, der keine Kommerzstunden vorgearbeitet hat, erhält seine tägliche Arbeit und seine tägliche Bedürfnisse, von den Gesundheitskommissionen angewiesen. Will er sich einige Zeit an einem Orte aufhalten, so kann er sich bei einem Werk- oder Zugführer nach seiner Wahl als Arbeiter Aufnehmen lassen. Sobald er den Stempel desselben in seinem Kommerzbuche hat, bekommt er in jedem Etablissement des Nothwendigen und Nützlichen was er braucht.

Der Werk- oder Zugführer, welch die Bücher stempelt, ist verpflichtet, jeden Arbeiter, der nicht bei der Arbeit erscheint, und für den die Kameraden nicht gut stehen wollen, als krank melden. (Siehe Kap. 15. Art. 12.)

Ich hoffe nun mich in diesem Kapitel ziemlich deutlich erklärt zu haben, und will also, obwohl darüber noch viel zu fragen ist, mit diesen Fragen schließen. Wer mich noch nicht verstanden hat, wird mich vielleicht durch die folgenden Kapitel verstehen.

Soviel ist indeß gewiß: man darf nur ein System der Freiheit, der Harmonie und Gemeinschaft Aller - hört ihr's Aller!! Aller!! - wollen, so wird man es finden. Dies System oder jenes! Kommerzstunden oder keiner! das Alles sind Nebensachen; die Hauptsache ist: Alles für Alle zu wollen, und nicht: Etwas für die Einen, Wenig für die Andern, und Nichts für die Uebrigen.

Elftes Kapitel.

Die Geschäftssperre

Ist ein Geschäft mit freiwilligen Arbeitern überfüllt - was gewöhnlich bei den angenehmen Geschäften der Fall ist, so kann in demselben nicht über die Zeit gearbeitet, so können darin keine Kommerzstunden gemacht werden. Diese Verordnung nenne ich die Geschäftssperre.

Mittelst derselben wird es möglich, im Zustande der Gemeinschaft Jedem die freie Wahl einer angenehmen und leichten, oder unangenehmern, beschwerlichern Arbeit zu lassen, ohne daß dadurch bei letzterer ein Mangel an Arbeitern eintritt.

Die ganze Ordnung der Geschäftssperre besteht darin: den Genuß des unnöthigen Angenehmen, nur durch die Produktion des jenigen Nöthigen, welchem es an freiwilligen Arbeitern mangelt, möglich zu machen, und zwar ohne dadurch weder die personliche Freiheit, noch die Harmonie des Ganzen zu gefährden, welche letztere zu sichern, der Hauptzweck dieser Institution ist.

Durch die Geschäftssperre wird es ferner möglich, alle Nachtheile von der Gesellschaft abzuwenden, welchen sie durch die Zügellosigkeit der Begierden Einiger ausgesetzt seyn könnte. Wenn, z. B. es denkbar wäre, daß im Zustande der Gemeinschaft der Luxus sich auf eine furchtbare Weise vemehrte; wenn sich bei Einigen eine wahre Sucht nach goldenen Ketten, Uhren, Ringen, Perlen und Edelsteinen zeigte, und die Aerzte machten den Bericht, daß in Folge der Vermehrung und Einführung dieser Gegenstände sich die Spitäler mit Habgierkranken füllten - nämlich solchen, welche sich um den Besitz eines Gegenstandes streiten und schlagen - so wird, wenn es nicht möglich ist, diese Gegenstände allgemein zu machen, von dem betreffenden Gewerbsvorstande die Sperrung der Werkstätten verordnet, in welchen diese Gegenstände bisher fabricirt wurden; dann hört die Krankheit auf einmal auf.

Man kann einwenden: Jeder kann sich ja einen goldenen Schmuck durch Kommerzstunden verdienen, wenn er will. Dies wäre aber doch nicht möglich: denn die Materialien dazu würden am Ende zu selten werden; auch erfände und fabricirte man am Ende so vielen kostbaren unnützen Kram, daß es Jemanden, der an allen Luxusarbeiten und Produktionen der Phantasie Freude hätte, zuletzt unmöglich oder doch wenigstens zu lästig werden würde, zur Herbeischaffung aller dieser Gegenstände so viele Kommerzstunden zu machen, und da nun jeder Mensch die natürliche Begierde des Habens und des Erwerbens hat, so ist es auch nicht zu verwundern, wenn er dieselbe auf die leicht möglichste Weise zu befriedigen sucht. Derjenige, welcher starke Begierden hat, welche durch die Genüsse, die auf seine Sinne wirken, aufgeregt werden, wendet alle ihm mögliche Mittel an, sie zu befriedigen. Wenn ihm nun die Gesellschaft diese Befriedigung durch die Anwendung seiner geringen nützlichen Fähigkeiten erschwert, so sucht er dieselbe auf anderem Wege zu erlangen; seine Begierden kommen in Konflikt mit der Harmonie des Ganzen, und zeigen dadurch an, daß hier etwas an der gesellschaftlichen Ordnung zu verbessern ist. Er stiehlt, heißt das in unserer Sprache.

Da ist nun nicht anders nachzuhelfen, als durch das Allgemeinmachen oder das Wegschaffen des fraglichen Artikels, welcher im Stande war, die Unordnung anzurichten; und dazu soll die Geschäftssperre ebenfalls dienen. Merken wir uns darin überhaupt also folgende Punkte:

Art. 1. Sie dient dazu, die Begierden und Fähigkeiten der Einzelnen mit den Begierden und Fähigkeiten Aller in Harmonie zu bringen.

Art. 2. Sie wird von den Gesundheits-Comité's vorgeschlagen und von den Gewerbsvorständen bestätigt.

Art. 3. Die Geschäftssperre gilt für alle Individuen, welche Kommerzstunden machen, auf die gleiche Weise; wenn nicht nach den Naturgesetzen eine Ausnahme davon gemacht werden muß.

Art. 4. Eine Ausnahme davon machen alle Individuen, welche ihre Arbeitszeit in den dringendsten Geschäften verwenden, eben so die Mütter kleiner Kinder, so wie die Schwachen und Greise, die noch arbeiten, aber keine starke Arbeit verrichten können. Dadurch wird die Gleichheit der Verhältnisse gesichert. (Siehe Kap. 13. Art. 6.)

Art. 5. Wenn ein Geschäft auf einmal viele Arbeiter nöthig hat, als z. B. der Ackerbau zur Zeit der Erndte, so werden während dieser Zeit alle andern Geschäfte gesperrt, d. h. es können in keinem andern Kommerzstunden gemacht werden; jedoch mit Beibehaltung obiger Ausnahmen.

Art. 6. Da jede Art von Arbeiten in verschiedene Zweige und Unterabtheilungen zerfällt, wovon die geringsten sehr wenig Vorkenntnisse erfordern, da überhaupt Jeder so wohl in der Schul-Armee als auch später beständig Gelegenheit und Mittel hat, sich diese Vorkenntnisse zu erwerben, so wird durch eine Geschäftssperre auch Niemand in die Unmöglichkeit versetzt, Kommerzstunden zu machen. Dadurch wird auch die Freiheit gesichert.

Art. 7. Hat ein Geschäft seiner Annehmlichkeit wegen einen zu großen Andrang von Arbeitern, so kann darin Niemand täglich länger als zwei Stunden arbeiten, sondern jeder darin Arbeitende muß die übrige Arbeitszeit in einem andern Geschäfte ausfüllen. Dadurch wird es möglich, eine dreifach größere Zahl Individuen in solchen Geschäften zu beschäftigen.

Art. 8. Giebt ein Produkt des Genusses des Angenehmen Anlaß zu physischen oder geistigen Krankheiten, und kann dasselbe nicht allgemein gemacht werden, oder wird das Uebel durch das Allgemeinmachen nicht vermindert, so wird es gesperrt, d. h. die Verfertigung desselben wird eingestellt. Dadurch wird die Harmonie in der Gesellschaft erhalten, und den Nachtheilen einer zügellosen Habgier Grenzen gesetzt.

Art. 9. Kommen in Folge zu häufigen Genusses geistiger Getränke viele physische Krankheiten vor, die jedoch den einzelnen Individuen nur allein schaden, so wird die durch die Krankheiten dieser Individuen verlorene Arbeitszeit, mit zu der, zur Bereitung dieses Getränks gehörigen gerechnet, so daß die Konsummenten desselben, den der Gesammtheit dadurch zugefügten Nachtheil ersetzen. Dadurch haben diese ein Interesse, solche Ausschweifungen auf alle mögliche Weist zu verhüten. Die Gesammtheit kann solche durch die Begierden Einzelner zum Nachtheil Anderer führenden Arbeitsverluste nicht tragen; die durch die übermäßigen Genüsse des Angenehmen entstandene Lücke in der allgemeinen nützlichen Arbeit muß doch also durch die Konsummenten dieser Genüsse getragen werden.

Zwölftes Kapitel.

Die Akademie der schönen Künste
und Wissenschaften, oder
die Verwaltung der Arbeiten des Angenehmen.

Art. 1. Der Zweck der Akademien ist, diejenigen Fähigkeiten einzelner Individuen zu prüfen und zu entwickeln, welche im Stande sind, die besondern Begierden und Fähigkeiten einzelner anderer Individuen zu befriedigen und zu entwickeln, damit keine Fähigkeit für das Wohl der Gesellschaft verloren gehe.

Art. 2. Diese Fähigkeiten lernen die Mitglieder der Akademien durch die in den Kunstsälen aufgestellten Probearbeiten des Angenehmen, oder auch durch die Prüfung des sich um die Aufnahme in die Akademie bewerbenden Individuums kennen, wenn nämlich die Prüfung einer Kunst, die Gegenwart des Künstlers durchaus nöthig macht, z. B. bei Schauspielern, Kunstreitern, Taschenspielern, Seiltänzern, u. dgl.

Art. 3. Unter Arbeiten für das Angenehme, verstehe ich alle Produkte der Arbeiten für die Verfeinerung der sinnlichen Genüsse; als: für Theater, Bälle, Konzerte, Künstlervorstellungen, Privatfeste, Kuchen- und Zuckerbäckereien, Bier- und Kaffeehäuser; die Zubereitung der verschiedenen angenehmen Getränke, des Taback's, den Feuerwerke u. dgl.

Art. 4. Alle neuen Produkte des Angenehmen, oder Zeichnungen und Proben desselben, werden nach geschehener Prüfung der Akademie, in die Kunstsäle aufgestellt, um die Begierden der Lüsternen zu erregen.

Art. 5. Je nach den Bestellungen welche diese machen, läßt die Akademie Atteliers für das neue Kunstprodukt einrichten,

Art. 6. Alle Arbeiten des Angenehmen, welche allgemein geworden sind, gehören nicht mehr unter die Verwaltung der Akademien, sondern unter die der Meisterkompagnien.

Art. 7. Allgemein werden sie dann, wenn die große Mehrheit der Bevölkerung einer Stadt, eines Distrikts, oder eines Landes, davon Gebrauch macht, oder verlangt davon Gebrauch zu machen.

Art. 8. Mitglied der Akademien ist Jeder, welcher durch die Wahl einer in den Kunstausstellungen sich auszeichnenden Arbeit, oder nach einer vor den Wahlkommissionen der Akademien bestandenen Prüfung seiner Fähigkeitsproben, darin aufgenommen wurde.

Art. 9. Wer an den Genüssen, welche die einen oder die andern Erzeugnisse des Angenehmen gewähren Theil nehmen will, muß die für dieselbe angemerkte Arbeitszeit, durch Kommerzstunden eintauschen.

Art. 10. Auf diese Weise muß die Zeit, welche in dem Distrikt einer Akademie für die Arbeiten des Angenehmen verwendet wird, genau wieder durch Kommerzstunden in den nothwendigsten Arbeiten eingebracht werden, und die Existenz, und das Interesse der Akademien selbst erfordert, daß dies der Fall ist.

Art. 11. Die Gesundheitskommissionen haben darüber zu wachen, daß die, durch die Akademien erleichterte Befriedigung der Begierden Einige, nicht zum Nachtheil der Uebrigen ausarte, und so die Harmonie der gesellschaftlichen Ordnung störe, z. B. wenn der Verbrauch roher Materialien für die Produktion des Angenehmen: den Artikeln des Notwendigen und Nützlichen Abbruch thut; wenn durch die Vermehrung der Luxusgegenstände es wieder Habgierkranke giebt, oder Betrüger, Zusammenkratzer und Diebe, wie wir sie heute nennen, u. s. w.

Art. 12. Im letztern Falle wird, wenn die Geschäftssperre der Heilung des Uebels nicht genügt, der Artikel entweder in der Gesellschaft allgemein gemacht, oder aus derselben verbannt.

Art. 13. In den angenehmen Arbeiten können nur von den schwächlichsten Individuen Kommerzstunden gemacht werden. (Siehe Kap. 11 Art. 4.)

Art. 14. Die Leitung der Arbeiten des Angenehmen übernehmen die Mitglieder der Akademien; die Aufsicht in den Kunstsälen diejenigen Individuen, welche Alters oder Krankheits halber zu einer andern Arbeit untauglich geworden sind.

Art. 15. Die Mitglieder der Akademien, haben in dieser Eigenschaft weder Einfluß auf die Leitung der Arbeiten des Nothwendigen und Nützlichen, noch auf die Prüfung der Fähigkeitswahlen derselben, wenn sie nicht durch eine gemachte nützliche Erfindung oder Entdeckung, auch zugleich Mitglieder der Meisterkompagnien sind.

Art. 16. Alle Genüsse des Angenehmen, welche allgemein geworden sind, welche aber dadurch, daß einige Individuen eine stärkere Konsummation derselben verlangen, auch zugleich in die Rubrik des Angenehmen gehören, wie z. B. Wein, Bier u. dgl. werden nicht unter der Leitung der Akademien produzirt, sondern denselben von den unter der Leitung der Meisterkompagnien stehenden Direktoren, fertig geliefert. Der Betrag derselben wird nach Arbeitsstunden berechnet, und bildet einen Theil der durch die Produktion des Angenehmen vermehrten Arbeitsstunden, welche bei der Jahresrechnung mit den Kommerzstunden im Einklang stehen müssen

Art. 17. Alle schönen, litterarischen Arbeiten, die bei der Prüfung der akademischen Wahlkommission nicht für vorzüglich, anerkannt wurden, und durchfielen, werden so wie alle übrigen eingereichten Proben, in den dazu bestimmten Sälen zur Durchsicht aufgelegt.

Art. 18. Unterschreibt sich dennoch für den Druck eines solchen Werkes eine bedeutende Zahl für Kommerzstunden, so läßt die Akademie das Werk drucken.

Art. 19. Für jedes angenommene, literarische Werk, sind dem Verfasser eine gewisse Summe Kommerzstunden zu bestimmen.

Art 20. Diese zu bestimmende Summe richtet sich nach der Anzahl der bestellten Exempläre, darf aber die nicht übersteigen, die jeder andere Arbeiter in einem Jahre zu machen im Stande ist; auch verliert sie nach Ablauf des Kommerzbuches ihren Werth, wie alle andern, nicht mit Genußstempel ausgeglichenen Kommerzstunden.

Art. 21. Die Arbeitszeit derer, welche unter Leitung der Akademien die Produkte des Angenehmen verfertigen, bleibt dieselbe wie die der Arbeiten des Nothwendigen und Nützlichen, nach welchen die allgemeine Arbeitszeit berechnet und bestimmt ist; sie kann nur mit dieser verkürzt werden. Vortheile in der Production des Angenehmen kommen, daher nur den Konsummenten des Angenehmen zu Gute, nicht aber den Arbeitern in der Production des Angenehmen durch besondere Verminderung ihrer Arbeitszeit.

Art. 22. Die Mitglieder des Verwaltungspersonals der Arbeiten des Angenehmen sind wie die des Trio, der Centralmeisterkompagnie, der Meisterkompagnien, der Professoren, Lehrer und Aerzte an keine bestimmte Arbeitszeit gebunden; den Regeln der Kommerzstunden sind sie jedoch unterworfen wie alle Uebrigen. Sie sind also wie diese verpflichtet, freiwillige Arbeitsstunden in den dringendsten Arbeiten zu machen, wenn sie die Genösse des Angenehmen befriedigen wollen.

Dreizehntes Kapitel.

Die Stellung des Weibes.

Art. 1. Das weibliche Geschlecht ist in Bezug auf die Arbeiten, die es verrichtet, eben so organisirt, wie das männliche. Es hat also seine Werkvorstände, Meisterkompagnien, Akademien, Kommerzstunden und Geschäftssperre.

Art. 2. Das weibliche Geschlecht hat bei der Wahl der für Alle zu verrichtenden Arbeiten vordem männlichen den Vorrang, kann sich also die leichtesten Arbeiten wählen, wenn es darin an Geschicklichkeit und Schnelle dem männlichen gleichkommt.

Art. 3. Die vorzüglichsten weiblichen Arbeiten werden durch die Mitglieder der weiblichen Meisterkompagnien geleitet, welche eben so gewählt werden, wie die männlichen.

Art. 4. Wenn sich für die Leitung irgend einer wichtigen Arbeit in den Meisterkompagnien Keine findet, welche die von den höchsten Verwaltungsbehörden geforderten Talente besitzt, so wird diese Leitung männlichen Individuen übergeben.

Art. 5. Das Amt eines Werkvorstandes über eine der weiblichen Arbeiten können sie nur dann versehen, wenn sie in den darin geforderten Talenten den Mitgliedern der männlichen Meisterkompagnien gleichkommen.

Art. 6. Den Müttern kleiner Kinder kann kein Geschäft gesperrt werden, auch müssen für dieselben in allen Arbeiten Plätze offen bleiben, damit sie sich die leichtesten auswählen können, und solche, die sie bequem zu Hause neben ihren Kindern verrichten können.

Art. 7. So lange die Natur, kein Wunder verrichtet, d. h., so lange das weibliche Geschlecht das männliche in nützlichen Wissenschaften, Erfindungen und Talenten nicht übertrifft, so langes kann es auch zu keinen Aemtern gelangen, von welchen aus es das Ruder der Verwaltung der Gesellschaft führen, und Mitglied des Trio und der Centralmeisterkompagnie werden könnte. Doch wenn einmal die Natur des Weibes und des Mannes sich so verändern würden, daß dies der Fall wäre, dann ist es auch billig, daß man die Organisation den neuen Verhältnissen anpasse.

Art. 8. Das Zusammenleben in der Ehe muß freiwillig sehn, und kann von keiner Sitte erzwungen werden.

Art. 9. Alle Kinder, welche das 3te oder 6te Jahr erreicht haben, nimmt der Staat in die Schularmee auf.

Art. 10. Die Kinder der Eltern welche krank werden, sterben oder sich trennen, nimmt der Staat oder, vielmehr die Gesellschaft zu sich, ohne Rücksicht auf das Alter.

Art. 11. Eben so wie das erwachsene weibliche Geschlecht, so hat die weibliche Jugend in der Schularmee ihre Meisterkompagnien, Akademien, Kommerzstunden und Geschäftssperre, mit denselben Bedingungen wie die männliche Jugend, und auch zu dem selben Zweck wie diese. (Siehe das folgende Kapitel.)

Durch diese Einrichtung ist allen Kabalen Thor und Thür versperrt. Mädchen und Junglinge werden mit einander auferzogen als Schwestern und Brüder. Sie wissen, daß sie alle die gleichen Rechte, Pflichten und Freiheiten nach den Naturgesetzen haben; daß unter ihnen Niemand arm und Niemand reich ist, und daß sie Alles, was sie bedürfen, mit leichter Mühe haben können. Der schroffe Gegensatz von natürlicher Einfalt und übertünchter, verschrobener Bildung, der seine gebildete Weltton des Einen und die krasse Dummheit und viehische Rohheit des Andern, fallen doch hier weg. Ebenso der Unterschied zwischen reich und arm, zwischen Hoch und niedrig. Alle wissen, daß sie, wie alle Andere, mit Familie, mit Kind und Kindeskindern versorgt seyn werden. Unter solchen Umständen spielt die Liebe und Freundschaft eine heitere, natürliche, ungekünstelte Rolle.

Wenn heute Eifersucht und Liebe der Gesellschaft tausend blutige Wunden schlagen, so ist das auch nur heute. Aber nenne man mir nur ein einziges der alten Uebel, das heute nicht mehr existirt. Alle fressen sich unter verschiedenen Namen krebsartig weiter. Trennt den Eigennutz und das Interesse von der Liebe, dann wollen wir einmal sehen, ob sich nur noch die Hälfte solcher schauderhaften Geschichten zuträgen, als dies jetzt der Fall ist. Unter 10 Heirathen hat sich kaum eine einzige ohne Einwirkung des Eigennutzes gemacht. Hat er Geld? Hat sie Geld? und wieviel? - das sind so die gewöhnlichen Heirathsfragen. - Ein in den Ketten des Ehestandes unter Eifersucht, Schikane, Zank, Streit und Widerwillen verbluhtes Lebensglück ist die Antwort darauf.

Die Liebe ist ein Nußkern, die Ehe sind die Schaalen. Das Geldsystem ist der Wurm, welcher sich in den Kern frißt und ihn verdirbt. Die große Menge nagt an den bittern und an den harten Schaalen. Da habt ihr die ganze Definition unserer heutigen Ehen.

Schaffet den Eheleuten in der gesellschaftlichen Ordnung eine freie, unabhängige, sorgenlose Stellung, und beseitigt die eisernen, unnatürlichen Bande, mittelst welcher ihr die widersprechendsten Begierden und Fähigkeiten aus eine ganze Lebenszeit an einander kettet; gebet den Eheleuten die ursprüngliche Freiheit wieder, die sie im Paradiese hatten, dann wird der widrige Skandal aufhören, der heute euren Gerichten alle Hände voll zu thun giebt.

Nichts ist lächerlicher, als die Treue in der Ehe durch Zwang, Furcht und Schrecken erzwingen zu wollen; man sieht aber auch die Früchte davon. Eben so wie der Dieb, der einen Abscheu vor dem Morde hat, sich doch beim Diebstahl mit Waffen versteht seiner eigenen Sicherheit wegen, eben so haben wir auch ähnlicher Beispiele genug von Ehebrechern und Ehebrecherinnen, die in Folge der Hindernisse, die man den Begierden ihrer Freiheit in den Weg legte, zu Dieben und Mördern wurden. Das ist in unserer heutigen Organisation der Gesellschaft etwas sehr Gewöhnliches, daß der Mensch, um den Zwangs, und Schreckenssystemen zu entgehen, die man ihm der unerlaubten Befriedigung eine Begierde wegen fühlen lassen will, ein bedeutend größeres Uebel anstellt. Wer aber muß darunter leiden als die Gesellschaft?

Wenn das Band der Ehe durch das Bedürfniß der Achtung, der Freundschaft und Liebe nicht zusammengehalten werden kann, wenn sogar das Interesse nicht mehr im Stande ist, es zusammen zu halten - und das will viel sagen: -so lößt es doch aus um's Himmelswillen! und schafft euch nicht einander doppelte und dreifache Höllen!

Trockne deine Thränen! armes, unglückliches, verachtetes und mißhandeltes Weib! und denke es leiden der Schwachen noch viele auf dem Erdenrund. Einst wird auch dir der goldene Frühstrahl des Befreiungsmorgens heranbrechen, um dir die heißen, bittern Thränen der Sklaverei aus den feuchten Wimpern zu küssen. Dann blicke deinem Tyrannen stolz in's Auge, denn du brauchst ihn nicht mehr, und das Gesetz schützt ihn mehr; dann arme, betrogene, verführte Dirne findest auch du wieder einen braven Mann, der das Vorurtheil des großen Haufens mit Füßen tritt; dann ihr lebensfrohen Jünglinge und Mädchen in der Blüthe eurer Jahre lebet und liebet! Dann lasset ausströmen die heute in eurem Busen widernatürlich verschlossene Glut, die an eurem Herzen nagt und eure Thatkraft lähmt, ehe sie eine der Harmonie der Gesellschaft und eurer Gesundheit schädliche Richtung nimmt. Dann liebe wer zun, Lieben fähig ist.

Vierzehntes Kapitel.

Von der Schularmee.

Art. l. Zu dieser gehören alle Knaben, Jünglinge und Mädchen, bis zu den Jahren wo sie sich die zum Eintritt ist die Gesellschaft erforderlichen Geschicklichkeiten und Kenntnisse in den Arbeiten und Wissenschaften erworben haben.

Art. 2. Die Schularmee steht unter der Leitung von Lehrern und Lehrerinnen, welche Mitglieder der Meisterkompagnien und der Akademien sind.

Art. 3. Sie wird in allen Wissenschaften und Künsten unterrichtet, und an alle Arbeiten gewöhnt.

Art. 4. Die Arbeiten, welche das Trio als besonders nöthig für die Gesellschaft bezeichnet, werden von der Schularmee am meisten eingeübt.

Art. 5 Die Arbeiten in der Schularmee werden so geleitet, daß außer den Unterricht der Jugend auch noch ein materieller Nutzen für die Gesellschaft daraus hervorgeht.

Art. 6. Die Arbeitszeit der Schüler und Schülerinnen, wird vom Lehrpersonale, je nach dem Alter und den Kräften der erstern bestimmt.

Art 7. Die Jugend wird hauptsächlich an die widrigsten Arbeiten gewöhnt. Das Lehrpersonal muß ihr hierin mit den besten Beispielen voran gehen.

Art. 8. Die Schularmee zerfällt in zwei Abtheilungen, die weibliche und die männliche, deren jede ihre besonderen Meisterkompagnien und Akademien hat; und deren Mitglieder auf dieselbe Weise gewählt worden sind, wie die der mündigen, und wirklichen Meisterkompagnien und Akademien.

Art. 9. Die Vorsteher dieser unmündigen Meisterkompagnien und Akademien, so wie die Mitglieder ihrer Gewerbsvorstände sind jedoch nicht von der Schularmee, und nicht aus ihr, sondern von und aus den wirklichen Meisterkompagnien, Akademien und Werksvorständen gewählt.

Art. 10). Die Schularmee hat auch Kommerzstunden und eine Geschäftssperre, welche jedoch nur den Zweck haben dürfen, die Begierden des Wissens, und nicht die der sinnlichen Genüsse auszubilden; folglich werden in den Arbeiten des Angenehmen der Schularmee, keine Gegenstände der Phantasie, des Luxus und der Leckerei fabrizirt.

Art. 11. Diese Organisation dient dazu die Jugend an die Organisation der mündigen Gesellschaft zu gewöhnen, ihre Fähigkeiten so auszubilden, daß sie den Begierden das Gleichgewicht halten, so wie überhaupt die Begierden und Fähigkeiten des Wissens früher und stärker auszubilden, als die des Erwerbes und des Genusses.

Art. 12. Allen Schülern und Schülerinnen, welche in der Schularmee durch ausgezeichnetes Genie, Fleiß und Geschicklichkeit, Mitglieder der Meisterkompagnien wurden, wird wenn sie sich bei ihrem Eintritte in die mündige Gesellschaft der Ausbildung ihrer Wissenschaften auf den Universitäten weihen wollen, der Besuch derselben als Arbeitszeit angerechnet.

Art. 13. Der Besuch der Universitäten steht auch allen andern in die mündige Gesellschaft eintretenden Schülern und Schülerinnen frei, wird aber nur den im vorigen Artikel bezeichneten als Arbeitszeit angerechnet.

Art. 14. Alle Schüler und Schülerinnen müssen vor ihrem Austritt aus der Schularmee eine Prüfung der von ihnen in der Gesellschaft geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten ablegen.

Art. 15. Je nachdem der Zudrang zu einem Geschäfte stark oder schwach ist, wird die Prüfung der sich zum Eintritt zu dasselbe Meldenden erleichtert oder erschwert.

Art. 16. Diejenigen welche bei der Prüfung nicht bestehen, bleiben noch eine Zeitlang bei der Schularmee.

Art. 17. Die Mitglieder der Meisterkompagnien, können wenn sie ihre Arbeitszeit in einem der Gesellschaft nützlichen Geschäfte wählen, zu jeder Zeit ohne vorherige Prüfung eintreten.

Art. 18. Niemand wird aus der Schularmee entlassen, der sich nicht einer vollkommenen Gesundheit erfreut.

Art. 19. Wird der Zustand eines solchen Schülers und einer solchen Schülerin von den Aerzten als unheilbar, und die Vermischung des Individuums mit der Gesellschaft als dieser letztern für schädlich erklärt, so erfolgt der Transport derselben nach den zu diesem Zwecke auf Fluß- oder Küsteninseln zu errichtenden Asylen. Siehe Kap. 12. Art 6, 7 und 9.

Art. 20. Die Schularmee steht als solche unter der Vermundschaft der Lehrer und der Gesundheitskommissionen; außerdem steht diese Institution wie alle übrigen unter der höchsten Leitung des Trio.

Funfzehnte Kapitel

Die philosophische Heilkunde

Eine gut geordnete Gesellschaft kennt weder Verbrechen noch Gesetze und Strafen. Alles was wir heute Verbrechen nennen, sind Folgen der gesellschaftlichen Unordnung. Schaffen wir diese Unordnung weg, so bleibt uns noch ein natürlicher Rest menschlicher Krankheiten und Schwächen; diese beseitigt man aber nicht durch Gesetze und Strafen, sondern durch Heilmittel.

Wenn man den Wirrwar der Ideen und Handlungen der heutigen Gesellschaft vom socialen Standpunkt aus betrachtet, so verdunkelt sich diese so oft gerühmte Aufklärung des neunzehnten Jahrhunderts stark genug um die Seher nicht zu blenden.

Manchmal handeln wir unter Gebehrden des Ernstes und mit dem Scheine des Rechts wie Wahnsinnige und Narren.

Einen armen Teufel welcher dem Nachbar ein Hemd stiehlt, weil er keins, und der Nachbar sie dutzendweise hat, sperren wir eine Zeit lang ein, füttern ihn für ein gezwungenes Nichtsthun, und vernichten durch die Verachtung die wir auf ihn werfen, sein und seiner armen Familie ganzes künstiges Lebensglück. Einem Kramer mit kurzer Elle, mit falschem Gewicht und verdorbenen Waaren, hangen wir kaum eine Geldstrafe auf, die übrigens doch Niemand zahlen muß als seine betrogenen Käufer.

Dem Geschäftsmanne steht es frei, seinen Kunden eine übertriebene Rechnung zu machen, aber unterstehe sich der Arbeiter nur einmal eine Erhohung seines Lohnes zu fordern, wie die Herren dann mit ihren Polizeimaßregeln auf ihn losdonnern, um ihm das Bißchen Mannerstolz wieder aus dem Hirn zu treiben; damit ja nichts darin bleibt, als das Haferstroh des ergebenen Sklaven!

So geht es zu in unserer gesellschaftlichen, sogenannten Ordnung: Ein buntes, verrücktes Durcheinander! Ein böses, fluchbeladenes Wesen! Giebt es wohl ein einziges Uebel, das nicht mit doppelt und dreifachen Namen bezeichne worden wäre, bloß darum, um es nach Gefallen zu entschuldigen und zu strafen? - Keines! Alles was ihr Verbrechen nennt und als solche bestraft, erlaubt ihr auch auf der andern Seite unter einem andern Namen. Diebstahl z. B.

Wenn der Arzt die Krankheit eines Reichen in die Länge zieht, um viele Visiten auf die Rechnung bringen zu können; wenn der Apotheker statt einer verschriebenen, wirksamen aber theuren Arznei eine verfälschte, zusammengefuschte nimmt, sind das keine Diebstähle?

Wenn eure Advokaten - der welcher für, und der welcher gegen eine und dieselbe Sache ist - sich mit einander verständigen, um einer oder allen beiden Parteien den letzten Heller aus der Tasche zu streiten, ist das kein Diebstahl?

Wenn eure Militairkommissionen falsche Atteste verkaufen, um die welche zahlen können militairfrei zu machen; wenn man durch eine ähnliche Gelegenheit Pässe ins Ausland austheilt, ist das nicht ein gestohlenes Geld, was auf diese Weise eingeht?

Wenn eure Krämer sich den schlechtesten Quark furchtbar theuer zahlen lassen; wenn sie dadurch binnen kurzer Zeit wohlhabend oder reich werden, saget, haben sie alsdann ihren Reichthum nicht gestohlen? - oder nennt ihr das Wuchern Verdienst?

Wenn der Kaufmann dem Fabrikanten und dieser wieder dem Arbeiter, der schon mit hungrigem Magen auf die Löhnung wartet, von seinem geringen Lohne herunterzwackt, sagt doch, ihr Menschenfreunde, ist das nicht gestohlen? Ist das nicht ein scheußlicherer Diebstahl, als wenn ich hingehe und einem Reichen die Hälfte seiner Habe stehle?

Eure Contributionen und Steuern sind sie nicht in mancher Beziehung wirkliche Diebstähle?

Der Mann, der mit Gewalt in mein Haus kommt, mich auszupfänden, ist das nicht ein Dieb? - Der, welche reich wird, weil ihm die Arbeiter um einen Spottpreis arbeiten müssen, ist das nicht ein Spitzbube, ein Hallunke, ein Gauner, Räuber und Dieb? - Ah, ihr gebet solchen Leuten höflichere Namen! Das ist sehr unrecht! Wenn ihr einmal in eurer Gesellschaft Verbrechen haben müßt, so schafft ihnen wenigstens nicht zu viel verschiedene Namen. Wer ein Dieb ist, der heiße dann Dieb; und nicht Spekulant, Banquerottirer, Krämer, Auspfänder, Steuereinnehmer, Hallunke, Schelm, Canaille und so weiter.

Ihr mordet nicht, nein! aber eure Blutbeile, eure Schaffotte, eure ungeheuren Waffenfabriken und Niederlagen, eure stehenden Heere, eure schweren, dumpfen Gefängnisse rufen und schreien sie nicht Mord bei Tage, und Mord bei der Nacht?

Die dumpfen Löcher, in welchen eure Arbeiter verpesten, die ungesunden Nahrungsmittel, welche eure von euch unterstützte gesellschaftliche Ordnung dem Volke zukommen läßt, verbreiten denn diese nicht den Mord?

Die Tausende, die eure Schlachtfelder düngten, um das Wappen eines Kukkuks oder einer giftigen Spinne zu vertheidigen, sind das keine Morde?

Die Schaaren von Kindern der Armen, die in den ersten Jahren darauf gehen wegen Mangel an nöthiger Pflege, sind das keine Morde? ist das keine unschuldige Kindleinmetzelei?

Alle die Menschenschaaren, die des Mangels und der Erschöpfung wegen langsam dahinsterben, hat sie nicht eure falsche Organisation vor den Jahren dahingemordet?

Krieg und Duell, Schaffot und Galgen, sind das keine Mordprivilegien?

Wenn der Mord und der Diebstahl der Großen den Raubzügen der Raubritter des Mittelalters nicht mehr gleichen, so ist das, weil man Mittel gefunden hat, die barbarische Außenseite dieser Uebel zu verbergen; aber fortbestehen sie immer noch.

Wenn ihr denn allen diesen Morden und Diebstählen nicht Einhalt thun wollt, so ist es ja Wahnsinn von euch, euch an die Ausrottung der andern zu machen, die euch nie gelingt, weil sie aus den erstern hervorgeht, oder doch mit ihnen eng verbunden ist.

Wenn sich die Herren Gesetzmacher doch einmal recht langsam und bedächtig bei der Nase nähmen, und nachdächten darüber, ob nicht ein Jeder von ihnen einmal in seinem Leben in Versuchung gerieth, ein Mörder oder Dieb zu werden!-Ich glaube sie würden dann finden, daß es ihnen oft an weiter nichts gefehlt. hat, als an der Gelegenheit und an den Verhältnissen. Wenn wir uns jedesmal in denselben Verhältnissen eines Diebes ober Mörders befänden, wer weiß ob wir der Versuchung oder dem Drange der Umstände widerstehen könnten.

Mancher der Leser glaubt vielleicht in dieser Beziehung sehr sicher für seine Zukunft zu seyn. Gut! macht nur die Schule der Erfarungen durch, die belehrt euch mehr als dicke Bücher. Was mich anbetrifft, so stehe ich in dieser schlecht organisirten Gesellschaft für mich selbst nicht mehr gut. Ich halte mich zu allem Bösen fähig, je nach den Verhältnissen, in die mich das Schicksal schleudert.

Wir haben Beispiele gesehen, daß reiche Leute, die sich hätten auf eine erlaubte Art genug zusammen stehlen können, ein Vergnügen darin fanden, es auch auf eine unerlaubte Art zu probiren. In Dresden wurde sogar eine Frau bloß des Nachrufs wegen, auf dem Schaffotte gestorben zu seyn, zur Mörderin an einer ihrer Freundinnen und bezeugte nach der That nicht die mildeste Reue. Da heißt es denn wohl mit Recht: Böse Beispiele verderben gute Sitten!

Ihr habt keine Pariser Bluthochzeiten, keine Inquisitionsfeuer mehr, um eure politischen Opfer darin abzuschlachten und zu braten, aber ihr habt eine grausamere, fürchterlichere Qual erfunden; ihr lasset dem Individuum die Bürde des physischen Lebens und bemüht euch zuerst sein geistiges zu tödten. Zu diesem Ende habt ihr jene schändlichen, barbarischen Gefängnisse erfunden, in welche man eure unglücklichen Opfer zu einer fürchterlichen, ewigen Einsamkeit verdammt, ihnen weder den Blick der Sonne, noch die Stimme eines Unglücksgefährten vernehmen läßt. Nur den Blicken ihrer müßigen Wärter beständig ausgesetzt, ohne sich ihnen entziehen zu können, ohne selbst ihre Gegenwart zu bemerken, hocken sie da in der feuchten, dumpfen, stillen, unveränderlichen Ewigkeit ihrer vier Wände. Und warum? - Großer Gott! das Herz möchte Einen brechen, wenn man verpflichtet ist, über solche Artikel zu diskutiren. - Die nennen sich aufgeklärt, welche diese schändliche Maßregel zuerst einführten! - Fluch euch modernen Tyrannen! Fluch! dir schändlichen Erfinder, ewigen Fluch! Du bist nicht werth, daß dich die Erde im 19ten Jahrhundert trägt. - Du Unmensch hältest sollen zu den Zeiten der rohen Barbarei auf die Welt kommen; jetzt brauchen wir der studirten, raffinirten Mörder nicht mehr, die Gesellschaft hat deren in Menge. -Weine! weine! wenn du dich nur geirrt hast, wenn dieser teuflische Plan keine tiefe Böswilligkeit, keine tyrannische Schadenfreude birgt! Weine! weine die bittersten Thränen der Neue die je ein Sterblicher vergossen! Gehe hin wie Judas und sage ihnen: Ich habe mich betrogen und euch betrogen! ich bin durch meinen Plan einer der verfluchtesten Tyrannen des Erdbodens geworden! Da habt ihr eure Lobsprüche, euer Amt, euer Geld und eure Orden wieder! Reißt diese finstern Zellen wieder ein, ich kann sonst nicht leben und nicht sterben. Der Jammer dieser Unglücklichen nagt mit das Herz ab. Gott sey mir armen Sünder gnädig!

O des Unsinns, des krassen Unsinns all! - Ganze Menschenalter zupfen sie an den Knoten verjährter Irrthümer und Vorurtheile herum und wenn sie davon gehen, so sieht es mit der Lösung desselben noch schwieriger aus, als zur Zeit da sie glaubten dieselbe gefunden zu haben.

Das wollen nun weise Männer sehn! großer Gott habe Mitleiden mit ihnen, sie wissen es nicht besser. Die Kenntniß einiger fremden Sprachen, die du ihnen hast zukommen lassen, und die Geläufigkeit ihrer eigenen haben sie und Andere so verblendet, den Schein für die Realität zu halten.

Es ist wahr, die blutigen Raubzüge von damals werden seltener, sie sind mehr geordnet; man nennt sie jetzt Krieg. Aber eine neue Art moderner Raubzüge hat sich bei uns nach und nach eingeschlichen und den gesellschaftlichen Körper bis auf den Grund durchwühlt. Diese Raubzüge, fürchterlicher in ihren Folgen als die früheren, vor welchen man doch Möglichkeit fand, sich zuschützen, ist der Kommerz. Dieser ist ein mächtiger, weitverbreiteter Raubstaat mit der Zeit geworden, dem selbst Kaiser und Könige ihren Tribut zahlen müssen. Ganze Krämerheere haben sich über die Allen nöthige Production und Consommation gelagert, und bestehlen regelmäßig dieselbe unter dem Verwande, den gegenseitigen Austausch derselben zu befördern. Es ist wahrlich einmal Zeit, daß dein Volke die Augen aufgehen über seine wahre Lage, daß es erkenne, was denn eigentlich dieses Krämerheer für ihn ist. Diese modernen Weglagerer sind in der Gesellschaft noch besonders hochgeachtet. Wenn das Volk etwas zu wählen hat, wenn seine Interessen sollen verhandelt werden, so wählt es dazu gerade solche Leute, die demselben aus persönlichen Interessen entgegen seyn müssen. Das ist gewöhnlich der Krämer der zum Vorsteher, Bürgermeister und Abgeordneten gewählt wird. Sie glauben, es müsse ein hochgestellter, reicher Mann, mit einer gefälligen, gekünstelten Sprache seyn. - Auf diese Weise sind sie immer selbst an der Verlängerung ihres Elends schuld. O Jammer!

Und nun Krämer, du wirst mir böse seyn ob dieser Polemik - da kann ich nicht helfen, übrigens zu deinem Trost füge ich hinzu, daß der Krämer als Krämer eben nicht anders in der heutigen Gesellschaft handeln kann, so wenig wie der Dieb. Wer in die Nothwendigkeit versetzt wird zu krämern, der krämert wenn er die Gelegenheit dazu hat, und wer in die Notwendigkeit versetzt wird zu stehlen, der stiehlt wenn er die Gelegenheit dazu hat; das ist in der Gesellschaft von heute nicht anders. So lange als es Krämer giebt, wird es Diebe geben und wenn unsere Gesetzgeber sich mit ihrer Weisheit auf den Kopf stellen. Geld, Krämer und Diebe, sind drei unzertrennliche Uebel, oder sind vielmehr die unzertrennlichen Ursachen zahlloser Uebel. - Warum war denn bei den Alten Merkur der Gott der Kaufleute und Diebe, wenn nicht schon bei der Entstehung dieser beiden Erwerbsklassen eine innige Verwandtschaft sich herausgehoben hätte? - Unter Krämer begreife ich übrigens - beiläufig sey's hier gesagt - Alles, was nicht von der Arbeit, sondern vom Gewinn und vom Profit, von Speculationen u. dgl. lebt.

Nun denkt einmal redlich und aufrichtig nach, alle die Uebel, die heute die Gesellschaft heimsuchen und die ihr Verbrechen nennt, sind sie nicht eine Folge der schlechten Organisation derselben?

Würde der Räuber wohl morden indem er stiehlt, wenn ihn nicht die Furcht entdeckt zu werden, die Furcht vor den schrecklichen Strafen die ihn erwarten dazu trieb?- Würde der Dieb wohl stehlen, wenn er so wie unsere reichen Leute, Alles was er wünscht gleichsam wie durch einen Wink bekommen könnte?- Würde man sich wohl des persönlichen Interesses wegen zanken, schlagen, verläumden, verschwärzen, anfeinden, belügen, betrügen, überlisten verrathen u. s. w. wenn Alle die gleichen Interessen hätten? -

Wurde der Mensch wohl gerne zur Zeit der Arbeit müßig gehen, wenn er nirgends zu seiner Gesellschaft Müßiggänger träfe, wenn er keine Mittel mehr fände, zu leben ohne zu arbeiten? -

Würde man wohl solche falsche Liebesscenen beim Gelde, solche widrigen Geldscenen in der Liebe erleben, wenn Jeder haben könnte was der Andere auch hat; wenn in der Ehe keine Speculationen auf Anstellungen, Erbschaften oder frühen Tod mehr zu machen wären; wenn Niemand mehr so wie jetzt, des Interesses und des Geldes wegen Bekanntschaft machte, sondern alle Bekanntschaften sich nur aus Liebe und Freundschaft schließen würden; wenn Einer den Andern nicht ausschließlich brauchte um zu leben, sondern der Wohlstand eines Jeden von der Gesellschaft aus gesichert wäre; wenn der verführte Jüngling, das verführte Mädchen nicht mehr des ungestümen Ausbruchs ihrer natürlichen Triebe wegen, von der Gesellschaft verachtet und verfolgt würden; wenn durch die Trennung einer Ehe Niemand mehr leidet, weder die Interessen der Eheleute, noch die der Familie und Kinder; wenn wir nicht mehr das ärgerliche Schauspiel haben, zu sehen wie unsere jungen Mädchen und Weiber, unsere Freundinnen und Schwestern, sich alle erdenkliche Mühe geben, ihre Jugend und Schönheit um einen guten Preis unter die Haube zu bringen; wenn einmal der Mammonszauber verlischt, welcher die jugendlichen Knospen weiblicher Schönheit, der Wollust der Reichen öffnet, die sie dann entblättert, in unsern Schooß wirft, während wir einige davon mit unsernThränen auffrischen, obgleich sie früher dem Anblicke unsers Elends liebelos und schaudernd die frischen Knospen schlossen.

Lernet subtrahiren ihr Moralisten wenn ihr es nicht könnt, und saget mir: was bliebe dann noch übrig von alle den Uebeln die wir Verbrechen nennen?

Das wißt ihr nicht, und wollt es auch nicht wissen, vielleicht weil ihr fürchtet, die Lösung dieser Frage könnte euch und Andere in der gewohnten behaglichen Ruhe stören.

Wollt ihr also die Verbrechen verschwinden machen, so räumt die Ursachen weg durch welche sie entstanden sind. Wenn ihr euch aber ernstlich an diese Arbeit macht, so werdet ihr bald finden, daß ihr es nicht mit Verbrechen, sondern mit Uebeln und Krankheiten zu thun habt.

Wenn Jemand bettelt oder stiehlt, so thut er es um Etwas zu haben was ihm fehlte; er weiß eben kein anderes leichteres Mittel als das. Ihr würdet es auch thun, wenn euch nicht leichtere Mittel zu Gebote ständen. Ihr macht z.B. Kommerz; das bringt euch mehr ein, als den armen Teufeln das Betteln und Stehlen.

In einer Durchschnittsberechnung aller in Frankreich in den Zeitraum von 10 Jahren bestraften Diebstähle, kam auf jeden derselben der Betrag von 245 Franken. Dafür muß nun der Dieb Jahre lang büßen, und seine ganze Lebenszeit unglücklich sein. So ein Bettelgeld stiehlt man aber im Börsenspiel den armen Leuten in wenigen Minuten.

Ihr arbeitet früh und spät, obgleich euch die Noth nicht dazu treibt, das würde der Dieb auch thün, wenn er so ein einträgliches Geschäft hätte.

Ja! sagt ihr, es giebt Viele die sind zu faul zum arbeiten! - Dürft ihr euch darüber wundern wenn ihnen die höhern Stände der Gesellschaft mit solchen Beispielen voran gehen? -

Alle biegen ihren Nacken nicht so geduldig unter das Joch der Arbeit, besonders wenn sie sehen, daß es im der heutigen Gesellschaft den Pfiffigen und Mächtigen möglich gemacht ist, von der zu diesem Zweck vermehrten Arbeit Anderer zu leben. Ey! denken sich die, wenn Diese oder Jene da Nichts thun, und dabei, inLust und Freuden, leben, so will ich auch versuchen es dahin zu bringen. Böse Beispiele verderben gute Sitten!

Wollt ihr keine Müßiggänger in der Gesellschaft so füttert keine Faullenzer, und wollt ihr keine Diebe und Bettler, so gebet Jedem was die Andern auch haben.

Als Jesus nach Jerusalem reiten wollte, hat er kein Geld einen Esel zu kaufen. Was that er? Ließ er etwa darum bittend? Nein! sondern er sagte zu seinen Jüngern: Gehet hin, an der oder jener Stelle werdet ihr einen Esel angebunden finden, den bindet los, und bringt ihn mir; und wenn euch Jemand fragt: warum ihr das thut, so sagt nur: der Herr braucht ihn.

Heute sollte unter ähnlichen Umständen Einer kommen und sagen: der Herr braucht ihn, so nähme man Herrn und Gehülfen beim Kragen und klagte sie des Diebstahls an, denn wir sind seit dem viel raffinirter geworden.

Dieses Beispiel aus der Geschichte Jesu, hat vielleicht dazu beigetragen daß die Kirchenväter einem gewissen Schumacher Krispinus, welcher einem Gerber sechs Stück Leder gestohlen hatte, um den armen Leuten Schuhe daraus zu machen, zum Heiligen erhoben haben. Seitdem ist er zum Schutzpatron der Schumacher avancirt.

Wer heute der Dieberei wegen zum Heiligen erhoben werden will, muß schon mehr stehlen als Leder. Wenn er Königreiche stehlen könnte und sie dem Pabst geben, würde ihm dies vielleicht möglich werden.

Die Esels- und die Ledergeschichte beweisen uns doch also deutlich, wie veränderlich der Begriff des Diebstahls ist, je nach den verschiedenen Zeiten und Völker.'

In Rußland wird unter den untersten Volksklassen der kleine Diebstahl für eine Braveur gehalten; man macht sich groß damit wie bei unsere jungen Leute, wenn es ihnen gelingt einen Wucherer zu betrugen. Bei den Arabern war das Stehlen seit undenklichen Zeiten erlaubt, wie überall wo Gastfreundschaft, Gütergemeinschaft und Freiheit in den Sitten wurzelten; weil Freiheit für Alle nur in einem Zustande der Gütergemeinschaft denkbar ist. Da aber wo der Freiheit wegen alle Güter gemeinschaftlich sind, braucht die Gesellschaft den Diebstahl nicht zu verbieten.

Es ist mit dem Freiheitstriebe des Menschen eben so wie mit dem in einem Kessel verschlossenen Wasserdampf, er kann eben so gefährlich werden wenn man ihn zu stark einschließt als wohlthätig, wenn man es versteht, ihm in einer wohlgebauten Maschine eine gute Richtung zu geben. Meine Aufgabe war daher, das Ideal einer gesellschaftlichen Ordnung zu finden, in welcher es möglich wird, dem Freiheitstrieb eines Jeden außerhalb der Freiheiten Anderer den Zügel schießen zu lassen, ohne daß dadurch die Harmonie des Ganzen gestört wird.

Tief auf dem Grunde meines Forschens fand ich nun, daß selbst die Gesetze insofern, als sie von Einigen für Alle gemacht sind, der Freiheit Aller in vielen Fällen ein Hinderniß werden. Was ist das, ein Gesetz, frug ich mich: der Ausdruck einer bleibenden oder vorübergehenden Gewalt, war die kurze Antwort. Diese bleibende Gewalt ist das Naturgesetz und deswegen auch nur das alleinige positive; die vorübergehenden sind alle unsere übrigen Gesetze. Diese letztern können doch also wenn sie unschädlich seyn sollen, nichts anders seyn, als Auslegungen des ersten; sie dürfen keinen andern Einfluß ausüben auf die Gesellschaft als unsere Gesundheitsregeln, ja sie dürfen und können, um der Freiheit Aller nicht zu schaden, nichts anders seyn als diese.

Als Gesundheitsregeln aber müssen sie der Harmonie des Ganzen, dem Alter, dem Geschlecht, den Begierden und Fähigkeiten der Individuen und ihren Gewohnheiten, den verschiedenen Klimats und ganz besonders den gemachten Fortschritten sich anpassen.

Als Gesundheitsregeln müssen sie in der Schule der Weisheit und Erfahrung durch die Herrschaft des Wissens, und nicht durch die der sinnlichen Begierden gemacht und vervollkommnet werden.

Als Gesundheitsregeln kann man den dawider Handelnden nicht anders betrachten, als einen Kranken, und zwar dann erst, wenn er die Harmonie der Fähigkeiten und Begierden stört. Diesen aber kann die Gesellschaft wohl heilen aber nicht strafen. AlleGesetze, die den Zweck haben, im Uebertretungsfalle zu strafen, sind doch also Angriffe gegen die persönliche Freiheit.

Die philosophische Heilkunde wird sich nun ungefähr in folgende Artikeln concentriren:

Art. 1. Während einer Krankheit befindet sich nach dem Naturgesetz jedes Individuum im Vergleich gegen die übrige Gesellschaft in einem Zustand der Unmündigkeit, wie die Kinder, Jünglinge und Mädchen der Schularmee.

Art. 2. Alle Kranke stehen darum während der Dauer ihrer Krankheit unter der Vormundschaft der Aerzte.

Art. 3. Außer den Mitteln, welche angewendet werden müssen, um die Besserung der geistigen und physischen Uebel zu bewirken, wird den Kranken der Aufenthalt im Spital so angenehm als möglich gemacht.

Art. 4. Niemand wird daraus entlassen und der Gesellschaft zurückgegeben, der nicht alle Anzeichen einer vollkommenen Heilung rechtfertigt.

Art. 5. Alle Seelen- und Begierdekranken unterliegen daher vor ihrer Entlassung öfter der Gemüths- und Begierdeproben. Wer diese Proben nicht besteht, wird nicht entlassen. Art. 6. Alle Individuen deren Gesundheitszustand durch Ausschweifung oder andere der Gesellschaft schädliche Krankheiten stark zerrüttet ist, und welche nur scheinbar wieder hergestellt werden können, werden auf Fluß- oder Küsteninseln zu ihres Gleichen versetzt, damit sie nicht durch Vermischung, und Berührung mit der Gesellschaft ihren Krankheitsstoff den kommenden Generationen einimpfen.

Art. 7. Innerhalb des Bezirks dieser Inseln wird ihnen der Genuß aller Freiheiten und Annehmlichkeiten der übrigen Gesellschaft gesichert, wenn dieselben mit der Harmonie des Ganzen und ihrem eigenen Wohle verträglich sind.

Art. 8. Alle unheilbaren Seelen- und Begierdenkranke, solche die oft in dieselben Krankheiten zurückfallen, und dadurch der Harmonie des Ganzen gefährlich werden, werden nach entferntere Länder oder Inseln transportirt, und ihnen jede Gelegenheit benommen, mit der gesunden Gesellschaft in Berührung zu kommen.

Art. 9. Niemand kann auf die eine oder die andere Weise seines unheilbaren Zustandes wegen aus der Gesellschaft entfernt werden, wenn dieser Zustand Andern nicht schädlich werden kann, oder wenn sich noch ein Arzt findet, der einen letzten Versuch der Heilung machen will. (Siehe Kap. 4. Art. 17.)

Art. 10. Jeder, welcher die zum Wohle Aller festgesetzten Reglements zu umgehen sucht, und dadurch die Harmonie des Ganzen stört, wird als Kranker behandelt.

Art. 11. Jedem Kranken, der nicht freiwillig in das Spital geht, wird nach geschehener Anzeige sofort Nahrung, Wohnung, Kleidung und Arbeit in der mündigen, gesunden Gesellschaft gesperrt; er findet dasselbe dann nur im Spital. In außerordentlichen Fällen kann derselbe auch durch das Dienstpersonal des Spitals abgeholt werden.

Art. 12. Die Anzeigen der Krankheit geschehen auf folgende Weise: Finden die Freunde und Genossen eines Individuums an ihm die Anzeichen einer Krankheit und fordern ihn jene auf, sich kuriren zu lassen, so sperrt ihm im Weigerungsfalle der Hausvater das Wohnzimmer, der Werk- und Zugführer die Arbeit, die Wirthe in den Speisesälen die Speisen, und die Aufseher in den Vereinen und Etablissements die Getränke und Erfrischungen, und zwar so lange, bis er im Kommerzbuche beweisen kann, daß er geheilt wurde, oder sonst zu besucht sucht, daß seine Krankheit nicht ernstlicher, gefährlicher Natur ist. (Siehe Kap. 10. Art. 13. 14. 15 u. 18.

Art. 13. Weist es sich aus, daß die Krankheit eines Individuums in der Ansteckung durch einen Andern ihren Grund hat, so wird auch dieser durch obige Maßregeln verpflichtet, sich kuriren zu lassen.

Art. 14. Jeder Arbeitsverlust durch Begierdekrankheiten, welche einen unmäßigen Genuß der Produkte des Angenehmen zum Grunde haben, wird den Konsummenten dieser Genüsse bei der Jahresrechnung zugezählt. Würde z. B. einem Verein eine monatliche Branntweinlieferung im Werth von 100 Arbeitsstunden von den Akademien geliefert, und gingen bei einem Trunkenboldaus diesem Kreise 30 Arbeitsstunden im Spital in Folge einer durch übermäßigen Genuß entstandenen Krankheit verloren, so sind die übrigen Mitglieder des Vereins verpflichtet, sich diese 30 Arbeitsstunden in ihren Kommerzbüchern mit eben so vielen Genußstempeln ausgleichen zu lassen. (S. Kap. 10. Art. 18.)

Art. 15. Unter der Rubrik der Begierdekrankheiten gehört auch jeder die Harmonie des Ganzen und die Freiheit eines Jeden störende Angriff des Besitzes der durch Kommerzstunden erworbenen Genüsse, so wie jede störende Vertheidigung derselben. (S. Kap. 11. Art. 8.)

Art. 16. Droht eine Begierdekrankheit durch häufig vorkommende Fälle der Harmonie des Ganzen Gefahr, so wird dem Werksvorstande von den Gesundheitskommissionen darüber die Anzeige gemacht, welcher erstere dann den Gegenstand, der die Ursache der Krankheit ist, allgemein macht oder die Production desselben gänzlich aushebt, je nachdem das eine oder das andere dieser Mittel am wirksamsten oder am möglichsten ist.

Die Verwirklichung dieses oder eines ähnlichen, verbesserten Systems macht alle seit Anfang der Gesellschaft gemachten, meist unverständlichen und widersprechenden zahllosen Gesetze unnütz und entbehrlich.

Hier ist kein anderes Gesetz mehr nöthig als das Gesetz der Natur, welches auch ein Gesetz der Harmonie Aller ist.

Hier giebt es keine bösen Ankläger mehr.

Die Stimmen der gestörten Harmonie des Ganzen und der überschrittenen Grenze der Freiheiten eines Jeden schreien nicht um Rache, sondern um Hülfe.

Nie erpropte Weisheit des Arztes macht hier nicht den gebieterischen, gefürchteten Richter, sondern den geliebten Helfer und Rathgeber.

Hier giebt es nichts mehr zu strafen, sondern zu heilen. Polizeidiener und Gensdarmen sind in diesem Systeme ganz nutzlose Subjekte. Der wirksamste Gensdarm dieses Systems ist der Hunger und seine Gemahlin die Entbehrung. Dieses Pärchen weist jeden Begierdekranken im Nothfall den Weg zu seiner Genesung; nämlich den in's Spital.

Sechzehnte Kapitel.

Vortheile der Gemeinschaft.

Keine Armen! und folglich auch kein Bettler, keinen Kummer, Sorge, Gram, Verzweiflung; keine bittere Thränen des Elends, keine Geringschätzung und Verachtung; keine Unwissenheit, Dummheit, Roheit; keine ekelhaften Lumpen und Hadern; keine bleiche ausgemergelte Gesichter und betrübte, traurige Mienen mehr.

Keine Verbrechen! und folglich auch keine Strafen, keine Richter, Polizei, Gefängnisse, Kerkermeister; keine Gensdarmen, Büttel, Gerichtsdiener, Advokaten; keine Klagen, Kläger und Verklagte: keine Gesetzbücher, Akten, Mordbeile, Galgen, Spießruthen; keine Angst und Furcht; keine gekünstelten Tugenden und Laster; keine Mörder, Räuber, Diebe, Verläumder und Betrüger mehr!

Keine Herren! und folglich auch keine Bediente, Knechte, Mägde, Lehrjungen, Gesellen; keine Hohe und keine Niedere, keine Befehle und Unterwürfigkeiten; keinen Haß, Neid, Stolz und Uebermuth, keine Mißgunst, Verfolgung und Bedrückung mehr.

Keine Müßiggänger! und folglich auch keine Taugenichtse, keine sich krank und dumm arbeitenden Sklaven; keine Verachtung und Verhöhnung der Arbeit, keine Last derselben und keine Besorgniß um dieselbe mehr.

Keine Verschwender! und folglich auch keinen Mangel; keine Hungerleidenden und Darbenden, keine Ueppigkeit und keinen Hochmuth; keine schrankenlosen, die geistigen und physischen Kräfte der Gesellschaft störenden Leidenschaften mehr.

Keine Mächtigen! und folglich auch keine Sklaverei und keine Unterjochung, keine Willkühr und keine Herrschaft der Begierden, keine Gewaltthätigen, keine Henker und Henkersknechte; keine Verschränkung der allgemeinen Freiheiten, und keine Aussaugung der Völker; kein Steuern und Abgaben, keine Frohnden und Militärdienste; keine Auspfändungen, Plünderungen und Brandschattungen; keine stehenden Heere, Festungen und Zwinger; keine Tyrannen und Bluthunde mehr.

Keine Beschränkung des Fortschrittes! und folglich auch keine falsche Gelehrsamkeit, keine geheiligten Irrthümer und keine glücklichen Betrüger; keine Preßgesetze, Journalkautionen und Stempel; keine unnütze zeitraubenden Studien; keine Unterjochung der Begierden und Freiheiten des Wissens, des Wortes und der Rede mehr.

Kein Zeitverlust mehr durch die Vereinzelung der Arbeiten, und darum eine allgemeine Verminderung der Arbeitszeit.

Keine unnützen Arbeiten mehr! und darum mit leichter Mühe für Jeden was ihm nothwendig, nützlich und angenehm ist.

Keine Verluste mehr, durch die Vereinzelung in der Produktion und Konsummation der Lebensbedürfnisse, und daher Ersparnis und Ueberfluß für Alle.

Die Ersparung an Brennmaterialien allein, ist nach den Berechnungen Fouriers ungeheuer. Mit dem Holz, was heute 100 Haushaltungen in 100 verschiedenen Küchen, Oefen und Kaminen verbrennen, kann man in 3 dazu eingerichteten Küchen, für 900 Haushaltungen kochen, und es noch so einrichten, daß mit demselben Feuer im Winter auch noch die Zimmer geheitzt werden können. Eben so kann man die Feuer der Bäcker, Schmiede, Schlosser, Schneider u. dgl. viel ökonomischer benutzen.

Die Fabrikation der Millionen von Schachteln und Schächtelchen, Kisten, Tonnen, Tüten, Pappkasten, Packleinwand, Packpapier, Wachsleinwand; der Menge Körbe, Karren, Wägen und vieler andern zum Kleinhandel nöthigen Gegenstände kann man entbehren.

Die Arbeiten für Errichtung und Erhaltung Tausender von Magazinen und Komptoirs; die Menge der kleinen Küchen, Keller, Kamine, Koffer, Riegel und Schlösser und noch tausend andere Dinge hat man dann nicht mehr nöthig.

Eben so die Ausfertigung der vielen unnützen Papiere, als: Kauf-Mieth-Lehr-Heiraths-Pacht-Dienst und andere Kontrakte; Zins- und Schuldverschreibungen, Testamente, Anweisungen, Gerichtsprotokolle, Hypothekenbücher, Pässe, Wanderbücher, Steuerlisten und all den Kram kann man entbehren.

Desgleichen die vielen Mauern, Hecken, Zäune, Gräben, Schlösser, Riegel, Ketten, Gitter; so wie alle zur Sicherheit des Eigenthums und zur Erhaltung der Macht der Willkür nöthigen Arbeiten für die Erhaltung des Militair- und Gerichtswesens, können wir entbehren.

Das planlose Hin- und Herreisen um Arbeit zu finden wird aufhören, eben so das Mitführen der Reisegepäcke. Man wird nur die Personen transportiren, nicht aber die Kleider und Geräthschaften, weil man du überall, in Ueberfluß findet.

Das Suchen nach Arbeit, so wie die damit verbundene Sorge und Aergerniß, werden verschwinden.

Die Sorge um die Existenz des Individuums und seiner Familie wird aufhören, so wie die daraus hervorgehenden Uneinigkeiten in der Ehe.

Die Ehen werden ein Werk der Liebe und Freundschaft sein, nicht aber ein Mittel den Lebensunterhalt zu sichern.

Die gute Erziehung der Kinder wird leicht möglich sein, weil die guten Beispiele der Eltern leicht möglich sind.

Die Vergnügungen werden eine bessere, natürliche, der Gesundheit und dem Gedeihen der Individuen mehr zusagende Richtung nehmen als heute. Die falsche Scham wird aufhören, die die Erwachsenen abhält, fort zuspielen wie in den Kinderjahren. So wie heute die Kinder, so werden auch die Erwachsenen mehr Vergnügen darin finden sich im Freien herum zu tummeln, als Tage lang beim Kartenspiel im Tabacksdampf der Kneipen zu zubringen.

Der Menschenschlag wird wieder kräftiger, schöner, geistiger und lebendiger werden. Eine Menge Krankheiten werden sich mildern; andere werden durch die Kunst der Aerzte, verbunden mit den Maßregeln der Verwaltung, ganz ausgerottet werden, was heute im Zustande der Vereinzelung nicht möglich ist. Von Ansteckungen durch geheime- durch Haut- und andere Krankheiten, wird man wenig mehr gewahr werden.

Der Mensch wird Alles, was er braucht, in Fülle, und was er nicht braucht wie jeder Andere nach seinem Belieben haben können. Jeder wird sich im möglichst vollkommensten Zustand der Freiheit befinden, und das Leben kurzweiliger seyn als heute, weil alle Kräfte auf die Bewegung des Fortschrittes gerichtet sind, der immer fort neue Ideen schafft, die sich der Constitution der Gesellschaft anpassen, ohne der Gesetze nöthig zu haben, oder ohne auf einen Widerstand der persönlichen Interessen zu stoßen.

Das weibliche Geschlecht wird wie das männliche vollkommen frei seyn von jeder barbarischen Unterdrückung. Diese Freiheit des Weibes allein wird im Stande sein, die Erde in ein Paradies zu verwandeln; noch mehr aber die Verwirklichung der Worte Christi: du sollst deine Feinde lieben; durch die Abschaffung der Verbrechen, der Gesetze und Strafen. Denn wo diese bestehen, ist es unmöglich seine Feinde zu lieben; man kann nicht zugleich lieben und strafen.

Man wird auf jedem Boden nur solche Produkte bauen, welche er am reichlichsten und besten hervorbringt, und nicht durch unsägliche Mühe und Fleiß die am Ende doch nur spärliche und schlechte Erndte eines andern nicht daselbst gedeihenden Produkts bloß darum zu erzwingen suchen, weil man es daselbst nothwendig hat, sondern man wird alle Gegenden mit Eisenbahnen und Kanälen verbinden, und mittelst derselben den Austausch der verschiedenen Kulturen befördern; man wird im Norden so reichlich Wein trinken können wie im Süden, und im Süden das Bier so reichlich als den Wein, und so mit allen Produkten. In Gegenden vortrefflicher Weide wird man nur Viehzucht treiben und deshalb wird daselbst Wein und Brod so wenig mangeln als in den Getraide- und Weingegenden das Fleisch.

Man wird überall mit Ruhe und Sicherheit reisen können, ohne einer Lebensgefahr durch Diebe, Räuber und Mörder ausgesetzt zu sein. Man wird reisen können wenn man will, wenn man den Zeitverlust der bestimmten Arbeitszeit durch Kommerzstunden ausgleicht, oder alle Tage nach der Arbeitszeit nach einemandern Ort sich begiebt. An Fahrgelegenheiten ist kein Mangel, diese stehen Jedem frei und gehören auch mit zu den nützlichen Bedürfnissen, an Zeit zum Reisen fehlt es ebenfalls nicht, denn so viel ist gewiß, daß, wenn der Krieg in der Uebergangsperiode nicht eine Menge nützlicher Kräfte in Anspruch nimmt, man binnen wenigen Jahren die allgemein bestimmte Arbeitszeit noch unter tägliche sechs Stunden herabsetzen kann. Die Staatsökonomen haben ja schon vor mehreren Jahren berechnet, daß für die nothwendigen und nützlichen Bedürfnisse Aller im Zustande der Gemeinschaft nur 3 Stunden nothwendig wären. Dies will ich nun nicht behaupten, jedenfalls aber sind 6 Stunden im Zustande des Friedens hinlänglich.

Der Vortheil, den ein solches Volk im Kriege gegen seine Feinde hat, ist ein ungeheurer. Einmal der Enthusiasmus der Gleichheit der Alle beseelt, und aus dem furchtsamsten, schwächsten Menschen einen Helden schafft, dann die ungeheuren Hülfsmittel; denn alle durch die Arbeit zu ersparenden Kräfte können auf den Krieg verwendet werden, ohne daß es nöthig ist, daß die Regierung die Geldmänner um Kapitalien anbetteln muß, was bei den Feinden der Fall ist. Diese können gar keinen energischen Krieg führen, wenn sie kein Geld haben, und dies bekommen sie nicht immer, wie sie wollen. Oefter verlassen sie sich auf die Contributionen in Feindes Land; wo sie dann aber weder Geld noch Lebensmittel finden, wenn sie eindringen, weil Alles tief ins Innere geschafft wird, auch die Bewohner; nur die bewaffneten Ackerbauer die die den Boden bebauen, bleiben mit den Magazinen der Armee zurück und ziehen sich bei Annäherung des Feindes je nach Befinden der Umstände entweder in die festen Plätze oder zu der Armee, um sie zu verstärken oder ins Innere des Landes zurück, so daß der Feind nichts als leere Dörfer und Städte und wenn es zweckmäßig ist, selbst diese nicht findet. Ein Land von 10,000,000 Einwohnern könnte in diesem Zustande eine bewaffnete Macht von 2,000,000 aufstellen. Alles ist möglich in der Gemeinschaft, sogar Krieg führen ohne Geld! Darum eben ist hauptsächlich die Gemeinschaft möglich!

Siebzehntes Kapitel.

Uebersicht des ganzen Systems.

Die Basis desselben sind die auf die Gesellschaft und die Individuen bezüglichen Naturgesetze. Der Fortschritt in den Wissenschaften ist darin der Mittelpunkt, in welchen sich alle physischen und geistigen Kräfte der Gesellschaft vereinigen, und von welchen aus dieselben wieder neubelebt in alle Adern der gesellschaftlichen Ordnung ausströmen. Er allein ist das einzige, unabänderliche Fundamentalgesetz der Gesellschaft, weil er die Concentrirung aller auf die gesellschaftliche Ordnung anwendbaren Naturgesetze und der Inbegriff aller Verbesserungen und Vervollkommnungen ist.

Alle andern Gesetze und Verordnungen müssen sich ihm anpassen lassen, und können daher nichts anders für die Gesellschaft seyn als vorübergehende Reglements, eben darum, weil das Gesetz des Fortschritts selber für die Zukunft nichts anderes Bleibendes und Bestehendes bestimmt, als die fortwährende Verbesserung und Vervollkommnung des Bestehenden.

So bald die Gesellschaft nach demselben konstituirt seyn wird, werden die größten Genie's, die hellsten und talentvollsten Köpfe durch die Wahlen der Fähigkeiten immer an die Spitze der Geschäfte dringen können, und jede Regierung des persönlichen Interesses und der Intrigen wird unmöglich werden. Die bestmöglichste Verwaltung der gesellschaftlichen Ordnung ist also dadurch gesichert, und folglich auch mit dieser die bestmöglichste Vertheilung der Arbeiten und der Genüsse.

Nachdem ich also der Wissenschaft den ihr gehörigen Platz bezeichnet und Allen den Zugang zu demselben nach den gleichen Verhältnissen ans die gleiche Weise möglich gemacht hatte, war meine Hauptaufgabe der Freiheitsliebe jedes Einzelnen die möglichst weiteste Bahn im Kreise der Harmonie Aller zu öffnen.

Vor Allem mußte hier die Existenz und das Wohl jedes Einzelnen vor den Uebergriffen Anderer gesichert werden. Dies geschieht durch die Gemeinschaft der Güter und der Arbeit alles Dessen, was zum Leben nothwendig und nützlich ist.

Mit allen Arbeiten und Genüssen, die das Leben angenehm machen und also nicht zum Leben nöthig sind, machte ich, um den besondern Begierden der Einzelnen so wie ihrem Freiheitstrieb

einen Spielraum zu geben, von der Gemeinschaft eine Ausnahme.

Je nach der fortschreitenden Bildung eines Volkes vermindern sich diese Ausnahmen dadurch, daß die Genüsse des unnützen oder schädlichen Angenehmen immer seltener werden, und das wirklich nützliche Angenehme immer allgemeiner wird; wo es alsdann, aus diesen Punkt, angekommen, aufhört, ein Ausnahme von der Gemeinschaft zu machen.

Die Fähigkeiten, welche jeder Einzelne in Bewegung setzt, um seine Freiheiten zu erweitern und seine Begierden des Angenehmen zu befriedigen, leitete ich dahin, wo derselbe Freiheilstrieb und dieselbe Begierden des Angenehmen eine Leere in der Production des Nothwendigen und Nützlichen zu lassen drohen.

Ich verglich die Gesellschaft mit einer Wiese und die Begierden mit Bächen, welche bestimmt sind, diese Wiese zu bewässern. Gut! dachte ich mir, strömt wohin ihr wollt! schlagt eine Richtung ein welche ihr wollt, die Kommerzstunden werden immer das Bett seyn, in welchem ihr strömt; dies sichert die persönliche Freiheit. Da, wo ihr aber am stärksten strömt, wird man Wasserräder setzen, bestimmt eure Wasser auf die grünen Wiesen zu leiten. Diese Wasserräder sind die Geschäftssperre; sie sichert die Harmonie Aller. Außer dem wird man diejenigen Richtungen, welche für die Bewässerung der Wiese die besten sind, zu erweitern und zu vertiefen suchen, und denen, welche derselben am hinderlichsten sind, Dämme setzen. Dies geschieht durch die Herrschaft des Wissens und sichert somit den Fortschritt. Polizei und Gesetze sind in diesem Systeme nicht nöthig, weil jeder Nachtheil den die Begierden Einiger, Andern zufügen können, von diesen letztern freiwillig getragen, und jedes Uebel, jeder Nachtheil, das sie nicht tragen wollen und können, in den Heilanstalten beseitigt wird.

Es versteht sich ganz von selbst, daß die Maßregeln der Kommerzstunden und der Geschäftssperre im ganzen Bereich des großen Familienbundes nicht überall dieselben seyn werden. In der einen Lokalität wird oft ein Geschäft gesperrt seyn, was in der andern offen ist. Hier wird diese oder jene Speise, dieses oder jenes Geräth unter die Genüsse des Angenehmen gehören, was in der andern Gegend zu den allgemeinen Bedürfnissen gehört. Je größer der Bereich des Bundes ist, je mehr Verschiedenheiten wird es darin haben. Diese werden sich selbst auf die Arbeitszeit ausdehnen, weil der Mensch in heißen Gegenden nicht so viel Lebensbedürfnisse nöthig hat als in den kalten. Das Trio wird jedoch alle diese Verschiedenheiten zum Wohl des Ganzen regeln.

Ueber den Nutzen, die Zweckmäßigkeit, Schönheit und Bequemlichkeit der künftig einzurichtenden Gebäude, Möbeln, Kleidungen, Vergnügungen u. s. w. hielt ich nicht für notwendig ein besonderes Kapitel zu schreiben, um die Leser durch den Reiz der Genüsse zu gewinnen. Das wird Jeder leicht begreifen, daß Alles, was jetzt an einzelnen Gebäuden, Möbeln, Kleidungen und sonstigen Produkten für nützlich, schön, zweckmäßig, bequem und angenehm befunden wird, im Zustande der Gemeinschaft auch allgemein für Alle so eingerichtet werden wird.

Nun ist es möglich, daß mancher wichtige Punkt in diesem System noch nicht berührt worden ist; desgleichen mag manchem Leser Manches noch nicht ganz verständlich seyn. In einen, oder dem andern Falle beliebe man sich schriftlich an die Redaction der "Jungen Generation" zu wenden, diese wird sich ein Vergnügen daraus machen, sowohl unverständlich gebliebene Stellen genauer zu expliciren als auch Ideen über Vervollkommnungen des hier gegebenen Systems in ihr Blatt aufzunehmen.

Achtzehntes Kapitel.

Mögliche Uebergangsperioden.

Wenn ein Kranker durch eine heftige Bewegung sein Blut in starken Umlauf setzt, und dadurch der Krankheitsstoff versetzt wird oder sich verliert, so ist dies eine Revolution die mit dem Körper vorgegangen ist.

Wenn mittelst einer neuen Erfindung die Arbeiten und Werkzeuge eines Geschäfts verändert, und durch andere ersetzt werden, so ist eine Revolution mit diesem Geschäft vorgegangen.

Wenn durch philosophische Lehren den Sitten eine andere Richtung gegeben wird, so ist eine Revolution mit denselben vorgegangen.

Also überhaupt: wenn durch das Uebergewicht einer geistigen und physischen Kraft das Alte dem Neuen weicht, so ist dies eine Revolution.

Der Umsturz des alten Bestehenden ist Revolution; folglich ist der Fortschritt nur durch Revolutionen denkbar.

Es lebe die Revolution!

Es giebt in unfern civilisirten Staaten fast Niemanden welcher mit dem Bestehenden vollkommen zufrieden wäre. Regierende und Regierte, darüber sind sie alle einverstanden, daß Verbesserungen vorgenommen werden müssen, nur über Zweck und Mittel derselben sind die Ansichten verschieden, je nach den besondern persönlichen und allgemeinen Interessen welche sie beleben.

Das Wohl der Menschheit wollen sie scheinbar alle, die Nötigsten aber thun Etwas dafür, und von diesen sind wieder die Wenigsten über die Mittel einig die zu diesem Zwecke angewendet werden mußen.

Beleuchten wir einige dieser schon oft vorgeschlagenen und theilweise angewandten Mittel näher.

l) Die Verbesserung der Schulen; die Erziehung der Kinder der Armen auf Kosten des Staats.

Das Mittel ist nicht allem gut, sondern auch sehr nothwendig; allein der Armuth steckt man dadurch keine Grenzen. Wenn die ungeheure Mehrzahl der Armen unwissend ist, so beweist das nicht daß diese Unwissenheit die Ursache ihrer Armuth ist, denn wenn dem so wäre, so müßte mancher reiche Kauz der ärmste Lump auf Gottes weiter Erde sein, und mancher gebildete Arme einer der reichsten Erdbewohner. Nein! die Armuth entsteht nicht aus der Unwissenheit, so wenig als der Reichthum aus Bildung und Gelehrsamkeit: aber so lange als es gebildete Arme giebt und ungebildete, wird die Armuth immer schweerer auf die letztern drücken als auf die ersten, weil Jeder welcher die Mittel hat sich durch die Mühen und Arbeiten Anderer zu bereichern, sich dazu unter denselben immer Derjenigen bedient, deren Geschicklichkeit und Fleiß ihm den größten Vortheil verspricht. So lange aber als es Reiche giebt wird dies so sein, selbst wenn alle Arme die größtmöglichste Schulbildung genossen hätten.

Das einzige Resultat einer allgemeinen Erziehung würde doch nur das sein, daß es nach diesem keine unwissende, sondern lauter gebildete Arme gäbe; und der einzige Vortheil der, daß diese gebildeten Armen nicht mehr so dumm sein würden geduldig Mangel und Entbehrung zu leiden, und zu stolz um die Erhaltung ihrer Existenz bei Andern demüthiger und feiger Weise zu erschmeicheln und zu erbetteln.

Wie der Graben beim Aufwerfen des Walles, so entsteht die Armuth bei der Anhäufung des Reichthums.

Die Unwissenheit ist ein Stein des Anstoßes auf den Höhen des Reichthums, und eine stinkende Pfütze in den Tiefen der Armuth.

2) Die Preßfreiheit.

Gut! wir sind mit ganzer Seele dafür, denn was wäre unser Wirken ohne diese; mit ihr allein ist jedoch nur gerathen, nicht geholfen.

Derjenige, welcher an den materiellen Bedürfnissen keinen Mangel leidet, der also physisch frei ist, der fühlt auch um so stärker das Bedürfniß geistig frei zu werden. Den lasset, immer Preßfreiheit verlangen; sie ist das Salz was ihm fehlt seine Speisen zu würzen; ihr aber, was wollt ihr mit dem Salz, wenn Jene euch die Speisen vorenthalten?

Habt ihr einmal eure Feinde gezwungen euch euer tägliches Brod zu geben, so verweigern sie euch auch bei Gott das Salz nicht.

Die Freiheit, die ihr für Alle zu fordern habt, muß eine einige, allgemeine, untheilbare Freiheit sein, und keine besondere. Jede andere Freiheit ist Irrthum oder Lüge.

Die Preßfreiheit kann im Geldsystem nicht vollkommen sein, weil die Scribenten bezahlt werden können. Wenn eine Schrift in diesem System Wahrheit verbreitet, so verbreiten dafür zehn andere Irrthum, Unverstand und Lügen.

Diese heutig Preßfreiheit wird mehr dazu benutzt Einige zu nähren, als Alle aufzuklären. Man schreibt eben um zu leben, weil man ohne Geld nicht leben kann um zu schreiben. Wer aber hat das Geld? Die Geldmänner. Diese sind es also welche der Litteratur eine Richtung zu geben suchen, mit der Schweere ihrer Geldsäckel.

Wer im Interesse der Reichen und Mächtigen schreibt, dessen Arbeit wird wenn sie diesen Zweck gut erreicht auch gut bezahlt; wage es aber Jemand für das arme Volk zu schreiben, dann wird er sehen was das für eine Freiheit ist diese Freiheit im Geldsystem. Mancher Drucker läßt sich voraus bezahlen, denn "spricht er" ich kenne den Autor weiter nicht. Die Buchhändler nehmen auch lieber jede andere Schrift in Kommission als eine welche das Interesse der Armen vertheidigt. Die in derem Interesse man schreibt, haben kein Geld um Schriften zu kaufen, und die welche davon kaufen, brechen es sich an ihren Genüssen ab.

Ein großer Theil der arbeitenden Klassen ist für alles Geistige so abgestumpft, daß sie gar nichts lesen. Scheint ein an die Armen gerichtetes und für sie geschriebenes Werk den Interessen der Reichen und Mächtigen gefährlich, so bedienen sie sich allerhand Kunstgriffe, um die zugestandene Preßfreiheit zu umgehen. Man sucht den Autor um allen Erwerb zu bringen, damit er am Ende aufhören muß zu schreiben; man überredet die Drucker, den Druck solcher Schriften fahren zu lassen, oder man bedroht sie, ihnen andere einträglichere Arbeiten zu entziehen, im Falle sie fortfahren, solche Schriften zu drucken.

Unsere "Junge Generation", nämlich das Journal dieses Namens, kann von der Preßfreiheit des Geldsystems ein erbauliches Liedchen singen.

Welche Hindernisse mußte dieses Blatt nicht allein in den Kantonen Bern und Genf kurz nach seinem Erscheinen bestehen.

Acht an verschiedene Personen ergangene polizeiliche Vorladüngen, die Einen des Drucks, die Andern der Vertheilung der Blätter wegen! Damit wollte man den Lesern des Blattes Furcht machen und so die Abonnements verhindern.

Die nächste Folge davon war, daß die wenigen Drucker in Genf, die mit deutschen Lettern versehen waren, den Druck verweigerten. Der Eine fürchtete die Arbeiten der Momien wieder zu verlieren, welche schon einmal ihren Drucker gewechselt hatten, weil er sich unterstanden, die Proclamationen der damaligen Gesellschaft vom dritten März zu drucken! ein Anderer fürchtete die Arbeiten für die Regierung zu verlieren; noch ein Dritter hoffte vielleicht damals sie zu bekommen. So wissen sie die Preßfreiheit mit dem Interesse abzuwägen, so bald dieselbe den besondern Interessen Einiger schädlich zu werden droht.

Außerdem gab es in Bern eine polizeiliche Nachfrage nach dem Redaktor sowohl als nach seinem Vorrath von Journalen; beide waren aber schon auf dem Wege nach dem tolerantern Waadtlande. Ohnedem wären sie vielleicht damals als eine gute Prise erklärt worden. Ist denn das eine Preßfreiheit? Für den gleichen wohl, nicht aber für den Armen

Zweimal mußte in Folge dieser Manöver der Drucker der "Jungen Generation" verlegt werden. Welche Unruhe, und Verluste dieses aber nach sich zieht, besonders für den Unbemittelten, wird Jedermann leicht begreiflich seyn. Dieses Alles geschah unter vollkommener Preßfreiheit; nach dem Buchstaben des Gesetzes hatte es derselben mehr als wir bedurften; von der Censur aber, welche das Geldsystem auf krummen Wegen ausüben kann, steht nichts in den Gesetzbüchern.

Rechnen wir nun noch die Verfolgungen von Seiten des Ministeriums Guizot, welches, um den fremden Mächten gefällig zu seyn, den Eintritt unseres Blattes in Frankreich, nachdem es mehreremale zugelassen worden war, auf einmal verweigerte, ohne diese Verweigerung uns vorher wissen zu lassen. Man hatte ganz einfach den Grenzbeamten den Befehl gegeben, künftig die Blätter zu saisiren. Auf diese Weise wurden 1200 Exemplare welche wie alle früheren auf legalem Wege expedirt worden waren, auf der Grenze weggenommen, und wie wir erfuhren, in Besançon verbrannt. Solchen Respekt haben die Mächtigen vor den Eigenthum, während wir jeden Dieb verachten.

Wie soll im System der Ungleichheit die Freiheit der Presse möglich seyn, wenn nicht einmal die Freiheit der Rede möglich ist! - Sprecht doch mit den aufgeklärten, verheiratheten und etablirten Schweizern, sie werden euch sagen, wie sie sich in Acht nehmen müssen, ihr politisches und sociales Glaubensbekenntniß nicht zu laut abzulegen, aus Furcht Kundschaft, Arbeit und Brod zu verlieren. Wenn nun sonach schon die Freiheit der Rede im System der Ungleichheit nicht möglich ist, da doch die Worte nichts kosten als die Zeit, um wieviel weniger ist dieses die Preßfreiheit, da die Schriften Geld kosten, welches nur der Reiche im Ueberfluß hat, woran es aber dem Armen immer fehlt.

Allerdings für den Reichen ist die Preßfreiheit eine Möglichkeit und zwar um so mehr je reicher er ist, aber nicht für Alle, nicht für die weniger Reichen, nicht für die nur Wohlhabenden und am wenigsten für die Armen.

Nein lieben Brüder, lassen wir uns nicht mehr durch die politischen Heuchler hinter's Licht führen, die da immer den Mund voll nehmen vom Brei der Preßfreiheit, des Vaterlandes und derNationalität, und noch mehr solchen gekochten Phrasen. Mit all diesen politischen Küchenzetteln hat man uns bisher ein X für ein U zu machen gewußt. Die Einen, unerfahrene, eitele und ehrgeizige Bürschchen, hatten das politische Vaterunser auf den Akademien gelernt, und beteten es uns vor so wie sie es gelernt und gelesen hatten, und wir sagten dazu Amen, weil wir es nicht besser verstande. Auf diese Weise betrogen diese Leute sich und uns. Andere Pfiffigere und Höhergestellte machten sich den politischen Irrthum der Einen und das Amen der Andern zu Nutzen, indem sie die Zeit mit etwas für ihr Interesse Vortheilhafteres anzuwenden wußten, als mit leeren Wortkram; sie heuchelten uns Sympathie, um Zeit zur Gegenwirkung zu gewinnen. Darum werden wir doch endlich einmal gescheidt, und gehen wir auf nichts mehr ein, verlangen und unterstützen wir nichts was nicht die natürliche Gleichheit Aller bezweckt, und was uns keinen materiellen Vortheil verspricht.

Es giebt Betrüger, die euch vorschwatzen, ihr braucht vor Allen der geistigen Freiheit, nach dieser der materiellen Verbesserung eurer Lage. Hört nicht auf solche elende, verächtliche Lügenapostel; ihr verlangt ihnen Brod, sie geben euch einen Stein. Sucht eine Verbesserung eurer Lebenslage auf jede Weise, wo und wie euch das möglich ist, und handelt so oft ihr zum Handeln die Gelegenheit habt.

Freiheit in Wort und Schrift, Freiheit der Gewerbe, des Handels, der Meinungen und wie die vielen künstlich fabricirten Freiheiten alle heißen, die gewährt uns das Geldsystem nach erlittener Schlappe mit Freuden, weil es hofft, uns Durch diese Gaukelspiele über unser wahres Interesse zu täuschen.

Die Freiheit Aller müßt ihr verlangen, die Freiheit Aller ohne Ausnahme! - Diese aber ist nur mittelst der Aufhebung des Eigenthums- und Erbrechts, mittelst der Abschaffung des Geldes und der Wiedereinführung der Gemeinschaft aller Erdengüter möglich. Der ganze übrige politische Trödelmarkt sind nur Nebensachen zu dieser Hauptsache. Seht aus England ihr Blinden, die ihr glaubt mit der Preßfreiheit sey in kurzer Zeit Alles gewonnen. Schon seit 150 Jahren erfreut sich dieses Volk der vollständigsten Preßfreiheit, so vollständig wie sie nur irgend im Geldsystem möglich ist, und doch ist das arme Volk dieses Landes weniger aufgeklärt, als die ärmste Volksklasse in Deutschland, doch sterben nach 150 unter den Wohlthaten der Preßfreiheit verlebten Jahren die Menschen Hungers. Und schon vor 300 Jahren war das Elend und die Armuth in England groß, schon seit dieser Zeit ist die Armensteuer eingeführt und immer mehr erhöht worden. Sollen wir darum die Preßfreiheit verlangen, statt der allgemeinen Freiheit überhaupt? Salz verlangen bevor man uns das Brod unserer Freiheit gebracht hat? Seht euch um im Kreise, allen Denen, welche Salz verlangen, mangelt es nicht an der nöthigsten Speise wie euch. Für sie ist schon gedeckt; uns aber fehlt noch die ganze Mahlzeit, welche die gütige Natur für uns Alle bestellt hat. Haben wir einmal diese, dann wird uns auch das Salz; haben wir einmal die allgemeinen Freiheiten, dann brauchen wir auch die verschiedenen vom System der Täuschung ersonnenen besondern Freiheiten nicht zu verlangen. Besondere Freiheiten aber giebt es im Systeme der Ungleichheit, worin der am freiesten ist, der das meiste Geld hat.

Freilich wollen wir Preßfreiheit, das versteht sich ganz von selbst, aber wir wollen sie für Alle auf gleiche Weise; unter dem Geldsystem aber ist dies nicht möglich.

3) Die Versorgung aller Armen, Kranken und Schwachen.

Diese wäre sehnlichst zu wünschen, ist aber auch ohne Revolution des Bestehenden nicht möglich. Warum nicht? Weil es der Armen zu viele giebt. Mehr als der dritte Theil der Bewohner unserer civilisirten Staaten verdienen weniger als sie brauchen. Frankreich hat deren allein 12 Millionen unter 33 Millionen Einwohner, England 13 Millionen unter 27 Millionen Einwohner. Wollte man nun diesen Allen wirklich helfen, so könnte dies nicht durch Versorgungshäuser geschehen, sondern durch Associationen der verschiedenen Arbeitszweige. Dieses wurde aber einförmliche, vollständige Revolution der gesellschaftlichen Ordnung zur Folge haben, indem diese dem Reichen nach und nach die Mittel nähmen, sich auf Unkosten armer, vereinzelter, hülfloser Geschöpfe zu bereichern. Mithin wäre doch dieses eine wirkliche Revolution. Diese aber wollen ja die Geldmänner durchaus nicht. Wenn sie von Unterstützung und Versorgung sprechen, so meinen sie damit nur immer diejenigen Armen, welche Krankheits, Alters und Schwäche halber unfähig zur Arbeit sind. Dadurch aber, daß man nur Denen hilft, welche schon zur Arbeit unfähig geworden sind, dadurch wird es noch lange nicht anders, dadurch wird das Uebel mit großen Opfern nicht einmal eine kurze Zeit lang gemildert, und noch viel weniger aufgehoben.

Die Errichtung von Versorgungs- und Arbeitshäusern sind schon jetzt ohne allen allgemeinen Nutzen, weil der Unglückliche in diesen Häusern gewöhnlich wenig Freiheit findet, als in seinem dürftigen Zustand außerhalb derselben. Daher kommt es, daß man sich um die Ausnahme in dieselben nicht drängt, während die Gesellschaft von unglücklichen Arbeitslosen wimmelt; Das was nun im Geldsystem die Errichtung und Erhaltung solcher Versorgung- und Arbeitshäuser kostet, das muß der Mittelstand und der Reiche bezahlen, diese aber hängen das Deficit Denen wieder auf, die genöthigt sind für sie zu arbeiten, und ziehen dadurch gleichsam dem arbeitsfähigen Armen das am Munde ab, was sie den Andern, die zur Arbeit unfähig geworden sind, heben. Sie nehmen gleichsam dem Hungrigen das Brod aus dem Mund und geben es dem, der mit dem Hungertode ringt. So drücken alle Lasten tief nach unten, und je stärker die Reichsten und Mächtigsten drücken, und je mehr die gedrückten Armen zusammensinken, desto mehr Individuen des Mittelstandes werden unter die Armenpresse geschoben, um die Fehlenden zu ersetzen.

Baut also dem Armen der Versorgungs- und Arbeitshäuser nach dem Systeme der Ungleichheit nicht noch mehr, er geht doch nicht gern hinein, so lange es für ihn noch Mittel giebt zu arbeiten und zu borgen, zu betrügen, zu betteln und zu stehlen. Ihr seht, mit euren sogenannten Wohlthätigkeits- und Sicherheits-Anstalten bessert ihr nichts; auf eure gesammelten Haufen seyd ihr erpicht, wie der Teufel auf die Seele, und doch müssen diese kleiner werden, wenn dein Elende abgeholfen werden sollt. Seit Jahrtausenden hat man euch dies gesagt, ihr habt aber immer dieser Wahrheit die Ohren verschlossen, und zur Verbesserung der Lebenslage eurer Brüder in Christo bis jetzt noch weiter nichts erfunden als die Armenbüchse, und den Bettelvogt. Welcher Widerspruch! Armenbüchse und Bettelvogt! Ei! hättet ihr die Armenbüchsen sattsam gefüllt und die Arbeiten gut bezahlt, so hättet ihr den Bettelvogt nicht zu zahlen brauchen. Nur Geduld, im Falle ihr hartnäckig an der Vergrößerung eurer Haufen arbeitet trotz dem sich immer mehr steigernden Elend, so könnt ihr leicht noch erleben, daß ihr sowohl der Armenbüchsen wie auch der Bettelvögt nicht mehr braucht.

Zittert so bald der Arme diese beiden Gegenstände unnöthig macht!

4) Reduktion der Steuern auf das Nothwendige und Nützliche, und Erhöhung der Luxussteuern.

Was die Luxussteuer anbetrifft, so ist diese nicht einmal im Stande, den Luxus auf die Dauer zu vermindern. Das scheint sonderbar und ist doch so. Wenn der Reiche fremde Stoffe zu Kleidern, fremde Weine u. dgl. noch einmal so theuer bezahlen muß als früher, so ist die Folge davon nicht, daß er sich dieselben, wenn sie ihm gefallen, versagt, nein! sondern er zahlt sie, wenn er sie nicht anders haben kann, doppelt so theuer, vermindert aber dafür alle seine frühern Ausgaben von welchen nicht er, sondern Andere Nutzen zogen, und vermehrt so viel als möglich seine Einnahmen, wozu er die Mittel hat, denn er hat das Geld. Verhindert man ihm eine Vermehrung der Einnahmen auf der einen Seite, so wendet er sich auf die andere. So lange das Geldsystem regiert, ist er mit seinem Gelde Herr, und weiß folglich alle seine Steuern wieder den Arbeitern oder Konsummenten durch allerhand Speculationen und Intriguen aufzupacken. Daß dies sicher so ist sehen wir ja klar und deutlich schon in der heutigen Gesellschaft. In Frankreich giebt es heute über 13,300 Reiche, welche jährlich 1000 Franken und darüber an Grundsteuern zahlen, über 33,000 Andere zahlen von 500 bis 1000 Franken jährlich von derselben Steuer, alle anderen Steuern nicht gerechnet. Nun frage ich jeden vernünftigen Menschen, ob diese Reiche da durch solche ungeheure Steuern wohl im Mindesten in ihren Ueberfluß und Luxus gestört werden. Wenn man ihnen unter hundert verschiedenen Namen noch hundertmal mehr abfordert, so zahlen sie es auch wenn die Regierung genug Banknoten machen und Geld schlagen läßt. Alles aber, was sie bezahlen, das schlagen sie wieder aus den Preis der Arbeit und der Lebensmittel, denn sie sind es im Geldsystem, welche diese Preise bestimmen, nicht aber die Regierung. Je mehr also die Regierung durch das Einkommen der Armen die Luxussteuern unterstutzt, desto mehr werden durch die Manöver der Reichen in Folge der Luxussteuern die Armen sich vermehren. Wenn die Regierung glaubt, nach Einführung der Luxussteuern l00,000 Armen helfen zu können, so würden das Jahr daraus sich wieder 100,000 Andere in denselben Umständen befinden.

In keinem Lande sind die Luxussteuern so stark als in England, und welche bedeutende Armensteuern müssen dort gezahlt werden! Wo aber sind der Luxus und die Armuth wohl größer als in England?'

Im Würtembergischen hatte man eine Hundesteuer eingeführt; trotz dem hatten sich die Hunde im Lande von 7000 bis auf 12000 vermehrt. Nun hat man diese Steuer noch erhöht; wenn man wieder nachrechnen wird, so wird es sich herausstellen, daß die Luxushunde wenigstens, auf welche man die größte Steuer legte, sich um Nichts vermindert haben werden, und das Resultat der Einnahmen sich um nichts verbessert haben wird: wenn man damit das Deficit vergleicht, welches die zunehmende Armuth in den allgemeinen Wohlstand frißt.

Eine Verminderung der Steuerndes Notwendigen und Nützlichen ist eben so unwirksam: denn wenn dir Regierung davon auch gar keine Steuern mehr erhöbe, und alle Steuern die sie braucht aus dem Luxus schlüge, so würde selbst durch solche anßerordentlich scheinende Maßregel dem Elende nicht gesteuert.

Dies wäre gerade soviel als eine Abdankung der Regierung, indem sie alsdann die Nöthigen Steuern ohne den Willen der Reichen nicht eintreiben könnte. Diese dürften sich ja alsdann nur des Luxus auf einige Zeit enthalten, so machten sie jede Regierung unmöglich die nicht die der Reichen wäre. Die Reichen sind es die alle Arbeiten und Genüsse besteuern, dadurch daß sie die Leitung und den Austausch derselben in den Händen haben.

Der Arbeiter ist ja schon dadurch von den Reichen besteuert, daß er für eine strenge Arbeitszeit nicht soviel erhält als er braucht, und alles was er braucht theurer bezahlen muß, als es verhältnißmäßig sein sollte.

Das Geldsystem in der Hand des Reichen ist an und für sich schon die fürchterlichste Steuer, die nur der Arbeiter mit seinem Mangel und seinem Fleiß bezahlen muß. Das scheint man immer zu vergessen. So lange man aber diese Steuer nicht abschaft, ist jede andere Steuerreduktion unwirksam.

5) Die Vermögenssteuer.

Diese ist revolutionair; sie verhindert die zu großen Anhäufungen in der Hand Einzelner; aber die Anhäufung selbst verhindert sie nicht, folglich auch nicht den dadurch bei andern nothwendiger Weise entstehenden Mangel: denn sobald Einige nicht haben können was Andere auch haben, so leiden sie Mangel, wenn selbst ihnen Alles zum Leben Nöthige gesichert wäre.

Die Vermögenssteuer vertheilt nur die allzu großen Haufen in viele kleinere. Ein starker, wohlhabender Mittelstand würde davon die Folge sein, und dieser würde dann die früher von den Reichen und Mächtigen gespielte Rolle allein spielen.

Das Geldsystem bekäme dadurch noch mehr hartnäckige Vertheidiger, und der Kampf gegen dasselbe würde dadurch dem armen, arbeitenden Volke um so schwieriger werden.

Diese würden von der nun noch mehr von der Habsucht angesteckten reichen Bürgerschaft wenigstens ebenso ausgesogen werden, als von den frühern reichgespickten Geldmännern.

Man kann einwenden: der Staat würde durch Gründung einer Nationalbank jedem fleißigen Arbeiter Vorschüsse machen zur Gründung eines Etablissements. So! dann würde die Elle länger sein als der Kram. Soll etwa Jeder ein von den Andern durch die Konkurrenz getrennter, vereinzelter Meister werden: oder will man dann zu Gunsten Einiger Ausnahmen machen; und welche? Es ist doch hinlänglich bewiesen daß durch solche Vereinzelungen eine ungeheure Arbeitszeit, so wie eine große Menge Materialien verloren gehen. Wieviele vereinzelte Werkstätten würden dann wohl auf Kosten des Staats gebaut werden mussen, und wieviele Verluste durch unnütze Kosten und ruinirende Bankerotte davon die Folge sein?

Derjenige welcher allein arbeitet, kann doch unmöglich mit dem konkurriren, welcher mit l0 oder 20 Arbeitern ein Geschäft betreibt!

Um den Irrthum auf den höchsten Gipfel zu heben, verbinden Einige damit die Errichtung von Nationalwerkstätten. Diese sind allerdings gut, allein die Interessen derselben sind dem Interesse der Nationalbank gerade zu entgegen.

Sollen die Nationalwerkstätten keine modernen Zuchthäuser sein, d. h. soll das Arbeiten in denselben freiwillig sein, und deshalb der Verdienst in denselben, dem außerhalb derselben gangbaren gleichkommen, so müssen nothwendiger Weise sich diese Institutionen so lange einen Krieg der Konkurrenz machen bis eine von beiden zu Grunde geht, was bei der zu vorerwähntem Behuf gegründeten Nationalbank nicht ausbleiben kann, wenn die Regierung wirklich das Interesse der zahlreichsten und ärmsten Klassen versicht.

Das Interesse der Nationalbank ist: daß jeder Schuldner derselben, die erhaltenen Vorschüsse richtig verzinst, so wie daß der Aktivbestand seines Vermögens nicht unter den Werth der dargeliehen Summe herabsinkt, weil solche Fälle die Existenz der Nationalbank gefährden. Wie ist es aber möglich, daß alle diese kleinen, von der Nationalbank unterstützten Etablissements die Konkurrenz großartiger, von der Regierung nothwendiger Weise begünstigter Nationalwerkstätten aushalten, und somit ihrer Verpflichtung gegen erstere nachkommen können? Wenn die Nationalwerkstätten keine Zwangsarbeitshäuser sein sollen, in welchen man für den Vortheil der Geldmänner arbeitet; wenn die Nationalbank nicht vorzüglich dazu dienen soll die Krämer zu unterstützen, so ist der Plan ein gewaltiger Irrthum, im entgegengesetzten Falle aber eine politische Spiegelfechterei.

Angenommen, man gäbe auf der Nationalbank nur solchen Bürgern Kredit, welche durch ihr Vermögen oder durch Bürgschaft, hinreichende Kaution leisten können - in welchem Falle der Zweck derselben ein eben so aristokratischer wäre als überhaupt der aller unserer heutigen Geldmanöver - so wäre das System der Vermögenssteuer eine Maßregel welche zu einer Menge Streitigkeiten und Irrthümer Anlaß gäbe. Auf welche Weise glaubt man das Einkommen jedes Einzelnen genau kontrolliren zu können, ohne sich zu irren, ohne Jemanden Unrecht zu thun, ohne betrogen zu werden? Wer dieses im heutigen Geldsystem für möglich hält, in diesem System der Vereinzelung, wo die Einnahmen und Aufgaben eines Jeden von denen eines Andern so verschieden sind, der hat eine Aufgabe noch zu lösen, nämlich die: einen Plan zu geben, nach welchem er diese Vermögenssteuer im Geldsystem, und mittelst desselben zu regeln gedenkt, und auf welche Weise er Mittel findet jeden Irrthum in der Steuervertheilung zu vermeiden.

Es ist übrigens drollig genug, daß gerade die Anhänger der Vermögenssteuer Gegner unseres Prinzips sind, während die Reichen von dieser Besteuerung eben so wenig wissen wollen, als von unserm Prinzip der individuellen Freiheit.

Die Männer der Vermögenssteuer wollen nur dem allzugroßen Reichthum und der allzugroßen Armuth steuern, und wollen dieses mittelst des Geldsystems bewirken! Sie vergessen, daß das Geldsystem einen Magnetismus hat, der Alles in große Haufen zusammen zieht. Kaum wären die kleinen Haufen durch die Wegschmelzung der großen geschwollen, so würden diese ihrer Seits wieder gegen den neuen Damm andringen, der sie aufhält. Die Vermögenssteuer ist revolutionär; sie will die großen Haufen der Reichen kleiner machen und die kleinen des Mittelstandes vermehren und vergrößern, die Lage der Arbeiter verbessern und die Armuth erträglicher machen. Das ist allerdings schon der Mühe werth, sich dafür zu begeistern. Wenn man glaubt, diese Revolution auf eine friedliche Weise bewerkstelligen zu können, so sind wir von ganzem Herzen dafür; kostet sie aber einen heftigen Kampf, dann genügt sie uns nicht. Was erstritten werden muß, muß für Alle gut und für Niemanden besser seyn.

6) Allgemeine Wahlfreiheit.

Diese ist im Geldsystem auch nicht möglich. Du lieber Himmel! sind uns denn diese willköpfigen Durcheinander von armen Teufeln und reichen Göttern noch nicht zum Ekel geworden? Was nützt denn das, wenn wir das Recht haben, einen Namen in den Wahltopf zu werfen; wenn die Wahlen vorüber sind, sehen wir ja doch immer, daß die Reichen Recht haben und wir Unrecht. Mit dem Gelde kann man sunfe gerade machen, und die Meinungen der Menschen ändern wie ihre Launen. Wir haben ja das Beispiel davon in Frankreichs Revolutionen gesehen, und sehen es heute noch überall bei den politischen Wahlen des Geldsystems.

In der ersten französischen Revolution kamen wirklich einige arme Teufel an die Regierung, die saßen nun da unter dem vielköpfigen Ungeheuer der Repräsentanten-Kammer und konnten nur mittelst des Schreckens durchdringen, weil die Interessen der Versammlung zu verschieden waren, und weil überhaupt mit einigen hundert Gesetzgebern auf einmal nichts Gescheidtes anzufangen ist, und gar nichts durchgehen kann ohne vorheriges langweiliges Gezänk, nach welchem gar oft die Mehrheit der beschränkesten Köpfe Meister auf dem Kampfplatze bleibt.

Dem abzuhelfen schlugen sich die Parteien in der damaligen französischen Repräsentanten-Kammer einander die Köpfe herunter, dann machte man es dem reichsten und mächtigsten Adel und Anderen eben so.

So halfen die Parteien den Mängeln des Wahlsystems wie sie es verstanden. Viele Reiche verloren Kopf und Geld, aber der Reichthum überhaupt kam dabei doch um keinen Kopf zu kurz; er wechselte den Mann, ohne dabei weder Köpfe noch Geld zu verlieren. Was man einzelnen Individuen nahm, wußten sich Andere durch seine Speculationen anzueignen. Wenn der alte Reichthum sich früher öffentlich zeigte, so wußte sich der neugebackene pfiffig den Blicken der Späher zu entziehen, und arbeitete in seinem verborgenen Dunkel am Sturze seiner Bekämpfer.

Die Morde und Beraubungen des Adels verhinderten das Elend nicht, denn das System des Elends war nicht abgeschafft worden;man hatte nur gesagt: Wir wollen eine Republik, eine Volksherrschaft, Freiheit und Gleichheit; aber nicht bestimmt, wie man sie wollte. Von dem Verkauf der Güter der Auswanderer, von der Verminderung der Abgaben profitirten nur die, welche nächst den verfolgten Reichen das meiste Geld hatten. Diese haben jetzt das Geschick von 33 Millionen auf ihre Banknoten gestempelt und in ihre Geldkasten gesperrt. Da habt ihr des Tages 5 Sou, geht hin und schlagt euch dafür, und ihr Andern 5 Franken, gebt Acht, daß man das Gestohlene nicht wieder stiehlt.

Diese da regieren jetzt mit ihren Wagen, Ellen, Gewichten, Börsen, Staatspapieren und Geldsäcken. Für sie hat das Volk sich in zwei Revolutionen geschlagen; sie haben sich in den Raub des in der Revolution gemordeten Adels getheilt und die Regierung durch die Macht des Geldes usurpirt.

Sehen wir darum nicht taub und blind gegen alle Vernunft und hoffen wir weder vom bloßen Namen Republik, noch von der sogenannten Volksherrschaft und Wahlfreiheit eine Aenderung, unserer Lage. Im Geldsystem da liegt der Knoten, da steckt die Wurzel des Uebels, da der Saft von welche diese sich nährt, und sonst nirgends so tief. Dieses ist's was mit allen möglichen Waffen bekämpft werden muß, das ist die Ader durch welche das Gift im Verborgenen schleicht, in welcher es sich dem Auge des Unwissenden unsichtbar macht. Heute zählen wir einen wackern Kämpfer für unser Prinzip, morgen kann er schon vom Zauber des Geldsystems umstrickt und gewonnen seyn, ohne daß wir es sogleich merken.

Prüfen wir Alles genau lieben Brüder! und lassen wir uns nicht mehr tauschen; Wahlfreiheit wollen wir auch! aber nicht die des heutigen Geldsystems; denn diese ist ein Irrthum. Din Freiheit der Wahlen ist im Geldsystem so wenig möglich, als die Freiheit Aller; diese ist es aber die wir wollen, so weit es eine Möglichkeit ist sie zu erreichen.

7) Associationen.

Gut! sehr gut! damit kann geholfen werden. Dieses Mittel ist revolutionär; aber irren wir uns nicht. Mit der Benennung ist's noch nicht gethan, die Sache muß auch bestimmt werden.

Eine Association ist die Vereinigung mehrerer Fähigkeiten und Begierden für ein und denselben Zweck. Diese Vereinigung kann aber freiwillig seyn und gezwungen; sie kann zum Vortheil eines Einzigen, Mehrerer ober Aller gegründet seyn, z. B.

Das Kasernenleben der Soldaten ist eine gezwungene Association der Begierden und Fähigkeiten Vieler zum Vortheil Einiger. Eben die gleichen Associationen sind alle großen Zucht- und Arbeitshäuser, alle Fabriken, so wie alle Arbeiten, welche in den Händen weniger Geldmänner ein vereinigtes Ganze bilden, als die Arbeiten in den Bergwerken, an den Eisenbahnen u. s. w,

Alle Arbeiter, welche in ähnliche Anstalten arbeiten, sind mehr oder minder zum Vortheil Einiger verassocirt.

Nun schlagen alle Reformatoren (die Fourieristen, Kommunisten und überhaupt alle Socialisten) vor, der großen Ökonomie wegen alle Arbeiten miteinander zu vereinigen. Dies erfüllt andere Feinfühlende mit Schauder und Entsetzen, weil sie sich darunter Associationen denken, welche den obigen gleichen.

Association an und für sich ist nur die Form, und nicht der Geist unseres Prinzips. Die Association ist recht gut möglich, ohne daß darin die natürliche Gleichheit Aller anerkannt wird, wie ich oben gezeigt habe. Mit der Association allein haben wir nur die gesellschaftlichen Mängel eine Weile überzuckert und übertüncht, aber der Verwirklichung unseres Prinzips sind wir damit nicht näher gekommen. Natürlich kann auch mit der Zeit aus einem solchen Zustande dieselbe hervorgehen, aber welch ungeheurer gefährlicher Zeitverlust ist das nicht, welchen Strom von Thränen wäre die Menschheit alsdann noch zu weinen gezwungen. Die Association verscheucht zwar das materielle Elend der Massen theilweise, aber sie hebt die Verbrechen auch nur theilweist auf, an deren Folgen die Menschheit krankt; sie ist ohne unser Prinzip nicht im Stande, den Menschen auf den wissenschaftlichen Höhepunkt zu erheben, auf welchem er über alle gesellschaftliche Mängel und Schwächen triumphirt. Die Association nach dem System von Fourier z. B. nennt sich eine Association der Harmonie! - Und diese Association hat in ihrem Systeme dreierlei verschiedene Speiseordnungen, Kleidungen und Wohnungen u. dgl. Sie ist gestützt auf die Arbeit, das Geld, und das Talent, welche beiden letztern vortheilhafter bedacht sind als die Arbeit. Das soll nun ein System der Harmonie seyn! - Als wenn es möglich wäre, darin den Leidenschaften des Neides, Stolzes, der Verachtung, Eitelheit, Mißtrauen, Hohn, Spott, Demuth, Erniedrigung, Einbildung, Uebermuth, Verleumdung, Lob, Tadel, Zorn, Feindschaft, Streit und Verbrechen vorzubeugen. Wo drei in der Lebensweise verschiedene Klassen existiren, herrschen auch drei verschiedene Interessen. Wenn der Eine einen bessern Kopf zum Denken hat, ist es dann auch damit ausgemacht, daß er eine größere Verdauungskraft oder einen kitzlichern Gaumen hat als der Andere? - Oder hat der Kopf zum Denken nöthig, daß man den Gaumen besser kitzele als den des einfachen Arbeiters? Unsinn verfluchter! von welchem sich unsere Fourieristen mit Teufelsgewalt nicht trennen können. Wo ihr Lehrer im Jahre 1808 stand, da bleiben sie, wie es scheint, steif und fest stehen. Vorwärts! vorwärts! ihr Männer der socialen Schule.

Wenn das Fourier wüßte, daß ihr heute noch um keinen Daum breit weiter vorgerückt seyd in den Ideen, er würde euch für die Verehrung, die ihr ihm erzeigt, schlechten Dank wissen. Kein Gedanke, keine Idee ist so vollkommen, als daß sie nicht noch vervollkommnet werden könnte und müßte.

Den fürchterlichsten Bock hat Fourier mit der Anerkennung und Belohnung des Kapitals geschossen; da hat er uns den Kaufmann mit in das sonst schöne System hineingeflickt, den müßt ihr heraustrennen Fourieristen! Auf den Mist mit dem Kapital! das ist ein alter Flicken auf ein neues Kleid, mit welchem euch die gegenwärtigen und künftigen Generationen bei der Verwirklichung eures Systems auslachen. Wir wissen wohl, daß ihr damit die Geldmänner in den Phalanstére locken wollt. Nun gut! macht wie ihr denkt, eure Gedanken sind wahrscheinlich gut, vielleicht besser als euer System, aber wehe der Menschheit, wenn die Monarchie sich durch eure Schuld dieses Systems bemächtigt, und in seinen verunstaltenden Klauen daraus ein Zuchthaus für die Menschheit knetet. Diese Zukunft ist mit eurem System möglich.darum taugt es nichts, so lange es zwischen Kapital, Talent und Arbeit einen Unterschied macht.

So lange ihr dabei verharrt, sind wir geschiedene Leute; denn unser Prinzip und das der Geldmänner sind so verschieden als Himmel und Erde.

Alle diese Associationen sind denn doch nach meiner Meinung nicht im Stande, das Wohl der Menschheit zu befördern. Selbst die Lebenslage der zahlreichsten und ärmsten Klassen ist der Fourierismus nicht im Stande zu verbessern, weil die Einführung des Systems auf vorherige Aufführung ganz neuer Bauten berechnet ist. Darauf kann aber das arme Volk nicht warten, um so weniger als die immer mehr und mehr durch die Vollendung der Bauten eingeführten Associationen sein Elend furchtbar steigern würden, indem es mit den Arbeiten der Associationen nicht mehr konkurriren und doch auch nicht von diesen darin aufgenommen werden könnte.

Soll also ein Associationsplan das Wohl der Menschheit, die Verbesserung der Lage der zahlreichsten und armsten Klassen bezwecken, so muß er großartig und allgemein seyn, 1) Jeder muß die Freiheit und Mittel haben, sich demselben anschließen zu können. Ferner muß eine solche Association 2) allen ihren Mitgliedern ohne Unterschied eine gleiche Lebenslage gewähren. Außerdem muß man darin 3) freier und angenehmer leben können, als in der vereinzelten Gesellschaft.

Diese drei Punkte sind der Probierstein einer guten revolutionären Association; alle übrigen Associationen können wohl auch revolutionär, aber nicht für Alle gut seyn.

Also kein Wortkram! sondern es aufrichtig ausgesprochen: Eine Revolution thut uns Noth. Ob diese nun durch die reine geistige Gewalt allein ausgekämpft werden wird, oder ob sich die rohe physische dazu gesellen wird, das müssen wir erwarten, und jedenfalls auf beide Fälle uns vorbereiten.

Wenn ich nicht vor Allem hauptsächlich die natürliche Gleichheit Aller wollte, so sagte ich mit so vielen Andern: unser Prinzip wird sich ganz allein auf dem progressiven Wege der Aufklärung verwirklichen. Ja! alles Gute kann sich auf diese Wege verwirklichen, nur nicht die Beseitigung der persönlichen Interressen aller Derer welche die Gewalt und das Geld haben.

Wo hat man je gesehen, daß diese da der Vernunft Gehör gegeben haben? Fraget die Geschichte, wenn ihr zweifelt, ihre Blätter sind gefüllt mit den Anmerkungen unzähliger Kämpfe des persönlichen Interesses mit dem allgemeinen.

Durch Krieg und Revolution wurden die Religionen verbreitet; durch Krieg und Revolution wechselten, erhielten und befestigten sich die Dinastien; durch Krieg und Revolution erzwang man die Anerkennung der Kirchenreformation.

England, Frankreich, die Schweiz, Amerika, Spanien, Schweden, Norwegen, Holland, Belgien, Griechenland, die Türkei, Haity und so alle Nationen, verdanken jeden Zuwachs ihrer politischen Freiheiten der Revolution.

Oestreich verdankte seinem Kaiser Joseph dem Zweiten die bedeutendste Revolution die je ein Monarch in neuerer Zeit für den Fortschritt unternommen hatte. Er starb dafür "wie man sagt" an einer ihm beim Abendmahl gereichten, vergifteten Hostie. Seitdem bewegt sich dort Vieles wieder im Sternbild des Krebses.

Joseph der Zweite war ein revolutionairer Monarch; will Friedrich Wilhelm der Vierte es werden, so hat er von vorne anzufangen: denn die Aufklärung des preußischen Volkes verlangt im Vergleich zum damaligen östereichischen bedeutend mehr.

Joseph gab mehr als das Volk damals zu verlangen verstand; Friedrich Wilhelm blieb bis jetzt dahinter noch weit zurück.

Die Einführung jeder wichtigen Reform kann nur durch eine Revolution bewerkstelligt werden: denn jede Ersetzung des Alten durch das Neue ist eine Revolution. Ob nun die Verwirklichung neuer Ideen durch das Volk betrieben wird oder durch einen Fürsten, ob sie allein durch die physische Gewalt erkämpft wird oder durch die geistige, oder durch alle beide, immer ist dies eine Revolution.

Revolutionen wird es immer haben, aber sie werden nicht immer blutig sein.

Auch unser Prinzip wird sich durch eine Revolution verwirklichen. Diese wird aber in ihren Folgen um so fürchterlicher sein, je länger der jetzige Zustand der Unordnung noch dauert: weil dieser das schielende Mißverhältnis, zwischen den Bedürfnissen und der Bevölkerung immer mehr vermehrt, und dadurch eine milde, friedliche, progressive Uebergangsperiode, immer unmöglicher macht.

So wie der einzelne Mensch nach den Verhältnissen seiner Körperkonstitution, und seiner Arbeit, so wie nach dem Klimat und der Jahreszeit, eine gewisse Qualität und Quantität von Nahrungsmittel zum leben nöthig hat; eben so wie sich an denselben bis auf einen gewissen Grad nichts abbrechen und nichts verschlechtern läßt, ohne die Gesundheit und die Erhaltung des Individuums zu gefährden, eben so ist dies auch mit der Gesammtsumme aller Individuen, mit der Gesellschaft der Fall: es läßt sich ihr bis auf einen gewissen Grad, von der zu ihrer Erhaltung nöthigen Qualität und Quantität Nahrungsmittel nichts abbrechen, ohne das Wohl und die Existenz derselben zu gefährden.

Unsere Chemiker und Aerzte können dies klar und deutlich nachweisen, wenn sie den Muth dazu haben. Die letztern sollten hauptsächlich endlich einmal mit der Stimme der Wahrheit lauter werden. Sie würden durch die mit der Wissenschaft des Arztes geführten Beweise, daß eine große Menge menschlicher Krankheiten, Schwächen und Gebrechen von zu strenger, anhaltender Arbeit, von Unzulänglichkeit und Verschlechterung der Nahrungsmittel, so wie überhaupt aus der schlechten Organisation der Gesellschaft entstehen, die kräftigste Propagande für unser Prinzip machen.

Man hat bestimmt, daß die Nahrungsmittel eines jeden erwachsenen gesunden Individuums, an Quantität und Qualität gleich sein müssen der Kost eines französischen Soldaten, und daß daran ohne Nachtheil für die Gesundheit des Individuums nichts abgebrochen werden kann.

Das Hauptnahrungsmittel zum Ersatz menschlicher Kräfte, ist da wo die Milch nicht zureicht, das in mäßiger Quantität genossene Fleisch; also ohngefähr täglich ein drittel Pfund für den erwachsenen Mann. Wollte man aber z. B. in Frankreich heute auf einmal überall die Gemeinschaft einführen, so könnte man unmöglich im Anfange Jedem der es bedarf täglich ein drittel PfundFleisch geben, weil man sonst in kurzer Zeit alle vorräthigen Heerden aufgezehrt haben würde. Dieses scheint sonderbar, indem doch die meisten Handwerker in den großen Städten täglich ungefähr ein drittel Pfund Fleisch essen. Ja, diese sind trotz ihrer Mengen doch nur eine kleine Zahl im Vergleich zu den großen Massen der Fabrikarbeiter und Ackerbauer.

Dieses Mißverhältnis des Viehstandes zu der Bevölkerung eines Landes, ist der schlagendste Beweis einer schlechten Regierung desselben.

Ob das Volk zu essen hat oder nicht, ob der Bestand der Heerden und die Vorräthe in den Magazinen den Bedürfnissen der Bevölkerung entsprechen oder nicht, darum kümmern sich die Regierungen von Heute wenig oder gar nicht. Wenn sie nur in behaglicher Ueppigkeit leben können, dann ist der Zweck ihrer Regierung erreicht. Für sie und ihre Familien ist immer das beste Fleisch, sind immer die besten Nahrungsmittel und Getränke im Ueberfluß vorhanden; was kümmert sie der Mangel Anderer; sie regieren ja nicht für Andere, sondern sie regieren Andere für sich.

Wundere man sich daher nicht, wenn sich eines Tages die einfaltige Schaafsgeduld des Volkes in eine unbändige Hyänenwuth verwandelt. Es häufen sich der beschützten Thorheiten, Irrthümer und Ungerechtigkeiten zu viele. Früher hätte man den Unfug können mit einem Flederwisch wegkehren, jetzt muß man schon einen Besen nehmen, und über ein Kleines wird eine Mistgabel nothwendig werden.

Ich will hier nur ein einziges Beispiel anführen, um zu beweisen daß die Folgen einer Revolution um so fürchterlicher sein werden, je länger der jetzige Zustand noch dauert.

Frankreich hat einen Bestand von ungefähr 6,681,000 Stück Ochsen und Kühe. Davon wird jährlich ohngefähr der dritte Theil geschlachtet; so daß sich die Anzahl trotz der Vermehrung derselben, und trotz der Zufuhr aus dem Auslande, im Vergleich zur zunehmenden Vermehrung der Bevölkerung um ein Bedeutendes vermindert, während sich die Zahl der fleischfressenden Müßiggänger immer mehr vermehrt: so daß das Fleisch immer theurer, und derLohn immer geringer wird, und schon jetzt manche Landbauer kaum einmal des Monats ein Stück Fleisch zu essen hat.

Rechnen wir nun das Stück Rindvieh im Durchschnitt zu 600 Pfund brauchbares Fleisch, so macht dies auf den ganzen Bestand der Heerden in Frankreich 4,008,000,000 Pfund.

Wollte man nun von den 33,000,000 Einwohnern Frankreichs nur 24,000,000 eine tägliche Ration von 1/3 Pfund zukommen lassen, so verzehrten diese in einem Jahre 2,920,000,000 Pfund, mithin trotz der Vermehrung in der Zwischenzeit, in zwei Jahren alle vorräthigen Rindviehheerden. Das folgende Jahr ginge es dann an die Schaafe, Ziegen und Geflügel, und dann an den Rest, an die Schweine, Pferde, Hunde und Katzen.

Die Statistiker haben berechnet, daß wenn man alles Fleisch, was heute in Frankreich verbraucht wird, unter Alle gleich vertheilen wollte, auf Jeden täglich nicht ganz 1/4 Pfund käme.

Nun kann man einwenden: Ja! dafür haben aber auch andere Länder desto mehr, die versehen Frankreich mit ihrem Ueberflusse.

Ganz recht! die Schweiz z. B. schickt viele Heerden nach Frankreich; ist das aber ein Beweis daß sie derselben zu viele hat?

Es giebt Gegenden in der Schweiz wo Milch und Kartoffeln die einzigen Nahrungsmittel sind. Ich habe in einer Gegend des Kanton Luzern Kinder von sieben Jahren gesehen, die nicht wußten was Brod ist. Die Mutter derselben hatte seit 3 Jahren keines genossen; noch viel weniger kommt diesen Leuten ein Stück Fleisch oder eine Fleischsuppe vor den Mund. Die große Mehrzahl der Feldarbeiter und Weber in den deutschen Kantonen, hat nur alle Sonntage einmal Fleisch.

Irland versieht die Märkte Englands mit Fleisch und Getraide, während 9/10 der Bewohner größtentheils von Kartoffeln leben.

Die Ausfuhren der Produkte eines Landes beweisen doch also im Geldsystem nicht, daß im Vergleich zur Bevölkerung ein Ueberfluß derselben vorhanden ist.

Es ist nun nicht gesagt daß der Mensch um zu leben und zu arbeiten durchaus zu seiner Nahrung Fleisch haben müsse: auch haben sich die Müßiggänger, und die welche sich mit unnützen Arbeiten beschäftigen mehr daran gewöhnt als die, welche ihr Brodim Schweiße ihres Angesichts verdienen müssen: um so bitterer jedoch würde ersteren der Wechsel sein, wenn nach einer Socialrevolution, das bewaffnete Volk in Masse für den radikalen Umsturz wäre, und jede Progressiv-MaßregeI zurückwiese.

In Deutschland, welches im Verhältniß zur Oberfläche reicher an Vieh ist als Frankreich, nimmt die Zahl des Viehes überall zu, aber nicht in demselben Verhältnisse als die Bevölkerung, ja der Verbrauch ist im Durchschnitt sogar noch etwas geringer als in Frankreich; nach der neuesten, im Auftrage der französischen Regierung unternommenen, statistischen Untersuchung des Professor Moll zu urtheilen.

Seht ihr! solchen Zustand haben uns unsere hoch- und wohlweisen, allergnädigsten und durchlauchtigsten Regierungen herbeigeführt. In allen Ländern geht das Mißverhältnis der Produktion des Nothwendigen zur Bevölkerung derselben fürchterlichen Zukunft entgegen, welche um so fürchterlicher sein wird, je entfernter sie ist.

Dann wird die einfältige, böswillig urtheilende Dummheit auch wieder wie gewöhnlich, die künftigen Revolutionairs der Grausamkeit und Tyrannei beschuldigen; wenn diese um das Uebel zu beseitigen, der Gesellschaft eine schmerzhafte Operation machen müssen.

Wenn jetzt irgendwo Ueberfluß an den nöthigen Produkten ist, so ist dies ein Werk des Zufalls, denn die Regierungen thun dafür nichts. Wenn sie eine Regierung der Gemeinschaft wären, statt eine der Vereinzelung, so sagten sie: weil denn doch unsere Chemiker und Aerzte bewiesen haben, daß der Mensch eine gewisse Quantität und Qualität von Nahrungsmitteln zu seiner Erhaltung nöthig hat, so muß die Produktion derselben auch mit der steigenden Bevölkerung in ein richtiges Verhältniß gebracht werden: folglich muß auf drei Menschen allemal ein Stück Rindvieh kommen. Dies Letztere ist aber nicht der Fall: wir müßte denn unsere gestrenge Herren mit dazu rechnen.

Sollte nun heute die Gemeinschaft in irgend einem Lande allgemein eingeführt werden, so dürften daselbst weder im ersten noch im zweiten Jahre viele Kälber geschlachtet werden, eben so mußten wir im Genüsse der Milch- und Fleischspeisen während dieser Zeit die äußerst möglichste Mäßigkeit beobachten, und nur den Arbeitern ihre volle Fleischportion lassen, welche die schwersten Arbeiten verrichten. Dieses Opfer müßte nothwendiger Weise gebracht werden, um den Viehbestand so geschwind als möglich zu verdoppeln, und ihn in ein richtiges Verhältniß mit der Bevölkerung zu setzen. Ferner müßte man sich entschließen, alle Luxuspferde für den Pflug und den Krieg zu dressiren, kein Wiesenland mehr in Acker verwandeln, und überhaupt die größte Sorgfalt auf Ackerbau und Viehzucht verwenden. Außerdem müßte man soviel Vieh und Nahrungsmittel als nur immer möglich von den angrenzenden, nicht in Gemeinschaft lebenden Völkern ziehen. Da hätte man nichts weiter zu thun als diese Gegenstände alle doppelt und vierfach zu bezahlen. Alles aufzutreibende Gold und Silber müßte zu diesem Zwecke benutzt werden. Was thut man mit dem Plunder, man kann ihn ja doch nicht essen. Wenn dann die Mächtigen dieser Länder die Zufuhr versperren, dann muß ihnen der fürchterlichste Krieg gemacht werden der je gemacht wurde, und dazu haben wir die Mittel mehr als andere in der alten Ordnung lebenden Gesellschaften. In diesem Falle aber können nur unsere Krieger reichlich Fleisch zu essen bekommen. Für diese sind dann während der Dauer des Krieges die besten Weine und das beste Fleisch; die Uebrigen können ihre Aufopferung an der Mäßigkeit erproben, damit Jeder Gelegenheit hat sein eigenes persönliches Wohl dem Wohle der Gesammtheit der lebenden und künftigen Generationen zum Opfer zu bringen.

Eben aber darum weil der jetzige Zustand der gesellschaftlichen Verhältnisse die künftigen Gründer der Gemeinschaft zwingt, so gleich beim Antritt der Leitung der Verwaltung eine große Oekonomie einzuführen, weil es nöthig wird, daß den ausgearteten Begierden Einiger schnell gezügelt werde, ohne daß man dadurch in dem Stand gesetzt wird, das augenblickliche Verlangen und die mäßigen Wünsche der Vernünftigen zu befriedigen, eben darum werden die Folgen der Umwälzung um so fürchterlicher seyn, je größer das Mißverhältniß zwischen der Bevölkerung und der für den Wohlstand aller Glieder derselben nöthigen Production ist. Denkt euch den Zustand der zahlreichsten Klassen in allen Ländern so elend  wie in England; denkt euch eine Socialrevolution bräche in solchem Zustande aus, würde alsdann das siegreiche Volk sich mit progressiven Maßregeln begnügen? und würden nicht durch einen schnellen, radikalen Umsturz alles Bestehenden die Existenz und das Wohl aller an die alte Ordnung gewöhnten, üppigen Reichen stark gefährdet werden?

Je mehr Mangel ihr ins Land schafft, je größer wird eure Entbehrung seyn, wenn das Volk nach einer Revolution mit euch dieselben Genüsse verlangt. Versteht man mich nun?

Welche Mittel haben wir nun jetzt die Socialreform herbeizuführen? Diese: Erstens fortzufahren zu lehren und aufzuklären.

Hierzu brauchen wir außer unsern persönlichen Eifer die Freiheit der Presse und die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen.Damit wird gerathen.

Zweitens: die schon bestehende Unordnung schnell auf den höchsten Gipfel zu treiben. Hierzu bedarf es der Aufopferung einiger, wo möglich hochgestellter Männer, welche von allen Klassen der Gesellschaft als musterhaft und moralisch bekannt sind. Hiermit wird geholfen.

Dieses Zweite ist, wenn dem Volke der Geduldsfaden reißt, das letzte und sicherste Mittel.

Wenn trotz allen Vernunftgründen die Regierungen nicht zur Verbesserung der Lage der zahlreichsten und ärmsten Klassen Maßregeln ergreifen; wenn im Gegentheil die Unordnung sich fortwährend steigert: so müssen Alle, Denen außer der Aufklärung noch der Muth geblieben ist, aufhören, sich gegen diese Unordnung zu stemmen, und sie im Gegentheil auf den höchsten Gipfel zu treiben suchen; so daß das arme Volk ein Vergnügen an der steigenden Unordnung findet, wie der Soldat am Krieg, und die Bedrücker darunter leiden wie der Reiche durch den Krieg.

Wenn sie nicht hören wollen, dann müssen sie fühlen; dann darf die von ihnen beschützte Unordnung von uns nicht mehr beschützt werden; dann müssen die üblen Folgen dieser Unordnung, welche wir bisher fast allein tragen mußten, auf sie mitübertragen werden. Dann muß ihnen mit einem Worte ihr System der Unordnung so versalzt werden, daß es ihnen noch mehr zum Ekel wird, als uns die lange Sklaverei.

Wenn dieses zweite Mittel angewandt werden muß, dann haben wir nicht mehr nöthig aufzuklären, Systeme aufzustellen und Verbesserungen vorzuschlagen. Wir haben dann nicht mehr nöthig zu sagen, was wir wollen, sondern nur Allem, was wir nicht wollen, dieses Mittel entgegenzustellen.

So lange aber dieses Mittel anwendbar ist, so lange ist dies ein Beweis, daß die Organisation der Gesellschaft nichts taugt; denn so bald sie für Alle gut ist wird dieses Mittel unwirksam.

Weiter läßt sich darüber nichts sagen.

Die Uebergangsperiode in einer zu langsamen Ordnung vorzunehmen ist nicht rathsam. Wenn man die Gewalt in der Hand hat, muß man der Schlange mit einem Male den Kopf zertreten, d.h. nicht unter den Feinden ein Blutbad anrichten oder ihnen ihre Freiheit rauben, sondern ihnen die Mittel nehmen, uns zu schaden.

Wollte man in der Uebergangsperiode den Einfluß der Reichen und Mächtigen nicht vermindern, wollte man ihnen einen Theil ihrer egoistischen Interessen garantiren, so gäbe man dem armen leidenden Volke ein schlechtes Beispiel der Gerechtigkeit, und welche karge, unzureichende Mittel blieben Einem alsdann, das Elend des Volks zu mindern, daß ohnehin selbst auf dem radikalsten Wege nicht so leicht mit einemmale zu beseitigen ist, weil es sich so tief eingefressen hat. Auf dem radikalsten Wege der Umwälzung selbst könnte man nicht damit anfangen, die natürlichen Begierden der großen Volkshaufen zu befriedigen, und so den Rest vollends aufzuzehren, sondern man muß mit demselben eine solche weise Ökonomie halten, daß er sich binnen Kurzem verdoppelt, und dann erst kann man die Genüsse vermehren und die Arbeit vermindern; denn selbst die Arbeitszeit kann während der ersten zwei Jahre nicht gleich auf 6 Stunden vermindert werden, weil nothwendig wird allen unbebauten Boden urbar zu machen, so wie die zur Production und zum Austausch derselben nöthigen Eisenbahnen und Kanäle, so wie Fabriken und Maschinen zubauen. Außerdem nimmt in solcher Periode auch wahrscheinlicher Weise der Krieg eine Menge rüstiger Hände in Anspruch. Wenn es also selbst auf dem radikalsten Wege nicht möglich ist, die Lasten des Volkes in den ersten zwei Jahren viel zu erleichtern oder ihre Genüsse viel zu vermehren, so würde es schlecht stehen, wenn man nebenbei der besiegten Partei der Reichen und Mächtigen Vorrechte garantiren würde; das ist unmöglich! Nun ist aber auch nicht nöthig, daß man die an die Ueppigkeit und an das Nichtsthun gewöhnten Reichen zur Arbeit und Entsagung zwingt, sondern ihr Reichthum muß durch sein allmähliges Zufammenschmelzen sie nach und nach ohne heftigen Stoß an die natürlichen Genüsse der übrigen Gesellschaft gewöhnen.

Alles was nach einem Umsturz des Bestehenden gethan werden kann, um die Opfer der ersten zwei Jahre erträglich zu machen. Muß gethan werden; mithin muß sogleich bei der Organisation der Arbeit und der Verwaltung die Lebenslage Aller Derer, welche von der Gesellschaft erhalten werden, gleichgestellt werden, Aller ohne Unterschied der Ersten wie der Letzten.

Das ist die erste und nothwendigste Maßregel, und gleichsam die Basis der neuen Organisation.

Der Herzog, welcher das Heer in den Krieg führt, der Dictator, welcher die Arbeiten organisirt, alle müssen in Bezug auf ihre Bedürfnisse nicht besser bedacht seyn, als der jüngste Tambour oder der Steinklopfer auf der Landstraße. Wenn in Kriegszeiten die Armee alle Fleischrationen für sich allein in Anspruch nimmt, so muß der Dictator eben so gut Fasttag halten, wie alle übrigen Arbeiter. Giebt es des Monats 15 Fasttage für den Bauer und Arbeiter, so giebt es auch 15 Fasttage für die Verwaltungsbehörden und Gelehrten. Dieses Beispiel muß nöthiger Weise gleich von Anfang an gegeben werden, wenn das Volk die anfänglich nöthige Oekonomie mit Geduld ertragen soll.

Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, wenn wir eine möglichst milde Uebergangsperiode wollen. Jetzt ist die Heilung des gesellschaftlichen Uebels schon ohne die Anwendung verschiedener periodischer Uebel, und die dadurch bewirkte, passive Vergrößerung der Unordnung nicht möglich; aber in 50 bis 100 Jahren wird das noch fürchterlicher werden.

Sagen wir darum nicht die Menschheit ist noch nicht reif dazu. Sie ist zu Allem fähig was geeignet ist das Messer abzuwenden, das ihr das Elend an die Kehle setzt. Was braucht es dazu einer langen schulmeisterischen Aufklärung! Das wird doch wohl Jeder einsehen, daß ein System der Freiheit für Alle besser ist als eines der Sklaverei!

Wenn man den Armen auf die aufgespeicherte Produktion aufmerksam macht und ihm sagt: arbeite! dann aber nimmt so wird er doch wohl verstehen daß Etwas besser ist als Nichts!

Der Dümmste ist nicht so dumm ein dargebotenes Interesse zurückzuweisen. Unser Prinzip aber ist das Interesse der zahlreichsten und ärmsten Klassen. Drum kann es uns nicht fehlen wenn wir die Gelegenheiten zu benutzen verstehen, welche uns das System der Unordnung von Zeit zu Zeit bietet, um Gift mit Gegengift zu vertreiben.

Den Krieg gegen die Personen, oder die blutige Revolution lassen wir die Politiker machen; den Krieg gegen das Eigenthum, oder die geistige Revolution müssen wir machen.

In den Zeiten der Ruhe laßt uns lehren, und in den Zeiten des Sturmes handlen.

Sobald er daher braußt, ist keine kostbare Zeit mit nutzlosen Deklamationen zu verlieren, wie damals auf Hambach: sondern rasch wie der Blitz muß gehandelt werden, rasch wie dieser muß Schlag auf Schlag geführt werden, so lange das Volk unter dem Eindrucke des ersten Enthusiasmus lebt.

Und nicht herumgesucht darf da werden nach einem Führer; und nicht lange gemäkelt darf da werden bei der Wahl eines Führers. Wer der Erste aufsteht, wer der Erste vorangeht, wer am tapfersten aushält und dabei seine Lebenslage gleichstellt mit der aller Uebrigen, ist Führer.

Und keine Waffenstillstande, keine Unterhandlungen mit den Feinden dürfen eingegangen, keinem Versprechen derselben getraut werden. Sobald sie den Kampf hervorrufen müssen sie nicht anders betrachtet werden als unvernünftige Thiere die unfähig sind eine vernünftige Sprache zu verstehen.

Dies sind die Verhaltungsregeln für die Zeiten einer allgemeinen Bewegung; für die Zeiten in welchen man uns wieder zu revolutionairen Werkzeugen gebrauchen will, um mit unserer Hülfe die Personen zu wechseln die uns regieren.

Jede Bewegung aber, die von Anfang an gleich das Streben der Verwirklichung unseres Prinzips kund giebt, mit einem Worte jede sociale Revolution, wird anders anfangen als alle bisherigen Revolutionen. Man wird sich darin nicht vor die Kanonen wälzen wo der Feind am stärksten ist, auch nicht durch den Mord einzelner Tyrannen zum Ziele zu gelangen suchen. Dieses sind unsichere, und oft sogar schädliche Mittel, mit welchen man den Feinden in die Hände arbeitet. Hat einmal das arme Volk das Joch satt, und will es damit enden, so soll es nicht den Personen den Krieg machen, sondern dem Eigenthum. Das ist die schwächste Seite unserer Feinde.

Sollten wider Vermuthen die Gewaltigen, um der Verwirklichung unsers Prinzips entgegen zu arbeiten, uns in eine Zuchthausgemeinschaft sperren wollen, sollten sie die Association der Arbeiten und Genüsse so zu ihrem eigenen und der Reichen Vortheil benutzen wollen wie sie die Gewerbsfreiheit dazu benutzt haben und noch dazu benutzen, so müssen unsere Philosophen den fürchterlichen Bränder loslassen, der alsdann nur allein geeignet ist, die Pläne unserer Feinde wirksam zu vereiteln. Dann muß eine Moral gepredigt werden, die noch Niemand zu predigen wagte, und die jede Regierung des Eigennutzes unmöglich macht; eine Moral, welche das blutige Schlachtfeld in den Straßen, in welchem das Volk doch immer den Kürzern zieht, in einen fortwährenden Guerillakrieg verwandelt, der alle Speculationen der Reichen auf den Schweiß des Armen zu nichte macht, und welchen die Macht der Soldaten, Gensdarmen und Polizeidiener nicht zu dämpfen im Stande ist; eine Moral, welche uns ganze Legionen Streiter zuführen wird, deren Mitwirkung wir jetzt noch verabscheuen; eine Moral, welche unsern Gegnern keinen andern Rettungsbalken läßt als den unsers Prinzips; eineMoral, welche die Auflösung und Niederlage der Herrschaft der persönlichen Interessen mit sich führen wird.

Diese Moral aber kann nur unter den in unsern großen, Städten wimmelnden und in das grenzenloseste Elend hinausgestürzten, der Verzweiflung Preis gegebenen Massen wirksam gelehrt werden. Das Wort einmal ausgesprochen, so ist das Signal zur einen Taktik gegeben, der unsere Feinde nun und nimmermehr gewachsen seyn werden.

Drückt man uns bis ans diese Feder, so ist es unsere Pflicht sie springen zu lassen und sollte eine 20jährige fürchterliche Unordnung daraus entstehen. Jeder hilft sich wie er kann. Diese neue Moral, von der übrigens Christus sogar ein Beispiel gegeben, wird aber ihre Wirkung gewiß nicht verfehlen.

Weiter läßt sich auch hierüber nichts sagen.

Wenn es auf fromme Wünsche ankäme, so wünschte ich natürlich auch, daß Alles mit der Zeit auf einen ruhigen und vernünfttigen Wege vor sich gehe. Die Regierung, der das Wohl des Volkes aufrichtig am Herzen liegt, wird doch also schon setzt, durch kluge Maßregeln die Production der Nahrungsmittel des Menschen, Fleisch, Brod und Gemüse, in ein richtiges Verhältniß mit der immer steigenden Bevölkerung zu bringen suchen: so daß binnen einer gegebenen Zeit die Möglichkeit eintritt, daß jeder erwachsene Mensch wenigstens so genährt, logirt und gekleidet seyn kann als der Soldat. So bald eine Regierung diesen Zweck entgegenarbeitet und ihn erreicht, dann fällt freilich das erschreckliche Bild der wilden, grauenvollen Umwälzung weg; dann könnte man wirklich hoffen, die Verleugnung der selbstsüchtigen, persönlichen Interessen auf dem Wege der Ueberzeugung zu erreichen. Die Freude werden wir aber wohl schwerlich haben, der Beweis davon ist, daß, wenn die meisten der jetzigen Gelehrten über die Schrecken des sich immer mehrenden Elends nachdenken, so finden sie freilich auch, daß zwischen der Menschenzahl und der zu ihrer Erhaltung nöthigen Viehheerden und Fruchte ein steigendes Mißverhältnis stattfindet; allein sie suchen weniger die Mittel auf, welche geeignet sind, den Viehstand und die Production zu vermehren, sondern sie berathschlagen mehr darüber, wie der zu starken Vermehrung der Menschen zu steuern sey. Und wenn denn ja auch mitunter Jemand mit einem gutgemeinten Vorschlag ans Licht tritt, so ist derselbe doch immer so gering in seinen Wirkungen, daß er ans Lächerliche grenzt.

Einige schlugen vor, die Regierung solle die Salzsteuer herabsetzen, damit die Zubereitung des Futters dem Bauer nicht so theuer zu stehen komme; Andere schlugen vor, man solle dem Ackerbau mehr Capitalien zuwenden, damit derselbe in den Stand gesetzt werde, die Viehzucht immer mehr zu vervollkommnen und zu erweitern. Das sind alles unzureichende, nichts bewirkende Mittel; denn wenn auch dadurch wirklich - was doch nie der Fall seyn wird - die Rindvieh- und andere Heerden Frankreichs verdoppelt und verdreifacht würden, so daß man künftig unter 25 Millionen erwachsenen Einwohnern jedem im Durchschnitt täglich ein halbes Pfund Fleisch zukommen lassen könnte, so würde es sich im jetzigen System der Vereinzelung und der Selbstsucht dennoch treffen, daß trotzdem Viele leer ausgehen. Es dürften nur 2 Millionen, weil sie im Stande sind es zu bezahlen, jeder täglich 2 Pfund Fleisch verzehren und 4 andere Millionen jeder täglich 1 Pfund, so hätten sie zusammen die Rationen von l0 anderen Millionen mitverzehrt. So lange die Arbeit nicht organisirt und die natürliche Gleichheit Aller nicht anerkannt ist, sind alle sogenannten Verbesserungen nichts als eine lächerliche, trughafte Comödie.

Wenn eine Regierung aufrichtig hierin das Gute wollte, so müßte sie aus dem Viehhandel und dem Fleischerhandwerk ein Monopol machen, so wie das jetzt schon mit dem Postwesen und dem Tabacksbau der Fall ist, und dann jedem Menschen im Lande um eine seinem Verdienste angemessene Summe seinen jährlichen Fleischbedarf gegen eine seinem Verdienst entsprechend Vermögenssteuer sichern. Dies aber können sin wieder nicht ohne eine edle Selbstverleugnung der bisherigen persönlichen Interessen. Ein Monopol würden sie nun wohl freilich daraus machen, wie aus dem Tabak, wenn sie nicht die daraus beim ersten Anlaß unstreitig hervorgehende Revolution befürchteten; denn wenn die Regierung und die Beamten den Fleischhandel unter ihren Händenhätten, so würde das Volk wohl mit wenigen Gutsagung und Geduld sich den schlappen Magensack voller Kartoffeln pumpen, am wenigsten wenn es die feinsten Braten auf den Tafeln seiner Fleischkrämer und Beamten dampfen sähe. Darum eben getraut man sich noch nicht ein Monopol aus dem Fleisch und dem Brod zu machen. Theilen will man mit uns nicht und will doch auch den Schein der Hartherzigkeit und Völlerei vermeiden, darum läßt man es eben so gehen wie es jetzt geht, indem man hofft, daß uns das immer zunehmende Elend so zahm machen und vermindern werde, daß wir zuletzt weniger zu fürchten sind, als die Pferde.

Wir brauchen also eine Uebergangsperiode, sey es nun welche es sey, nur eine luftige, kräftige.

Die wünschenswertheste Uebergangsperiode wäre nun freilich die, daß einmal durch die Umwälzung irgend eines Staates irgend ein Mann an das Ruder der Verwaltung käme, der unserm Prinzip mit größter Liebe ergeben ist, der sein Glück, seine Ehre und sein Leben in die Verwirklichung desselben sucht. Aber ein solcher Mann wird kommen und die Zertrümmerung der alten so wie die Organisation der neuen Ordnung leiten; und dieses wird ein zweiter Messias seyn, größer als der erste.

Verstehe man mich nun recht! Die Revolution einmal gemacht und eine Regierung in unserm Sinne eingesetzt, d. h. Männer an die Spitze gestellt, die vom Antritte ihres Amtes an, so eine einfache Lebensweise führen, als nur immer der Geringste im Volke, so ist es gar nicht nothwendig, den Reichen und Mächtigen, die unsere Feinde waren, auf eine gewaltsame Weise Leben, Güter und Freiheit zu entziehen. Nein! dies wäre im Gegentheil ein großer Fehler der neuen Regierung, weil sie dadurch manches Vorurtheil gegen sich aufregen würde.

Die ersten Maßregeln, die eine revolutionaire Regierung gleich nach dem Umsturz der alten Gewalt zu ergreifen hätte, könnten nun freilich nach den verschiedenen Umständen, bei den verschiedenen Meinungen, Völkern und Personen sehr verschiedener Art seyn.

Meiner Privatmeinung nach wäre nun Folgendes nothwendig:

1) Alle schmutzigen, zerrissenen Lumpen, alle verfaulten und zerbrochenen Möbeln, alle stinkigen, verfallenen Wohnungen werden verbrannt und zerstört, und die Armen einstweilen in die öffentlichen Gebäude oder bei den Reichen einquartirt, desgleichen vom Ueberfluß der vorräthigen, neuen Kleider gekleidet.

2) Alle Schuldscheine, Schuldverschreibungen und Wechsel werden in den Geschäften des Verwaltungspersonals für null und nichtig erklärt, desgleichen alle Erb- und Adelsrechte.

3) Die Organisation der Arbeit beginnt durch die Wahlen in jedem Geschäftszweige. Jeder in die höchste Spitze der Verwaltung Gewählte muß alle seine Güter und sein Vermögen in die Gemeinschaft der Verwaltung geben, wo nicht, von der Wahl abstehen.

4) Alle Glieder der Verwaltungsbehörden, der Armee, so wie überhaupt Aller, welche der Staat erhält, leben miteinander in Gemeinschaft; mithin ist aller Unterschied von arm und reich, von gering und vornehm unter den höchsten Staatsmännern und Offizieren so wie den geringsten Angestellten oder Soldaten für immer aufgehoben.

5) Für alles vorräthige Gold und Silber werden Aufkäufe von Nahrungsmitteln und Kriegsbedarf im Auslande gemacht. Für den Verkehr der Verwaltung mit dem Innern ist der Gebrauch des Geldes abgeschafft. Die Steuern werden in rohen Naturproducten eingeliefert; kein Angestellter wird besoldet, und die Armee nur in Feindesland, und da zwar Einer so viel wie der Andere, General wie Gemeiner alle die gleiche Löhnung.

6) Die Güter aller Auswanderer werden konfiszirt und die Verkäufe annullirt, desgleichen jeder Acker, welcher unbenutzt liegen bleibt, wenn es erwiesen ist, daß er bebaut werden kann.

7) Alle Staats- und Kirchengüter werden eingezogen zum Besten der Gemeinschaft, und kein Geistlicher mehr vom Staat besoldet, sey er Jude, Heide, Christ oder Türke. Die Gemeinde, welche einen braucht, soll ihn auf ihre Kosten ernähren.

8) Wollen dieselben jedoch ein Amt in der Verwaltung übernehmen, und mit derselben in Gemeinschaft leben, so fällt die letztere Bestimmung weg.

9) Jeder, der verlangt in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden, kann und muß darin unter den gleichen Bedingungen aufgenommen werden als alle Uebrigen.

10) Unter denselben Bedingungen wird Jeder darin aufgenommen der nicht mehr zur Arbeit fähig ist.

11) Nächst dem Ackerbau und der Armee, muß die Verwaltung ihre größte Thätigkeit auf die Vermehrung und Verbesserung der Schulen richten.

12) In jedem Dorf, jeder Stadt, und in jedem Distrikt, wo dreiviertel der Einwohner dafür stimmen ihre Güter in Gemeinschaft zu geben, muß sich das letzte Viertel fügen.

13) Der religiöse Unterricht in den Schulen muß allgemein sein, darf sich weder zum Katholicismus noch zum Protestantismus noch sonst einer der vielen christlichen Sekten hinneigen. Alle religiöse Sektirerei wird aus den Schulen, so wie überhaupt aus allen von Kindern besuchten Lehranstalten verbannt.

14) Die Gesetze sind für alle in Gemeinschaft lebende, nicht zur Kriegsarmee gehörende Individuen abgeschaft. Bei der Kriegsarmee, und in den Gegenden welche der Krieg heimsucht, werden sie theilweise, bei allen Uebrigen ganz beibehalten.

15) Auf die Dauer des Krieges, wird jeder von den Aerzten für unheilbar erklärte Begierdekranke, vor seiner Verbannung zur Armee geliefert. Dies geschieht in solcher Periode mit allen Begierdekranken, wenn die Anzahl derselben während einer kriegerischen Uebergangsperiode zu stark überhand nimmt.

Durch ähnliche Maßregeln kommt alles Uebrige wie von selbst. Alle werden sich den nöthigen Aufopferungen während der Zeit der Uebergangsperiode mit Liebe unterziehen, wenn das Verwaltungspersonal darin mit einem guten Beispiele vorangeht. Dieses aber könnte seines persönlichen Interesses wegen, keine Ausnahme non der allgemeinen Ordnung machen, ohne daß es dadurch das mühsam aufgeführte Werk selbst wieder vernichtete. Ueberhaupt ist dies ein Beweis großer Unkenntniß des Menschen wenn man glaubt der Mann, der das Prinzip der Gleichheit unter Gefahren gelehrt und prakticirt hat, sey nach der Verwirklichung derselben fähig, sein persönliches Interesse darin zu suchen. Die Politiker haben dies freilich nach jeder Revolution so machen können: man hatte ihnen aber auch bisher noch nicht die Gleichheit Aller, und die Entsagung ihrer Habsucht zur Bedingung gemacht.

Durch die Maßregel, alle Arbeitslose, und überhaupt Alle die es verlangen, in die Gemeinschaft aufzunehmen verliert das Geldsystem alle Mittel des Fortbestehens. Schon dadurch, daß die Regierung kein Geld für ihre innern Angelegenheiten mehr braucht, verliert dasselbe einen bedeutenden Wirkungskreis; dann auch dadurch, daß die Verwaltung alle unter ihrer Leitung stehenden Arbeiten von den Mitgliedern der Gemeinschaft verrichten läßt.

Jeder der in der alten Gesellschaft keine Arbeit hat, oder schlecht bezahlt ist, wird sich gern der Gemeinschaft anschließen, wo er besser gekleidet und genährt wird, weniger zu arbeiten braucht, mit seiner Familie für immer aller Sorge enthoben ist, und wo ihm alle Vergnügungen als: Spatzierfährten, Theater, Bälle, Konzerte u. dgl. in den Erholungsstunden zu Gebote stehen. Dadurch find nun alle die, welche im alten System fortleben, genöthigt wenn sie Arbeiter brauchen den Lohn derselben zu erhöhen, und sich selbst auch angemessener zahlen zu lassen, wo das nicht schon statt fand. Dies aber können sie nicht, am wenigsten auf lange Zeit, und um so weniger als die Verwaltung so wie die ganze Gemeinschaft nichts von ihren Sachen kauft. Sie sind also wenn sie nicht sehr reich sind gleichsam gezwungen sich in Kurzen der Gemeinschaft anzuschließen, oder ihr Geld zu nehmen und auszuwandern. Den Blödsichtige n würde dadurch ihr Interesse klar werden, und die hartnackigsten Gegner würde man auf eine friedfertige Weise los.

Die Maßregel, daß die Verwaltung jeden unbebaut bleibenden Acker konfiscirt, soll dazu dienen dem Mangel vorzubeugen, der daraus entstehen könnte, wenn einige Landeigenthümer, weil sie keine Arbeiter um einen Spottpreis mehr bekommen können, vorziehen würden ihn unbebaut liegen zu lassen. Dadurch wird jeder Nachtheilwelcher für die Gesellschaft aus der Umwälzung der Dinge entstehen könnte vorgebeugt.

Dadurch, daß man jeden Einzelnen seinen Pfaffen direkt selbst erhalten läßt- die Männer des Geldsystems nach ihrer beliebigen Weise und die Gemeinschafter durch Kommerzstunden, wenn nämlich der ihrige sich der Gemeinschaft nicht anschließen will - dadurch, sage ich, merkt sich ein Jeder besser, wieviel ihm das Jahr hindurch derselbe kostet. Wer selber keinen braucht, hat dann auch nicht nöthig für Einen zu arbeiten. Die Bigotterie und das Vorurtheil werden auf diese Weise durch das persönliche Interesse beschnitten, die verschiedenen Religionen werden vom schmutzigen Interesse der Priester gereinigt und veredelt, und mit diesen Interessen fallen auch nach und nach die religiösen Streitigkeiten und Gehässigkeiten weg. Die verschiedenen Geistlichen werden sich bestreben, nach und nach ein thätiges, uneigennütziges Leben zu führen; Viele werden mit ihrer Hände Arbeit ihr Leben verdienen und sich ein Vergnügen daraus machen, Sonntags dem versammelten Volke zu predigen, was im Zustande der Gemeinschaft recht gut seyn kann, weil alsdann Jedermann mehr Zeit und Mittel dazu haben wird als jetzt. Dieses scheint mir die beste Methode zu seyn, um allen Religionsparteien den Geist der Duldsamkeit und Friedfertigkeit einzustößen; der bigotteste Tropf wird dadurch nach und nach zur Einsicht gelangen.

Wenn unsere Pfaffen genöthigt wären, alle Wochen oder Monate zum Bauer ins Haus zu gehen und sich von jedem seinen Theil Gehalt zu fordern, so würde es bald aus seyn mit der heiligen Muckerei, und man würde bald begreifen, daß das Pfaffengeschäft ja eigentlich jeder gebildete Bauer übernehmen kann, wenn er dazu Zeit und Lust hat. Das wäre übrigens nicht das erste Mal.

Um die Religionsparteien zu einen, muß man sich auf keine ausschließlich stützen, keine besonders angreifen; denn eine jede hat ihre Mängel. Wenn sie sich auch nicht vereinen, so macht das auch nichts; ich glaube sogar, sie werden sich niemals vereinen. Es wird immerfort mehrere religiöse und philosophische Meinungen geben, und das ist auch schön, und das giebt eine Abwechselung, eine Schattirung in der Gesellschaft, die unterhaltend ist. Nur muß man das persönliche Interesse davon trennen, und keine Meinung, keine Religion zur Staatsmeinung oder Staatsreligion machen, eben darum, weil in den philosophischen und religiösen Meinungen immer Widerspräche stattfinden, die mit der Einheit und Harmonie des Ganzen unverträglich sind, so bald die eine oder die andere religiöse oder philosophische Meinung die Leitung des Staatsruders usurpirt. Nur wenn sie zum Fortschritt gehören, können die verschiedenen Meinungen einen Einfluß auf die Leitung des Ganzen ausüben. Dazu ist aber nothwendig, daß diese Meinungen von den Männern des Fortschrittes als nützlich anerkannt und geprüft worden sind, daß sich solche Meinungen und Ideen Verkörpern lassen, und daß dieselben in ihrer Verkörperung eine Wohlthat für die Gesellschaft werden..

Nur der Fortschritt kann das leitende, unveränderliche Gesetz der Menschheit seyn, alle anderen sind ihm untergeordnet und verändern sich mit ihm, können aber kein besonderes Gesetz bilden, eben darum weil sie nichts Bleibendes, Beständiges sind.

In den Schulen sollte darum auch die Religion nur so allgemein gelehrt werden, daß sie alle die verschiedenen religiösen Parteien befriedigt; keine Religion darf da ausschließlich hervorgehoben werden. Erstens verstehen die Kinder von diesem Sektenkram nichts und finden ihn anstößig, weil er sich mit dem reinen Prinzip nicht verträgt, und dann ist derselbe auch der Harmonie des Ganzen schädlich, wenn er auf eine einseitige Weise der Jugend eingeprägt wird. Ich kann das Beispiel davon an mir abnehmen; das kostet Jahre lange Mühe bis man die Dummheiten und den eingetrichterten Unsinn wieder aus dem Kopf los wird. Alle Proselytenmacherei, alles Sektenwesen muß daher aus den Schulen verbannt werden, der Staat darf dieselben darin weder erlauben noch befördern. Wer Proselyten und Sekten machen will, hat dazu die völlige Freiheit bei den Erwachsenen, deren Verstand durch eine gute Erziehung gereift ist. Bei Kindern ist dies noch nicht der Fall, darum soll man ihnen auch den jungen Verstand nicht durch Spiegelfechtereien der Phantasie erhitzen. Wenn an der Meinung eines Menschen irgend etwas Wahres und Gutes ist, so können das doch jedenfalls die Erwachsenen besser beurtheilen als die Kinder.

Solche oder ähnliche Maßregeln würden die neue Ordnung der Gesellschaft ohne grausame Zwangsmittel in Zeit von drei Jahren allgemein machen, und sie vor jedem Rückfall sicher stellen; denn ungefähr bis zu dieser Zeit wären alle Spuren der früheren Eigenthumsgrenzen verschwunden, und somit der Rückfall unmöglich gemacht.

Dadurch daß das Geldsystem den Werth verliert, verlieren auch die Geldmänner die Mittel sich Anhänger zu verschaffen um dem Prinzip entgegen zu arbeiten; außerdem vermehrt sich das Interesse für die Gemeinschaft immer mehr und mehr, durch das Zuströmen der arbeitenden Volksklassen zu derselben. Ferner wird durch die eingeführte Abstimmung von 3/4 der Bevölkerung der verschiedenen Ortschaften, überall wo eine solche Mehrheit dafür ist die Gemeinschaft schnell eingeführt werden. Die Grenzen, Hecken, Zäune, Mauern, Gräben u. s. w. die das Eigenthum der Einen von dem der andern trennen, verschwinden nach und nach. Eben so wird durch die angeführten Maßregeln das vereinzelte Vieh in immer größere Heerden vereinigt, und auf wiesenreiche Gegenden getrieben. Anstatt der Menge kleiner, schlechter Ställe, werden große, geräumige gebaut, und die Vorräthe, Nahrungsmittel und Getränke in große Magazine und Keller aufbewahrt: so daß Niemand mehr sein voriges, vereinzeltes Eigenthum heraus finden kann, selbst wenn in dieser oder jener Stadt, durch fremde, feindliche Hülfe eine Rückwirkung möglich wäre.

Wenn in solchem Falle der frühere Eigenthümer sagte: mir hat so und so viel Vieh gehört; bis hier oder dorthin hat sich mein Acker erstreckt: so würde ihm das von den Uebrigen bestritten werden: weil Jeder befürchtete bei einer Zurückführung der Dinge auf den alten Fuß, zu kurz zu kommen.

Bedenke man noch welche kräftige Mittel die Verwaltung hatte, überall wo sie es für nöthig hielt, die Mehrheit von 3/4 zusammenzubringen. Wo es daran fehlte dürfte sie nur einige Hundert oder Tausend ihrer Gemeinschafter sich ansiedeln lassen, so wäre die Stimmenmehrheit gesichert. Das aber könnten die Geldmänner nicht, denn das kostete ihnen zu bedeutende Opfer.

Uebrigens wer zwingt denn die Verwaltung die Mehrheit von 3/4 anzunehmen? sie könnte es ja auch durch die einfache, absolute Mehrheit bewerkstelligen. Man wird hoffentlich nicht einwenden, daß nicht Alle die Fähigkeiten hätten über ihre physischen Bedürfnisse abzustimmen. Freilich hat die ein Jeder; dazu ist keine geistige Ausbildung nöthig.

Könnte man heute über die Gemeinschaft abstimmen lassen, so wäre trotz den Vorurtheilen und der Unwissenheit der Massen, eine überwiegende Mehrheit gar nicht zweifelhaft; es käme nur darauf an, wie der Vorschlag dazu abgefaßt worden wäre.

Da der Krieg ein unvermeidliches Uebel der Uebergangsperiode ist, da um ihm entgegen zu wirken, es jetzt noch kein anderes, kräftigeres Mittel giebt, als den Krieg: so wird es nöthig dieses Uebel so wirksam als möglich gegen unsere Feinde anzuwenden, wenn sie es hervorrufen. Folglich darf keine der einzuführenden Reformen diesem Uebel die Kraft nehmen, so lange es als Gegengift dienen muß.

Die Disciplin muß also auf die Dauer der Uebergangsperiode beibehalten werden; eben so überall wo der Krieg wüthet ein Theil der alten Gesetze.

Alle Individuen welche sich der neuen gesetzlosen Ordnung nicht anschließen, werden nach den Gesetzen der alten Ordnung regiert. Diejenigen welche sich der neuen Ordnung freiwillig anschließen, derselben aber durch die Schrankenlosigkeit ihrer in der alten Gesellschaft verwöhnten Begierden schädlich werden, werden von den Gesundheitskommissionen auf die Dauer der Uebergangsperiode nach den Kriegsschauplatz; und in den Bereich der Kriegsgesetze versetzt.

Diese Maßregeln werden dazu dienen, das Uebel des Krieges recht wirksam als Gegengift gegen den Krieg, und gegen die alte, sogenannte Ordnung anwenden zu können.

Haben wir einmal Männer am Ruder irgend einer Regierung, welche die Verwirklichung unsers Prinzips wollen, dann ist unsere Parthie ohne die Greuel einer blutigen Revolution gewonnen. Wem dann die neue Ordnung der Dinge nicht zufügt, der kann seinen Mammon nehmen und gehen, und Gott danken daß die gereizte Generation kein Vergeltungsrecht an ihm übt. Bestehlen wird sie sich freilich nicht mehr lassen. Das ist schon zu viel daß man ihnen den Ueberfluß bis zu ihrem Tode läßt. Aber wie werden wir nun eine solche Verwaltung bekommen? Wahrscheinlich durch eine der nächsten und größten revolutionairen Bewegungen Europas.

Erwarten wir vertrauungsvoll den letzten Sturm! Schlägt dieser für uns fehl, dann laßt uns zu unserm letzten Mittel greifen! Der Mensch liebt im Allgemeinen die Veränderung, die Bewegung, den Fortschritt; nichts ist ihm unausstehlicher als ein ihm aufgedrungenes, ewiges, fades Einerley; diesem sucht er auf allen Kräften zu widerstreben. Darum wird es auch immer Revolutionen haben: hervorgerufen entweder durch die rohe, physische, oder die geistige Gewalt, oder durch alle beide. Noch hat der Degen der Feder nicht vollkommen den Platz geräumt; aber es kommt eine Zeit in welcher dies der Fall sein wird. Dann werden die Revolutionen nicht mehr blutig sein.

Jetzt stehen wir am Scheidewege. Die Revolutionen die wir zu erwarten haben sind gemischter Art; die physische und geistige Gewalt werden sie zusammen auskämpfen. Beide können nur durch die Interressen die sie aufregen sich geltend machen; darum eben haben wir die größte Aussicht auf Erfolg: weil Nichts der Gesellschaft mehr Vortheile und mehr Interesse bieten kann, als unser Prinzip.

Nun suchen aber alle Revolutionaire folgende Frage genau zu erforschen: Auf welche Weise kann es uns gelingen die Volksmassen für dieses oder jenes Projekt zu gewinnen? -

Wenn wir nun wacker jede Gelegenheit benutzen für unser Prinzip zu wirken, so wird es sich herausstellen daß der künftige Revolutionair kein anderes Banner mehr mit Erfolg aufstecken kann als das unsrige; und dann wird jeder Revolutionsversuch für unser Prinzip sein, bis zu dessen endlicher Verwirklichung.

Wir haben also jetzt nichts weiter zu thun als den Eifer für unser Prinzip beständig wach zu erhalten; alles Andere wird sichvon selbst finden. Diskutiren wir überall laut und öffentlich dieses Prinzip, und lassen wie uns dies von Niemanden verbieten, weder von rohen Dummköpfen noch von hochgestellten Tyrannen, dann wird die Zeit und Gelegenheit zur Verwirklichung desselben nicht ausbleiben.

Einige Philister-Politiker  meinen: man müsse vorher einen Zustand der Ungleichheit erringen den sie Republik nennen, man müsse eine politische Revolution machen, d. h. die Personen in der Regierung wechseln, zum Vortheil der Gelehrten- und Geldaristokratie die Fürsten und den Adel stürzen. Hierauf entgegne ich: Wenn wir einmal Opfer bringen müssen, so ist es am rathsamsten sie für das zu bringen, was uns und der Gesellschaft das Nothwendigste ist. Wir, das Volk, müssen ja ohnehin immer das Bad ausgießen, wozu denn also einigen Andern in die Hände arbeiten? Wenn diese einmal haben was sie wollen, dann weisen sie uns über dem Raube eben so die Zähne wie die heutigen Raubthiere. Trennen wir das Interesse keiner Parthei von dem Interesse Aller; wer über dies nicht will, wer das was er will nicht für Alle will, der soll auch nicht von uns unterstützt werden. Jetzt sind auch die Geldmänner und Gelehrten mit der bestehenden Ordnung unzufrieden; hüten wir uns darum sie zufrieden zu stellen, so lange wir Ursache haben unzufrieden zu sein. Je größer, und je einflußreicher die Zahl der Unzufriedenen ist, um so sicherer ist der Erfolg einer aus solchem Zustande hervorgehenden Bewegung.

Eine politische Revolution ist für uns Deutsche viel schwieriger zu machen als eine sociale, weil wir die Vorurtheile der Religionsverschiedenheiten, und die noch immer wirksame Antipathie der deutschen Völker unter sich, nur durch großartige, die Welt in Erstaunen setzende Begebenheiten und ganz besonders durch materielle Vortheile welche man den zahlreichsten und ärmsten Klassen augenblicklich gewährt, verwischen können. Jede Revolution die dies bewerkstelligt, ist eine sociale Revolution. Die von den Politikern bezweckte deutsche Einheit ist durch eine Socialrevolution am möglichsten.

Der heutige deutsche Bauer ist mit Phrasen so leicht nicht zu begeistern. Für eine Bratwurst opfert der wenn's darauf ankommtsoviel als für seinen Fürsten und für die Republik. Er weiß kaum was das ist eine Republik. Wenn ich ihm aber frage: du sollst künftig so gut leben wie deine Vorgesetzten und wenn er sieht daß dem auch wirklich so ist; mit einem Worte wenn er sieht daß es sich um sein Interesse handelt, ist er für die Bewegung zu gewinnen.

Mit dem Interesse allein können wir die Volksmassen gewinnen; warten wollen bis Alle gehörig aufgeklärt sind, wie man gewöhnlich vorschiebt, das hieße die Sache ganz aufgeben: denn nie wird ein Volk in seiner Gesammtheit sich einer gleichen Aufklärung erfreuen, am wenigsten so lange die Ungleichheit und der Kampf der persönlichen Interessen in der Gesellschaft fortbestehen. Erst müssen sich diese in das allgemeint Interesse verschmelzen, dann erst wird die Aufklärung allgemeiner werden können. So lange die Mittel zur Aufklärung (Sorglosigkeit, Lebensunterhalt, Seit und Gelegenheit) ungleich vertheilt sind, ist auch die allgemeine Aufklärung nicht möglich.

Der Umsturz des Bestehenden könnte wohl auch durch einen Monarchen vor sich gehen. Freilich ist dieses eine zweifelhafte, aber keinesweges unmögliche Sache. Nun er mag ausgehen von wo er will, vom Thron oder aus der Hütte, wenn er nebst Kron und Zepter die Vorurtheile und das besondere Interesse des Egoismus in den Staub wirft, soll uns der wackere Kämpfer bis zur völligen Organisation der Gesellschaft ein willkommener Diktator seyn.

Einige werden es tadeln, daß ich die Verwirklichung des Bessern durch einen gewaltsamen Umsturz hoffe. Diesen da muß ich entgegnen, daß ich die Sachen so nehme wie sie sind, und überhaupt nicht gewohnt bin, eine falsche Meinung zu erheucheln. Trägt doch alles Bestehende den Keim und die Nahrung der Revolutionen in sich; das alte System lebt und webt nur in Revolution und Krieg. Nicht unser Prinzip ist es, welches die Unordnung hervorruft und begünstigt, sondern das Bestehende. Wir wollen nur diese Unordnung, wenn sie zu einem gewaltsamen Umsturz aufgährt, dazu benutzen, diese Lage der Dinge aufhören zu machen. Jetzt schon im tiefsten Frieden, wie man es nennt,zeigt uns das Bild des jetzigen gesellschaftlichen Zustandes nichts als Unordnung, Feindseligkeiten, Revolution und Krieg. Die jetzigen stehenden Heere, die Waffenfabriken und Anhäufungen von Kriegsbedarf, die Polizeimaßregeln, die Gesetze und Strafen, die zahlreichen Verbrechen, die gefüllten Gefängnisse, deuten und zeugen sie nicht alle vom Zustande des Krieges, der Revolution und der Unordnung. Vom Frieden zeugen sie doch wohl auf keinen Fall. Und sind wir es denn, welche alle diese Gräuel hervorrufen? Bestanden sie nicht schon lange vor der Verbreitung unseres Prinzips, dienten sie nicht fast immer dazu jede Meinung zu unterdrücken, welche nicht die Derer war, welche die Gewalt besitzen? Was Wunder also, wenn wir unter solchen Umständen nicht den Ausbruch einer gewaltsamen Katastrophe voraussehen sollten. Eine Pflichtvergessenheit wäre es von unserer Seite, wenn wir uns nicht bemühten, derselben, wenn sie ausbricht, eine dem Wohle des Ganzen heilsame Richtung zu geben.

Wenn wir nun aber mit dem was wir wollen, nackt hervortreten, ohne die Sachen zu bemänteln, kann man uns daraus ein Verbrechen machen?

Alles das was wir wollen, wollen wir es nicht für Alle ohne Unterschied, für die Armen wie für die Reichen, für die Freunde wie für die Feinde?

Thun wir den Reichen und Mächtigen Unrecht, wenn wir sie zwingen wollen, uns auch leben zu lassen; uns, deren Arbeit sie und ihre Vorfahren ihren Reichthum verdanken? Wir muthen ihnen gar nicht einmal zu, ihrem verweichlichten Leben zu Gunsten der Gesellschaft zu entsagen; sie sollen darin fortleben bis zu ihrem Tode, weil ihnen ein zu greller Wechsel der Lebensverhältnisse doch nicht möglich wäre, ohne sich unglücklich zu fühlen. Unglücklich aber soll Niemand seyn, darum wollen wir ihnen gern bei Lebzeiten das lassen, was ihnen zur zweiten Natur geworden ist. Aber ein wenig Entsagung kann man denn doch wohl gerechter, billiger und christlicher Weise von ihnen verlangen.

Sie sind undankbar, diese Reichen und Mächtigen, sie halten uns für grausame Tyrannen eben darum weil sie es sind. Man sagt gewöhnlich, man sucht Niemanden hinter einen Strauch wenn man nicht zuvor dahinter gesteckt hat. Dies wäre sonach ganz auf sie anwendbar.

Sie halten uns meistens für grimmige Bluthunde, die ihnen, wenn sie die Macht hätten, Leben und Eigenthum nehmen und ihre Kinder in das bittere Elend hinausstürzen würden.

Mit Nichten, ihr Herren, es scheint wir sind mehr christlich als gerecht, indem wir euch sogar in eurer bevorzugten Lebensweise nicht stören würden, wenn ohne dies die Harmonie des Ganzen für die Zukunft möglich ist. Mit uns seyd ihr, oder vielmehr eure Regierung, was dasselbe ist, weniger tolerant. Wir würden euch als Sieger wenigstens dieselben Genüsse gewähren als uns, während heute alle eure Bemühungen dahin gerichtet sind, die unsrigen immer mehr zu verkümmern und die eurigen zu vermehren. Es ist einmal Zeit, daß man zur Vernunft kommt; stellt euch in unsere Lage, wenn ihr könnt, und sagt uns hernach aufrichtig, ob ihr nicht eben so denken und handeln würdet.

Wir wissen recht gut, daß es nicht immer böser Wille von eurer Seite ist. Sehr selten selbst ist es das, allein ihr thut das Böse ohne es zu wissen, und darum ist es gut, wenn man euch manchmal daran erinnert.

Die große Mehrzahl von euch kann das Unglück unsers Elends nicht leugnen, und wünscht eine Abhülfe desselben, aber die soll immer vom Himmel kommen; wenn man euch sagt, daß ihr dieselbe durch eure Aufopferung herbeiführen könntet, so wollen die Meisten nicht daran glauben. Eure bequeme Lebenslage erlaubt euch nur selten, einen tiefen Blick in unser Elend zu werfen, und wir wären in dieser Beziehung eben so wie ihr, wenn wir in eurem Stande und in euren Genüssen auferzogen worden wären. Die Umstände und die Lebenslage bilden den Menschen. Das wahre Elend des Volkes kann euch aber Niemand so richtig vor die Augen stellen, als der welcher es fühlt, der selber von jugend auf darin herum rollte. Ich selber habe bei allem Elend noch lange nicht das allertiefste Elend geschmeckt, das über Millionen lagert. Wenn nun schon aus meiner Feder Bitterkeiten stießen, die im Stande sind, eure Lippen zu verziehen, so könnt ihr urtheilen, daß an meiner Meinung nichts übertriebenes Gehässiges ist, denn ich habe es mir zur Pflicht gemacht, im Interesse der allerelendesten und bedrücktesten Klassen zu schreiben, so viel mir dies möglich ist.

Wenn ich manchmal in Wuth auskoche ob all der Scheußlichkeiten in der Gesellschaft, so ist das weil ich im Leben oft Gelegenheit hatte das Elend in der Nähe zu sehen, und es zum Theil selbst mit zu fühlen; weil ich selbst als Knabe im bittersten Elend aufgezogen wurde, so bitter daß ich ein Grausen fühle dasselbe zu beschreiben. Mein Dasein vergrößerte das mich umgebende Elend ohne daß ich es Physisch mit fühlen durfte. Darnach rechnet aus welche geistige Folter das gewesen sein mag, und ob Zorn und Wuth irgendwo natürlicher sind als da, wo Kinder Feuer legen und Unwissende dein Unverstand derselben das Wort reden.

Also wenn ich mitunter bittere Ausdrücke gegen die Vorrechtler gebrauche, so ist das weil ich nicht anders sprechen mag als ich denke. Man kann auf diesen Punkt die Farben gar nicht stark genug auftragen. Wenn ich an alle Ueberlistungen denke, welchen das Volk nach errungenem Siege zur Beute wurde, fürchte ich sogar mich noch nicht deutlich und kräftig genug ausgesprochen, noch nicht genug vor der trügerischen Gleißnerei seiner Bedrücker gewarnt zu haben. Sobald es einen Tyrannen nieder geschlagen hat, hat es Mitleiden mit dem Besiegten, und bittet um Verzeihung zu den Füßen seines Erben. Es geht ihm wie dem Elephanten, der seinen Führer niederschlug, und den Sohn desselben, den man ihm entgegenhielt, sich auf den Rücken setzte.

O sie sind geschmeidig unsere Bedrücker, wenn sie sehen, daß sie sich ohnmächtig in der Gewalt des Volkes befinden; sie werden in solchen Augenblicken oftmals bis zu Thränen gerührt. Sie theilen freiwillig Geld und Händedrücke aus, laden euch freundlich an ihre Tafeln, besuchen euch in euren Versammlungen und, wenn ihr nicht recht fest in eurer Ueberzeugung seyd, geht es euch wie den Insekten, welche sich an der freundlich glänzenden Kerze die Flügel verbrennen.

Bedenkt nur, welche Mittel ihnen zu Gebote stehen, welche Kunstgriffe sie selbst dann noch anwenden können, euch irre zuführen, wenn ihr schon den rechten Weg zum Siege eingeschlagen habt. Blättert das Buch der Weltgeschichte durch, ruft euch alle mißglückten Kampfe, alle früchtlos errungenen Siege ins Gedächtniß zurück und sagt uns, ob nicht all überall alle Unterhandlungen mit den Feinden der Freiheit, jedes theilweise Bestehenlassen der persönlichen Interessen derselben, die Ursachen des darauf folgenden Rückschrittes waren.

Wenn ein kleines Kind einen Gegenstand verlangt, den man ihm nicht geben will, so macht man es auf irgend einen andern Gegenstand aufmerksam, um es von seiner Forderung abzulenken. Eben so machen es unsere Bedrücker mit dem Volke in den Tagen der Krisis.

Nach den dreißiger Jahren bediente man sich dazu der Kriegsgerüchte und der Furcht vor der Cholera. Diese letztere wurde besonders unter der Leitung der Regierungen ein kräftiges Mittel alle revolutionairen Tendenzen einzuschüchtern.

Erinnert ihr euch noch alle der Quarantaine-Anstalten vor beinahe jeder großen Stadt, den Absperrungen von Dörfern, Städten, Provinzen und Ländern, des Verbots des Reisens, der Räucherungen des Geldes und der Briefe u. s. w. Was mich anbetrifft, so kann ich diese Krankheit nicht leugnen, muß aber gestehen, daß ich damals nie an ihre wirkliche, fürchterliche Existenz geglaubt habe. Ich dachte mir eben, das ist eine Epidemie wie jede andere, die man aber absichtlich so grell herausmalt, um sie dadurch zum Schreckbild gegen die revolutionären Bewegungen zu gebrauchen.

O sie sind klug wie die Schlangen und wir sind einfältig wie die Tauben; man hatte damals mit unsern Schädeln Mauern einrennen können, so hätten wir doch nichts gemerkt.

Eine drollige Revolutionsposse spielte man im Jahre 1830 in Leipzig. Die Sache hätte können einen historisch merkwürdigen Ausgang haben, wenn damals unter der ganzen wissenschaftlich gebildeten Bevölkerung auch nur Einer gewesen wäre, der da hätte gewußt, was er wollte. Damals überzeugte ich mich das erste Mal, daß man trotz aller akademischen Weisheit, trotz allem burschikosen Straßenlärm, trotz aller Gewandtheit im Reiten,Fechten und Schießen doch im entscheidenden Augenblick ein rechter Stoffel seyn kann.

Das Volk war in einer Nacht Meister in der Stadt und Umgegend und beschäftigte sich, weil es eben nichts anders zu thun wußte, mit der Demolirung von einem Dutzend Häuser bis zum andern Morgen. Jeder suchte seine Scharte auf seine Weise auszuwetzen. Die einen an dem Landhause eines Lieferanten, welcher bedeutende Schlosserarbeiten auf Rechnung der Stadt außerhalb bestellt, und so den Bürgern einen Verdienst entzogen hatte. Andere fielen über die Möbeln eines verhaßten Advokaten her, und die Handwerksburschen zogen in die Vorstadt und demolirten die Wohnung und Möbeln eines auf dem Paßbüreau angestellten und durch seine Strenge verhaßten Beamten. So glaubte sich Jeder auf seine Weise zu rächen. Das Volk wogte hin und her in den Straßen, ohne zu wissen was es wollte, aber Jedem folgend, der ihm kühn zurief: Hierher, mir nach! Es suchte Führer, um einen großen Schlag ausführen zu können; allein in der Nacht fand sich Niemand, der dazu Kopf und Herz gehabt hätte.

Der Magistrat indeß war pfiffiger gewesen als alle Revolutionairs. Er hatte die Nacht hindurch Proclamationen schreiben lassen. Am andern Morgen las man dieselben an allen Straßenecken mit der Aufschrift: Unsere Stadt ist in großer Gefahr. Darunter war ein Ausruf an alle gute Menschen ohne Unterschied, sich auf die öffentlichen Plätze einzufinden, um für die Vertheidigung des Eigenthums gegen die äußeren Feinde die Waffen zu ergreifen, die man ihnen austheilen würde. Allen Anderen war die Straße verboten, alle Häuser mußten geschlossen bleiben (es war gerade ein Sonntag).

Hui da! es gab Waffen! Das war der rechte Pfiff. Waffen die waren es ja eben, die dem Volke fehlten; jetzt wurden sie ihm von der Regierung geboten, gleichviel, das Volk dachte: es werden sich schon Führer finden. Zu Hause bleiben wollte Niemand an einem solchen Tage und zu einer solchen Zeit. So geschah es denn, daß sich alle Rebellen der vorigen Nacht auf den Sammelplätzen einfanden, welche man jedem Gewerke bestimmt hatte.Dort wurden sie in Ermangelung eines weißen Fetzens mit einem Stück weißen Papier, am Arm gezeichnet, und ihnen, da nicht genug Waffen aufzutreiben waren, ein Knüppel, eine Ofengabel u. dgl. in die Hand gegeben.

Die Führer, welche das Volk suchte, erschienen. Wer waren sie? Leute welche im Interesse der Regierung handelten, und theils von dieser geschickt worden waren.

So wurden nun die Rebellen der vorigen Nacht Patrouilliren oder vielmehr spatzieren geschickt. Die Studenten, welche die ganzen Unruhen eingeleitet hatten, waren die ersten, welche den andern Morgen die Verteidigung und Widerherstellung der alten Ordnung übernahmen. Die Patrouillen schickte man auf die Wachen und traktirte sie tüchtig auf Unkosten der Stadt; indem man ihre Aufmerksamkeit auf das Landvolk richtete, welches, wie man vorgab, in die Stadt dringen wollte, um zu rauben und zu plündern.

Wenn dieser Plan die Nacht vorher einem der Revolutionairs eingefallen wäre; wenn man die Gewehre im Schützenhause weggenommen, damit das Volk bewaffnet, und demselben Geld und Lebensmittel verschafft hätte, so wie dies den andern Tag die Regierung gethan hat, was hätte der anbrechende Tag alsdann nicht Neues bringen können? Zum allerwenigsten die Proclamation der deutschen Republik. Wie aber wäre alsdann diese Nachricht in den übrigen deutschen Gauen aufgenommen worden?

Solcher günstigen Gelegenheiten gab's nach den dreißiger Jahren mehrere in Deutschland, aber nirgends wurden sie benutzt, überall fehlte es an den rechten Mann, fast überall war die willige Maschine (das Volk) bereit, und nirgends fand sich der Meister, der es verstand, sie geschickt in Bewegung zu setzen.

Dieselben günstigen Gelegenheiten werden nun aber bei einer künftigen Krisis seltener werden, indem unsere Feinde seitdem in der Schule der Erfahrung gewitzigter sind; es ist doch also notwendig, schon im Voraus an eine andere Taktik zu denken, mittelst welcher ihre Vorsichtsmaßregeln überrumpelt werden können. Das aber ist die Sache jedes Einzelnen, darüber läßt sich im Voraus nichts bestimmen.

Nun stehen wir am Vorabend wichtiger Begebenheiten, der wichtigsten, die je die Erde gesehen.

Ein neuer Messia wird kommen, um die Lehre des ersten zu verwirklichen.

Er wird den morschen Bau der alten gesellschaftlichen Ordnung zertrümmern, die Thränenquellen in das Meer der Vergessenheit leiten und die Erde in ein Paradies verwandeln.

Bereiten wir uns vor, ihn würdig zu empfangen.

Woran aber werden wir diesen Messias erkennen? -Daran:

Er wird einfach und schlicht daher gehen, den Zauber des Mammons stolz verachten und sein Herz dem Leiden der Menschheit öffnen. Er wird niedersteigen von den Höhen des Reichthums in den Abgrund des Elends, unter das Gewühl der Elenden und Verachteten und seine Thranen mit den ihrigen vermischen.

Er wird den Abgrund nicht eher verlassen, bis es Allen gelungen ist, daraus emporzuklimmen.

Dann wird er diesen Abgrund ausfüllen, damit es künftig unmöglich wird, Jemanden wieder so tief hinabzustürzen.

Er wird mit Allen gemeinschaftliche Sache machen und auf jedes materielle Vorrecht verzichten.

Die Gewalt aber, die ihm verliehen, wird er nicht eher aus den Händen lassen, bis das kühne Werk vollendet ist.

Dann wird der Wille des Einzelnen nicht mehr über die Gesellschaft herrschen, sondern das Wissen Aller.

Und der größte Messias wird in stiller Bescheidenheit sich dieser neuen Herrschaft fügen.

Dies wird die Krone seines Wirkens seyn, und alle Welt wird daran den zweien Messias erkennen, größer als der erste.

Neunzehntes Kapital.

Vorbereitungen zur Uebergangsperiode.

Art. 1 Alle uns zu Gebote stehende Mittel müssen der Verbreitung unserer Lehre geweiht sein,

Art. 2. Alle Privatzwecke müssen wo möglich diesem allgemeinen Zwecke nachstehen.

Art. 3. Wir wollen eine geregelte Lebensweise führen, mäßig sein in der Arbeit und im Genuß, soweit uns dies in der heutigen Organisation der Gesellschaft möglich ist, und überhaupt uns hüten unsere geistigen und physischen Kräfte durch Unmäßigkeit zu schwächen.

Art. 4. Unsere Meinung wollen wir vor den Richterstühlen der heutigen Gesellschaft niemals verleugnen, da wo die Gerichtsverhandlungen öffentlich sind, und sie überall leugnen, wo sie dies nicht sind.

Art. 5. Wir wollen uns vornehmen, persönlicher Interessen wegen keine Prozesse und Klagen zu führen: wenn das Interesse unsers Prinzips dies nicht nothwendig macht.

Art. 6. Wir wollen uns angewöhnen, jede das gegenseitige Vertrauen störende Ohrenbläserei zurückzuweisen. Selbst wenn die üble Nachrede wahr ist, wollen wir sie mit Zweifel aufnehmen, und uns hüten sie weiter zu verbreiten, wenn das Interesse unsers Prinzips dies nicht anders bestimmt.

Art. 7. Wir wollen uns hüten, einander Unterstützungen für persönliche Zwecke abzuverlangen, weil dadurch der allgemeine Zweck leidet.

Alt. 8. Wir wollen Jeden der an eine geregelte Lebensweise gewöhnt ist, und für unser Prinzip Eifer und Thatigkeit bewiesen hat, in der Noth Hülfe bieten.

Art. 9. Niemand werde von uns einer ihm von den Richtern der heutigen Gesellschaft zuerkannten Strafe wegen verachtet.

Art. 10. Kein Bettler erhalte mehr von uns ein Almosen, ohne ihm dabei vorzustellen, daß das Betteln eine Feigheit und Schande sey, und er mit dem größten Recht das was er braucht von den Vorstehern der gesellschaftlichen Ordnung, von den Reichen und Mächtigen zu fordern habe.

Art. 11. Wir wollen Niemanden für erhaltene Wohlthaten und Gefälligkeiten danken, noch für die welche wir Andern erweisen aus Dank und Vergeltung rechnen.

Art. 12. Wir wollen nirgends arbeiten wo Andere wegen Lohnverkürzung die Arbeit niedergelegt haben.

Art. 13 Wir wollen uns in keine Streitigkeiten einlassen die nicht das Interesse unsers Prinzips berühren, und in solchen mit möglichster Ruhe und Ordnung diskutiren.

Art. 14 Wir wollen uns so viel als möglich hüten Soldaten und Bediente zu werden, und überhaupt gar kein Amt annehmen, welches einen hohen Grad schimpflicher Ergebenheit bedingt.

Art. 15. Wir wollen uns keiner nützlichen Arbeiten schämen, wenn sie nicht durch eine dafür zu erhaltende, niedrige Löhnung unsere Verachtung rechtfertigen.

Art. 16. Wir wollen den festen Vorsatz fassen, in den Zeiten einer politischen oder socialen Bewegung keinem Revolutionäre zutrauen, der nicht seine Lebenslage mit der aller seiner Anhänger gleichstellt.

Schlußwort.

Leser! du wirst mich verstanden haben! und du Reicher, wenn du dies gelesen nicht vergessen das ich gegen die Sachen kämpfe und nicht gegen die Personen: und daß man die Sachen in vorliegendem Werke nur durch Bezeichnung der Personen und Klassen deutlich anschaulich machen kann.

Was ich in diesem Buche gegen die reichen Vorrechtler sage, macht uns auf keinen Fall dieselben noch mehr zu Feinden, als sie ohne es selbst zu wissen, durch die Umstände es nicht schon sind.

Nicht alle Reiche lassen sich durch die Macht der sinnlichen Genüße beherrschen, und von diesen wird der wissenschaftlich gebildete Theil für uns sein. Zählen wir doch jetzt schon dir Kämpfer für unser Prinzip unter denselben. Thomas Morus, im Jahre 1535 Staatskanzler von England; der ebendaselbst wirkende Owen, welcher zuerst den Grundsatz der Abschaffung der Strafen aufstellte, Babeuf und Cabet, frühere französische Deputirte, der erste unsers Prinzips wegen im Jahre 1795 unter der damaligen republikanischen Regierung Frankreichs zum Tode verurtheilt und hingerichtet, der andere durch ein gegebenes System und eine Menge kommunistischer Schriften wirkend. Louis Heßberg vormaliger hessischer Oberst-Lieutenant, der ebenfalls an die künstige Abschaffung der Strafen glaubt, und Barbes, der jugendliche, tollkühne, tapfere Barbes, waren und sind sie nicht Alle für unser reines Prinzip der Gleichheit, und waren und sind dies nicht alle entweder hochgestellte oder reiche Leute? - Eine Menge noch könnte ich nennen, minder reich und eben so eifrig für die gute Sache, ohne Alle die, welche man nicht Gelegenheit hat kennen zu lernen, oder die noch keine Gelegenheit hatten, sich zu zeigen.

In Sparta waren es zweimal die Könige, welche die Gemeinschaft der Güter einführten. Sollte sich in dem Zeitraum von 3000 Jahren keiner wieder finden, der in ihre Fußtapfen tritt?

Wir hoffen es, verlassen uns aber nicht darauf.

Mächtige dieser Erde! ihr habt die Mittel, das Andenken eines Alexander's und eines Napoleon's in euren Ruhm zu verdunkeln.

Ihr habt die Mittel, die Uebel der Gesellschaft auf eine euch und uns angenehme Weise zu beseitigen. Wenn wir mit unsern rohen Mitteln die Arbeit allein übernehmen müssen, wird sie mühsam und schmerzhaft für uns und euch vollbracht werden.

Prüfet und wählet!

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